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Zeitfresser bei der Privatpilotenlizenz: »Wann bist du endlich fertig?«

Fast ein Wettkampf: Wer eine Fluglizenz macht, wird häufig nach Dauer und Stundenanzahl ausgefragt. PPL-Flugschüler Dirk M. Oberländer und Isabella Sauer haben Faktoren zusammengetragen, die die Ausbildung beeinflussen können.

Von Redaktion
Alles braucht seine Zeit: Flugschülerin Isabella plant einen Streckenflug und füllt den Flugdurchführungsplan aus.
Alles braucht seine Zeit: Flugschülerin Isabella plant einen Streckenflug und füllt den Flugdurchführungsplan aus. Bild: Isabella Sauer

Viele Flugschüler kennen das bestimmt: Fliegerkollegen, Freunde oder die Familie fragen, wie lange es denn bis zum Flugschein noch dauert? Laien kann die Ausbildungszeit erstaunlich lang vorkommen. Andere Privatpiloten ziehen gern Vergleiche zu ihrer eigenen Ausbildung. Das kann auf der einen Seite für zusätzliche Motivation beim Flugschüler sorgen, aber gleichzeitig auch den Druck erhöhen.

Online-Chefredakteurin Isabella Sauer und Redakteur Dirk M. Oberländer – beide PPL-Flugschüler – haben gemeinsam Faktoren zusammengetragen, die die Ausbildungsdauer ihrer Meinung nach beeinflussen. Zur Erinnerung: Flugschülerin Isabella hatte am 26. April 2023 ihre erste Flugstunde und hat Stand jetzt fast ihre PPL-Theorie fertig, ebenso ihr BZF  II. Flugschüler Dirk hat bereits seit 1997 seinen UL-Schein und stieg für die PPL-Lizenz zum ersten Mal im Mai 2022 in eine Cessna. Seine Theorieprüfung hatte er bereits vor der ersten PPL-A-Flugstunde in der Tasche, jedoch musste er zum zweiten Mal ran. Dazu später mehr.

Flugschein machen: Flugschule oder Verein? 

Ein entscheidender Zeitfaktor ist sicherlich die Wahl der Ausbildungsstätte: kommerzielle Flugschule oder Verein? Wer eine Flugschule besucht, hat den Vorteil, so gut wie immer fliegen zu können. Meistens macht fast nur das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Im Verein kann es sein, dass die ehrenamtlichen Fluglehrer nur an bestimmten Tagen Zeit haben. Auch das Thema Wartung und Werkstatt spielt eine Rolle. Wenn die Schulmaschine wegen Beschädigungen oder einer fälligen Stundenkontrolle tagelang nicht verfügbar ist, stockt die Ausbildung. Ein eigener Wartungsbetrieb ist bei Flugschulen und im Verein vorteilhaft.

Gut gelaunt unterwegs: Im Ultraleicht auf dem Weg in den Harz – hier schon als Pilot. In der Echo-Klasse kämpft Dirk noch mit Verstellpropeller und Funknavigation.

Auch das gute Verhältnis zwischen Ausbildungsstätte und Flugschüler ist entscheidend für die Motivation. Isabella kennt mehrere Flugschüler, die mit ihrem Fluglehrer oder der Ausbildungsorganisation auf keinen gemeinsamen Nenner kamen und dann nach Alternativen suchten. Eine Erfahrung, die auch Kollege Dirk machte. Er hatte sich bei Fahrtwegen und zur Verfügung stehender Freizeit ordentlich verschätzt. Dazu kam ein Umzug, noch weiter weg vom Platz. Die Ausbildung lag monatelang brach – bis die Theorieprüfung ablief. Eine ehrliche Bestandsaufnahme stand vor dem harten Neustart. Inzwischen ist die Theorieprüfung ein zweites Mal gemacht. Die neue Ausbildungsstätte ist nun mit der S-Bahn erreichbar.

Berufliche Umfeld: Wie flexibel sind meine Arbeitszeiten?

Bei der Pilotenausbildung ist auch das berufliche Umfeld entscheidend. Habe ich flexible Arbeitszeiten und kann auch mal vormittags Fliegen gehen oder für die Theorie lernen? Oder kann ich nur am Wochenende und im Urlaub schulen? Bringt die Arbeit viele Dienstreisen mit sich, was für längere Flugpausen sorgt? Und dann sind da noch die privaten Verpflichtungen: Kinder, die nach der Schule versorgt werden wollen oder die schon lange geplante Hochzeitsfeier. Auch ältere Verwandte zu betreuen, ist zeitintensiv.

Da ist es eher bewundernswert, wenn sich jemand trotz all der Umstände den Traum vom Fliegen ermöglicht! Egal, wie lange die Ausbildung dauert, oder nicht? Manchmal sind es ja auch nur temporäre Lebenslagen, die die Flugausbildung ins Stocken bringen können. Isabella ist der Meinung: »Trotzdem ist es wichtig darüber nachzudenken, ob es nach der Ausbildung auch tatsächlich genügend Zeit zum Fliegen geben wird. Schließlich möchte man dann doch sein neues Hobby ausleben.«

Großen Respekt vor der Theorie

Der eigene Antrieb hat selbstverständlich großen Einfluss auf die Ausbildungszeit. So hat beispielsweise Redakteur Dirk die Coronazeit genutzt, um die Theorie hinter sich zu bringen. Dazu nutzte er einen Onlinekurs mit Präsenzunterricht bei einem reinen Theorieanbieter. Gut strukturiertes Lehrmaterial und persönliche Betreuung bei ungeliebten Themen sorgten für zügiges Vorankommen. Nach vier Monaten war die Theorie bestanden.

Für Isabella war es eher der eigene Antrieb in Sachen Theorie, der zeitweise etwas fehlte. »​​Zu Beginn hatten mir viele Piloten gesagt, dass ich früh genug mit dem Theorielernen anfangen soll, um später nicht in die sogenannte Zwangspause beim Fliegen zu kommen. Und trotzdem habe ich nicht darauf gehört. Es war aber nicht so, dass ich nicht wollte. Ich hatte einfach großen Respekt davor«, sagt sie. Das Fliegen sei bis heute ein toller Ausgleich zum stressigen Job. Doch für das Lernen muss sie einen inneren Schweinehund überwinden. »​​Bei den reinen Lernfächern wurde es mit der Zeit besser. Als ich richtig drin war, hat es sogar Spaß gemacht. Nur das Rechnen und Verstehen beim Thema Navigation fällt mir noch schwer«, zieht Isabella Zwischenbilanz. 

Konzentrierter Blick: Flugschülerin Isabella bei der Vorflugkontrolle. Auch wenn es nicht um Schnelligkeit geht – mittlerweile ist die Checkliste bekannt und sitzt.

Privatpilotenlizenz: Welcher Lerntyp sind Sie?

Beim Büffeln für die Theorie kommt es vermutlich auch auf den persönlichen Lerntyp an. Gehöre ich eher zu den auditiven oder visuellen Lernern? Bin ich vielleicht der motorische oder kommunikative Lerntyp? Bei vielen Flugschülern liegt die Schule oder das Studium schon einige Jahre zurück. Man muss das Lernen wieder erlernen. Herausfinden, wie der Stoff am ehesten im Kopf bleibt! Isabella hat fast ausschließlich über einen Fernlehrgang die Theorie vermittelt bekommen. Dabei wäre für sie als Fußgängerin vermutlich ein Unterricht im Klassenzimmer besser gewesen.

Erst spät hat sie einen Flugschüler kennengelernt, mit dem sie sich gemeinsam zum Thema austauschen konnte. In einem Verein wären die Kontakte mit großer Wahrscheinlichkeit schneller da gewesen – ebenso der Druck zu lernen, der in manchen Fällen dann doch ganz nützlich ist.

Welche Motivation hat der Flugschüler?

Für einige angehenden Piloten ist der Wunsch zu Fliegen das Thema Nummer eins im Leben. Alles andere wird diesem – wenn möglich – untergeordnet. Für manch anderen ist es ebenfalls ein Wunsch, aber ohne persönlichen Zeitdruck. Vielleicht gibt es auch schon ein oder zwei tolle Hobbys im Leben und jetzt soll der Flugschein eine Ergänzung sein. Da steigt man nach der Arbeit vielleicht doch mal lieber aufs Rennrad, um den Kopf frei zu bekommen, anstatt sich zum Büffeln an den Schreibtisch zu setzen. Der eigene Antrieb eben – beziehungsweise die unterschiedliche Motivation, die jede Flugschülerin und jeder Flugschüler hat. 

Isabella lernt fliegenIsabella lernt fliegen
Das Projekt Isabella lernt fliegen wird von mehreren Kooperationspartnern unterstützt.

Davon ist auch Kollege Dirk nicht frei: »Bei viel Trubel zum Beispiel im Job, fällt es mir schwer, den Kopf frei zu bekommen. Denn ich will beim Flugtraining auch vorankommen und nicht unnötig Geld verbrennen. Manchmal lockt halt zwischendurch das Ultraleicht, wenn ich grade kein deppiger Flugschüler sein möchte. Denn bei meinem liebgewonnen Charter-UL finde ich jeden Schalter fast blind. Außerdem ist das Fliegen in der Echo-Klasse nicht so familiär wie im UL-Segment. Vielleicht wachse ich da ja noch in die Community rein.«

Geld spielt bei der Ausbildung zum Privatpiloten oftmals eine Rolle

Nicht zuletzt spielt auch das Thema Geld eine zentrale Rolle bei der fliegerischen Ausbildung. Weniger bei der Theorie, dafür aber umso mehr bei der Praxis. Nicht jeder hat die Möglichkeit, in kurzer Zeit viele Flugstunden abzureißen. Zu knapp sollte man nicht kalkulieren. Denn fast immer sind etwas mehr als die Mindeststunden nötig. Auch die Charterkosten und Gebühren für den Prüfungsflug müssen berücksichtigt werden. Und dann und wann gönnt sich die Crew auf langen Ausbildungsflügen auch ein Mittagessen. 

Was kann die Dauer der Flugausbildung noch beeinflussen? Ganz klar: das Wetter! Isabellas Flugplatz war vergangenen Winter mehrere Wochen gesperrt. Es hatte so viel geregnet, dass die Graspiste einfach nicht mehr zum Starten und Landen geeignet war. Da war Geduld gefragt. Auch Nebel in Herbst und Winter ist so ein leidiges Thema. 

Wetter lässt sich nicht beeinflussen

Welche Faktoren auch immer auf Sie zutreffen oder zugetroffen haben – jeder Flugschüler macht letztlich seine ganz individuelle Ausbildung. Jeder Mensch ist schließlich unterschiedlich, hat andere Stärken und Schwächen, die manchmal erst in bestimmten Lebenslagen zum Vorschein treten. Unnötiger Druck von außen hilft da nicht unbedingt weiter. Schlaue Sprüche oder unangebrachte Witze erst Recht nicht. Viel mehr freut sich der Flugschüler über motivierende Worte oder über Hilfsangebote. Wie war das nochmal mit dem Drehmeier? Und wie erstelle ich eigentlich einen Flugdurchführungsplan mit Karte, Taschenrechner und Papier? Sich in die eigene Ausbildungszeit hineinzuversetzen, kann helfen, um angehenden Piloten den Weg zur Lizenz zu ebnen.

Was meinen Sie? Welche Faktoren können die PPL-Ausbildung beeinflussen? Haben Sie einen anderen Blick auf die Dinge? Dann schreiben Sie uns gern eine E-Mail an redaktion@fliegermagazin.de.

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