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Jodel-Restaurierung – Finale vor dem Erstflug

Grade noch rechtzeitig zur AERO im April bekam die Jodel eine frische Oratex-Bespannung. Aber unter der auffälligen Außenhaut gibt es nun noch Einiges zu tun. Langsam nähern sich die Arbeiten mit Fahrwerk, Tank und Teilen des Interieurs dem Finale. Das erste Abheben rückt näher.

Von Redaktion
Restaurierung einer Jodel
Die liebevoll »Baguette« genannte Jodel von Teresa Staudinger und Chris Lange ist fertig mit Oratex überzogen. Bild: Teresa Staudinger Restaurierung einer Jodel

Eins ist klar: Unsere Jodel D-113 »Baguette« sorgte auf der Messe für Gesprächsstoff. Doch noch war der Tiefdecker leider nicht flugfähig: Der Motor fehlte, das Panel war noch nicht verkabelt, überall gab es sichtbare Baustellen. Und trotzdem: die neue Bespannung, das auffällige Farbschema – das alles hat neugierige Blicke auf sich gezogen.

Die letzten Details, wie der weiße Schriftzug auf der Tragfläche sowie die Montage des Instrumentenbretts, entstanden tatsächlich direkt vor Ort. Dabei halfen uns Marcel und Mareike, selbst frühere Gewinner des Oratex-Bespannwettbewerbs. Mit viel Augenmaß, Humor und einer wackeligen Leiter haben wir die Buchstaben angebracht. Ich stand oben und gab Kommandos: »Noch ein Stück nach links – nein, das andere links!«

»Die französischste Jodel der Welt«

Besonders schön war der Moment, als der Vater von Chris am ersten Tag überraschend die Messe besuchte und »Baguette« zum ersten Mal sah. Zum Glück war sein Urteil positiv! Das Farbdesign: links komplett rot, rechts komplett blau, getrennt von einem feinen weißen Streifen. So sieht unser Flugzeug wie eine überdimensionale französische Nationalflagge aus.

Ein französischer Besucher meinte mit breitem Grinsen, das sei wohl »die französischste Jodel der Welt«. Klar sind Geschmäcker verschieden und nicht jeder konnte sich mit unserem Look und dem Oratex-Bespannmaterial auf Anhieb anfreunden. Aber wir haben viele neugierige Fragen beantwortet und viel Zuspruch bekommen.

»Budget Birds«: Restaurierung einer Jodel

Zurück nach HauseZurück nach Hause
Am Ende der AERO wird die Jodel wieder in eine anhängergerechte Größe demontiert – Rumpf und Fläche werden in Haltegestellen fixiert.
Bild: Teresa Staudinger

Besonders gefreut hat mich, wie viele Besucher unser Motto »Budget Birds« verstanden und unterstützt haben. Günstig muss nicht billig bedeuten – sondern einfach clever gemacht. Viele unserer Freunde haben uns am Stand von Lanitz Aviation besucht, darunter auch Martin und Karlheinz von Safe Takeoff.

Die beiden kennen sich nicht nur bestens mit Avionik aus, sondern haben unser Panel auch pünktlich zur AERO professionell mittels Siebdruck beschriftet. Außerdem übernehmen sie in den nächsten Wochen die Verkabelung unserer Jodel. Die beiden arbeiten seit vielen Jahren als Avioniker in einem namhaften Luftfahrtunternehmen und bringen viel Erfahrung mit.

Besser und schneller: Hilfe annehmen

Ja, wir geben zu: Wir lassen wirklich »fremde Menschen« an unser Flugzeug. Manchmal erkennt man, dass andere einfach besser oder schneller sind. Gerade bei der Verkabelung der Avionik, die bei unserer modernen Ausstattung auch einen großen Sicherheitsaspekt darstellt, benötigt man spezielles Werkzeug und das nötige Wissen.

Neben dem Wiedersehen mit alten Bekannten gab es auch neue Begegnungen. Besonders hängengeblieben ist der Besuch von Viktor – einem von nur 18 aktiven Zeppelin-Piloten weltweit. Er hat uns kurzerhand zu einer privaten Führung eingeladen. Das war ganz sicher eines unserer Messe-Highlights!

Neues Bremssystem: Restaurierung einer Jodel

Typfrage geklärtTypfrage geklärt
Die Flächen tragen die französischen Nationalfarben, der Hersteller prangt als Schriftzug auf der Flächenoberseite. Bild: Teresa Staudinger

Nach der AERO ging es mit der Restaurierung der Jodel sofort weiter. Alles wurde wieder zerlegt, verladen und sicher zurück nach Landshut gebracht. Dort folgt der Zusammenbau mit den Komponenten im Rumpf. Denn so lange die Flügel noch nicht montiert sind, hat man durch die große Öffnung auf der Rumpfunterseite einen guten Zugang zum Cockpit. Später kommt man an diese Stellen nur noch mit akrobatischen Verrenkungen.

Besonders stolz sind wir auf unser neues Bremssystem. Die ursprüngliche Konstruktion bestand aus undichten Kfz-Geberzylindern, die über die Jahre eine große Menge Bremsflüssigkeit ins Cockpit lecken ließen. Die Folge: zahlreiche ungeplante Holzarbeiten. Noch in Schweden, kurz vor dem Überführungsflug, konnten wir passende, neuwertige Matco-Bremszylinder organisieren.

Ein Makeover für den Tank

Feinschliff am Tank Feinschliff am Tank
Vorm Lackieren wird der Tank mit Exzenterschleifer und in finaler Handarbeit glatt geschliffen. Bild: Teresa Staudinger

Chris hat daraufhin mittels CAD passgenaue Bremspedale konstruiert, diese aus Aluminium geschnitten und zurecht gefeilt. Die Schwierigkeit dabei: der sehr begrenzte Platz im Fußraum der Jodel. So fiel die Entscheidung für Fersenbremsen. Das neue Setup funktioniert nicht nur deutlich zuverlässiger – es gibt auch keine Leckagen mehr.

Auch unser Tank bekommt ein Makeover. Der alte Einfüllstutzen war nur wenige Millimeter von der teuren und empfindlichen Kabinenverglasung entfernt. Wir haben ihn kurzerhand abgeschnitten und rund zehn Zentimeter weiter vorne einen neuen, modernen Tankverschluss aus Aluminium eingesetzt. Er schließt nun bündig mit der Rumpfaußenseite ab.

Neuer Lack: Restaurierung einer Jodel

Restaurierung einer JodelRestaurierung einer Jodel
Die neuen Seitenruderpedale mit integrierten Fersenbremsen geben Druck auf die frischen Bremszylinder. Bild: Teresa Staudinger

Fast denselben Einfüllstutzen haben wir auch für die Befüllung des Zusatztanks in die Rumpfseitenwand eingesetzt – aerodynamisch und optisch eine klare Verbesserung. Die Schweißarbeiten am Einfüllstutzen, an der neuen Tankentlüftung und dem neuen Anschluss für den Zusatztank hat ein befreundeter Luftfahrtschweißer übernommen.

Die alte Lackierung entfernen wir – nach der Dichtheitsüberprüfung – mit einem Exzenterschleifer und einer Schleifscheibe mit 320er-Körnung. Für feine Konturen und schwer zugängliche Stellen greifen wir von Hand zum Schleifvlies. Das Ergebnis: eine gleichmäßige, saubere Oberfläche als Basis für den neuen Lackaufbau.

Fortschritte: Der größte Teil ist geschafft

Gut organisiertGut organisiert
Inzwischen dient die heimische Garage als Werft. Checklisten helfen, den Überblick über die noch ausstehenden Arbeiten zu behalten – fast wie in einer CAMO. Bild: Teresa Staudinger

Unsere Jodel D-113 ist mit zwei Tanks ausgestattet: einem vorderen Tank mit 60 Litern und einem hinteren Tank unter der Rücksitzbank mit 40 Litern Volumen. Der Kraftstoff aus dem hinteren Tank kann mit einer Pumpe nach vorne transportiert werden. Da die alte Pumpe jedoch immer wieder Aussetzer hatte, haben wir sie durch eine neue mit einer Förderleistung von rund 130 Litern pro Stunde ersetzt. Sie findet nun hinter der Rumpfrückwand Platz.

Klar ist: Es gibt noch einiges zu tun – der Motor fehlt, Rumpf und Tragflächen müssen final montiert, die Avionik sauber verkabelt und Antennen eingebaut werden. Und dennoch: Der größte Teil ist geschafft.
Jedes Wochenende bringt sichtbare Fortschritte. Das motiviert uns ungemein.

Erstflug in Sicht: Restaurierung einer Jodel

Auf der Messe kam regelmäßig die Frage nach dem Erstflug. Unsere Standardantwort: »Mittwoch!« – begleitet von einem Augenzwinkern. In Wahrheit peilen wir an, das Oldtimer-Fliegertreffen auf der Hahnweide im September mit der Jodel anzufliegen.

Wie wir uns nach all den Monaten des Umbaus fühlen? Ganz ehrlich: Wir würden es jederzeit wieder machen. Wir haben ein tolles Flugzeug von einem sympathischen Vorbesitzer übernommen, und das zum fairen Preis von 10000 Euro. Und das Wichtigste: Wir haben in dieser Zeit nicht nur einiges über das Flugzeug gelernt, sondern auch über uns selbst.

Mit der Jodel zum EAA Fly-in 2026

CockpitbesuchCockpitbesuch
Zeppelin-Pilot Viktor gibt der Jodel-Crew eine private Führung durch den Zeppelin- Hangar am Flughafen Friedrichshafen. Bild: Teresa Staudinger

Chris und ich ergänzen uns perfekt – wir lieben das Schrauben genauso wie das Fliegen. Nach all der Arbeit freuen wir uns jetzt auf die erste richtige Saison mit der Jodel: einfach losfliegen, ohne Baustelle im Kopf. Doch wissen wir auch: Ganz ohne Werkstatteinsatz wird es bei uns wohl nie mehr gehen.

Chris baut unter der Woche parallel weiter an seinem Pitts-S-1S-Projekt. Unser gemeinsamer Wunsch: Mit der Jodel zum EAA Fly-in 2026 nach Schweden zu fliegen – zurück in das Land, in dem »Baguette« einst gebaut wurde. Vielleicht treffen wir dort sogar ihren ursprünglichen Ersterbauer Bengt Martinsson.

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