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Flugplatz Hollywood, Florida – KHWO

Das Movie-Glitzerparadies in Kalifornien kennt jeder, aber wer war schon mal im gleichnamigen Badeort nördlich von Miami, an der amerikanischen Ostküste? Hier kann man sogar fliegen

Von Redaktion

Hollywood, die Traumfabrik, dort, wo Sterne und Sternchen geboren werden – diesen Ort muss man nicht lange suchen. Aber die Gemeinde Hollywood im äußersten Südosten der USA, in Florida, geht auf der Landkarte beinahe unter. Dabei ist sie einen Ausflug wert: Ihre renovierten Fassaden können sich sehen lassen, und in den Straßen kann man noch ein bisschen Zwanziger-Jahre-Flair spüren. Die Cafés sind einladend, und der Strand ist gleich um die Ecke. Nicht jeder Fremde kapiert gleich, wie stolz die Randgemeinden Miamis auf ihre Eigenständigkeit sind. Man fährt, fast ohne Notiz zu nehmen, von einem Nest ins nächste – dabei lohnt es sich, hin und wieder einen hübschen Ortskern zu besuchen. Hollywood wurde Anfang der zwanziger Jahre von dem Unternehmer Joseph W. Young gegründet, einem Mann mit der Vision, die „Traumstadt in Florida“ zu errichten: mit einem breiten Boulevard vom Ozean bis zu den Everglade-Sümpfen, künstlichen Seen, Häfen für Privatyachten, Geschäftsvierteln, Golfplätzen, Schulen und Kirchen.

Dazu drei große, kreisförmige Wohngebiete und als Krönung der Name Hollywood – nach dem großen Vorbild, das Young so bewunderte. Sein Plan schien aufzugehen, doch 1926 wurde die aufstrebende Gemeinde von einem Hurrikan verwüstet, und nur ein Fünftel der Bevölkerung kehrte anschließend in die zerstörten Wohngebiete zurück. Später gelang ein Neuanfang; heute ist Hollywood mit über 130 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Bezirk Broward und die neuntgrößte in ganz Florida. Zum Glück hat Hollywood auch einen anständigen Flugplatz, wie geschaffen für stressgeplagte Europäer. North Perry Airport, acht Kilometer westlich der Stadt, trägt die Kennung KHWO (für Hollywood). Auf den ersten Blick ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt, entpuppt sich der Platz als Westentaschen-Airport, dessen vier Runways gerade mal jeweils etwa einen Kilometer lang sind – völlig ausreichend für die Allgemeine Luftfahrt.

North Perry Airport, acht Kilometer westlich der Stadt, trägt die Kennung KHWO (für Hollywood)

Die Geschichte klingt nicht allzu aufregend: 1943 verkaufte der Milchfarmer Henry D. Perry der U. S. Navy das Gelände als Hilfsflugplatz für Miamis Marinefliegerbasis, und schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fiel North Perry Airport in einen Dornröschenschlaf. 1950 kaufte der Bezirk Broward den Militärflughafen und baute ihn zum zivilen Platz um – inzwischen ist er mit GPS-Anflug und Nachtbefeuerung längst auf dem neuesten Stand. Wir gucken uns um: „Learn to fly“ steht an einem der Hangars, und in der benachbarten Flugschule laufen wir gleich dem Boss in die Arme: „Hi, my name is Nick.“ Nick Schillen hat 24 Dienstjahre bei der US-Luftwaffe auf dem Buckel, in zwei Etappen. „Nach 14 Jahren ging ich zu Eastern Airlines, die machten leider bankrott“, zuckt er die Schultern. „Also wieder zur Air Force, zehn Jahre Schreibtisch, Pensionierung. Die Fliegerei war eigentlich kein Thema mehr für mich.“ Nick zeigt auf eine kleine Cessna und schüttelt den Kopf. „Ich dachte: Sportflugzeuge nach all den dicken Brummern? Nein danke!“

Erst der Fluglehrer seiner Frau konnte ihn überreden, wieder ins Cockpit zu steigen, und zwar als Fluglehrer. „Mit einer Hypothek kaufte ich die erste Cessna, nun sind es vier“, sagt Nick stolz. In seinem Büro kommen alle Fluggäste virtuell auf die Waage; am Computer werden Beladung und Schwerpunkt der 172 gecheckt. „Passt nicht, wir müssen die stärkere Maschine nehmen“, stellt der Chef trocken fest. Heiß heute: Da sind schon zwei normale Erwachsene vorn und zwei 14-jährige Mädels auf dem Rücksitz der älteren Cessna zu schwer. Die neuere hat mehr Power, am PC gibt’s grünes Licht. Der Pilot nickt zufrieden und gibt uns nagelneue Kopfhörer. In der Cessna gehen wir die Checkliste durch wie beim Airliner, das gefällt mir. „Runway nine left, cleared for take-off, straight out.“ US-Lotsen heben am Ende des Satzes leicht die Stimme, als käme noch was hinterher – für unsere Ohren manchmal irritierend. Wir brummen über ein Häusermeer Richtung Küste, und nach wenigen Meilen sind wir über den ersten großen Hotelkästen am Atlantik.

Es ist nicht weit zum Wasser, man kann die salzige Luft bis ins Flugzeug riechen

Es ist nicht weit zum Wasser, man kann die salzige Luft bis ins Flugzeug riechen. „Ziemlich viele Flieger bei euch am Platz“, sage ich, erstaunt vom regen Funkverkehr. „Stimmt“, erwidert Nick. „Fast 400 Flugzeuge, 55 Zweimots und Jets, 9 Helis.“ Ein reinrassiger US-General-Aviation-Flugplatz also, gut bestückt mit Wellblechhangars und Firmen. „Wir sind eine von fünf Flugschulen“, erzählt Nick. „Macht 15 Prozent des Verkehrs. Der große Rest sind Privatleute.“ Dann erwähnt er noch die netten fliegenden Cops von der Grenzpolizei, die Flugambulanz und die Civil Air Patrol, eine Art fliegende Hilfstruppe für Luftbeobachtung bei Unfällen, Katastrophen und dergleichen: „Man trifft sich hier eben öfter“, sagt Nick. Über Downtown Hollywood dreht er eine Rechtskurve Richtung Miami. Die Hotels werden nicht kleiner, dafür erkennt man gleich in zweiter Reihe – am Küstenkanal Intra-Coastal Waterway – schicke Villen mit Pool. Nun kommen uns ein paar viersitzige Flugzeuge mit Ausflüglern entgegen, Miami Radio meldet sie rechtzeitig.

Die nahe Metropole ist schon von weitem ein Hingucker, der Strand von Miami Beach legendär. „Hier fahre ich mit meiner Frau am Wochenende gern hin“; Nick deutet auf eine gepflegte Anlage. Wir haben den großen International Airport schon passiert, jetzt geht’s zurück ins kleine beschauliche Hollywood. Beim Abdrehen werfen wir noch einen Blick nach Süden. „Hier hat ein Hurrikan 1992 die ganze Luftwaffenbasis Homestead weggefegt“, sagt Nick. Und was passiert, wenn sein eigener Flugplatz in Wirbelsturm-Gefahr ist? „Wenn wir eine Warnung kriegen, schicke ich Fluglehrer und Mühlen landeinwärts – zum Beispiel in die Hauptstadt Tallahassee“, erläutert mein Sitznachbar. „Sie lieben solche freien Tage.“ Wir sind schon wieder östlich vom North Perry Airport und drehen in 1500 Fuß in eine große Linkskurve zur „9L“. Ringsum liegen Wohngebiete, Fluglärm ist auch den Amis nicht Ungetüm auf zehn Beinen: Der Wasserturm ist auch heute noch ein Wahrzeichen der Stadt am Atlantischen Ozean mehr egal.

„Wir sind sehr auf Lärmschutz bedacht“, sagt Nick. Ohne nochmal die Hand ans Gas zu legen, fliegt er an, setzt weich auf und rollt aus. In der Flugschulbarracke bewundern wir alte Fotos mit Schul-Jets und DC-3-Veteranen, die Nick mal flog. Florida, kein schlechter Fleck für Piloten, denke ich. Flach, sonnig, warm. Alte Menschen zieht es in den Süden, hier nennt man sie Snow Birds. Später auch mal in der Sonne bis zum Anschlag fliegen … eine netter Gedanke für verschnupfte Nordseeküsten-Bewohner. Nick Schillen hat diese Entscheidung längst hinter sich. Er mag Hollywood und will hier Piloten ausbilden, bis es keine mehr gibt. „Solange ein Schüler die Nase zur Tür reinsteckt, bin ich da“, grinst er und klappt das Flugbuch zu.

Hollywood, Florida – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Nach Anmeldung bei North Perry Tower geht’s direkt in den Gegenanflug. Die Platzrunden zu allen vier Bahnen fliegt man in 1500 Fuß. Den zugewiesenen Flugweg aus Lärmschutzgründen genau einhalten! Es gibt keine beachtenswerten Hindernisse, allerdings regen Verkehr in der Umgebung und direkt am Platz. Funkhilfen: 227/ 6.5 NM Fort Lauderdale VOR/DME FLL 114.40.
  • Unterkunft: Best Western Hotel Hallandale Beach, Telefon 001-954-456 83 33. Ramada Hollywood Beach Hotel, Telefon 001-954-921 09 90.
  • Ausflüge: Der Flugplatz liegt im Bezirk (County) Broward, verkehrsgünstig in unmittelbarer Nähe der Atlantik-Badeorte um Fort Lauderdale. Von hier aus ist man mit dem Mietwagen schnell in Miami oder an den Stränden der Golfküste. Wegen der günstigen Charterpreise lohnt sich auch ein Flug rund um Miami Beach, über die Everglades oder nach Key West. Im ganzen Großraum gibt es unzählige Shopping Malls (die größte in Florida: Sawgrass Mills westlich Fort Lauderdale) und außerdem viele touristische Angebote. Weitere Informationen unter www.visit florida.com

Text und Fotos: Rolf Stünkel, fliegermagazin 2/2009