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Flugplatz Görlitz – EDBX


Deutschlands östlichste Stadt, an der Neiße gelegen, ist zwar in der nationalen Ausscheidung um die Europäische Kulturhauptstadt 2010 hinter Essen „nur“ Zweite geworden. Dennoch ist Görlitz ein Muss für fliegende Kulturliebhaber

Von Redaktion

Das niederschlesische Görlitz, bereits 1071 erstmals urkundlich erwähnt, lag in seiner Blütezeit an der „Salzstraße“. Hier kreuzten sich bedeutende Handelsstraßen und sorgten für wirtschaftliches Wachstum. Heute hat die 60 000-Einwohner-Stadt mehr als 3500 denkmalgeschützte Gebäude, die vom einstigen Reichtum zeugen. Aufgrund eines großzügigen Sanierungsprogramms wurden besonders Altstadt und Gründerviertel in den vergangenen 15 Jahren auf Vordermann gebracht. Dass diese finanziellen Zuwendungen auch das Selbstbewusstsein der Görlitzer Bürger gestärkt hat, zeigt die Teilnahme am Wettbewerb um die Europäische Kulturhauptstadt 2010. Wer sich um diesen Titel bewirbt, muss neben einem interessanten städtebaulichen Ensemble auch kulturelles Leben bieten, das höchsten Ansprüchen genügt. Ein Blick auf das Veranstaltungsprogramm zeigt, dass in Konzerthallen, im Theater, auf Freilichtbühnen und Plätzen das ganze Jahr über jede Menge los ist.

Natürlich profitiert die nach 1945 geteilte Stadt vom polnischen Zgorzelec. Seit 1998 gibt es eine Partnerschaft, die weit über die übliche Zusammenarbeit einer solchen Kooperation hinausgeht. Als Europastadt Görlitz/Zgorzelec sollen die beiden Stadtteile zusammenwachsen, und deshalb führt man auch viele Veranstaltungen gemeinsam durch, beispielsweise im August das internationale Straßentheater. Große und kleine Bühnen beiderseits des Grenzflusses locken die Zuschauer mit den unterschiedlichsten Aufführungen. Historische Sehenswürdigkeiten in Hülle und Fülle bieten vor allen die Altstadt und das benachbarte Gründerstadtviertel. Beim Spaziergang an der Neiße kann man sich zwischen Kaisertrutz und Altstadtbrücke eine Übersicht über die Straßen, Plätze und Lokalitäten verschaffen. Und feststellen: Die Stadt lebt! So zeigen beispielsweise in den Arkaden am Untermarkt Kunsthandwerker, Figurenschnitzer oder eine Spitzenklöpplerin ihr Können.

Görlitzer Selbstbewusstsein: Teilnahme am Wettbewerb um die Europäische Kulturhauptstadt 2010

Den Bummel durch die Straßen sollte man unbedingt auf der polnischen Seite der Neiße fortsetzen. Über die Altstadtbrücke schlendert man ans östliche Ufer von Zgorcelec und von dort über die Stadtbrücke, die gleichzeitig den Grenzübergang für den Straßenverkehr bildet, vorbei an Stadthalle und Stadtpark wieder zurück. Wer über Görlitz fliegt, muss den Grenzfluss auch vom Cockpit aus strikt respektieren; Trips ins polnische Nachbarland sind nur mit Flugplan möglich. Die Bedeutung von Görlitz als Kultur- und Wirtschaftsstandort spiegelt sich auch auf dem stadtnahen Verkehrslandeplatz wieder. So freut sich Flugleiter Werner Lange über die steigende Attraktivität seines bereits seit 1925 bestehenden Platzes: „Mit der Bewerbung um die Kulturhauptstadt wurden wir zunehmend von Piloten aus den alten Bundesländern angeflogen, die noch nie soweit östlich gelandet waren. Mit Taxi oder Mietwagen erreicht man innerhalb von 15 Minuten das Zentrum. Es ist der große Vorteil unseres Platzes, dass wir so verkehrsgünstig in unmittelbarer Stadtnähe liegen.“

Seit 1999 sind die beiden niederschlesischen Verkehrslandeplätze, der Görlitzer Flugplatz mit seiner 750 Meter langen Grasbahn und Rothenburg mit 2500-Meter-Asphaltpiste unter dem Dach einer GmbH vereint, der die Städte Görlitz und Rothenburg sowie der Niederschlesische Oberlausitzkreis angehören. In Görlitz sorgen neben vielen Privatpiloten vor allem zwei sehr rührige Luftsportvereine für ein reges Flugplatzleben. Mit ihrer Hilfe, initiiert durch die Flugplatzgesellschaft und örtliche Unternehmer, entstand ein Projekt, das inzwischen bundesweit beispielhaft ist: Am Beruflichen Gymnasium werden Schüler und Schülerinnen seit 2004 auch in Luft- und Raumfahrttechnik unterrichtet. Neben allgemein verbindlichen Fächern erhalten sie zu Themen wie Aerodynamik, Flugzeugbau, Hydraulik sowie anderen Luftfahrtbereichen vertiefende Kenntnisse. Und natürlich haben die Gymnasiasten auch die Möglichkeit, eine Segel- oder Motorflugausbildung am Flugplatz zu beginnen – eine gelungene und unkonventionelle Form der „Nachwuchswerbung“.

Görlitz – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Der Anflug ist nur aus nördlicher und westlicher Richtung möglich, denn Görlitz liegt direkt an der polnischen Grenze. Und auch Tschechien im Süden ist nah. Wer mit Ostkurs Dresden passiert, kann sich an die A4 halten, die direkt bis zur Stadt führt. Aus Norden kommend bilden Autobahn und Neiße Auffanglinien. Als Navigationshilfe dient auch das VOR Hermsdorf 115,00 HDO 97 X.
  • Unterkunft: Görlitz bietet eine Vielzahl von Hotels und Pensionen in fast allen Preislagen, sowohl im Stadtzentrum als auch in der Umgebung. Selbst auf einem Wahrzeichen, der Landeskrone oberhalb der Stadt, kann man übernachten. Das Burghotel hat Einzel- und Doppelzimmer zu Preisen zwischen 40 und 95 Euro im Angebot. Mehr Infos bei Görlitz Information, Brüderstraße 1, 02826 Görlitz, Telefon 0 35 81/4 75 70, www.goerlitz.de
    Touristen-Infos über Zgorzelec unter www.zgorzelec.com
  • Ausflüge: Bei der großen Zahl denkmalgeschützter Gebäude empfiehlt es sich, an einer der täglichen Stadtführungen teilzunehmen. Kulturell interessierte Besucher können zudem unter sechs Museen und vier Galerien wählen; besonders attraktiv ist das Schlesische Museum am Untermarkt/Brüderstraße.

Text: Hartmut Buch, fliegermagazin 4/2007