flugplaetze

Flugplatz Weimar – EDOU

Nur wenige Städte haben die deutsche Geschichte und Kultur ähnlich stark geprägt wie Weimar. Der Flugplatz Weimar-Umpferstedt ist ein idealer Ausgangspunkt für Erkundungen rund um Goethe, Schiller und das Bauhaus

Von Redaktion

Weimar-Umpferstedt unterscheidet sich von manch anderem Flugplatz: Es gibt keine jahrzehntealten Hallen und keinen Tower für die Flugaufsicht. Die asphaltierte Bahn ist lediglich 400 Meter lang, eine Tankstelle gibt es nur für Super bleifrei, nicht aber für Avgas. Alles ist modern und gepflegt, aber etwas kleiner als andernorts. Das ist kein Wunder, denn der Sonderlandeplatz wird privat und ohne finanzielle Hilfe vom Staat betrieben. Peter Herzog und Sören Gathemann gründeten den Flugplatz 1994. Herzog war seit 1982 hauptberuflicher Segelfluglehrer bei der „Gesellschaft für Sport und Technik“ in der DDR. 1990 eröffnete er auf dem Flugplatz in Sömmerda die erste gewerbliche UL-Flugschule in den neuen Bundesländern.

Kurze Zeit später brachte er seinem heutigen Partner das UL-Fliegen bei. Der kannte ein Stück Land zwischen Weimar und Jena, das zum Verkauf stand. „Anfangs war das ein einfacher Acker ohne Stromanschluss und Wasserleitungen“, erzählt Peter Herzog. Trotzdem entschieden sich die beiden, auf dem Gelände einen UL-Flugplatz zu gründen. Ausschlaggebend für den Standortwechsel war die bessere Lage: „Wir befinden uns hier mitten im Dreieck Weimar, Apolda und Jena mit mehreren hunderttausend Einwohnern“, hebt Herzog hervor. Beide bereuen den Umzug von Sömmerda nach Weimar bis heute nicht. Begonnen haben sie 1994 mit einer Außenlandegenehmigung und einer Zelthalle für Ultraleichtflugzeuge. Zuerst durften nur schuleigene Maschinen auf dem Gelände landen. Doch noch im gleichen Jahr erhielten sie von den Behörden die Zulassung als Sonderlandeplatz.

Flughafen Weimar: Start mit Außenlandegenehmigung

Die Weiterentwicklung begann bereits im Jahr darauf. Eine Flugzeughalle entstand, innerhalb der Grasbahn wurde ein Teilstück asphaltiert, und aus Containerbauelementen wurde ein Gebäude errichtet, in dem sich Piloten aufhalten, etwas essen und sogar übernachten können. „Die Infrastruktur des Platzes ist immer zusammen mit der Nutzung des Platzes gewachsen“, erklärt Herzog, „je mehr Schüler und Landungen wir hatten, desto mehr haben wir erweitert.“ Für die nähere Zukunft ist allerdings keine Expansion mehr geplant. Der Grund ist einfach: Ein größerer Flugplatz sei laut den Betreibern privat einfach nicht mehr tragbar, und auch staatliche Zuschüsse stehen nicht in Aussicht. Dazu wäre eine Anerkennung als Verkehrslandeplatz nötig, der das Land Thüringen aber sehr reserviert gegenüber steht.

Gleich neben der Halle für die Flugzeuge stehen einige Wohnwagen, in denen die Mitglieder des Sportflugvereins Phoenix am Wochenende wohnen. Und natürlich ist auch immer ein Platz für fremde Piloten frei: „Wir freuen uns über jeden Gast. Und uns ist es wichtig, dass der Platz auch von der Öffentlichkeit genutzt wird und nicht nur von unserer Flugschule“, so Herzog. 10 000 Starts und Landungen gibt es im Jahr, ein Viertel davon durch fremde Flugzeuge. Viele Piloten kommen auch wegen der Natur in einer der reizvollsten Landschaften Deutschlands. Wenn man vor den Hangars steht, kann der Blick hinüber bis zu den entfernten Ausläufern des Thüringer Waldes schweifen. Aber auch der nahe Harz und das Kyffhäuser Gebirge lohnen einen Ausflug. Aber natürlich ist das nur wenige Kilometer entfernte Weimar Hauptanziehungspunkt für Piloten. In die Innenstadt kommt man entweder mit dem Taxi oder Fahrrädern, die der Flugplatz verleiht.

Lohnenswert: Ausflüge in den Harz und das Kyffhäuser Gebirge

Die erste wirkliche Blütezeit erlebte die Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts. Mit seinem Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ war Johann Wolfgang von Goethe im ganzen Land berühmt geworden. Herzog Carl August von Weimar lud den jungen Schriftsteller zu sich ein. Hier wurde das Genie in die Zirkel rund um die Tafelrunde der Herzoginmutter Anna Amalia aufgenommen, in denen sich Geistesgrößen wie Schiller, Wieland und Herder trafen, um in Diskussionen und Gesprächen ihr Wissen zu erweitern. Goethe gefiel es in der kulturverrückten Stadt so gut, dass er aus Frankfurt in das kleine Weimar, damals mit nicht einmal 10000 Einwohnern, zog. In den folgenden Jahren arbeitete er an vielen seiner berühmten Werke, wurde Leiter des Hoftheaters von Weimar, übernahm als Minister gleichzeitig viele wichtige Regierungsämter des Herzogtums und half beim Aufbau der Universität von Jena.

Heute ist Weimar vor allem eine Touristenhochburg, die von ihrer Geschichte lebt. Auf den Straßen lassen sich Besuchergruppen aus aller Welt durch die restaurierten Straßen der Altstadt führen. Schulklassen hören vor dem Deutschen Nationaltheater den Ausführungen ihrer Lehrer zu, wobei sie von den Statuen Schillers und Goethes überragt werden. Über das holprige Pflaster fahren Pferdekutschen, gelenkt von eleganten Männern mit Zylindern. Und auf dem „Frauenplan“ vor Goethes Stadthaus sitzen Menschen in Cafés und schauen dem geschäftigen Treiben zu.

Weimar: Touristenhochburg mit reicher Geschichte

Nicht selten wirkt Weimar wie ein Freizeitpark. Aber es gibt auch andere Seiten: Noch heute glaubt man Goethe auf den rauen Steinen der Seifengasse zu begegnen. Diesen Weg wählte er, um von seinem Stadthaus in den „unteren Garten“ zu kommen. Am westlichen Hang steigt man hinab in den Park an der Ilm, einem kleinen Fluss, der sich durch die große Grünanlage windet. Jahrhundertealte Bäume säumen die breiten Wege durch die weiten Wiesen. Schon von weitem sieht man den Zufluchtsort Goethes, sein Gartenhaus. Hier lebte er die ersten sechs Jahre, die er in Weimar verbrachte, bevor er in ein deutlich größeres Anwesen am Frauenplan zog. Die Zimmer sind noch mit den originalen Möbeln eingerichtet: In Goethes Arbeitsraum steht ein hohes Pult und davor ein Sitz, auf dem er halb stehend Platz nehmen musste. Die beiden Etagen sind eher schlicht eingerichtet, was aber durchaus der ursprünglichen Ausstattung entspricht, denn der Literat wollte in „Einfachheit und Ordnung“ wohnen.

Gleich neben dem Haus führt ein gewundener Weg den Osthang des Parks hinauf und direkt in eine weitere wichtige Epoche von Weimar. Dort oben steht ein Haus, das so modern wirkt, als stünde es in einem angesagten Stadtteil einer heutigen Großstadt. Tatsächlich ist das Haus am Horn aber über 80 Jahre alt. Damals initiierte Walter Gropius einen Wettbewerb unter den Studenten des Bauhaus, der bekanntesten Kunst-, Design- und Architekturhochschule des 20. Jahrhunderts, die sich 1919 in Weimar gegründet hatte. Am Parkrand sollte eine zukunftsweisende Siedlung für Künstler und Studenten entstehen. In der Nachkriegsnot und unter dem Einfluss der Inflation konnte aber nur dieses erste Haus fertig gestellt werden. An den über vier Meter hohen Wänden des Hauptraums wird heute moderne Kunst gezeigt, in den Zimmern selbst deutet nur das Design der Lichtschalter auf das stolze Alter hin. Das Haus am Horn ist das einzige Gebäude, das vom Bauhaus in Weimar errichtet wurde.

Die lange Straße am Horn geht es wieder hinunter, am Schloss des Herzogs vorbei. In der Schillerstraße riecht man schon von weitem die originalen Thüringer Rostbratwürste auf dem Grill. Menschen sitzen auf Bänken unter hohen Bäumen und lassen sich die regionale Spezialität schmecken. Auch Peter Herzog ist sich deren Bedeutung für seinen Flugplatz bewusst: „Einige Gäste kommen alleine wegen der Thüringer Bratwurst.“

Weimar: Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Der Flugplatz Weimar-Umpferstedt liegt sechs Kilometer östlich von Weimar und zwölf Kilometer westlich von Jena. Eine gute Orientierungshilfe bietet die Autobahn A4, die einige Kilometer südlich des Platzes verläuft. Während des An- und Abflugs sollten keine Ortschaften in der Nähe überflogen werden.
  • Unterkunft: Unter www.weimar.de können Hotels oder Pensionen aller Kategorien reserviert werden. Eine Unterkunft ist auch direkt am Flugplatz möglich. Preis: 20 Euro pro Person inclusive Frühstück
  • Ausflüge: Wenige Kilometer westlich des Flugplatzes liegt die Universitätsstadt Jena mit ihrem bekannten Planetarium. Südlich des Flugplatzes beginnen die Ausläufer des Thüringer Waldes, der besonders bei Wanderen beliebt ist. Auch die Innenstadt des nahe gelegenen Erfurt lohnt einen Besuch.

Text: Johannes Reusche, fliegermagazin 1/2005