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Von der Platzrunde zur Insel: Meine ersten PPL-Flüge

Wie fühlen sich die ersten Flüge mit PPL an? Die frisch gebackene Privatpilotin Isabella schildert ihre Erfahrungen – von Insel bis Regenflug und ersten Gästen an Bord.

Von Isabella Sauer
Erster Flug mit Kollegen am Flugzeug
Isabella Sauer flog die Redaktionskollegen Thomas Borchert und Dirk M. Oberländer (v. l.) auf die Insel. Bild: fliegermagazin Erster Flug mit Kollegen am Flugzeug

Endlich, das Wetter in Hamburg bessert sich! Vom großen Sommer sind wir zwar noch weit entfernt, aber immerhin ist es wieder so weit, dass man fliegen kann und dass es Freude macht. Perfekte Bedingungen also für meine ersten Flüge mit PPL. Seit gut zwei Jahren ertappe ich mich morgens beim Verlassen des Hauses dabei, automatisch in den Himmel zu schauen. Wolken analysieren. Überlegen: Könnte heute ein Flugtag sein?

Und seit Mitte Mai ist es offiziell: Ich habe meine PPL – juhu! Höchste Zeit, von meinen ersten Flügen als frisch gebackene Privatpilotin zu erzählen. Vielleicht denken Sie dabei auch an Ihre eigenen ersten Flüge zurück – ein bisschen in Erinnerungen schwelgen darf ja sein. Was ich schon jetzt sagen kann: Bei meinen ersten Flügen nach Scheinerhalt war ich oft aufgeregter als in der Ausbildung selbst. Gleichzeitig war es unglaublich befreiend, selbst zu entscheiden, wohin es geht, wann gestartet wird und wie der Tag in der Luft aussehen soll.

Als Pilotin lernt man nie aus!

Und eines hat sich sehr schnell bestätigt: Du lernst als Pilotin nie aus. Aus jedem Flug nehme ich etwas mit – manchmal große, manchmal kleine Erkenntnisse. Genau deshalb heißt es in diesem neuen Projekt nicht einfach nur »Isabella kann fliegen«, sondern weiter: »Isabella lernt fliegen – das erste Jahr mit Lizenz«. Denn das Lernen endet nicht mit dem Schein, es beginnt eigentlich erst richtig.

Meinen allerersten Flug wollte ich bewusst allein machen – als Geschenk an mich selbst. Abheben, Ausblick genießen, Freiheit spüren. Kein Fluglehrer neben mir, der jeden Handgriff sieht. Also charterte ich mein Prüfungsflugzeug, eine Cessna 172. Schon beim Einsteigen fühlte es sich vertraut an – wie in der Ausbildung, nur dass diesmal niemand neben mir saß.

Große Aufregung: Erste Flüge mit PPL

Erste Flüge mit PPLErste Flüge mit PPL
Bei einem Alleinflug ist Isabella Sauer an ihrem Lieblingscampingplatz nahe Glückstadt vorbeigeflogen. Deiche, viel Grün, Elbe – einfach schön von oben zu betrachten. Bild: fliegermagazin

Die Aufregung war trotzdem riesig – auch, weil ich seit fast vier Wochen nicht geflogen war: erst Urlaub im Ausland, dann beruflich eingespannt. Der Blick in die Flugwetter-App vom Deutschen Wetterdienst und zum Himmel sagte: nicht traumhaft, aber durchaus machbar. Wolkenuntergrenzen bei 1600 bis 1800 Fuß, bewölkt, einzelne Schauer. Also los nach Uetersen. Vor Ort kann man sich ja immer noch ein genaueres Bild machen.

Vorflugkontrolle wie immer – Tank prüfen, Ruder checken, Klappen, Öl – und dann schnell in die Cessna 172. Ich wollte einem heranziehenden Schauer davonfliegen. Einen klaren Plan hatte ich nicht wirklich – sehr wohl aber eine mögliche Landung in St. Michaelisdonn vorbereitet. Nach dem Start Richtung Strommasten an der Elbe war schnell klar: Der Schauer war mir dicht auf den Fersen. Hinter mir verschwand der Flugplatz in einer dunkelgrauen Wand.

Nicht stressen lassen!

Wo ist hier eigentlich gerade kein Regen? Ich blieb in der Nähe: erst Richtung Glückstadt, dann weg von der Elbe nach Itzehoe. Zwischendurch hegte ich den Gedanken, in Itzehoe zu landen, um besseres Wetter abzuwarten. Ich drehte die Frequenz ein, bereitete den Funkspruch vor – und dann drehte ich doch wieder um. Es war ein wenig planloses Hin und Herfliegen. Einfach, weil ich mich mit dem Wetter nicht so wohlfühlte und die Schauer nicht einschätzen konnte.

Außerdem warf ich immer wieder einen Blick auf die Tankanzeige, da ich nicht vollgetankt hatte. Ich wusste, ich habe noch genug Sprit und war nicht weit weg, aber trotzdem machte es mich ein wenig nervös. Nach etwa einer Stunde und zehn Minuten landete ich wieder an meinem Heimatflugplatz – und ärgerte mich: kein Notfallbriefing, keine klare Route, viel zu sehr hetzen lassen.

Erste Flüge mit PPL in Ruhe planen

Am nächsten Tag sah ich es nüchterner. Dieser Flug hatte mir viel beigebracht: Nicht unnötig stressen lassen – Checks immer in Ruhe durchführen; Bauchgefühl ernst nehmen; Vorab einen Plan haben (auch wenn er sich ändern darf); Nicht fliegen, nur weil man es »unbedingt« will.

Eine Woche später stand ich wieder am Flugplatz – diesmal mit meiner Cessna 150. Das Wetter: Sonne, ein paar harmlose Wolken in 2000 Fuß, keine Schauer. Diesmal mit Plan: drei Platzrunden, dann die Elbe hoch und zurück. Keine Landung an einem fremden Platz, einfach Routine gewinnen und genießen. Alle Checks verliefen entspannt, ohne Blick auf die Uhr. Schon beim Rollen merkte ich, wie viel sicherer ich mich fühlte. Nach drei Platzrunden drehte ich Richtung Elbe ab.

Gutes Gefühl nach dem zweiten Flug

Besuch am FlugplatzBesuch am Flugplatz
Für eine erste Sitzprobe sind Lena Trautermann (r.), Vater Alexander und Sohn Paul zum Flugplatz gekommen und haben in der Cessna Platz genommen. Bild: fliegermagazin

Die Sonne spiegelte sich im Wasser, der Deich lag wie ein grünes Band vor mir, und an einem meiner Lieblingscampingplätze nahe Hamburg konnte ich sogar einzelne Wohnwagen ausmachen und andere bekannte Orte erkennen. Traumhaft! Ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd: Ich fliege. Allein. Ich bin Privatpilotin.

Nach einer Stunde landete ich – und bekam Besuch. Meine Freundin Lena, ihr Mann Alexander und Sohn Paul wollten »mein« Flugzeug sehen. Pauls Augen wurden groß, als er im Cockpit Platz nahm. Mitnehmen wollte ich sie noch nicht, vor allem wegen Pauls jungem Alter von vier Jahren. Erst wollte ich nach dem ersten »verunglückten« Flug wieder ein richtig gutes Gefühl haben. Dieser zweite Flug hatte genau das gebracht.

Mit den Kollegen nach Wangerooge

Erste Flüge mit PPLErste Flüge mit PPL
Isabella Sauer, Thomas Borchert (r.) und Dirk M. Oberländer am Flugplatz Wangerooge – eine schöne Erinnerung. Bild: fliegermagazin

Ende Juni folgte dann mein erster »großer« Flug als PIC: ein Redaktionsausflug mit meinen Kollegen Thomas Borchert und Dirk M. Oberländer nach Wangerooge (EDWG). Zwei Passagiere, die selbst Piloten sind – kein Druck also … oder vielleicht umso mehr? Ich bereitete die Route doppelt vor: klassisch mit ICAO-Papierkarte und Durchführungsplan vom Luftfahrtbundesamt, Wegpunkte mit Stift eingezeichnet – und digital mit der für mich neuen App Garmin Pilot. Spritberechnung, Mass & Balance: alles per iPad.

Der Wechsel zwischen Papier und Tablet fühlte sich ungewohnt an. Die Papierkarte gab mir Sicherheit, das iPad bot wiederum Live-Position und Warnhinweise. Meine geplante Route: über Stade nach Bremerhaven, dann am Festland entlang den Jadebusen umrunden und über Wilhelmshaven zur Insel. Geplante Höhe: 2200 Fuß, Reisegeschwindigkeit etwa 110 Knoten. Der Flug lief wie geplant. Fünf Meilen vor der Insel Funkkontakt mit »Wooge Radio«, dann der Anflug über den Deich auf Piste 27. Die Landung war super – und das mit zwei Kollegen, die bestimmt genau hinhörten und hinsahen.

Umstellung auf digitale Hilfsmittel

fliegermagazin Redaktionfliegermagazin Redaktion
Isabella Sauer vorne links als Pilotin, rechts daneben als Passagier Thomas Borchert und Dirk M. Oberländer hinten, der den Blick aus zweiter Reihe genießt. Bild: fliegermagazin

Wir verbrachten schließlich eineinhalb Stunden auf der Insel – Strandspaziergang, Café, Kuchen – bevor es zurückging. Eine kleine Lehre gab’s gratis: Wir hätten vorher abfragen sollen, ob jemand direkt nach uns die Maschine gebucht hatte. Und: Die Umstellung aufs iPad braucht noch Übung. Papierkarten bleiben erstmal mein bester Freund, aber das Tablet ist ein tolles Backup. Ich muss mich langsam an die App gewöhnen und herausfinden, was sie alles kann.

Ich werde Ihnen schon bald die wichtigsten Funktionen im Überblick präsentieren. An dieser Stelle frage ich mich übrigens, warum Flugschüler in der Ausbildung nicht an digitale Hilfsmittel herangeführt werden. Vielleicht mögen Sie mir erzählen, wie Ihr Umstieg von analog zu digital war und welche Navigations-App Sie benutzen! Schreiben Sie mir gern eine E-Mail an isabella.sauer@fliegermagazin.de.

Pläne verschieben sich: Erste Flüge mit PPL

Natürlich sollte auch mein Freund bald mitfliegen. Unser Plan: Föhr (EDXY). Strand, Insel erkunden, vielleicht ein Fischbrötchen essen. Ein perfekter Tagesausflug – wenn denn das Wetter mitgespielt hätte. Tat es leider nicht. Mehrfach haben wir Termine geplant, und jedes Mal machte uns Hamburgs Himmel einen Strich durch die Rechnung. Gerade für so einen Inselausflug muss es nicht nur fliegbar sein, sondern auch so schön, dass man Lust hat, den ganzen Tag draußen zu verbringen. Schließlich kostet das Chartern auch Geld – da möchte man den Tag in vollen Zügen genießen.

Also kam es zu einem anderen »ersten Mal«: Unser Chef fragte, ob ich nicht seinen 13-jährigen Neffen Shervin einmal mit in die Luft nehmen könnte. Ich überlegte kurz – und sagte dann zu. Perfektes Training, um mich an Passagiere zu gewöhnen. Das Wetter? Nun ja, kein strahlender Sonnenschein. Zwischen den Wolken lauerten immer wieder kleine Schauer, aber genau das wollte ich mir diesmal selbst beweisen: mit einem Plan fliegen, trotz nicht perfekter Bedingungen.

Klare Entscheidungen und saubere Abläufe

Erster PassagierErster Passagier
Mein erster »richtiger« Passagier Shervin und Isabella Sauer waren gemeinsam in der Cessna 152 im Norden unterwegs. Bild: fliegermagazin

Wir starteten in Uetersen, erst einmal zwei Platzrunden. So konnte ich sehen, wie es Shervin geht – und wie es mir geht, mit einem Passagier an Bord, für den ich die alleinige Verantwortung habe. Er grinste nach jeder Landung, also stand dem zweiten Teil nichts im Weg: Wir starteten zu einer kleinen Runde durch Schleswig-Holstein. Ich merkte, wie viel entspannter ich diesmal war. Kein nervöses Hin und Her wie bei Flug 1, sondern klare Entscheidungen, saubere Abläufe und ein Auge für das, was draußen am Himmel passierte.

Es war kein Flug mit aufregendem Ziel oder komplexen Verfahren – und musste es auch nicht sein. Manchmal sind es die einfachen, gut geplanten Flüge, die einen als Pilotin am meisten voranbringen. Und dieser hier hat mir gezeigt: Ich kann auch bei nicht ganz perfektem Wetter ruhig bleiben, den Plan einhalten und gleichzeitig einem Passagier ein unvergessliches Erlebnis schenken.

Erste Flüge mit PPL helfen, Routinen aufzubauen

Mein Ziel bleibt: alle zwei bis drei Wochen in die Luft, um Routinen aufzubauen und Sicherheit zu gewinnen. Jeder Flug bringt mich weiter – egal, ob mit spannender Destination oder nur ein paar Platzrunden. Und trotzdem freue ich mich jetzt schon auf die nächste größere Reise – hoffentlich bald mit meinem Partner. Vielleicht Föhr. Vielleicht Papenburg. Vielleicht auch ein ganz anderes Ziel.

Danke, dass Sie mich weiter begleiten – wir lernen gemeinsam weiter!

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Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit Mai 2025 hat sie eine Privatpilotenlizenz (PPL).

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