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Deutschlands ältester JU-52 Pilot ist 103

Da steht sie, die Junkers 52, die gute alte Tante Ju. Auf dem Rollfeld des Flugplatzes Bonn Hangelar wartet der Flieger der schweizerischen Ju-Air auf ganz besondere Fluggäste. Der Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge aus Mönchengladbach hat sich auf die Suche nach dem ältesten Ju 52-Piloten begeben und rund ein Dutzend derjenigen Piloten, die sich gemeldet hatten, zu einem Rundflug mit der Tante Ju eingeladen.

Von Redaktion
Piloten im Butzweilerhof
Piloten im Butzweilerhof

Der älteste unter den Herren ist Richard Perlia. Aus Berlin ist er angereist, der 1905 in Aachen geborene ehemalige Testpilot. Nicht nur der Rundflug, vielmehr ein Wiedersehen mit dem Butzweilerhof, dem ersten Kölner Flughafen im Norden der Stadt, hat ihn dazu aufgemuntert, die Mühen der Reise auf sich zu nehmen. Am Butzweilerhof arbeitete Perlia vor mehr als 70 Jahren als Fluglehrer. Das Wiedersehen mit dem Fluggerät und dem Flughafen bereitet ihm sichtliche Freude.„Die Ju 52 war für uns ja so etwas wie ein fliegender Lehrsaal“ erinnert sich Herrmann Terjung. Ein Lehrsaal für junge Piloten, die für Einsätze im zweiten Weltkrieg ausgebildet wurden. Terjung ist Jahrgang 1922. Nach dem 2. Weltkrieg ging es für die meisten der Piloten am Boden weiter. „So war es zunächst auch bei mir“, erinnert sich Herrmann Terjung. Es war der Rundfunk und schließlich das Fernsehen, das ihm Arbeit und Lohn gaben. „Beim Fernsehen machte ich einige Life-Reportagen über die Luftfahrt“, sagt der gebürtige Duisburger. Als dann die Lufthansa 1953 neu gegründet wurde, wurde Terjung gefragt, ob er denn wieder fliegen möchte. Er wollte. „In den letzten zehn Jahren meiner Dienstzeit flog ich die DC 10.“ Als Fluggast in der Tante Ju fühlt sich Terjung richtig wohl. Das dreimotorige „Lehrflugzeug“ gilt nicht umsonst als besonders sicher.

Richard Perlia
Richard Perlia

Beim Rundflug über die Kölner Bucht sitzt Kai Zimmer, ein Pilot der sonst Maschinen der Hapag-Lloyd lenkt, am Steuer. „Ich war im Cockpit“, sagt Günter Frenzel. Für einen kurzen Moment hat der 89-Jährige beim Blick auf die Armaturen, Räder, Schalter und Hebel ein längst vergessene Gefühl wiederentdeckt. Von den Kameraden erntet er für seinen Einsatz ein anerkennendes Schmunzeln. Im Passagierraum herrscht seit dem Abflug aufmerksame Betriebsamkeit. Hier ein Schubser und ein Augenzwinkern, dort ein freudiges Kopfnicken beim Blick aus dem Fenster.Ohne Kopfhörer wäre nicht viel zu hören. Es ist laut. Fliegen mit der Ju 52 erinnert in jedem Moment an die Pionierzeit der Luftfahrt. Kaum zehn Maschinen dieses Typs sind heute noch im Einsatz. Die Schweizer Ju Air besitzt drei Ju 52. Die vierte Tante-Ju fliegt dank des Mönchengladbacher Vereins der Freunde historischer Luftfahrzeuge seit elf Jahren wieder. Vom Flughafen Mönchengladbach oder vom Flugplatz Essen/Mülheim startet die HB-HOY in den Sommermonaten zu Rundflügen. „Die Maschine wurde in vielen tausend Arbeitsstunden wieder flugtüchtig gemacht“, erklärt Bernd Huckenbeck, der Präsident des Vereins. Einst zierte die HB-HOY die Besucherterrasse des Düsseldorfer Flughafens

Hermann Terjung
Hermann Terjung

„Wir wissen, dass unsere Maschine nicht ewig fliegen kann“, so Huckenbeck bei der abschließenden Ehrung der einstigen Ju-Piloten in der originalgetreu restaurierten Empfangshalle des ehemaligen Flughafens Butzweilerhof. Unter der Regie von Dr. Edgar Mayer entstand hier in den vergangen Jahren aus den alten Gebäuden eine Kultur- und Begegnungsstätte und ein einzigartiges Luftfahrtmuseum. Gut vorstellbar, dass die alte Tante Ju eines Tages hier Zeugnis der Luftfahrtgeschichte gibt. Bis dahin wird sie aber noch so machen Rundflug absolvieren.
Die Rundflugsaison 2009 beginnt im April. Informationen zu den Rundflügen mit der Ju 52 finden sich im Internet unter www.ju52rundflug.de oder unter der Rufnummer 0700 / 52 52 52 00. Informationen zur Geschichte der Ju 52 und der Schweizer Ju-Air finden sich unter www.airforcecenter.ch; Informationen zum Butzweilerhof in Köln finden sich unter www.butzweilerhof.de.

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