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EASA-Zulassung für Flugsimulator NOVASIM MR DA42

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit ließ erstmals einen FNTP-II-Verfahrenstrainer mit Mixed-Reality-Technik zu. Was kann der SIM?

Von Dirk M. Oberländer
NOVASIM MR DA42
Der Verfahrentrainer kombiniert Glascockpit und Umgebungsdarstellung per VR-Brille Bild: Brunner Elektronik AG

Mit dem NOVASIM MR DA42 stellt der Schweizer Hersteller Brunner Elektronik AG den weltweit ersten Mixed-Reality-Simulator nach EASA-Zulassung vor. Die Zulassung erfolgte über das Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Der FNPT-II-Verfahrenstrainer wurde gemeinsam mit Lufthansa Aviation Training entwickelt. Dabei bildet der Simulator das Cockpit und die Flugeigenschaften der zweimotorigen Diamond DA42 nach.

Der Simulator kombiniert zwei innovative Neuheiten. Die Außensicht wird nicht über ein Projektionssystem dargestellt, sondern über eine hochauslösende Mixed-Reality-Brille von Typ Varjo XR-4 Focal Edition. Das XR-Headset sorgt mit einer Auflösung von bis zu 4K und einem Sichtfeld von 120 x 105 Grad für eine fotorealistische Darstellung von Wetter, Topographie und Flugplätzen. Außerdem steht der Simulator auf einer elektrischen Motion-Plattform, die Flugbewegungen imitieren kann. Damit rückt der Verfahrenstrainer von der Leistung deutlich näher an aufwändigere Full-Flight-Simulatoren.

NOVASIM MR DA42: Der SIM arbeitet mit elektrischem Motion-System und MR-Brille für die Umgebungsdarstellung (Bild: Brunner Elektronik AG)

Was kann der NOVASIM MR DA42?

Die XR-Brille liefert eine Auflösung in menschlicher Sehqualität und ermöglicht dynamisches Szenen-Rendering in Echtzeit. Die Piloten bedienen, wie im Simulator üblich, weiterhin ein Cockpit in 1:1 Nachbildung. Das immersive Trainingserlebnis übertrifft herkömmliche FNPT-II-Simulatoren deutlich. Auch die integrierte Blickverfolgung ist ein Gamechanger. Denn SIM-Ausbilder können die Blickführung der Crew analysieren und so Wahrnehmung und Entscheidungsfindung ihrer Schüler besser beurteilen.

Neben der höheren Ausbildungsqualität spart der SIM-Einsatz reale Flugstunden. Denn durch die EASA-Zertifizierung dürfen bis zu 40 Praxisstunden innerhalb der CPL-Ausbildung im neuen Simulator „erfolgen werden“.

Was sagt der Hersteller zum NOVASIM MR DA42

Wo liegen die Vorteile für Flugschulen und angehende Airline-Pilotinnen und -Piloten? Und wie komplex war die Zulassung des neuartigen Geräts bei den Luftfahrtbehörden? Wir fragen beim Hersteller der Brunner AG nach. CEO Roger Klingler liefert spannende Antworten.

Wie teuer ist der Simulator „flug-/schulungsfertig“ installiert?  

Der NOVASIM MR DA42 liegt im Preisbereich von konventionellen auf dem Markt erhältlichen FNPT-II-MEP-Simulatoren.

Kann der Fluglehrer den SIM direkt konfigurieren oder ist ein weiterer Techniker nötig?

Trainingsszenarien können über unsere proprietäre Instructor Operating Station definiert und auch während der Session über ein intuitives GUI verändert werden.

Wie lange hat die Entwicklung des Simulators gedauert?

Brunner ist ein Pionier in VR-/MR-Simulatoren auf Full-Motions-Basis. Erste VR-Simulatoren haben wir bereits 2017 auf einer Messe in Rotterdam gezeigt und stiessen damit auf grosses Interesse. Die technischen Limitationen der damaligen HMD’s sowie der VR-Technologie, verunmöglichten zu diesem Zeitpunkt das professionelle Pilotentraining.  
Die Entwicklung des NOVASIM MR DA42 wurde Anfangs 2021 mit dem Gewinn der Ausschreibung für einen VR-/MR-Technologie-Simulator von Lufthansa Aviation Training Switzerland gestartet.

Die VARJO XR-3 und später XR-4 HMD habe eine sehr gute Mixed-Reality-Intragration auf dem Simulator und damit die natürliche Interaktion mit dem Cockpit für den Piloten ermöglicht. 
Die guten Fortschritte und positiven Feedbacks von Piloten haben uns veranlasst, die Entwicklung des Mixed-Reality-Simulators bis zu einer möglichen Qualifizierung weiter zu verfolgen.

Durch die Etablierung des FSTD Special Conditions Development and Assessement Process durch die EASA 2024 wurde die Voraussetzung für die Industrie geschaffen, neue Technologien im Bereich der qualifizierten Flight Simulation Training Devices (FSTD) einzusetzen. Auf dieser Basis haben wir in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) die nötigen Special Conditions für unseren Simulator erarbeitet und diesen am 28.5.25 erfolgreich qualifiziert.

Wie kompliziert war ist die EASA-Zulassung und ist eine FAA-Zulassung (USA) ebenfalls in Planung?

Das bisher weltweit keine Mixed-Reality-Simulatoren qualifiziert wurden, zeigt, dass gewisse technologische und regulatorische Herausforderungen bestehen. Da es für uns nicht nur der erste qualifizierte Mixed-Reality-Simulator ist, sondern unser erster qualifizierter Simulator überhaupt ist, mussten wir neben den Special Conditions auch die kompletten Grundlagen für die Qualfizierung erarbeiten. Dies hat vom ganzen Team viel Detailarbeit, technisches Know-How, innovative Lösungen und grossen Durchhaltewillen verlangt! Über eine mögliche FAA Zulassung möchten wir aktuell keine Aussage machen.

Was waren die größten Herausforderung im Projekt und wie wurden diese erfolgreich gelöst?

Die Herausforderungen waren vielschichtig. Angefangen bei der technischen Herausforderung, welche die Integration der Mixed-Reality-Technologie auf einer Full-Motion-Plattform bietet. Dazu die Erarbeitung aller Grundlagen, der Tools, der Dokumentation, etc. welche für eine Qualifizierung nötig sind, sowie eine Produktentwicklung in diesem Umfang als KMU zu stemmen.

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Über den Autor
Dirk M. Oberländer

Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.

Schlagwörter
  • Simulator
  • FNTP II