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Flugplatz Bitburg – EDRB

Wer lange Runways liebt, wird im rheinland-pfälzischen Bitburg fündig: Auf der „feudalen“ 3000-Meter-Bahn könnte selbst ein Space Shuttle landen. Stattdessen tummeln sich hier nach dem Abzug der US-Militärs Cessna und Co

Von Redaktion

Blühende Rapsfelder, Wälder, ab und zu ein romantisches Flusstal oder die Wasserfläche eines Kratersees – wer zum Verkehrslandeplatz Bitburg in der Eifel will, überfliegt eines der unberührtesten deutschen Mittelgebirge. Alles andere als beschaulich ist hingegen die Bilanz des Flugplatzes – „EDRB“ startet seit drei Jahren durch. 1948 als Stützpunkt für die amerikanischen Luftstreitkräfte gegründet, wurde der Platz in mehreren Schritten Anfang der fünfziger, Ende der sechziger und noch einmal Ende der achtziger Jahre ausgebaut. 1994 zogen die Amerikaner ab und hinterließen eine intakte Infrastruktur mit langer Runway, Tower und Hangars. Das komplette Areal fiel damals an den Bund.

Seit Mai 2002 hat die Flugplatz Bitburg GmbH einen Nutzungsvertrag. 190 Hektar umfasst das heutige Gelände mit Piste, Rollwegen, Vorfeld und angrenzenden Hallen. Den markanten Tower, bis Mitte 2003 ein scheinbar dem Verfall preisgegebenes Gebäude, hat die Gesellschaft gekauft und saniert. Nun strahlt er leuchtend blau, und neben der Eingangshalle sind Restaurant, Vorbereitungsraum, Flugleitung sowie die Büros mehrerer Schulen und Vercharterer untergebracht. Der üppig dimensionierte Platz ist optimal zum Schulen: Er bietet eine Präzisions-Anflugwinkel-Befeuerung und die Möglichkeit zum Nachtflug. Zudem läuft derzeit das Verfahren für eine IFR-Zulassung. Die neue Jetfuel-Tankstelle wird gerade eingerichtet und soll bis zum Sommer in Betrieb sein (eine Avgas-Zapfsäule wird es aber wohl nicht vor 2007 geben).

Bitburg: die Bilanz des Flugplatzes ist erstaunlich – „EDRB“ startet seit drei Jahren durch

An manchen Tagen fühlen sich Besucher aber trotz des „urdeutschen“ Standorts fast in die scheinbar unendliche amerikanische Weite versetzt, vor allem dann, wenn lediglich eine Maschine ganz allein auf dem riesigen Vorfeld steht. Und tatsächlich sind die „USA“ nicht weit entfernt: Bitburg liegt dicht an der Kontrollzone um die amerikanische Airbase Spangdahlem, Luftlinie sind es gerade fünf Nautische Meilen. So kommt es gelegentlich vor, dass ein Pilot die Plätze verwechselt. Der Verkehr in Bitburg nimmt beständig zu: Wurden 2003 noch bescheidene 2000 Flugbewegungen gezählt, stieg diese Zahl 2004 auf 6500, im vergangenen Jahr waren es bereits 14 000. Das zivile Comeback ist auch Helmut Berscheid zu verdanken, dem engagierten Geschäftsführer der Flugplatz Bitburg GmbH. Um den Platz bekannter zu machen, organisieren er und seine Kollegen alle zwei Jahre Airshows, zuletzt im August 2005, und Tage der offenen Tür.

Ihre Bemühungen um die wirtschaftliche Wiederbelegung zeigen erste Erfolge: Nach und nach lassen sich immer mehr Gewerbebetriebe, die mit der Luftfahrt verbunden sind, in den vorhandenen Gebäuden nieder. So gibt es mehrere Flugschulen, auch für ULs, einen Hubschrauberhersteller, Produktionsbetriebe für Fallschirme und eine Springerschule, einen UL-LTB sowie einen Flugsportverein. Die Lage des Platzes nahe der Westgrenze Deutschlands mitten in Europa ist zudem ein Vorteil. Sie macht ihn zu einem idealen Ausgangspunkt für Kurzausflüge, etwa nach Luxembourg, Frankreich oder Belgien, aber auch zur guten Zwischenstation auf einem Trip in den Süden. Wer ein paar Tage bleiben will, kann unter zahlreichen Ausflugszielen wählen: Naturfreunde entdecken an einem der Maarseen seltene Pflanzen oder Badefreuden, etwa am Weinfelder Maar oder rund ums Pulvermaar, mit 71 Metern der tiefste deutsche Binnensee außerhalb der Alpen. Der Stausee Bitburg bietet sportlichen Gästen die Möglichkeiten zum Schwimmen, Wasserski, Surfen oder Paddeln.

Von Vorteil: die Lage des Platzes nahe der Westgrenze Deutschlands mitten in Europa

Und für Motorsportfans ist natürlich der Besuch des nahegelegenen Nürburgrings ein Muss: Die wegen ihres anspruchsvollen Verlaufs inmitten der Natur ironisch „grüne Hölle“ genannte Strecke lockt mit der Nürburgring-Erlebniswelt, Rennfahrerschule und ganzjährigen Race-Events. Architekturliebhaber hingegen erwartet das Bitburger Schlösschen, ein prächtiger Bau aus der Zeit des Barocks. Und natürlich ist auch die weltbekannte Brauerei der 14000-Einwohner-Stadt ein beliebtes Ausflugsziel: Montags bis donnerstags finden auf dem historischen Gelände des Getränkekonzerns Führungen statt, an die sich eine Verkostung des frischen Gerstensafts anschließt. Piloten sollten allein schon aus diesem Grund mindestens eine Übernachtung einplanen …

Bitburg – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Auf die nahe gelegene Kontrollzone von Spangdahlem muss geachtet werden. Es gibt nur eine Nordwest-Platzrunde. Funkhilfe ist das Nattenheim VOR 115,30 MHz.
  • Unterkunft: Informationen und Zimmernachweise gibt die Tourist-Information Bitburger Land, Im Graben 2, 54634 Bitburg, Telefon 06561/94 34 13, Fax 06561/94 34 20, www.eifel-direkt.de
  • Aktivitäten: Römische Villa Otrang, Telefon 06569/807, Cascade-Erlebnisbad, Telefon 06561/9 68 30, Besichtigung Bitburger Brauerei, Telefon 06561/14 24 97, www.bitburger.de

Text: Judith Preuß, fliegermagazin 3/2006