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Weltmeisterschaft im Präzisionsflug 2009 in Torun, Polen

Vom 19. bis 26. Juli fand die Weltmeisterschaft im Präzisionsflug statt. Teammanagerin Astrid Ciesielski berichtet für uns von dem Wettbewerb in Torun, Polen.

Von Redaktion
Die 19. Präzisionesflug-Weltmeisterschaft wurde in diesem Jahr in Polen ausgetragen.
Die 19. Präzisionesflug-Weltmeisterschaft wurde in diesem Jahr in Polen ausgetragen. B. Porep

"Dies ist kein Bericht von Weltmeistern, sondern von Teilnehmern, die viel Spaß am Fliegen haben und sich anstrengen, im Wettbewerb ihr Bestes zu geben um gegen andere Nationen zu bestehen. Thomas Kirchner aus Cottbus (Brandenburg), Henry Franzkowiak aus Nardt (Sachsen) und Marcus Ciesielski aus Essen-Mülheim (Nordrhein-Westfalen), alle drei Mitglieder des Deutschen Präzisionsflugvereins e.V, gehörten in diesem Jahr zum teilnehmenden deutschen Team. Zu solch einem Wettbewerb kann man nicht ohne Vorbereitung gehen und so war für den 11. und 12. Juli schon ein Training in Rothenburg/Görlitz angesetzt. Mitglieder des Vereins hatten eine Strecke vorbereitet, die sekundengenau abgeflogen werden musste. Es gab Wendepunktbilder, die zugeordnet werden mussten sowie Streckenbilder und Zeichen, deren Lage genau in die Wettbewerbskarte (Generalkarte 1:200.000) einzutragen waren. Die verschiedenen Landungen wurden ebenfalls geübt: normale Landung, Power off mit Landeklappennutzung, Power off ohne Klappen und eine Landung über ein zwei Meter hohes Hindernis (Wimpelkette). Am Mittwoch, den 22. Juli ging es los nach Polen. Gepackt und voll getankt sind Henry mit seiner 150er, sowie Marcus und ich mit unserer 172er Cessna von Kamenz aus gestartet. Wir sind um 10.00 Uhr abgeflogen, da für den Nachmittag Gewitter vorausgesagt waren. Beim Überflug über Henrys Zuhause fanden wir ein Sichtzeichen ausgelegt. Ein T aus zwei Badetüchern sollte uns viel Glück auf dieser Reise bringen. Thomas startete mit seiner Z 42 in Neuhausen so, dass er sich bei uns einreihen konnte. Als Formation flogen wir nun Richtung Forst zur polnischen Grenze. Der Flug verlief reibungslos, ATC Posen und Danzig waren gut zu verstehen und nach zwei Stunden über viele Wälder, Felder und Dörfer setzten wir zur Landung in Torun auf der Graspiste 29 an. Etwa die Hälfte aller WM-Teilnehmer war schon da, es herrschte reges Treiben am und um den Flugplatz.

Hindernisflug von Martin CiesilskiB. Porep
Hindernisflug von Martin Ciesilski

Donnerstag ließen wir es etwas ruhig angehen. Als wir gegen 10.00 Uhr am Flugplatz eintrafen, hatten Thomas und Marcus schon ihren Slot für die Landeübungen verpasst (8.30 – 9.10 Uhr). Glücklicherweise war in Henrys Gruppe noch Platz, da die Tschechen noch nicht angereist waren. Für Trainingszwecke waren drei Strecken vorbereitet. Für unsere Piloten war Strecke 1 die heutige Aufgabe. Alle drei machten im Vorbereitungsbereich ihre Berechnungen von Kurs, Entfernung und Zeit und präparierten entsprechend ihre Karten. Die erlaubte Zeit hierfür liegt bei 30 bis 60 Minuten. 15 bis 45 Minuten bleiben dann noch für die Vorbereitung im Flugzeug – alles platzieren, Streckenfotos aufhängen und einprägen, zum Start rollen. Marcus ist mit Thomas in der Zlin mitgeflogen, Henry hat die Strecke mit unserem Schweizer Kollegen Clemens Benner, mit dem er für den Wettbewerb sein Flugzeug teilt, absolviert. Nach nur kurzer Pause war der 40-minütige Slot für die Landeübungen herangerückt. Jeder flog drei Durchgänge, also 12 Landungen, die ich in Höhe des Nullfeldes beobachtet habe. Gegen Abend ist Marcus mit mir noch mal die Strecke 1 geflogen – nur Felder, einzelne kleine Gewässer und Häuschen, kleine Straßen und einzelne Bäume waren unter uns. Navigatorisch ist die Gegend hier sehr anspruchsvoll. Freitag war wieder Lande- und Streckentraining für die Piloten angesagt. Spannend war natürlich auch die Auswertung. Samstag wurde das Wetter zunehmend schwüler und die Windverhältnisse schwieriger. Nach dem Landetraining gingen alle drei Piloten auf ihre letzte Übungsstrecke. Höhepunkt am Spätnachmittag war ein 15-minütiger Formationsflug von zirka 25 Teilnehmerflugzeugen über die Stadt Torun. Beim ersten Teammanagerbriefing wurde uns der Ablauf der Eröffnungszeremonie am nächsten Tag erklärt, was sich jedoch ganz anders ergeben sollte. Schon am Abend setzten heftige Gewitter mit Starkregen ein. Da es auch Sonntag noch heftig regnete, wurde die Eröffnungszeremonie statt am Flugplatz im Hotel Filmar, in dem alle Teams untergebracht waren, abgehalten. Nach den Ansprachen und Hymnen waren die 19. Präzisionsflugweltmeisterschaften eröffnet. Inzwischen schien die Sonne und es ging raus zum Flugplatz. Nach einer kleinen Airshow gab es für die WM-Teilnehmer ein Essen und von einer Wodkafirma gesponserte Getränke.Am Montag war offizielles Landetraining geplant. Der Tag begann um 9.15 Uhr mit dem General Briefing, gefolgt vom Landebriefing. Alle 64 Piloten mussten zunächst eine normale Landung und dann eine Power off Landung mit Klappennutzung in das Landefeld setzen. Hier war inzwischen die Landemessanlage aus Deutschland installiert, betreut von Roland und Hans Pietsch, Dr. Hubert Wolf, Katrin Grunwald und Ralf Grunwald als Schiedsrichter. Zahlreiche Helfer haben assistiert. Auf der anderen Seite der Landebahn durften Teammanager und Piloten den Landungen zuschauen. Nach einer Mittagspause folgten eine Power off Landung ohne Klappennutzung und die Landung übers Hindernis. Geschafft! Mit der letzten Landung setzte ein heftiger Schauer ein. Henry konnte mit diesem Tag bei zwei Nulllandungen sehr zufrieden sein, bei Marcus ist noch Potenzial vorhanden. Thomas hatte Pech. Der Magnetcheck an der Zlin war nicht in Ordnung und so verbrachte ab Mittag seine Zeit in der Werkstatt. Als wir ihn gegen 21.00 Uhr am Flugplatz abholten, war der Fehler immer noch nicht gefunden. Die Mechaniker wollten eine Nachtschicht einlegen.

Die perfekte ZiellandungB. Porep
Die perfekte Ziellandung

Nun fieberten alle dem offiziellen Navigationstrainingstag am Dienstag entgegen. Es gab drei Gruppen, in der frühen und späten Gruppe teilten sich zwei Piloten ein Flugzeug. So musste Henry schon um 7.45 Uhr raus, Thomas fuhr mit in die Werkstatt. Als ich mit Marcus gegen 10.00 Uhr am Flugplatz ankam, stand die Zlin schon repariert auf dem Parkplatz und ein strahlender Thomas kam uns entgegen. Ein Zündkabel war der Übeltäter gewesen. So konnten heute alle in die Luft gehen. Jede Gruppe bekam ein Briefing und in fünfminütigem Abstand begann die 75-minütige Vorbereitungszeit für jeden Piloten bis zum Start. Je nach Wettbewerbsgeschwindigkeit dauerte der Navigationsflug ca. 1:05 – 1:20 Stunden. Vom Boden aus habe ich unsere drei Piloten starten sehen und die ersten fünf Minuten bis zum Überflug verfolgt. Dabei spürte ich eine enorme innere Anspannung. Nachdem ich auch alle wieder habe landen sehen, eine entsprechende Erleichterung. Damit nicht Einer dem Anderen etwas verraten kann, wird jeder Weg auf dem Flugplatz von einem Helfer begleitet. So werden die Piloten, die gelandet sind, von denen, die erst noch fliegen müssen, getrennt. Handys, Laptops und sonstige elektronische Geräte dürfen nicht mitgeführt werden. Als wir so gegen 15.30 Uhr wieder im Hotel waren, sind Henry, Marcus und Thomas sofort an die Auswertung gegangen. Die geflogenen Strecken werden vom Logger auf Google Earth übertragen. So kann man sehr schön den Flugweg verfolgen, ausgelegte Sichtzeichen besprechen und Bilder wieder erkennen. Diese Analyse ist sehr wertvoll für die nächste Runde am folgenden Tag. Die offizielle Auswertung gab es am Abend beim täglich angesetzten Teammanagerbriefing. Und alle drei waren sich einig: „Diese Leistung ist noch ausbaufähig“.Am Mittwoch, den 22.07.2009, ist die erste Navigationsstrecke für die WM-Wertung geflogen worden. Der Tag lief in etwa ab wie der gestrige. Ich erledigte schon die Flugplanaufgabe für den Heimflug am Sonntag per Fax zum AIS nach Danzig. Am Abend wurde es noch einmal spannend. Beim Teammanagerbriefing um 20.00 Uhr gab es die Ergebnisse des ersten Wertungstages. Nachdem alle Anfragen bearbeitet waren, hing die offizielle Rangliste aus. Thomas und Marcus hatten einen sehr guten Tag, bei Henry war es nicht so gut gelaufen. Nun hieß es „Neuer Tag – Neues Glück!“Aufgrund der Wetterprognosen wurde heute eine halbe Stunde zeitiger mit dem Wettbewerb begonnen und der Startabstand auf vier Minuten verkürzt. Bei schwülheißen 32 Grad hofften alle, dass die Gewitter erst am Abend einsetzen würden. Das taten sie dann auch, sehr heftig mit Wind und Starkregen. Der zweite Navigationstag brachte doch die eine oder andere Platzverschiebung. Nach einigen Einsprüchen und viel Aufregung hing gegen 21.00 Uhr die offizielle Ergebnisliste für den Navigationsteil aus. Mit Platz 25 war Thomas unser Bester und mehr als zufrieden, belegten doch allein neun Polen und acht Tschechen die Plätze vor ihm. Marcus ist etwas nach hinten gerutscht und Henry konnte sich verbessern.Bei gutem Rückseitenwetter fand am Freitag planmäßig die offizielle Landewertung mit den vier verschiedenen Landungen statt. Zur Mittagspause, nach zwei Landungen, gab es viele zufriedene, aber auch enttäuschte Gesichter. Ich verbrachte den Tag am Landefeld, um alle Landungen (252!) in einer vorbereiteten Liste zu protokollieren. Jeder Teammanager fieberte dort mit seinen Piloten. Die deutsche Landanlage funktionierte reibungslos und das Team um Roland Pietsch war zufrieden. Nach dem Landewettbewerb hatten die Südafrikaner im Zelt eine Party organisiert. Bei toller Stimmung wurde viel getanzt, gesungen, erzählt. Teilnehmer und Organisatoren waren  froh, einen schönen Wettbewerb erlebt zu haben. Beim letzten Teammanagerbriefing am Abend wurden die Ergebnisse der Landungen ausgegeben. In der Gesamtwertung gab es noch einmal mehr oder weniger große Platzverschiebungen. In unserem deutschen Team war Thomas heute der Pechvogel, während Henry und Marcus gute Leistungen gezeigt hatten. Nun warteten alle gespannt auf die offiziellen WM Ergebnisse.Samstag war für alle Teilnehmer ein Ausflug organisiert worden. Mit zwei Bussen ging es nach Biskupin, einer archäologischen Stätte aus dem späten Bronzezeitalter. Nach dem Mittagessen fuhren wir zurück nach Torun, wo wir im Kopernikus-Planetarium noch den Film „Eights Planet“ angeschaut haben. Für 18.00 Uhr war die Schlusszeremonie der 19. Weltmeisterschaft im Präzisionsflug im Hotel Filmar angesetzt. Alle Teams erschienen in ihren Nationalmannschaftstrikots. Zunächst erfolgte die feierliche Siegerehrung. Die Teams aus Polen und Tschechien waren am erfolgreichsten. In der Einzelwertung belegten unsere Piloten die Plätze 35, 37 und 50. In der Mannschaftswertung immerhin Platz 6 von 16 teilnehmenden Ländern. Ein schöner Brauch ist auch der Austausch von kleinen Gastgeschenken. Getauscht wurde auch die eine oder andere Krawatte. Nachdem die Weltmeisterschaft offiziell beendet war, gab es ein üppiges Menu und wir ließen den Abend gemütlich ausklingen. Unsere Beteiligung an der WM hat uns viele neue Eindrücke verschafft, unsere Wettbewerbserfahrungen vergrößert und viel Spaß und fröhliche Stunden mit Fliegerkollegen aus der ganzen Welt gebracht. Am Sonntagmorgen flogen wir nach großer Verabschiedung und einem Platzüberflug wieder gemeinsam in Formation Richtung Deutschland. Nach einigen Regenschauern besserte sich das Wetter rasch auf Oskar Bedingungen. Der starke Westwind verlängerte unsere Flugzeit nach Neuhausen, wo Thomas landete, auf ca. 2:30 Stunden. Henry flog mit Hans Pietsch nach Kamenz. Marcus und ich machten einen Tankstopp in Halle-Oppin. Dort stärkten wir uns in der Flugplatzgaststätte für den Weiterflug nach Essen-Mülheim. Gut wieder zu Hause angekommen schwelgen wir in sehr vielen schönen Erinnerungen an die 19. Präzisionsflugweltmeisterschaft in Torun."Astrid Ciesielski

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