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Flugplatz Rothenburg ob der Tauber – EDFR

Wer sich vorstellen will, wie eine Stadt vor 900 Jahren ausgesehen hat, muss nicht ins Museum: Im bayerischen Rothenburg ob der Tauber erlebt man eine Zeitreise

Von Redaktion

Die Altstadt von Rothenburg, eingebettet in die Landschaft des Taubertals, der Frankenhöhe und der Hohenloher Ebene, ist in ihrer Geschlossenheit und Lage ein einzigartiges Beispiel mittelalterlicher Kultur – und heute verbunden mit fränkisch-gemütlicher Lebensart. Die erste historische Erwähnung geht bereits auf das Jahr 970 mit dem Bau einer Pfarrei zurück. Ende des 12. Jahrhunderts erhält Rothenburg Stadtrecht, die erste Stadtmauer wird erstellt, Teile sind bis heute erhalten. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte erhält die Kommune ihr heutiges Gesicht. Am Ostersamstag 1945 folgt eine dramatische Zäsur: Die Stadt wird von den Alliierten als sogenanntes „Ausweichziel“ bombardiert, große Teile fallen dem anschließenden Feuer zum Opfer. Mit tatkräftiger finanzieller Unterstützung aus dem In- und Ausland wurde der historische Stadtkern in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut.

In Rothenburg dreht sich fast alles um Geschichte – bereits im Jahr 1900 erkannten die Einwohner die Bedeutung des Tourismus. Heute sprechen eine halbe Million Übernachtungen, davon mehr als die Hälfte aus dem Ausland, eine deutliche Sprache. Vor allem bei Besuchern aus den USA und Japan ist die Stadt ein beliebtes Ausflugsziel. Und jedes Jahr am Pfingstwochenende lebt das Mittelalter auch im Straßenbild wieder auf: Die Bewohner tragen dazu historische Gewänder, bunte Handwerker- und Händlermärkte machen die Zeitreise beim „Meistertrunk“ perfekt. Zwar ebenfalls an der Geschichte, aber noch mehr an Gegenwart und Zukunft ist der örtliche Aero-Club interessiert, der mehrere Motor- und Segelflugzeuge betreibt. Interessierte können im Verein auch fliegen lernen, außerdem gibt es eine UL-Tragschrauberschule am Platz. Abstellmöglichkeiten auch für Besucherflugzeuge sind ausreichend vorhanden, und mit einer 950-Meter-Asphaltbahn steht eine genügend lange Runway auch für schwerere Maschinen parat.

In Rothenburg dreht sich fast alles um Geschichte – bereits im Jahr 1900 erkannten die Einwohner die Bedeutung des Tourismus

Nicht wundern sollten sich Piloten deshalb, wenn sich eine Transall im Landeanflug meldet: Rothenburg wird regelmäßig von Militärpiloten des Lufttransportgeschwaders 61 zum Training genutzt. Da die Piste aber fast Nord/Süd-Ausrichtung hat und meist Ost/West-Windverhältnisse vorherrschen, sollten Piloten mit Crosswindlandungen vertraut sein. Das Restaurant „Propellerstube“ direkt am Platz mit kostenlosem Internetzugang wird von Piloten wie Besuchern gleichermaßen für seine gute Küche gerühmt, und im Flugvorbereitungsraum lässt sich mit Hilfe von pc_met der Rückflug professionell planen. Sportliche Piloten schnappen sich einen der zahlreichen Drahtesel (passend zur historischen Stadt) und radeln in 15 Minuten ins Zentrum. Man kann dieses entweder auf eigene Faust entdecken oder eine Stadtführung buchen: Die kürzere dauert zwei, die längere vier Stunden.

Für Nachtschwärmer wird sogar ein Rundgang mit dem Nachtwächter angeboten. Treffpunkt hierzu ist täglich am Marktplatz um 21.30 Uhr. Wer nicht gern zu Fuß unterwegs ist, kann die Stadtführung alternativ auch im Rahmen einer gemütlichen Kutschen- oder Rikschafahrt erleben. Für kulturell Interessierte empfiehlt sich der Besuch in einem der zahlreichen Museen, etwa dem mittelalterlichen Kriminalmuseum oder dem Weihnachtsmuseum. Eine weitere Attraktion: Käthe Wohlfahrts Weihnachtsdorf und -laden.

Sie bietet das ganze Jahr über in einer einmaligen Atmosphäre das weltweit größte Angebot an deutschem Weihnachtsschmuck an – vor allem mitten im Hochsommer ist man als Besucher völlig verblüfft. Wer jetzt noch etwas Luftfahrtgeschichte erleben will, dem ist der Besuch des Museums von Flugpionier Gustav Weißkopf in Leutershausen (etwa 25 Kilometer Richtung Ansbach der Burgenstraße folgend) zu empfehlen. Dem gebürtigen Leutershausener gelang möglicherweise 1901 – zwei Jahre vor den Gebrüdern Wright – in den USA der erste motorisierte Hüpfer mit seinem Flugapparat Nr. 21. Ob dieser Flug aber tatsächlich stattgefunden hat, das spaltet Luftfahrthistoriker bis heute in zwei Lager.

Rothenburg ob der Tauber – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Der Platz liegt nordöstlich von Rothenburg, eingebettet zwischen Autobahn A7 und der Bahnlinie Rothenburg–Steinach, westlich des Ballungsraumes Nürnberg/ Fürth/Erlangen. Die Autobahn ist eine gute Orientierungshilfe: Fliegt man aus Süden an, kommt vor Rothenburg das markante Autobahnkreuz Feuchtwangen/Crailsheim. Beim Landen mit Crosswind rechnen!
  • Unterkunft: Als Touristenmagnet vor allem auch für Besucher aus Übersee und Fernost hat die Stadt eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten, von der Jugendherberge über Privatzimmer bis zum Luxushotel. Das bekannte Hotel Eisenhut im historischen Stil mitten im Stadtzentrum bietet beispielsweise Einzelzimmer ab 126 Euro an. Im Hotel Mittermeier, einen Katzensprung außerhalb der Stadtmauer, gibt es Einzelzimmer ab 63 Euro. Mehr Informationen und Zimmernachweis von Rothenburg Tourismus Service, Marktplatz, 91541 Rothenburg o. d. T., Telefon 09861/404800, www.rothenburg.de
  • Aktivitäten: Jedes Jahr am Pfingstwochenende finden die historischen Festspiele „Der Meistertrunk“ mit mittelalterlichen Kostümen, Handwerker- und Händlermarkt statt, ebenso Ende August die Reichsstadt-Festtage. Der Besucheransturm ist groß, unbedingt rechtzeitig eine Unterkunft buchen! Empfehlenswert ist ebenfalls das regelmäßig stattfindende öffentliche Ritteressen mit Spectaculum im Gasthof Spitaltor.

Text und Fotos: Simon Krikawa, fliegermagazin 6/2007