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Besuch beim Fliegerarzt: So bekommen Sie ein Flugtauglichkeitszeugnis

Welches Flugtauglichkeitszeugnis benötige ich als PPL-Schüler? Wie läuft die Untersuchung beim Fliegerarzt ab und wie hoch sind die Kosten? Wir klären alle wichtigen Fragen rund ums Thema Medical!

Von Isabella Sauer
Besuch beim Fliegerarzt
Valsalva-Manöver Isabella (l.) schnaubt in die Nase; Fliegerärztin Dr. Ursula Diestel prüft, ob sich die Eustachischen Röhren zum Ohr öffnen – und der Druckausgleich funktioniert.

Wer sich zum Privatpiloten ausbilden lassen möchte, kann nicht wie beim Autoführerschein direkt ins Flugzeug steigen und loslegen. Auch der Theorieunterricht muss warten. Aber worauf? Die Grundvoraussetzung für den Ausbildungsstart ist natürlich das entsprechende Alter für die jeweilige Fluglizenz. Für die UL-Berechtigung, LAPL und PPL gilt: Das Mindestalter für die Ausbildung liegt bei 16 Jahren, für Abschlussprüfung und Scheinerhalt sind es 17 Jahre. Wer jünger sein sollte, aber trotzdem fliegen lernen möchte, hat gute Chancen: Es benötigt lediglich die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten.

Eine weitere Voraussetzung ist ein medizinisches Flugtauglichkeitszeugnis. Was das genau ist, wie man es bekommt und wie teuer ist, klären wir in diesem Artikel.

Was ist ein Flugtauglichkeitszeugnis (Medical)?

Eine entscheidende Frage ist, ob der Flugschüler überhaupt flugtauglich ist. Hierfür ist ein Fliegerarzt gefragt, der nach einer Untersuchung ein medizinisches Flugtauglichkeitszeugnis ausstellt – aus dem Englischen oft Medical genannt. Bewerber für eine Privatpilotenlizenz (PPL) müssen den Anforderungen der Klasse 2 nach Kriterien der europäischen Luftfahrtbehörde EASA genügen. Für UL-Lizenz und LAPL sind die Mindestanforderungen an die Tauglichkeit geringer.

Wie finde ich einen Fliegerarzt?

Wer keinen Fliegerarzt findet, kann sich zum Beispiel bei der jeweiligen Luftfahrtbehörde des Bundeslandes erkundigen, in dem er wohnt. Dort liegt eine Liste der fliegerärztlichen Untersuchungsstellen vor. Es hilft aber auch, die Flugschule oder andere Privatpiloten zu fragen. So gibt es gleich einen persönlichen Erfahrungsbericht dazu.

PPL-Flugschüler: Muss ich für das Flugtauglichkeitszeugnis zum Augenarzt?

Bevor es für PPL-Schüler allerdings zur Erstuntersuchung geht, muss ein Augenarzt aufgesucht werden. Dieser muss einen »Augenärztlichen Untersuchungsbericht« ausfüllen. Darin werden beispielsweise Augendruck, Farbsehen, Sehschärfe und Sehhilfen abgefragt. Der Lizenzanwärter muss sich also einer ausführlichen Untersuchung unterziehen und verschiedene Tests bestehen. Zum Beispiel Zeichen, Zahlen oder Buchstaben aus einer bestimmten Entfernung erkennen. Übrigens: Fehlsichtigkeit ist kein Problem, wenn sie durch Sehhilfen auf 100 Prozent bei mindestens einem Auge ausgeglichen werden kann. Der Augencheck dauert etwa 45 Minuten. Und die Kosten? Die sind von Arzt zu Arzt unterschiedlich, in Hamburg waren es rund 150 Euro.

Im Wartezimmer beim Augenarzt: Wer Privatpilot werden möchte, muss einige Tests über sich ergehen lassen. Foto: Isabella Sauer

Wie läuft die Untersuchung beim Fliegerarzt ab?

Als nächstes geht es dann zum Fliegerarzt. Was muss ich für meinen Besuch mitbringen? Für das Medical Klasse 2 den Personalausweis, den Bericht vom Augenarzt, gegebenenfalls Brille oder Kontaktlinsen,  relevante Befunde bei Auflagen sowie einen ausgefüllten »Mental Health«-Fragebogen. Dieser ist für LAPL nicht vorgesehen. Beim Arzt selbst stehen dann unter anderem eine Urinprobe, Gleichgewichts- und Reflextests, Blutdruckmessung und ein Ruhe-EKG an. Für das EKG im Liegen befestigt der Arzt mehrere Elektroden am Körper und misst dann die Herzströme. So wird ermittelt, ob das Herz im Erholungszustand richtig schlägt und ausreichend mit Blut versorgt wird. Außerdem muss der Flugschüler einen Fragenbogen am Computer ausfüllen. Dabei geht es um regelmäßige Medikamenteneinnahme, Operationen oder Vorerkrankungen innerhalb der Familie.

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Wie viel kostet ein Medical der Klasse 2?

Sorgen machen muss man sich in den meisten Fällen nicht: Als normalgesunder Mensch ist die Flugtauglichkeitsuntersuchung in der Regel problemlos zu schaffen. Wer sich etwas in die Materie einlesen möchte, kann sich vorab das EASA-Dokument »Acceptable Means of Compliance« zum Part MED durchlesen. Es beschreibt auf mehr als 100 Seiten, unter welchen medizinischen Voraussetzungen eine Flugtauglichkeit attestiert werden kann. Die Preise für ein Medical können sich stark unterscheiden. Mein Arztbesuch kostete in Hamburg etwas mehr als 240 Euro. Es gibt aber auch Fliegerärzte, die ein Medical der Klasse 2 für unter 200 Euro ausstellen.

Wie lange ist ein Medical gültig?

Die Gültigkeit des Flugtauglichkeitszeugnisses richtet sich nach dem Alter des Pilotens. Ab dem Tag der abgeschlossenen Untersuchung gilt das Medical:
• 60 Monate bis zur Vollendung des 40. Lebensjahrs, maximal bis zum 42. Lebensjahr;
• danach 24 Monate bis zur Vollendung des 50. Lebensjahrs, maximal bis zum 51. Lebensjahr;
• danach 12 Monate für PPL-Inhaber; LAPL-Besitzer müssen auch nach dem 50. Lebensjahr nur alle 24 Monate zur Tauglichkeitsuntersuchung gehen.

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Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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