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Praxis-Tipp: Tankanzeigen im Flugzeug

Die Spritmenge an Bord sollte jeder Pilot beim Start kennen – doch auch im Flug ist der Blick auf die Instrumente wichtig.

Von Redaktion
Funktionscheck
Funktionscheck: Oft ist der Kraftstoffsensor so alt wie das Flugzeug selbst – ein Ohmmeter gibt Auskunft, ob er trotzdem noch ordnungsgemäß arbeitet. Foto: Christina Scheunemann

„Auf die Zeiger brauchst du nichts geben, die stimmen eh nicht“ – wenn es um die Tankanzeige im Cockpit geht, ist das wohl einer der häufigsten Sätze bei der Einweisung in eine neue Vereins- oder Chartermaschine. Der Alltag mit unseren oft jahrzehntealten Flugzeugen gibt solchen Aussagen leider recht. Tatsächlich sind die Tankanzeigen oft genug nur Schätzeisen – bestenfalls! 

Eins sollte klar sein: Nur ein Blick in den Tank beim Vorflugcheck schafft hundertprozentige Gewissheit, wie viel Sprit wirklich an Bord ist. Wer denkt, dass die Tankanzeige deshalb bedeutungslos ist, der irrt allerdings. Eine undichte Spritleitung, ein abgefallener Tankdeckel, ein Riss im Tank … es gibt zahlreiche Defekte, die dazu führen können, dass während des Flugs Kraftstoff verloren geht. Bleibt dies unerkannt und der Sprit geht unterwegs überraschend zu Ende, kann das zu Notsituationen führen.

Tankanzeigen im Flugzeug: Oft nur Schätzeisen

Das Funktionsprinzip der meistverbreiteten Tankanzeigen unserer Flugzeuge ist simpel: Der Geber im Tank besteht aus einem Schwimmer, der über einen Hebel mit einem veränderbaren elektrischen Widerstand verbunden ist. In dem Potentiometer, so der Fachbegriff für das elektrische Bauteil, gleitet ein Finger über einen Draht mit einem vorgegebenen Widerstandswert. Je höher der Kraftstoffstand im Tank, desto höher auch der Widerstand. So reguliert der Geber den Stromfluss in einer von zwei Spulen des Zeigerinstruments im Cockpit – die sogenannte Balanced-Coil-Schaltung garantiert, dass der Zeiger unabhängig von der Höhe der Bordspannung korrekt anzeigt. 

FuelfingerFuelfinger
Praktisch: Mit dem „Fuelfinger“ lässt sich die Spritmenge in den Tanks beim Vorflugcheck recht genau abschätzen.

Korrosion und Schmutz kann der mechanischen Konstruktion im Tank im Lauf der Jahre zusetzen: Der Schwimmer kann undicht werden, sich in einer Position verklemmen oder der Widerstand im Potentiometer erhöht sich. Um letzteres zu vermeiden, nutzen modernere Sensoren deswegen eine berührungslose Abtastung über ein Magnetfeld. Eine weitere Möglichkeit, den Füllstand zu ermitteln, ist das kapazitative Verfahren: Bei ihm gibt es gar keine beweglichen Teile mehr, vielmehr besteht der Sensor aus zwei Sonden, die je nach Kraftstoffmenge eine unterschiedlich hohe elektrische Ladung aufnehmen können.

Durchflusssensoren ermitteln den Kraftstoffverbrauch genauer

Mögliche Störquellen bei komplexen Flugzeugen sind auch Mikroschalter im Tankwahlschalter, die dafür sorgen sollen, dass der jeweils genutzte Tank am Instrument angezeigt wird. Deutlich genauer als mit bloßen Tankanzeigen lässt sich der Kraftstoffverbrauch im Flug mit Durchflusssensoren ermitteln, die oft Bestandteil von Triebwerksüberwachungsgeräten oder integrierten Avioniksystemen wie Garmins G1000 sind. 

SystemkenntnisSystemkenntnis
Systemkenntnis gefordert: Der Tankinhalt (links) und die verbleibende Spritmenge (rot) werden auf unterschiedliche Arten ermittelt.

Deren „Transducer“ sitzen zwischen Kraftstoffleitung und Triebwerk. Ein kleines Turbinenrädchen ermittelt die Menge an Sprit, die durch sie hindurchfließt. So lässt sich einerseits der aktuelle Kraftstoffverbrauch anzeigen, andererseits genau ermitteln, wie viel Sprit bisher insgesamt benötigt wurde. Das funktioniert erstaunlich exakt, gut kalibrierte Sensoren sind pro Tankfüllung auf wenige Liter genau.

Rückversicherung über die Tankanzeige ist Pflicht

Erhält das Fuelflow-Messgerät auch noch Informationen zu Flugstrecke und Geschwindigkeit über Grund – indem es mit einem GPS verbunden ist – kann es sogar die verbleibende Kraftstoffmenge am Ziel errechnen. Gerade für Flüge nahe der maximalen Endurance ist das eine wertvolle Zusatzinformation. Dafür muss der Pilot aber unbedingt vor dem Start die Spritmenge eingeben, die sich an Bord befindet. 

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Stimmt die Eingabe mit der tatsächlichen Menge nicht überein, ist auch die Berechnung fehlerhaft. Geht auf dem Weg vom Tank zum Triebwerk Sprit verloren, erkennt es der Durchflussmesser ebensowenig. Sich über die Tankanzeigen rückzuversichern, ist deshalb Pflicht. Die sollten dann aber auch funktionieren! 

Text: Christof Brenner aus fliegermagazin 08/2021

Schlagwörter
  • Tankanzeige
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