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Keimzelle der Firma Dornier vor 
Abriss gerettet

Zum Jubiläum „100 Jahre Dornier“ freut sich das Dornier Museum Friedrichshafen auf ein ganz besonderes Geschenk: Die Baracke Seemoos, Keimzelle der Firma Dornier, wird auf das Gelände des Dornier Museum Friedrichshafen versetzt und bleibt somit vor dem geplanten Abriss verschont. Der Ab- und Wiederaufbau wird durch Experten einer Spezialfirma durchgeführt. Heute wurden die ersten Teile der Baracke für den Abtransport verladen. In der 17 Meter langen und zehn Meter breiten Baracke hatte der Flugzeug-Pionier Claude Dornier zusammen mit einem kleinen Stab von Technikern und Ingenieuren vor 100 Jahren begonnen, die ersten Wasserflugzeuge zu konstruieren.

Von Redaktion
Die Keimzelle großer Ideen: Ausgangspunkt der ersten Entwicklungen des Luftfahrtpioniers Prof. Claude Dornier ist die Baracke Seemoos in Friedrichshafen-Manzell.
Die Keimzelle großer Ideen: Ausgangspunkt der ersten Entwicklungen des Luftfahrtpioniers Prof. Claude Dornier ist die Baracke Seemoos in Friedrichshafen-Manzell. Airbus Group/Dornier GmbH

Wir sind sehr glücklich, dass die Baracke Seemoos vom Abriss verschont bleibt“, sagt Berthold Porath, Direktor des Dornier Museums. „Dies mag ein Zufall sein, doch manchmal kommt auf einen zu, was fällig ist. Auf Grund der zerstörerischen Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs ist ein Großteil der Gebäude aus dem Stadtbild der 200 Jahre alten Stadt Friedrichshafen verschwunden. Insofern hat die 100 Jahre alte Baracke Seemoos eine sehr hohe kultur- und technik-historische Bedeutung. Wir wollen mit dem Wiederaufbau beim Dornier Museum ein Stück der Stadtgeschichte Friedrichshafens wieder erlebbar machen, ganz nach dem Leitspruch von Ferdinand Graf von Zeppelin: Man muss nur daran glauben und es auch wollen, dann wird es gelingen“Experten der Firma JaKo Baudenkmalpflege GmbH aus dem oberschwäbischen Rot an der Rot haben die Baracke in knapp dreiwöchiger Arbeit in 20 große Teile zerlegt. Für kleinere Teile, die zur Baracke gehören, haben sie rund 200 Nummern vergeben. Projektleiter Hubert Maucher zeigte sich beeindruckt: „Die Baracke ist ein Vorreiter des Fertigbaus“, so Maucher. „Die Zimmerei hat offenbar große Teile vorgefertigt und dann angeliefert.“ Den Zustand der Baracke bezeichnete der Experte als „sehr gut“. Er freue sich, dass sie erhalten bleibe.

Teile der 100 Jahre alten Baracke werden zum Abtransport verladenFoto: Airbus Group/Dornier GmbH
Teile der 100 Jahre alten Baracke werden zum Abtransport verladen

Heute haben Tieflader begonnen, Teile des Südflügels der Baracke abzutransportieren – die Baracke stand einem von der Mitgliederversammlung des Württembergischen Yachtclubs beschlossenen Neubau im Wege. Ab kommendem Jahr soll dieser auf dem Gelände des Dornier Museum Friedrichshafen wiederaufgebaut werden und als „Mint Maker Garage“ dienen. „MINT steht dabei für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, beziehungsweise für diese Schulfächer“, erklärt Berthold Porath, Direktor des Dornier Museum Friedrichshafen. „Es handelt sich dabei um eine Werkstatt in der Selber-Machen beziehungsweise das Reparieren defekter Gegenstände in den Workshops mit den Museumspädagogen sowie, generationsübergreifend, mit den Seniorexperten des Förder- und Freundeskreis praktiziert wird. Dabei sollen handwerkliche, intellektuelle und organisatorische Kompetenzen genauso gefördert werden, wie das Querdenken und die Selbstorganisation.“

Abbau der 100 Jahre alten Baracke SeemoosFoto: Airbus Group/Dornier GmbH
Abbau der 100 Jahre alten Baracke Seemoos

Auch der Freundes- und Förderkreis Dornier Museum freut sich über die gute Nachricht zum 100-jährigen Jubiläum der Firma Dornier: „Was 1914 mit Claude Dornier und der Abteilung Do zunächst im Carbonium und später in der Baracke Seemoos begann, hat den Flugzeugbau und die Geschichte der Luftfahrt geprägt“, sagt Dr. Rainer Schmidberger, Vorsitzender des Freundeskreises. „Die Unterbringung abseits der Zeppelinwerft hatte auch Symbolwert: Hier entsteht etwas ganz neues, der Pioniergeist darf sich entfalten, frei von bisherigen Zwängen.“ Der Freundeskreis betrachte das Vermächtnis von Dornier „nicht nur unter dem Aspekt der großen technischen Leistungen, sondern auch als Ausdruck einer ganz besonderen Unternehmenskultur“. Einer Kultur, die Freiräume gebe, Herausforderungen setze, Vertrauensvorschuss leiste, Querdenken fördere und Teamarbeit ermögliche. Schmidberger weiter: „Die Baracke ist Symbol für diese Kultur, und darum unterstützen wir die Umzugsaktion nach Kräften. Wir werden die Fachkompetenz unserer Mitglieder in die Neugestaltung der Baracke einbringen und wir werden für die Ausrüstung des Wiederaufbaus Sachspenden und finanzielle Unterstützung einwerben.“Cornelius Dornier, Enkel von Claude Dornier und Vorsitzender der Dornier-Stiftung,  zeigt sich über die Rettung der Baracke erleichtert : „Während des Zweiten Weltkriegs wurde in Friedrichshafen sehr viel zerstört, und so bin ich froh, dass der Südteil der Baracke, ein historisches Gebäude, erhalten bleibt. Für mich ist die Dornier Baracke im weitesten Sinn eine Kulturstätte mit einer sehr hohen symbolischen Bedeutung: Sie ist Zeuge dafür, dass aus einer Idee etwas sehr Großes entstanden ist. Auch für mich persönlich bedeutet diese Baracke viel, da es ja mein Großvater war, der dort mit dem Bau von Wasserflugzeugen begonnen hat. Ich bin zuversichtlich, dass die Bedeutung dieser Baracke auch an ihrem neuen Ort, auf dem Gelände des Dornier Museum Friedrichshafen, erkannt wird.“

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