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Flugplatz St. Johann – LOIJ

Mit dem eigenen Flugzeug direkt ins Skivergnügen: 
Der Flugplatz St. Johann in Tirol macht es möglich. 
Doch selbst ohne Wintersport-Ambitionen ist der
spektakulär gelegene Alpenplatz ein lohnendes Ziel

Von Redaktion

Mehr als 1000 Pistenkilometer, 356 Seilbahnen und Lifte und – nicht zu vergessen – 280 Skihütten locken Wintersportler in die Kitzbüheler Alpen. Für selbstfliegende Gäste ist ein Besuch in der renommierten Skiregion besonders reizvoll: Schließlich liegt der Flugplatz in St. Johann beinahe unmittelbar an den Talstationen – und von Deutschland aus gleich hinter den ersten Alpengipfeln. Geflogen wird in „Seinihonns“, wie die Einheimischen den sympathischen Ort im Tiroler Unterland nennen, schon seit den dreißiger Jahren. Seit 1975 gibt es den östlich der Marktgemeinde gelegenen Flugplatz mit einer 750 Meter langen Asphaltpiste.

Vor allem das weltbekannte Hahnenkammrennen im lediglich 14 Kilometer entfernten Kitzbühel sorgt dafür, dass auch prominente Piloten (oder Passagiere) in LOIJ landen: Niki Lauda, Franz Josef Strauß oder Caroline von Monaco zählten bereits zu den Gästen des rührigen Fliegerclubs. Wer es diesen Berühmtheiten gleichtun will, ist in St. Johann jederzeit herzlich willkommen. Selbst bei starkem Schneefall wird der Flugplatz täglich geräumt, dabei sind sowohl die Landetarife (zum Beispiel 18,50 Euro für eine 1220 Kilogramm schwere Socata ST-10) als auch die Abstellgebühren (6,90 Euro für 24 Stunden) moderat. Auf dem befestigten Vorgelände sind meistens ausreichend Parkplätze vorhanden; dennoch empfiehlt es sich vor allem in der Hochsaison vorher anzurufen. Darauf wird zwischen Januar und März auch per NOTAM hingewiesen.

St. Johann: Für selbstfliegende Gäste ist ein Besuch in der renommierten Skiregion besonders reizvoll

Wer chartern möchte, kann in St. Johann auch fliegen, wenn die Anreise nur per Auto oder Bahn möglich ist. Die notwendige Gastmitgliedschaft kostet 15 Euro pro Tag. Viel empfehlenswerter ist aber der selbstständige Anflug, der aus Deutschland von Norden zum Platz führt. Der Chiemsee ist dabei eine nicht zu übersehende Landmarke. Südlich des „bayerischen Meeres“ liegt der Segelflugplatz Unterwössen, dahinter führt das Tal der Tiroler Ache in die eindrucksvolle Bergwelt. Das bis zu 2344 Meter (7690 Fuß) hohe Kaisergebirge, der „Hausberg“ der St. Johanner Flieger, ist bereits von Weitem erkennbar. Über die Meldepunkte Griesenau oder Erpfendorf erfolgt der Einflug in die Platzrunde. Die entsprechenden Punkte aus den anderen Himmelsrichtungen sind Ellmau im Westen, Schwarzsee im Süden und Fieberbrunn im Osten.

Angekommen: Der Flugplatz LOIJ ist beliebt bei Promis, die Kosten sind dennoch moderat (Foto: Philipp Hayder)

Apropos Anflugverfahren: Der rechte Gegenanflug auf die Piste 31 führt für Flachländer ungewohnt dicht an einem Berghang entlang, ein Sinken unter 4000 Fuß ist schon aufgrund des Geländes unmöglich. Infolgedessen sollte der rechte Queranflug nicht zu früh eingeleitet werden, um zeitgerecht die Höhendifferenz zum 2198 Fuß hoch gelegenen Platz abbauen zu können. Beim Anflug auf die „13“ steht dafür mit dem großzügigen Talkessel von St. Johann etwas mehr Platz zur Verfügung. Nach der Landung ist das freundliche Flugplatzteam gerne behilflich, wenn es um Tipps für Unterkünfte geht. Beinahe 2000 Quartiergeber vom Privatzimmervermieter bis zum Fünf-Sterne-Hotel stehen in der Region zur Auswahl.

Der rechte Gegenanflug auf die Piste 31 führt ungewohnt dicht an einem Berghang entlang

Für den Weg dorthin können Taxis oder Mietautos an den Flugplatz bestellt werden, in der warmen Jahreszeit gibt es außerdem Leihfahrräder. Skifahren, Snowboarden und Langlaufen im Winter beziehungsweise Wandern und Klettern im Sommer mögen die beliebtesten Freizeitaktivitäten rund um St. Johann sein. Aber natürlich gibt es auch noch andere Angebote: Von der Badelandschaft bis zur Schnapsbrennerei, vom Reitstall bis zum Schaukäser reichen die Attraktionen, bei denen Mitflieger ebenfalls auf ihre Kosten kommen.Wenn der Abflug näherrückt, sind die Piloten wieder in ihrem Element: Schließlich warten erneut einzigartige Alpenflugerlebnisse.

Rennstrecke: Am Hahnenkamm bei Kitzbühel finden die legendären Skirennen statt (Foto: Philipp Hayder)

Zu beachten ist nunmehr, dass unmittelbar nach dem Start auf der „31“ eine Rechtskurve geflogen werden muss, um ein lärmsensibles Wohngebiet zu vermeiden. Beim Abflug von der „13“ (beziehungsweise generell im Osten von St. Johann) gilt es, das bis auf 14 000 Fuß MSL reichende Gefahrengebiet LO D-122 zu beachten. Hier liegt ein häufig genutztes Übungsgelände des österreichischen Bundesheeres. Einmal in der Luft, genießen Piloten und Passagiere den Ausblick auf einige der markantesten Alpenpanoramen. Ob Wilder Kaiser oder Steinernes Meer, Hochkönig oder gar Großglockner: Diese markanten Berge aus Gipfelhöhe zu bestaunen, ist ein Privileg, das nur wir Flieger genießen können.

St. Johann – Tipps und Infos

Eine Alpeneinweisung gehört für österreichische Piloten zur fliegerischen Grundausbildung. Wer noch keine Flugerfahrung im Hochgebirge gesammelt hat, ist gut beraten, einen erfahrenen Co-Piloten an Bord zu haben beziehungsweise eine Alpeneinweisung zu machen. Schließlich müssen Besonderheiten wie starke Fallwinde (zum Beispiel südlich des Kaisergebirges, wenn der Wind aus Nordwesten kommt) berücksichtigt werden. Die Dichtehöhe (natürlich vor allem im Sommer) sowie ausreichende Höhenreserven für das Überfliegen von Pässen sind ebenfalls zu beachten.

Wichtig ist darüber hinaus ein genaues Wetterbriefing: Über St. Johann kann in der kalten Jahreszeit selbst dann zäher Nebel liegen, wenn im Alpenvorland beste Sichtflugbedingungen herrschen. Der nächstgelegene Ausweichflugplatz ist in diesem Fall Zell am See (LOWZ), doch auch hier sorgt der Zeller See immer wieder für eine geschlossene Nebeldecke. In diesem Fall sind die Verkehrsflughäfen von Innsbruck oder Salzburg die besten Alternativen. Dafür genug Sprit einzukalkulieren sollte für jeden Flugzeugführer selbstverständlich sein.

Text: Philipp Hayder, fliegermagazin 3/2014