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Flugplatz Arnsberg-Menden – EDLA

Einst war Arnsberg die Hauptstadt des Herzogtums Westfalen. Heute wird das „Tor zum Sauerland“ von 
Urlaubern geschätzt – und von Piloten: Hier beginnt 
ein Wintersport- und Wandererparadies, das aus 
der Luft einen ganz besonderen Reiz entfaltet

Von Redaktion

Wer den Verkehrslandeplatz Arnsberg-Menden vom nördlichsten Bogen der Ruhr aus anfliegt, blickt auf eine weite Waldlandschaft, durchzogen von Tälern und Wiesen sowie zahlreichen Flüssen und Seen. Ein traumhaftes Panorama! Wo die Sauerländer leben, verbringen Andere ihren Urlaub. Zum Beispiel Niederländer, die das nahe Mittelgebirge jenseits der Grenze lieben. Wie andere Touristen zieht es sie im Winter auf die Skipisten; in der wärmeren Jahreszeit erkunden Wanderer und Radfahrer die schöne Natur. Nördlich des Flugplatzes Arnsberg bilden das Ruhrtal und der Höhenkamm der Haar den Saum des Sauerländer Rothaargebirges, und im Nordwesten, jenseits des Haarstrangs, erstreckt sich die flache Hellwegbörde. Längst ist der Hellweg, eine historische Handelsstraße, durch die Autobahn Dortmund–Kassel ersetzt.

Wo sie die A445 schneidet, liegt das „Kreuz As am Hellweg“, ein Autobahnkreuz, das von oben wie ein Kleeblatt aussieht und sich gut als Navigationshilfe für den Anflug auf Arnsberg-Menden eignet. Bevor wir den Platz ansteuern, kreisen wir vier Meilen nördlich davon über der alten Wallfahrtsstadt Werl. Deren Barockkirche, vor allem aber die Wallfahrtsbasilika mit den grün oxidierten Doppelturmspitzen, markiert aus der Vogelperspektive den alten Stadtkern. Gut erkennbar ist auch der „Knast“, wie die Justizvollzugsanstalt von Einheimischen meist genannt wird. Dessen markanten Mittelpunkt bildet ein zwischen 1906 und 1908 als Königlich-Preußisches Zentralgefängnis errichteter Gebäudeteil mit kreuzförmigem Grundriss.

Flug nach Arnsberg-Menden: Ein traumhaftes Panorama!

Vom Werler Autobahnkreuz aus kann man sich gut in die empfohlene Platzrunde von EDLA einordenen. „Empfohlen“, denn in der AIP ist keine Platzrunde veröffentlicht. Piloten sollten ihren Verlauf vor einem Besuch des Platzes auf dessen Website studieren (www.flugplatz-arnsberg-menden.de/flugplatz/an-abfluege). Wegen des vorherrschenden Südwestwinds ist meist die Piste 23 aktiv. Der rechte Queranflug führt mit Blick auf die Ruhr-Schleife bei Ense in 1 800 Fuß um Windkraftanlagen herum, der Endanflug dann über den Fluss. In der hügeligen Landschaft liegt Arnsberg-Menden wie ein Flugzeugträger im welligen Meer. Eher an „Tante Ju“ erinnert die Wellblech-Fassade der Flugplatzgebäude.

Mischbetrieb: Auf dem Verkehrslandeplatz gibt 
es neben Avgas und 
Jetfuel auch Super Plus (Foto: Andreas Dunker)

Und das soll auch so sein, wie wir nach der Landung erfahren – schließlich heißt das Flugplatz-Hotel, dem ein Restaurant mit Lounge angegliedert ist, auch Ju 52. Eigentümer von EDLA ist die Mendener Unternehmer- und Flieger-Familie Bettermann, die den Platz für Werksverkehr nutzt. Vor den großen Hangars erreichen wir die Abstellflächen auf Gras. Auch in den Hallen stehen nach Rückfrage Stellplätze zurVerfügung, falls es die Auslastung erlaubt. Doch erst mal die Maschine auftanken. Wir selbst tanken an der Theke des Restaurants Ju 52, dessen Bierzapfsäule einem alten Propeller gleicht. Im Hotel wird man übrigens an einer Rezeption empfangen, die aus einem ausgedienten Flugzeugleitwerk besteht.

Wir selbst tanken an der Theke des Restaurants Ju 52, dessen Bierzapfsäule einem alten Propeller gleicht

Wer nach der Landung das Naturerlebnis sucht, wird Spaziergänge im Voßwinkler Wildwald genießen. Dort lässt sich täglich die Fütterung des Schwarzwilds beobachten und im Herbst die Hirschbrunft. Vom Platz aus lohnt sich auch ein Abstecher zum verträumt gelegenen Wasserschloss Höllinghofen der Adelsfamilie von Ketteler-Boeselager. Es liegt an der Straße nach Voßwinkel. Die Buslinie 516, die am Flugplatz hält, führt in die Stadtteile Voßwinkel und Neheim, aber leider nicht direkt nach Arnsberg. Für größere Distanzen muss ein Taxi gerufen werden; Leihfahrräder gibt es nicht.

Idyllisch: Die 
920 Meter lange Asphaltbahn von 
Arnsberg-Menden ragt auf der Südwestseite in eine 
Lichtung hinein (Foto: Andreas Dunker)

Eine neue Attraktion direkt am Flugplatz ist ein Full-motion-Flugsimulator des Typs Redbird FMX. Darin kann man an nahezu allen Flugplätzen der Welt „fliegen“, Cockpit-Erfahrung sammeln oder einfach nur zum Spaß durch die Gegend brausen. Aber Arnsberg-Menden ist auch eine tolle Basis für ganz reale Rundflüge ins Sauerland, Ruhrgebiet, Münsterland und nach Ost-Westfalen. Nur sechs Meilen östlich des Platzes liegt die imposante Staumauer der Möhnetalsperre, die durch ihre Bombardierung im Zweiten Weltkrieg berühmt wurde: Die britische Luftwaffe hatte das Bauwerk im Mai 1943 stark beschädigt, worauf sich eine Flutwelle bis ins Ruhrgebiet ergoss.

Auf Südostkurs empfiehlt sich ein Ausflug über das Rothaargebirge zu einem anderen markanten Ziel: der in 2762 Fuß gelegenen Wetterstation Kahler Asten bei Winterberg. Wir steuern nach dem Abschied von Arnsberg auf östlichem Kurs die Steinbrüche des zerklüfteten Stadtgebiets von Warstein an, wo eine renommierte Brauerei auf ihrem Gelände jeweils im September das größte jährlich stattfindende Ballontreffen in Europa veranstaltet: die Warsteiner Internationale Montgolfiade. Zumindest den Schauplatz wollen wir uns schon mal aus der Luft ansehen.

Text und Fotos: Andreas Dunker, fliegermagazin 4/2015