PPL

Winfried Kassera: Wer kennt ihn nicht?

Die Lehrbücher von Winfried Kassera sind seit Jahrzehnten Standardwerke. Mit Flugschülerin Isabella spricht er über sein Leben, seine Bücher und Lerntipps.

Von Isabella Sauer
Erfahren: Winfried Kassera ist gelernter Mathe- und Physik- lehrer. Seit seinem 14. Lebensjahr ist er in der Fliegerei aktiv.
Erfahren: Winfried Kassera ist gelernter Mathe- und Physik- lehrer. Seit seinem 14. Lebensjahr ist er in der Fliegerei aktiv.

Es gibt wohl kaum einen Flugschüler, der die Lehrbücher von Winfried Kassera nicht während seiner Flugausbildung in den Händen gehalten hat. Das gilt nicht nur für den Motorflug, sondern auch fürs Segelfliegen. Die Spezialität des Autors: Wirklich das komplette Wissen rund um den Erwerb einer Lizenz kompakt und dennoch übersichtlich in einem Buch zu komprimieren. Die Informationsdichte in Kasseras Büchern ist so hoch, dass einige Piloten sogar berichten, sie hätten ausschließlich damit für die Theorieprüfung gelernt – erfolgreich. Doch viele von ihnen wissen nicht, wer der Mann hinter diesen berühmten Lernbüchern überhaupt ist. 

Wie ist Winfried Kassera zum Fliegen gekommen?

fliegermagazin: Klassische Frage zu Beginn: Wie sind Sie überhaupt zum Fliegen gekommen? 

Winfried Kassera: Mich hat die Fliegerei schon als Bub fasziniert. Angefangen hat es, als ich etwa sieben Jahre alt war. Da habe ich mein erstes Modellflugzeug zusammengebaut. Später ging ich zur Modellgruppe, und dann landete ich irgendwie in der Segelfliegerabteilung des Vereins. Damals suchten angehende Fluglehrer noch aktiv nach Flugschülern. Ich war da 14 Jahre alt und hatte sofort Interesse. Meine Mutter war allerdings nicht begeistert und nur schwer zu überreden.

fliegermagazin: Wie haben Sie sich den Segelflugschein finanziert? 

Winfried Kassera: Nachdem meine Mutter widerwillig die Einverständniserklärung unterschrieben hatte, war ich im Verein als Kassierer tätig – für 50 Pfennige pro Monat. Und in den Ferien habe ich meist auf dem Bau als Hilfsarbeiter gearbeitet. Mit 15 Jahren hatte ich dann meinen ersten Segelflug, mit 17 Jahren den Luftfahrerschein Klasse 2 für Segelflieger. Und seit meinem 24. Lebensjahr bin ich Segelfluglehrer.

fliegermagazin: Was kam nach dem Segelfliegen?

Winfried Kassera: Eine Motorflugstunde hat damals zirka 20 Mark gekostet. Aber dank ein paar Sponsoren aus unserem Verein war ich mit 19 Jahren plötzlich jüngster Motorflug-Pilot Deutschlands. Irgendwann wurde ich dann auch Motorfluglehrer, und das bin ich noch heute. Die Instrumentenflugberechtigung habe ich vor etwa 25  Jahren gemeinsam mit meinem Sohn drangehängt.

fliegermagazin: Haben Sie ein eigenes Flugzeug?

Winfried Kassera: In den siebziger Jahren kaufte ich mir ein Segelflugzeug, einen Astir CS. Es war damals das günstigste Flugzeug auf dem Markt, immerhin schon voll aus Kunststoff. Später bin ich auf die ASW 20 umgestiegen, damals ein einsitziges Hochleistungs-Segelflugzeug. Damit habe ich auch Wettbewerbsfliegerei betrieben. Heute besitze ich eine ASH 26E mit Baujahr 1996 und eine Piper PA-19 Super Cub, eine frühere Schulmaschine der Bundeswehr aus Uetersen. Die stammt aus dem Jahr 1952. 

fliegermagazin: Was gefällt Ihnen so gut an der Piper?

Winfried Kassera: Sie ist ein ausgereiftes, klassisches Flugzeug, mit dem man alles machen kann, Reisen, Wanderflug, Schleppen. Sparsam und wartungsfreundlich. Die Cub kommt mit jeder kurzen Wiese beim Starten und Landen zurecht, wenn sie der Pilot freundlich behandelt.

fliegermagazin: In den siebziger Jahren haben Sie angefangen, erste Lehrbücher für Flugschüler zu schreiben. Wie viele Bücher haben Sie nun insgesamt veröffentlicht?

Winfried Kassera: Am bekanntesten ist sicherlich das Lehrbuch »Flug ohne Motor«, das gibt es seit mehr als 40 Jahren und mittlerweile in der 24. Auflage. »Der lautlose Flug« war eher ein »Lesebuch«, ist aber vergriffen. Für die Motorflieger habe ich noch »Motorflug kompakt«, »Ultraleichtfliegen kompakt« und »IFR kompakt« zu bieten. Ein etwas anderes Büchlein trägt den Titel »Einfach Fit«. Darin geht es um Trainingsprogramme für Piloten und alle anderen, denen Bewegung fehlt. Die Grundidee ist, dass man mit wenig Aufwand viel erreicht. Täglich 15 Minuten genügen schon, um jeden Morgen frisch in den Tag zu starten. Und dafür braucht man keine Hanteln, keine Kraftmaschinen und kein Fitnessstudio.

Wer sich zum Piloten ausbilden lässt, sollte sich unbedingt das Buch »Motorflug Kompakt« von Winfried Kassera zulegen. Es kostet 39,90 Euro. Weitere Informationen gibt es unter www.kassera.de.

fliegermagazin: Was macht Ihre Bücher aus?

Winfried Kassera: Die praktische Erfahrung mit rund 14 000 Flugstunden von Ultraleicht bis IFR, der Teilnahme an vielen Wettbewerben sowie unzähligen Stunden als Segelflug- und Motorfluglehrer und Ausbilder von Fluglehrern – das ist die Basis. Alle Bücher sind auf effektives Lernen ausgelegt. Texte und Bilder folgen den Grundprinzipien der Pädagogik: vom Leichten zum Schwierigen, vom Einfachen zum Komplexen. Ganz wichtig: Ich bleibe immer an den Themen dran und veröffentliche alle Änderungen und Verbesserungen auf meiner Homepage und in den Neu-Auflagen.

fliegermagazin: Wann kommt der Impuls, etwas in den Büchern zu aktualisieren?

Winfried Kassera: Das kommt permanent aus der Praxis heraus. Ich mache unter anderem meine Checkflüge mit Profis, da werde ich korrigiert und aufs Laufende gebracht.  Die Inhalte müssen dann allerdings so aufbereitet werden, dass sie verstanden werden. Amtliche Vorschriften lassen sich nun mal schlecht lesen. Vor der Drucklegung einer neuen Auflage übernimmt mein Sohn Volker als Luft- und Raumfahrt-Ingenieur die letzte Durchsicht. Er hat den »Gendefekt« mit der Fliegerei offenbar geerbt.

Welche Tipps hat der Buchautor für Flugschüler?

fliegermagazin: Welche Tipps geben Sie Flugschülern beim Theorielernen mit?

Winfried Kassera: Am besten ist es, wenn Flugschüler neben den Prüfungsfragen ein Buch zur Hand nehmen und damit parallel lernen. Das ist eine gute Kombination. Ansonsten gilt es, bei Verständnis-Schwierigkeiten immer auch den Fluglehrer zu fragen. Bloß keine falsche Scheu, dumme Fragen gibt es nicht! Wir sind dafür da, Fragen zu beantworten. Wer mit meinen Büchern lernt, sollte keine kompletten Abschnitte überspringen, sondern die einzelnen Kapitel erst mal grob durchlesen und dann an schwierigen Stellen nachhaken. Wenn’s sein muss, immer wieder von vorne anfangen und nicht lockerlassen. Die Theorie sollte wirklich komplett durchgeackert werden, um ein Verständnis für die Zusammenhänge aufzubauen.  

Messe-Gespräch: Online-Chefredakteurin und Flugschülerin Isabella Sauer interviewt Lehrbuch-Autor Winfried Kassera auf der AERO.

fliegermagazin: Haben Sie Zukunftspläne? Bücher haben Sie schon geschrieben, Fluglehrer sind Sie seit vielen Jahren. Gibt es etwas, was Sie unbedingt mal machen wollen?

Winfried Kassera: Na, eine gemütliche Europa-Gammel-Tour mit der Piper oder unserem Motorsegler Ximango über mehrere Wochen wäre nicht schlecht. Vielleicht dann auch mit einem Erzähl-Buch darüber.

LESEN SIE AUCH
News

Isabella lernt fliegen: Endlich abheben!

Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

Schlagwörter
  • Winfried Kassera
  • Isabella lernt fliegen
  • Motorflug
  • Motorflug Kompakt