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Luftfahrt-Headsets: Welches sollten sich Flugschüler kaufen?

Welches Headset sollte sich eine Flugschülerin zu Beginn ihrer Ausbildung kaufen? Worauf ist dabei zu achten und wie wird es richtig benutzt?

Von Isabella Sauer
Das Bose A30 richtig tragen. Ein Kussmund sorgt für Orientierung und den passenden Abstand zum Mikrofon.
Ganz nah dran: Wenn man einen Kussmund macht, müssen die Lippen das Mikro fast berühren – dann stimmt der Abstand. Bild: Lucas Böckler

Es gehört mit zum wichtigsten Equipment eines Piloten – ohne geht es nicht: das Luftfahrt-Headset, zu deutsch Hör-Sprech-Garnitur. Doch gerade als Flugschüler stellen sich viele Fragen: Worauf muss ich beim Kauf achten? Was ist mit einem passiven und aktiven Headset gemeint? Gebe ich lieber gleich zu Beginn mehr Geld aus und investiere in Qualität, oder reicht ein einfaches Headset? Die Auswahl ist riesig, ebenso die Preisspanne. Los geht es bei passiven Headsets wie dem SL-30 für knapp 130 Euro ohne Tasche; High-End ist das neue aktive Bose A30 mit Tasche für knapp 1400 Euro.

Fest steht: Wer sich ein Luftfahrt-Headset kauft, sollte sich ausreichend Zeit für die Entscheidung nehmen. Ein Besuch auf einer Messe oder in einem Pilotshop ist ratsam, denn hier gibt es Experten, die einen beraten können, und oft einen Headset-Simulator. Noch besser ist es, wenn verschiedene Luftfahrt-Headsets im Flug getestet werden. In der Schule oder im Verein geht das oft. Beim Online-Kauf hilft das vierzehntägige Rückgaberecht.

Aktives oder passives Luftfahrt-Headset?

Headsets sind schließlich eine sehr individuelle Sache. Das Empfinden von Tragekomfort und Lärm ist sehr verschieden, ebenso Kopfformen und Ohrgrößen. Im Flug können die Unterschiede besser erkannt werden. Auch die Sprachqualität lässt sich in der Praxis ausprobieren. Schließlich ist Kommunikation eigentlich die primäre Funktion eines Kopfhörers.

Wohl eine der wichtigsten Eigenschaften des Headsets ist der Schallschutz, der den Lärm von Motor und Propeller dämpft und gleichzeitig den empfangenen Funk über eingebaute Kopfhörer in angenehmer Lautstärke klar verständlich wiedergibt. Passive Headsets haben schalldämmendes Material in ihren Ohrmuscheln. Aktive Luftfahrt-Headsets kombinieren ei- ne etwas schwächer ausfallende passive Schalldämpfung mit einer elektronischen Geräuschreduzierung. Dabei nimmt ein Mikro in der Ohrmuschel den Lärm auf, eine Elektronik erzeugt daraus Gegenschall, der störenden Lärm auslöscht. Dieses Prinzip heißt aktive Geräuschunterdrückung (Active Noise Reduction – ANR). Es funktioniert nicht perfekt, man hört den Motor immer noch gut genug, um etwa Probleme zu erkennen. Aber es wird deutlich leiser, außerdem verbessert die Elektronik die Verständlichkeit des Funksignals, was gerade Anfängern hilft.

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Was bieten teure Modelle an Mehrwert?

Teure Modelle bieten außerdem die Möglichkeit, das Headset per Bluetooth mit Smartphone oder Tablet zu verbinden. So kann man im Flugzeug telefonieren, Musik hören oder Audio-Warnsignale von Navigations-Apps einspielen. Wenn Funk oder Intercom aktiv sind, schaltet sich all das auf Wunsch automatisch stumm.

Ob ein aktives oder passives Headset besser geeignet ist, kommt letztlich auch auf die Pilotenausbildung an. So ist ein ANR-Headset bei typischen E-Klasse-Motorisierungen wichtiger als bei einem mit Rotax betriebenen UL. Ein weiterer Hinweis: Hersteller passiver Headsets sind meist darauf angewiesen, Lärmreduzierung mit erhöhtem Anpressdruck der Ohrmuscheln zu erreichen. Das kann sich dann unangenehm einfühlen und auf Dauer für Kopfschmerzen sorgen. Die teureren ANR-Headsets sitzen leichter am Kopf und fühlen sich bequem an.

Es gibt drei wichtige Faktoren beim Luftfahrt-Headset zu beachten

Worauf ist noch beim Headsetkauf zu achten? Ein modernes Headset bietet die Möglichkeit, zwischen Mono und Stereo umzuschalten. Stereo-Intercoms, meist in moderner Avionik zu finden, können damit beim gleichzeitigen Abhören zweier Funkgeräte eines links, das andere rechts abspielen – das ist aber eher eine Funktion für Fortgeschrittene. 

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Design und Anmutung sind wieder eine absolute Geschmacksfrage – und sollten eigentlich hinter den drei großen Kriterien Lärmreduzierung, Trage- komfort und Sprachverständlichkeit stehen. Der eine möchte ein schlichtes elegantes Headset tragen, wie beispielsweise die Bose-Modelle. Andere Hersteller bieten eine Zwei-Farben-Optik, einer ist bekannt für seine durchgängig lindgrünen Produkte. Es gibt Anbieter, bei denen kann der Käufer Einfluss aufs Design nehmen und Farben sowie Materialien bestimmen. 

Wie lange halte die Batterien im Luftfahrt-Headset?

Ein weiteres Thema ist die Ausstattung und das Zubehör. Wer viel Geld für ein ANR-Headset ausgibt, möchte auch direkt loslegen können. Deswegen sollten Batterien beigelegt sein. Deren Laufzeit reicht für mehr als zehn Stunden – ist also kein Faktor auf einem längeren Flug. Auch eine Tasche zum Verstauen ist da Pflicht. Bei einem günstigeren Headset ist es in Ordnung, wenn die Verstaumöglichkeit extra kostet. 

Wie trage ich ein Headset richtig?

Bei den meisten ANR-Headsets gibt es eine linke und eine rechte Ohrmuschel. Leider sind diese nicht immer deutlich gekennzeichnet. Dabei ist es wichtig, sie richtig herum aufzusetzen, um maximale Lärmreduktion zu erzielen. Der Mikrobügel kann nicht immer von einer Seite auf die andere umgebaut werden. Beim neuen Bose A30 geht das sogar ohne Werkzeug, es müssen einfach zwei Verriegelungen gelöst werden. Hilfreich ist ein weißer Punkt am Mikro, der die Seite kennzeichnet, in die man sprechen muss. Ein Tipp ist es, das Mikro so dicht am Mund zu positionieren, dass es die Lippen bereits berührt, wenn man einen Kussmund macht.

Eine Kaufentscheidung ist letztlich stark von den persönlichen Vorlieben abhängig. Sie sollten sich also überlegen, worauf Sie am meisten Wert legen. Soll es ein absolut leises Headset sein oder eins, das etwas weniger gut dämpft, aber deutlich günstiger ist? Und welche Rolle spielen Musik und Bluetooth? Flugschüler sollten im Hinterkopf behalten, dass sie vermutlich nie wieder so viel in kurzer Zeit fliegen werden wie in ihrer Ausbildung. Eine hohe Sprachqualität ist besonders für Anfänger besonders wichtig. Erfahrene Piloten sind sich einig: Wer sich am Anfang ein günstiges Headset zulegt, kauft über kurz oder lang ein zweites – nämlich ein teures. Dann wechselt das günstige auf die Passagierseite.

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Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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