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Sprechfunkzeugnis Luftfahrt: So lernen Sie Funken!

Wer selbst fliegen möchte, benötigt in den meisten Fällen ein Funksprechzeugnis. Doch welche gibt es überhaupt in der Luftfahrt und welches eignet sich für welche Zwecke? Und wie lerne ich am besten für die Sprechfunkprüfung? Eine Übersicht!

Von Isabella Sauer
Auf die Ohren! Wer funken will, benötigt auf jeden Fall ein gutes Headset. Da spielen Tragekomfort, Schalldämpfung und elektronische Geräuschreduzierung eine Rolle. Bild: Lucas Böckler

Spätestens nach dem ersten Soloflug sollten Flugschüler so schnell wie möglich anfangen, ein Sprechfunkzeugnis für die Luftfahrt zu erlangen. Denn nur mit diesem sind Solo-Überlandflüge möglich, bei denen man alleine von A nach B fliegt. Doch welches Sprechfunkzeugnis für PPL? Was kostet ein Sprechfunkzeugnis? Und was ist Pflicht für die jeweilige Fluglizenz?

Fangen wir ganz vorne an und schauen auf die Gesetzeslage. So regelt die Verordnung über Flugfunkzeugnisse (FlugfunkV) die Details über die für den Flugfunk erforderlichen Berechtigungen. Es heißt: »Generell ist für die Durchführung von Sprechfunkverkehr im beweglichen Flugfunkdienst ein Funksprechzeugnis zu erwerben.« In Anlage 1 der Verordnung steht geschrieben, welche Kenntnisse für die Prüfung notwendig sind. Dazu zählt nicht nur Sprechfunk, sondern etwa auch die Funknavigation bei Flügen nach Sichtflugregeln. Gesetzlich festgeschrieben ist seit 2008 auch der Nachweis der Sprachkenntnisse. Hierzu  folgen weiter  unten weitere Erläuterungen.

Welche Sprechfunkzeugnisse gibt es (BZF I, BZF II, AZF)?

Diese unterschiedlichen Sprechfunkzeugnisse für den Flugfunkdienst Luftfahrt sieht die Verordnung vor:

• Beschränkt Gültiges Sprechfunkzeugnis II für den Flugfunkdienst (BZF II)

• Beschränkt Gültiges Sprechfunkzeugnis I für den Flugfunkdienst (BZF I)

• Beschränkt Gültiges Sprechfunkzeugnis E für den Flugfunkdienst (BZF E)

• Allgemeines Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst (AZF)

• Allgemeines Sprechfunkzeugnis E für den Flugfunkdienst (AZF E)

Jedes Flugfunkzeugnis berechtigt zu ganz bestimmten Ausübungen des Sprechfunks. So gilt das BZF II nur innerhalb Deutschlands zum Funken in deutscher Sprache bei Flügen nach Sichtflugregeln. Das BZF I erlaubt das Funken in deutscher und englischer Sprache bei Flügen nach Sichtflugregeln auch im Ausland. Das (seltene) BZF E erlaubt nur den VFR-Funk auf Englisch Das AZF ist für den Sprechfunk nach Sicht- und Instrumentenflugregeln auf Deutsch und Englisch vorgeschrieben; das AZF E gilt nur für Englisch.

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Für Privatpiloten ist zunächst die Entscheidung zwischen den Sprechfunkzeugnissen BZF I und II wichtig. Hier sollten sich Flugschüler die Frage stellen, ob sie vorrangig in Deutschland fliegen werden oder in absehbarer Zeit auch Reisen ins Ausland planen. Wichtig: Wer auf Englisch funken möchte, muss auch den bereits erwähnten ICAO-Nachweis in dieser Sprache erbringen.

ICAO-Nachweis: Sprachprüfung für das BZF I

Diese Sprachprüfung hat erstmal nichts mit den deutschen Funksprechzeugnissen zu tun. Sie wurde weltweit von der ICAO eingeführt, weil es immer wieder zu Problemen wegen mangelhaften Sprachkenntnissen im Cockpit kam. Es gibt sechs Sprachkenntnis-Stufen, Piloten müssen mindestens die Stufe 4 erreichen. Eine Überprüfung findet bei Stufe 4 alle vier und bei Stufe 5 alle sechs  Jahre statt. Wer einmal  das Expertenniveau der Stufe 6 erreicht, muss nie wieder eine Prüfung ablegen. Die Sprachprüfung kann mit der fürs BZF kombiniert werden, aber auch bei vielen anderen Dienstleistern abgelegt werden.

Prüfungsrelevant: Auch die Technik für den Flugfunk wird in der Theorieprüfung mit abgefragt.

Was kostet eine Sprachprüfung für das BZF I?

Wer die ICAO-Sprachprüfung bei der Bundesnetzagentur ablegen will, bezahlt 86 Euro. Es ist nur Level 4 möglich. Alternativ sind rund 135 Einzelpersonen und knapp 30 Organisationen als Stellen zur Abnahme von Prüfungen in der englischen Sprache vom Luftfahrtbundesamt anerkannt. Sie arbeiten teils online, teils vor Ort – der DAeC bietet Sprachprüfungen auf der AERO in Friedrichshafen an.

Welche Voraussetzungen gibt es beim Funksprechzeugnis?

Wer ein BZF II oder I erwerben möchte, muss mindestens 15 Jahre alt sein oder spätestens drei Monate nach der Prüfung das Mindestalter erreicht haben. Das BZF I kann als Erstprüfung oder als Zusatzprüfung zum BZF II erworben werden. Wer ein Sprechfunkzeugnis ablegt, muss nicht zwangsläufig eine Pilotenlizenz haben. Es gibt auch viele regelmäßig Mitfliegende, die ein Sprechfunkzeugnis besitzen, um den Piloten entlasten zu können oder um einfach selbst mehr am Fluggeschehen beteiligt sein zu können.

Bewerber, die ein AZF haben möchten, müssen wiederum mindestens 18 Jahre alt sein oder spätestens drei Monate nach der Prüfung das Mindestalter erreichen. Wichtig: Das AZF und das AZF E sind nur mit einer Zusatzprüfung zu erwerben. Es ist also vorab ein BZF erforderlich.

Wie läuft die Prüfung für das Sprechfunkzeugnis Luftfahrt ab?

Bleiben noch drei Fragen: Wie sieht eine Sprechfunkprüfung aus, wie läuft die Vorbereitung darauf ab und wie teuer ist so ein Sprechfunkzeugnis? Grundsätzlich gibt es einen theoretischen und einen praktischen Teil. Bei der Theorie werden luftrechtliche, aber auch technische Hintergründe im Multiple-Choice-Verfahren abgefragt. In der Praxis müssen Bewerber die Vorbereitung und Abwicklung eines Sprechfunkverkehrs in deutscher Sprache unter Annahme eines Flugs nach Sichtflugregeln durchspielen. Es wird also ein An- und Abflug auf einen Verkehrsflughafen simuliert. Für das BZF I geschieht das in englischer, aber auch in deutscher Sprache. Auch muss ein etwa 800 Zeichen langer Text in englischer Sprache gelesen und dann mündlich übersetzt werden. Bei der praktischen AZF-Prüfung wird verlangt, dass ein Flug zwischen zwei Flughäfen nach Instrumentenflugregeln simuliert wird. Dazu gehört auch eine Flugvorbereitung inklusive der Erstellung eines Flugplans.

Für das BZF oder AZF ist keine formale Ausbildung vorgeschrieben. Es empfiehlt sich aber zur Vorbereitung der Besuch einer Flugschule, denn die bietet meistens einen Vorbereitungskurs an. So lässt sich neben der Theorie auch das praktische Funken unter professioneller Anleitung üben. Alle theoretischen Prüfungsfragen können direkt auf der Homepage der Bundesnetzagentur (BNetzA) heruntergeladen werden. Die PDF-Datei umfasst beispielsweise für das BZF I und II 48 Seiten mit 161 Fragen.

Wo findet die Prüfung für das Funksprechzeugnis statt?

Die Sprechfunkprüfung wird an einem der sieben Standorte der Bundesnetzagentur für Flugfunkzeugnisse absolviert, in Berlin, Bremen, Eschborn, Köln, Leipzig, München oder Reutlingen. Seit 2023 ist es auch möglich, die Flugfunkprüfung auf der AERO in Friedrichshafen abzulegen. Die Theorie wird über Multiple-Choice-Fragen abgefragt. Auch die praktische Prüfung wird in einem ganz normalen Seminarraum abgehalten, vorn sitzt der Prüfer und simuliert den Sprechfunk mit allen Aspiranten im Raum. Fällt jemand durch die Prüfung, so kann er innerhalb einer festgelegten Frist einmal wiederholen. Es sind nur die Prüfungsteile zu wiederholen, die nicht bestanden wurden.

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Was kostet ein Funksprechzeugnis Luftfahrt (BZF I, BZF II, AZF)?

Kommen wir zu den Kosten: Eine BZF II-Prüfung kostet 80 Euro, das BZF I 95 Euro. Wer die Theorie wiederholen muss, zahlt in beiden Fällen 56 Euro. Eine Wiederholung der Praxis kostet beim BZF II 63 Euro, beim BZF I sind es 75 Euro. Für eine Zusatzprüfung vom BZF II zum BZF I sind 80 Euro fällig, das Upgrade zum AZF kostet 91 Euro. Für den Schritt vom
BZF I auf AZF müssen nur 86 Euro gezahlt werden.

Tipps für eine gute Prüfungsvorbereitung

Wenn es um das Erlernen des Sprechfunks geht, sind sorgfältige Vorbereitung und das richtige Trainingsmaterial entscheidend. Wir geben Tipps, wie Sie sich auf Ihre Sprechfunkprüfung vorbereiten können.Zunächst sind Bücher oder E-Books eine gute Grundlage. Sie bieten nicht nur theoretisches Wissen, sondern oft auch praktische Beispiele und Übungen. Zu empfehlen ist das Buch »VFR Sprechfunk: Grundlagen der Kommunikation« von Michael Spitzer. Es kostet 44,90 Euro. Für den Praxisbezug sorgen zahlreiche Beispieldialoge zwischen Piloten und Fluglotsen in deutscher und englischer Sprache.

Für eine interaktive Lernerfahrung sind Online-Kurse und Webinare eine sinnvolle Wahl. Viele Flugschulen und Bildungsanbieter haben dafür spezielle Online-Programme entwickelt. Die Kurse reichen von grundlegenden Einführungen bis hin zu fortgeschrittenen Modulen und sind oft mit interaktiven Elementen und praxisnahen Szenarien angereichert. Ein Anbieter ist beispielsweise fluglehrerteam.de. Er hat mehrere Onlinekurse für die Luftfahrt entwickelt. So gibt es einen Online-Flugfunkkurs BZF I. Geübt wird live und in Echtzeit mit Fluglehrern und Controllern über das Internet. Der Live-Unterricht ist von Montag bis Donnerstag jeweils ab 21 Uhr möglich. Es werden realistische Funkabläufe simuliert, wie auf einem Flughafen und bei der Prüfung gefordert. Dazu gibt es alle Lernmedien und Skripte. Die Kosten betragen 249 Euro. German Aviation Training (G.A.T.) hat ein ähnliches Angebot. Hier kostet ein Online-Gruppenkurs für BZF I & II ebenfalls 249 Euro. Darin enthalten sind mindestens vier eineinhalb Stunden Online-Training sowie eine BZF-Prüfungssimulation. Trainer ist jeweils ein erfahrener Pilot.

Ein besonders hilfreiches und etwas günstigeres Werkzeug sind Sprechfunk-Simulatoren. Sie bieten eine realistische Übungsumgebung, in der Sie das Funken in verschiedenen Flugsituationen praktisch üben können. Für 89 Euro gibt es zum Beispiel den DFS VFR Sprechfunk Simulator Version 5.x. Sie können auf allen wichtigen Flughäfen Deutschlands Ihre An- und Abflüge üben und sehen auf der eingeblendeten Anflug- und Rollwegkarte jederzeit Ihre aktuelle Position. Der Simulator ist mit einer modernen Spracherkennung ausgestattet, die auf Ihre Anweisungen reagiert. So wird eine realistische Simulation gewährleistet. Eine integrierte Hilfefunktion zeigt automatisch Fehler an oder gibt Hinweise zu Ihren Funksprüchen.

Wer kein Geld ausgeben möchte, hat aber auch die Möglichkeit, sich Videos zum Thema auf Youtube anzuschauen. So hat Aviation Hero einige Sprechfunk-Simulationen vorbereitet, beispielsweise je einen Abflug und Anflug nach Sichtflugregeln am Flughafen Hannover. Außerdem geht es um den BZF-Sprechfunk für einen VFR-Flug vom Flughafen Köln (EDDK) nach Hamburg (EDDH). Und nicht zuletzt sollte man sich bei seiner Flugschule erkundigen, ob dort ein Sprechfunk-Kurs mit anderen Flugschülern angeboten wird, oder sich der Fluglehrer mit einem hinsetzen und ein paar Szenarien durchspielen kann. Gemeinsam lernen macht oftmals viel mehr Spaß!

Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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