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Flugplatz Föhr-Amrum – EDXY

Fliegen, landen, baden: Kaum ein deutscher Flugplatz liegt so nah am Strand wie Wyk auf Föhr. Das nur 82 Quadratkilometer große Eiland mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist eine echte Öko-Schönheit

Von Redaktion

Schon der Flug über das Nordfriesische Wattenmeer ist – selbst für Küstenmenschen – immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Bei Ebbe schlängeln sich Priele durchs Watt: Im Gegenlicht der Mittagssonne glitzert das Wasser in diesen flussähnlichen Vertiefungen wie verschüttete Diamanten, in der Abendsonne erscheint es wie pures Gold. Die Inseln Föhr und Amrum sind Nachbarn – und doch könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Die eine – Amrum – ist eine sandige Düneninsel, mit Heideflächen und Kiefernwäldchen. Das größere Föhr dagegen ist grün; eine Insel der Landwirtschaft, mit fast endloser Weite und mildem Nordseeklima. Und Föhr hat etwas, was Amrum fehlt: einen Flugplatz. Der liegt nur 25 Fuß über dem Meeresspiegel und gilt als einer der ältesten in Schleswig-Holstein. EDXY findet sich 0,5 Nautische Meilen westlich der „Hauptstadt“ Wyk und ist für alle Windrichtungen gut gerüstet.

Die zwei L-förmig ausgerichteten Graspisten sind mit 660 beziehungsweise 605 Meter jedoch relativ kurz und daher durchstartträchtig. Und: Im vergangenen Jahr wurde die „03/21“ neu ausgerichtet und mutierte zur „02/20“. Im Funk führt das des öfteren zu einem – sagen wir: amplitudenmodulierten Freud’schen Fehler, wird also gern verdreht. Deshalb Obacht geben und lieber einmal mehr nachfragen: bei Hans-Werner. „Moin Hänsmän!“ Wer das beim Fliegen über der Nordsee hört, hat Föhr im Funk und die Insel vielleicht schon zu Füßen. Eigentlich heißt der Mann Hans-Werner Jacobsen, doch son nennt ihn keiner, denn „auf Föhr kennen mich alle nur als Hänsmän“, sagt der sympathische 42-jährige Flugleiter. „Seit September 1994 am Platz und Mädchen für alles“, ergänzt Hänsmän augenzwinkernd. Dieter Völker, der zweite Mann im Turm, ist eigentlich inzwischen pensioniert, hilft aber gelegentlich noch aus – und das ausgesprochen gern.

Föhr und Amrum sind Nachbarn – und doch könnten sie unterschiedlicher kaum sein

Wyk auf Föhr hat eine beachtenswerte Luftfahrttradition: Bereits im Juni 1913 landete der Föhrer Kapitän Friedrich-Christian Christiansen aus Hamburg kommend mit einer Rumpler-Taube auf einer Wiese nahe Wyk. Ein für den Flugplatz allerdings noch wichtigerer Flieger war der Navigator des Luftschiffs Hindenburg Eduard Boetius, dessen Vater, Steffen-Heinrich Boetius, 1885 den Betrieb der Wyker Dampfschiff-Reederei (W.D.R.) mit begründet hatte. Just dieses Unternehmen ist nämlich seit 1960 zu 49 Prozent an dem jetzigen Verkehrslandeplatz beteiligt; die restlichen 51 Prozent gehören der Stadt Wyk.Von 1926 bis ’45 war Wyk ein Rundplatz mit einem Durchmesser von fünf Kilometer. Nach 1954 wurden der Wald gepflanzt und die Bahnen nach heutigem Bild angelegt. Der reguläre Flugbetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg konnte 1959 wieder aufgenommen werden.

Das verhalf dem bereits acht Jahre zuvor gegründeten Luftsport-Club Föhr zu frischem Leben. Seine Blütezeit erlebte der Verein ab 1969 und dann bis etwa Mitte der achtziger Jahre. Danach wurden mit Einrichtung des Nationalparks „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“ immer schärfere Umweltauflagen erlassen. Dass sich dagegen die Natur durchaus auf den Menschen einzustellen vermag, beweisen nicht nicht nur die Austernfischer (eine Seevogelart) am Platz, sondern auch Heerscharen von Kaninchen. Hänsmän kontrolliert allmorgendlich die Bahnen auf mögliche Kaninchenlöcher. Und dann gab’s da noch „Propeller-Charly“, einen besonders zutraulichen Fasan, „der immer zwischen den Flugzeugen rumlief, bis es ihn irgendwann zergeigt hat“, erinnert sich Hänsmän. „Trotzdem: Vogelschlag haben wir hier nicht! Und auch keine Maulwürfe«, betont Dieter Völker. „Eine Eigenart von Föhr: Es gibt hier einfach keine.“

Föhr: Der Flugbetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg konnte 1959 wieder aufgenommen werden

Was es hier reichlich gibt, ist Sand und Meer. Den Strand finden Flieger nur wenige hundert Meter vom Platz in südlicher Richtung. Zudem eine wunderschöne Promenade, über die man in gut 30 Minuten ins Wyker Zentrum oder zum Hafen schlendern kann. Wer Gepäck bei sich hat oder einfach nicht so weit gehen mag, dem seien Bus oder Taxi empfohlen. Ebenfalls in unmittelbarer Platznähe liegt eine der schönsten Golfanlagen Deutschlands. Das 18-Loch-Green lädt auch Nicht-Clubmitglieder ein, am Handicap zu feilen. Wyk ist der größte Ort der Insel und bietet alles, was ein gewachsener Ferienort braucht. Die elf weiteren Friesendörfer lassen sich am besten per Fahrrad erkunden (Leihräder gibt’s am Platz – gegen eine kleine Spende „nach eigenem Ermessen“) oder natürlich mit dem Inselbus. Individualisten können sich – bei rechtzeitiger Vorbestellung – auch einen Kleinwagen à la Smart Roadster mieten.

In der Sommersaison sind die Nordfriesischen Inseln oft ausgebucht. Campingplätze gibt es auf Föhr nicht, deshalb erlaubt die Flugleitung schon mal, direkt am Flugzeug zu zelten – allerdings nur bis zu drei Tage. Wer einen längeren Aufenthalt plant, kann sein Flugzeug auf einem Gästeplatz „mit Anbindung“ – also Bodenanker – abstellen oder einen der wenigen freien Hallenplätze im voraus buchen. „Wir haben hier einige Stammgäste, die nach Föhr fliegen, aber auf Amrum wohnen“, so Hänsmän. „Bei schönem Flugwetter kommen sie mit der Fähre rüber, fliegen ’ne Runde und fahren abends wieder zurück.“

Zelten neben dem Flugzeug? Auf Föhr manchmal erlaubt

Doch auch wer sich auf Föhr einquartiert, sollte unbedingt tageweise nach Amrum schippern. Die W.D.R. betreibt nicht nur Passagier- und Autofähren, sondern bietet auch abwechslungsreiche Ausflugsfahrten an – etwa zu den Seehundbänken oder den Halligen; für Kinder sind Piratenfahrten, (nicht nur) für Erwachsene Seetierfang-Touren im Programm. Doch wie gesagt: Ganz besonders lohnt sich ein Abstecher zur schönen Nachbarin. Die mondänere der beiden Inseln ist nämlich eindeutig Amrum. Sozusagen ein Traum in Weiß: Kilometerlange und vor allem wirklich breite, feinsandige Strände laden zum Sonnen, zum Baden oder auch zu stürmischen Strandspaziergängen ein. Amrum hat ein vollkommen anderes Flair als Föhr. Windschnittiger Baumbestand und die eher etwas gedrungen wirkenden Reetdachhäuser bezeugen die exponierte Lage dieses wunderschönen Eilands.

Wer auf Amrum hoch hinaus will, der sollte den Leuchtturm besteigen, der weithin sichtbar auf seiner Düne westlich von Wittdün thront. In gut 60 Meter über dem Meer befindet sich eine umlaufende Aussichtsgalerie, von der aus bei guter Sicht sogar Helgoland auszumachen ist. Natürlich bietet auch diese Insel alle erdenklichen Wellness-Angebote. Die frische Seebrise gibt’s gratis dazu. Für Ruhesuchende sehr empfehlenswert: stundenlange Dünenwanderungen auf bestens ausgebauten Holzbohlenwegen. Die ganz eigene Flora und Fauna mit ihrem herrlichen Duftgemisch von Heidekraut und Nordseeluft und dem Rauschen der Meereswellen im Hintergrund sind von besonderem Reiz. Lohnend ist auch die Wattwanderung von Amrum nach Föhr – diese allerdings nur mit kundiger Führung; plötzliche Seenebel haben schon manchen Nordseetouristen in arge Bedrängnis gebracht.

Übrigens sei grundsätzlich jedem angeraten, vor dem Ausflug ins oder übers Wattenmeer ausführliche Wetterinfos einzuholen. Das Wattwetter ist launisch. Alles in allem sind Föhr und Amrum mehr als einen Kurztrip wert. Einziger Wermutstropfen ist die seit dem Frühjahr
2005 geltende Neuordnung der Landegebühren. Um den Platz aus den roten Zahlen zu holen, strich die Betreibergesellschaft die Lärmschutz-Ermäßigung. Doch das ging nach hinten los: Die resultierenden Preissteigerungen von zum Teil mehr als 50 Prozent führten dazu, dass sich die Flugbewegungen zumindest in den ersten zwei Monaten seit Saisonbeginn um fast die Hälfte reduzierten. Leidtragende sind vor allem Flugleiter Hänsmän, weil er unfreiwillig zum Blitzableiter wurde, und der neue Pächter des Flugplatz-Restaurants, Klaus Pergande, der seit Saisonbeginn mit neuem Service und leckeren Speisen auf (ein)fliegende Gäste wartet.

Föhr-Amrum: Tipps und Infos

So kommt man hin: Föhr liegt rund sieben Nautische Meilen westlich des Festlands südlich der Insel Sylt mitten im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer. Da Nationalpark, sollte das Wattenmeer in mindestens 2000 Fuß überflogen werden. Funknavigationshilfen sind das 37 Nautische Meilen entfernte Helgoland-VOR (Radial 037) und das 11 Nautische Meilen entfernte Sylt-NDB (QDR 158°). Der Flugplatz liegt im Süden der Insel, westlich des Ortes Wyk. Bei An- und Abflug auf die „10/28“ bebaute Gebiete meiden, auch der Strand sollte nicht überflogen werden.

Föhr:

Allgemeines & Unterkunft: Die Kurverwaltung hat jede Menge Informationen rund um Föhr (zum Beispiel Gezeitenkalender) und hilft bei der Zimmer- suche (auch online). Telefon 04681/300, www.foehr.de. Vor allem die Inhaber zweier Häuser sind dem Flugplatz sehr verbunden: Pension „Ruh-Ut“, St.-Nicolai Straße 9, Wyk auf Föhr, Telefon 04681/5 97 80, www.pension-ruh-ut.de, und das „Duus-Hotel“, Hafenstraße 40, Wyk auf Föhr, Telefon 04681/5 98 10), www.duus-hotel.de
Gastronomie: Das Flugplatz-Restaurant ist täglich ab 10 Uhr bis spät abends durchgehend geöffnet: leckeres Essen zu günstigen Preisen. Telefon 04681/84 84

Freizeitaktivitäten:

  • Inselrundfahrten, Schiffsausflüge, Fähren nach Amrum oder zu den Halligen: W.D.R. Wyker Dampfschiff- Reederei, Telefon 04681/800, www.faehre.de
  • Weitere Ausflüge und Veranstaltungen unter: www.foehr.de/hier_ist_was_los/ veranstaltungen/index.htm
  • Golf: Der Golf-Club Föhr betreibt einen 18-Loch-Platz. Telefon 04681/58 04 55, www.golfclubfoehr.de
  • Museen: Dr. Carl-Haeberlin-Friesenmuseum, Telefon 04681/ 2571. Landwirtschaftliches Museum, Telefon 04681/26 73
  • Allgemeines: Mietwagen: Autovermietung Föhr, Telefon 04681/58 00 72, Autovermietung Heinrich Höpner, Telefon 04681/5 87 10

Typisch Föhr: Gummistiefel-Verleih: Uwe’s Bernsteintruhe, Telefon 04681/41 13

Amrum

Allgemeines & Unterkunft: Touristische Informationen, auch Buchungsanfragen: Amrum Touristik, Telefon 04682/9 40 30, www.amrum.de
Hotel „Weiße Düne“, Achtern Strand 6, Wittdün auf Amrum, Telefon 04682/ 94 00 00, www.weisse-duene.de
Frühstückshotel „Ekke Nekkepenn“, Waasterstigh 19, Nebel auf Amrum, Telefon 04682/9 45 60, www.ekkenekkepenn.de.
Hotel „Steenodde“, Telefon 04682/9 42 40, www.hotel-steenodde.de

Freizeitaktivitäten:

  • Wattwanderungen (auch von Amrum nach Föhr): Andreas Herber, Telefon 04682/21 75 oder Reinhard Boyens, Telefon 04682/16 69
  • Leuchtturm-Besichtigungen: Montag bis Freitag 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Allgemeine Leuchtturm-Infos: www.leuchtturm-atlas.de
  • Museen: Amrumer Museum in der Windmühle, Telefon 04682/15 12, www.amrumer-museum.de

Text und Fotos: Bernt Hoffmann, fliegermagazin 7/2005