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Der Traum vom eigenen Flugzeug: Restaurierung einer Jodel D113-3

Ein eigenes Flugzeug so günstig wie möglich? Teresa Staudinger hat in Schweden eine Jodel D113-3 von 1981 gefunden und nach Deutschland überführt. Jetzt stehen Restaurierungsarbeiten an, darunter eine neue Bespannung. Ihre Motivation? Grenzenlos!

Von Isabella Sauer
Kurz vor dem Abflug: Teresa Staudinger und ihr Freund Christian Lange am Flugplatz Håtuna in Schweden.
Kurz vor dem Abflug: Teresa Staudinger und ihr Freund Christian Lange am Flugplatz Håtuna in Schweden. Bild: Privat

Wünsche und Ideen haben viele Menschen, doch nicht jeder traut sich, oder kann diese in die Realität umsetzen. Die 32 Jahre alte Teresa Staudinger aus Bayern erfüllt sich jetzt ihren Traum vom eigenen Flugzeug – und das, obwohl sie nur ein »kleines« Budget hat.

Eine weitere Herausforderung: Sie hat noch nie zuvor ein Flugzeug gebaut oder restauriert. »Macht nichts«, sagt sie, lächelt und blickt hochmotiviert auf ihre Jodel D113-3 mit schwedischer Registrierung, die im sogenannten Flieger-Stadl am Flugplatz Landshut (EDML) zwischen einer Aeronca 65-C, einer Klemm Kl 35 D und anderen Schätzen steht.

Teresa Staudinger kaufte eine Jodel D113-3 aus Schweden

Von einem eigenen Flugzeug träumte die Privatpilotin schon länger, doch der Mut hatte bisher immer gefehlt. Letztlich sorgte eine ärztliche Diagnose dafür, dass sie sich ernsthaft auf die Suche nach einer Maschine begab. Durch einen Zufall, vielleicht eher eine glückliche Fügung lernte sie Anfang des Jahres ihre Jodel D113-3 kennen. »Ein Freund aus Schweden wusste, dass ich ein günstiges Flugzeug suche und hat sich dann bei mir gemeldet«, sagt Teresa.

Einzelteile zwischen Schmuckstücken: Der Motor ist ausgebaut, nun wird die alte Bespannung entfernt. Bild: Isabella Sauer

Die Maschine sollte als Teilespender enden – wie schrecklich! Innerhalb weniger Tage entschied sie sich dann dazu nach Schweden zu reisen. Ihr Freund Christian Lange kam mit. Er unterstützt sie seit Beginn des Projekts, ist selbst Pilot und ein absoluter Luftfahrtenthusiast ist. »Wir wussten nicht, wie gut der Zustand der Jodel in Wirklichkeit ist. Ich wollte mir diese Chance aber nicht entgehen lassen. Klar, es ist »nur« eine Jodel. Aber warum nicht mit einer Jodel die Welt entdecken?«, erinnert sich Teresa an die damaligen Gedanken zurück.

Ein Flugzeug gegen eine Kiste Bier

Anders als seine Freundin musste Christian erst noch ein wenig von dem französischen Flugzeug überzeugt werden. Seit dem Besuch in Schweden steht aber auch er hinter dem Projekt. »Der Zustand der Jodel war eindeutig besser als erwartet. Wir konnten es ehrlich gesagt gar nicht glauben«, sagt der Luftfahrtingenieur. Für die nun fällige Restaurierung bringt er Erfahrung mit: Der 26-Jährige werkelt derzeit an gleich zwei Selbstbauprojekten – eine Pitts S-1S und eine CriCri MC 15.

»Die CriCri landete im Juni für eine Kiste Bier bei uns in Landshut«, sagt Christian. Das kleinste zweimotorige Flugzeug der Welt ist für seine außergewöhnliche Bauweise und die minimale Größe bekannt. »Die CriCri ist mit einer Spannweite von nur 4,90 Metern und einer Länge von 3,90 Metern unglaublich kompakt. Das Ein- und Aussteigen bedarf einer gewissen Geschicklichkeit«, scherzt Christian, widmet sich dann aber wieder der Jodel, bei der gerade das Höhenruder von der Bespannung be- freit wird.

Wichtige Vorarbeiten: Bevor eine neue Bespannung kommt, muss die alte ganz vorsichtig mit einem Cuttermesser eingeschlitzt und abgezogen werden.Wichtige Vorarbeiten: Bevor eine neue Bespannung kommt, muss die alte ganz vorsichtig mit einem Cuttermesser eingeschlitzt und abgezogen werden.
Wichtige Vorarbeiten: Bevor eine neue Bespannung kommt, muss die alte ganz vorsichtig mit einem Cuttermesser eingeschlitzt und abgezogen werden. Foto: Isabella Sauer

Christian und Teresa nehmen ihre Cuttermesser, schlitzen die Bespannung ein und ziehen sie dann von der Holzfläche ab. Gar nicht so einfach, da sind Kraft und Vorsicht zugleich gefragt. Als nächstes müssen die Kleberückstände vom Holz entfernt werden. »Dafür nehmen wir ein spezielles Lösungsmittel von Oratex«, erklärt Teresa, die seit 15 Jahren ihren Flugschein hat.

Teresa ist eher zufällig zum Fliegen gekommen

Während sich Christian seit seiner Kindheit für die Luftfahrt interessierte und mithalf Flugzeuge zu warten, kam seine Freundin eher durch Zufall zum Fliegen. Sie war viele Jahre im Reitsport aktiv, entschied aber dann, ihre Pferde zu verkaufen. Mit 17 Jahren lag sie dann eines Tages im Garten ihrer Eltern auf der Sonnenliege. »Ich schaute zum Himmel hoch, sah eine typische Cessna und dachte mir: Warum fange ich nicht mit dem Fliegen an?«

Auch beruflich entwickelte sie sich in eine andere Richtung. Viele Jahre arbeitete sie als Friseurmeisterin im Laden ihrer Mutter, mittlerweile ist sie Maintenance Planning Engineer in einer CAMO für Single-Engine-Turbine-Luftfahrzeuge. Und wie sollte es anders sein: Ihren Christian lernte sie vor einem Jahr bei der Spornrad-Einweisung kennen. Er war Teresas Fluglehrer und sie merkten sofort, dass sie die gleichen Interessen haben. Kein Wunder also, dass das erste eigene Flugzeug ein Spornrad hat.

Auf diversen Plattformen nach einem eigenen Flugzeug geschaut

Bis das Paar die Jodel gefunden hatte, waren mehrere Monate vergangen. Es sei gar nicht so einfach gewesen, ein Gebrauchtflugzeug in dieser Preiskategorie zu finden. »Du schaust jeden Tag auf diversen Plattformen, aber der letzte Impuls hat immer gefehlt«, sagt Teresa. Einmal hätte sie mit Chris eine Piper Pacer angeschaut, doch die war in einem desolaten Zustand. »Die hätte uns finanziell aufgefressen«, resümiert die Privatpilotin. Doch zurück zur Jodel, die in diesem einzigartigen Flugzeug-Hangar steht. Wie kam die Jodel überhaupt nach Bayern?

Die beiden Flugzeugfans flogen im Mai mit der Airline nach Stockholm. Der damalige Besitzer, ein SAS-Pilot, holte sie vom Flughafen ab. Danach ging es im Schneegestöber aufs Land nach Håtuna. Und da stand sie dann, die 1981 erbaute Jodel mit der witzigen Kennung »SE-XDO«. Christian erinnert sich zurück: »Wir haben eine Annual Inspection gemacht und mussten noch einen Mode-S-Transponder und ein 8.33-kHz-Funkgerät einbauen.« Ein wei- teres Detail: Die Jodel hatte tatsächlich keine Bremsen. Da hat Luftfahrtingenieur Christian kurzerhand selbst Bremsen konstruiert und montiert. Auch musste die CHT-Anzeige noch repariert werden.

Wie lange dauerte die Überführung der Jodel D113-3 nach Landshut?

Die Überführung nach Landshut dauerte letztlich zehn Flugstunden. Das Paar machte Zwischenstopps in Skå-Edeby bei Stockholm, im südschwedischen Ljungby, auf der dänischen Insel Kegnæs, in Itzehoe und und Sömmerda – alles bei bestem Flugwetter.

Letzte Checks: Vor der Überführung nach Deutschland wurden in Schweden schon umfangreiche Wartungsarbeiten ausgeführt.

Seitdem das Paar im Mai die Jodel abgeholt hat, ist es mit ihr 35 Stunden geflogen. Zuletzt waren sie beim Flugplatzfest in Pirmsasens, danach hieß es anpacken und loslegen! Aktuell ist der Tiefdecker komplett zerlegt. Hier steht der Rumpf, dort liegen die Tragflächen und darunter die beiden Fahrwerke. Die Jodel ist ein Zweisitzer des französischen Herstellers Avions Jodel, komplett aus Holz gebaut. Nun soll die Bespannung abgelöst werden, damit die Jodel noch in diesem Jahr eine neue erhalten kann.

Flugzeugbespannung auf der AERO 2024 gewonnen

Die komplette Flugzeugbespannung hat Teresa auf der diesjährigen AERO in Friedrichshafen bei einem Gewinnspiel von Lanitz Aviation und dem flie- germagazin gewonnen. Eine Jury hatte ihr Flugzeug als Projekt ausgewählt: »Ich war überglücklich, als bei der Siegerehrung mein Name verkündet wurde«, sagt sie und zieht weiter mit dem Cuttermesser die Bespannung am Höhenruder ab. Die Oratex-Bespannung samt fünftägigen Workshop und Material kostet rund 10 000 Euro. Diese Kosten hätte die Privatpilotin selbst nicht einfach so aufbringen können.

Mit sanfter Kraft: Teresa und Christian ziehen die alte Bespannung vom Höhenruder. Foto: Isabella Sauer

Beim Blick auf das Avionik-Panel der Jodel ist ein nettes Detail zu entdecken: »Mr. Baguette«, steht auf einem kleinen Schild geschrieben. Diesen Spitznamen haben Teresa und Christian ihrem französischen Flugzeug gegeben, das bisher eine weiß-blau-rote Bespannung hat – eben typisch französisch. Bleibt die Frage, welche Farbe die neue Bespannung haben soll? Bei dieser Frage muss Teresa lachen, sie sagt: »Ach, das ist so eine schwierige Entscheidung, ich weiß es einfach noch nicht!«

Dann scherzt sie: »Möglicherweise rot, da es zur witzigen Kennung passt.« Wir dürfen also gespannt sein, wofür sich die 32-Jährige entscheidet. Fest steht hingegen schon der Zeitplan, wann »Mr. Baguette« wieder fliegen soll. Na klar – zur AERO 2025 in Friedrichshafen!

Das fliegermagazin begleitet das Jodel-Projekt

Ob das gelingt, welche Herausforderungen das Jodel-Projekt mit sich bringt, und was in Sachen Avionik neu gemacht werden soll, erfahren Sie in den nächsten Ausgaben des fliegermagazins sowie auf unseren Social-Media-Kanälen und auf der Website: Wir begleiten das Projekt der beiden »Budget Birds«, wie sie sich selbst nennen, bis zum Erstflug nach der Restaurierung.

Was ist eine Oratex-Bespannung?

Oratex von Lanitz Aviation ist im Gegensatz zu konventionellem Bespannstoff bereits vom Hersteller eingefärbt. Das Gewebe wird mit Dispersionsheißsiegelkleber auf die Flugzeugstruktur geklebt und mit Hitze gespannt. Es enthält einen UV-Schutz, ist nicht brennbar und lässt sich immer wieder nachschrumpfen.

Flugzeugdaten Jodel D113-3

Die Jodel D113-3 hat einen Continental O-200A-Motor verbaut. Weitere Fakten: Leistung 100 PS, MTOM 615 Kilogramm, 100 Liter Tankvolumen.

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Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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