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Fluglehrer- und Schulflugzeugwechsel: Was unsere Leser dazu sagen

Wie häufig sollten Fluglehrer und Schulflugzeug während der Ausbildung gewechselt werden? Die Meinungen der Leser sind sehr unterschiedlich.

Von Isabella Sauer
Spaß beim Fliegen: Fluglehrer Thies
Spaß beim Fliegen: Fluglehrer Thies Johannsen und Isabella sind bisher drei Mal zusammen geflogen – lehrreich und unterhaltsam zugleich. Bild: Isabella Sauer

Über das Thema Fluglehrerwechsel hatte ich in der fliegermagazin-Ausgabe #9.2023 geschrieben und erzählt, dass ich in relativ kurzer Zeit viele Fluglehrer hatte. Letztlich kam ich für mich zu dem Entschluss, dass ich einfach die Vorteile darin sehe. Jeder Fluglehrer ist individuell, genauso wie Flugschüler und kann so Wissen auf seine ganz eigene Art und Weise vermitteln.

Trotzdem habe ich meine Flugschule auf die häufigen Lehrerwechsel angesprochen. Die Antwort von Fluglehrer Marcel Merz von der Flugschule Hamburg: »Am Anfang einer Ausbildung versuchen wir, im ersten Abschnitt (bis zum ersten Soloflug) den Schüler mit einem Lehrer fliegen zu lassen. Das hat den Vorteil, dass der Schüler sich nicht ständig an neue Lehrer gewöhnen muss, wo er ja sowieso schon sehr gefordert ist mit dem eigentlichen Fliegenlernen. Im späteren Verlauf halten wir es schon für wichtig, dass man als Schüler auch mit einigen anderen Lehrern fliegt. Wir arbeiten zwar nach standardisierten und zugelassenen Manuals für alle Ausbildungsrichtungen, aber jeder Flight Instructor (FI) hat seine Schwerpunkte und auch verschiedene Herangehensweisen. Da kann sich der Schüler dann an einer Vielfalt bedienen und das für ihn sinnvollste mitnehmen.« 

Auch Sie, liebe Leser, haben mir viele E-Mails zu diesem Thema geschrieben und verschiedene Ansichten  dargelegt und Gedanken mit auf den Weg gegeben. Vielen Dank dafür! Die Resonanz war so groß, dass ich eine kleine Auswahl zusammengestellt habe:

Alles eine Frage der eigenen Einstellung

Am Ende des Tages ist es eine Frage der Einstellung: Der eine jammert über alles und fühlt sich ständig überfordert und vom Leben ungerecht behandelt, ein anderer sieht in jedem Hindernis eine positive Herausforderung und eine neue Erfahrung, die nützlich ist. Grundsätzlich sind es Herausforderungen, ungewohnte neue Dinge, andere Sichtweisen, andere Erklärungen und Menschen, die uns weiterbringen. Mein damaliger Ausbildungsleiter hat uns während der Theorieausbildung mal gesagt: »Meine Damen und  Herren, Sie brauchen gar nicht zu jammern über die paar Bücher, die Sie hier in ein paar Monaten lernen sollten. Das bisschen Theorie dient nur dazu, dass Sie die Prüfung bestehen können und die Lizenz bekommen. Wenn Sie ein richtiger Pilot werden wollen, dann geht die Lernerei erst los, wenn Sie die Lizenz haben.«

Damit hat der gute Mann absolut recht gehabt. Jedes Flugzeug hat ein anderes Handbuch, andere Procedures, andere Avionik und oft auch andere Tagesform. Man »darf« sich diesen Herausforderungen stellen und nur wenn man bereit dazu ist, wird man auch ein sicherer und guter Pilot werden. Die Fliegerei ist ein Privileg und ein Geschenk, das ich mit Dankbarkeit, Neugier und Sorgfalt annehme und behandele. Niemand ist perfekt und man lernt nie aus, vor allem in der Fliegerei nicht. Bernd Almstedt, per E-Mail

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Jeder Wechsel kostet Geld

Grundsätzlich denke ich, in der Flugausbildung sollte es eine Person geben die den Flugschüler durch die Ausbildung lotst. Jeder Wechsel des Lehrers kostet Geld, weil eine weitere Flugstunde fällig wird, in der das eigene Können demonstriert werden muss. Oder der Instructor geht kein Risiko ein und macht Start und Landung selber. Was lernt der Flugschüler dabei? Gesetzlich sind als Minimum 45 Flugstunden vorgeschrieben, das kann erreicht werden mit persönlichem Engagement des Flugschülers. Wird dagegen ein mehrfache Erläuterung unter verschiedenen Aspekten erwartet, so freut das bestimmt die Flugschule, denn die Anzahl der benötigten Flugstunden erhöht sich. 

Nur so ist wohl auch das Motto zu verstehen: »nach 15 Flugstunden muss der FI gewechselt werden.« Ich bin kein Freund einer solchen Vorgabe. Letztlich bedeutet es, der FI ist ein Dienstleister und macht einfach nur eine Flugstunde. 1971 habe ich mit der Segelflugausbildung begonnen. Seit 1975 bilde ich Flugzeugführer aus. Seit ungefähr 30 Jahren bin ich Motorfluglehrer und habe in meiner FI-Zeit aus ungefähr 100 Fußgängern sichere Aviator gemacht. Soweit ich den fliegerischen Werdegang dieser Personen verfolgen konnte, hatte keiner von denen bisher einen Flugunfall. Das ist meine Motivation. Ich will keine Flugstunden geben, sondern umsichtige und sichere Piloten ausbilden. Nach meiner Erkenntnis kommt das bei Flugschülern mit häufigem FI-Wechsel eindeutig zu kurz. Alfred Obermaier, per E-Mail

Feste Paarung nicht effektiv

Danke Isabella! Genau das »predige« ich auch, wenn ich mich mit anderen Fluglehrern unterhalte. Jeder Flugschüler sollte möglichst mit mehreren FIs fliegen und sich dabei »die Rosinen rauspicken«. Oft wird das leider hier in Deutschland nicht verstanden. Die verbindliche Zuteilung und Paarung von zwei Personen ist nicht effektiv. Es gibt sicher Ausnahmen. Beim Schulflugzeug präferiere ich für den Großteil der Ausbildung Flottengleichheit. Hier macht jedoch ein zweites Muster zum Kennenlernen absolut Sinn, wenn es zum Beispiel bei Überlandflügen eingebunden wird. Das Thema ist komplex und es gibt Ansichten aus verschiedenen Winkeln. Viel Spass weiterhin bei der Ausbildung. Jörg Geschke, per E-Mail

Im Nachhinein sehr positiv

Zunächst möchte ich mich für Deine tollen Berichte und Videos bedanken, ich lese und schaue sie immer mit großem Interesse. Ich selbst habe Ende 2021 den Schritt gewagt, mir meinen Kindheitstraum erfüllt und den LAPL gemacht. Die praktische Prüfung habe ich erfolgreich Anfang Mai bestanden. Ich kann daher sehr gut jede einzelne deiner Emotionen und Erfahrungen zu 100 Prozent nachvollziehen. Auch das Thema Fluglehrerwechsel war bei mir präsent. Zunächst dachte ich: Was ist denn das für ein Chaos in der Flugschule? Du weißt nie, wer jetzt tatsächlich mit dir fliegt! Aber: Im Nachhinein war es äußerst positiv, ich bin mit insgesamt vier verschiedenen Lehrern geflogen und jeder gab mir etwas anderes mit auf den Weg, das dann auch hängen blieb und hilft. Auch vor dem ersten Solo macht bei uns immer noch ein zweiter Lehrer den Check. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, dass ein Fluglehrerwechsel durchaus bewusst gemacht wird. Ich wünsche Dir viel Freude weiterhin und gutes Gelingen, das schaffst Du schon. Auch ich hatte immer wieder mal Zweifel … Freue mich auf weitere Berichte. Mathias Vollmer, per E-Mail

Flugzeugwechsel immer willkommen

Gerade habe ich Ihren Artikel im neuen fliegermagazin gelesen. Meine Ausbildung ist zwar schon lange her (1987), aber ein Flugzeugwechsel war für mich immer eine willkommene Herausforderung. Gelernt habe ich zunächst auf einem Motorsegler vom Typ Scheibe SF25, und gleich nach dem Scheinerhalt habe ich die PPL(A) auf der Piper PA-38 und PA-28 erworben. Zwischenzeitliche Flugzeugwechsel waren mir während der Ausbildung immer sehr willkommen, weil ich mich gerne den unterschiedlichen Flugeigenschaften gestellt habe. Ich meine, dass mir gerade deshalb auch spätere Wechsel auf weitere Flugzeugmuster leichter gefallen sind. Haben Sie deshalb keine Bedenken, während Ihrer weiteren Ausbildung auch andere Typen zu fliegen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Bernd Leweke, Husum

Es sollte einen Hauptfluglehrer geben

Ihrem Artikel zum Fluglehrerwechsel kann ich nur zustimmen. Ich habe in einem Luftsportclub in Nordrhein-Westfalen meine PPL gemacht und hatte insgesamt vier Fluglehrer: meinen Hauptfluglehrer, mit dem ich ungefähr 70 Prozent meiner Flüge hatte, dann wenige Flüge mit unserem Ausbildungsleiter sowie Flüge mit zwei Berufspiloten. Jeder hatte etwas andere Schwerpunkte. Der Ausbildungsleiter legte großen Wert auf Checklisten, der Kapitän der Lufthansa war etwas alte Schule, ihm war die Setzung der richtigen Prioritäten im Flug wichtig, ebenso das präzise Landen auf der Centerline. Der andere Kapitän hat mich schnell darin bestärkt, endlich die Solo-Überlandflüge zu machen, und mein Hauptfluglehrer legte sehr großen Wert auf ordentliche Flugvorbereitung und klassische Navigation. 

Bei jedem habe ich etwas mitgenommen, gleichzeitig gab es aber auch Punkte, bei denen ich teilweise anderer Meinung war. Wichtig ist mir aber, dass es einen Hauptfluglehrer gibt, der einen auch gut kennt. Nach mehreren Stunden kann einen der Lehrer sehr gut einschätzen und einen somit auch am besten auf den Soloflug und auf die Prüfung vorbereiten. Ich wünsche weiterhin gutes Gelingen – es gibt nichts Besseres. Michael Söchtig, per E-Mail

Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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