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Weltweit einzigartiger Forschungsflugplatz in Aachen

Sie ist die westlichste Großstadt Deutschlands und hat eine Jahrhunderte
alte Historie, die über Ländergrenzen hinweg reicht. Doch nicht nur wegen Karl des Großen lohnt sich ein Besuch – auch am Flugplatz selbst ist einiges in Bewegung.

Von Redaktion
Anflugkarte zum neuen Forschungsflugplatz Merzbrück

Aachen-Merzbrück (EDKA) vollzieht den grössten Wandel seiner 30-Jährigen Flugplatzgeschichte. Die Piste wurde auf 1160 Meter verlängert, Schwellen versetzt, das Gelände ist nicht wieder zu erkennen. Die längere Bahn wird gebraucht: Denn hier erwächst der erste Forschungsflugplatz.

Aachen ist neuer Forschungsflugplatz für die Luftfahrt

Es gab eine Zeit, da war Aachen ein politisches und kulturelles Zentrum. Dom (vorn) und Rathaus zeugen noch immer davon.

Der vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Um- und Ausbau zum Forschungsflugplatz ist in vollem Gange. Der Anfang von luftfahrttechnischen Entwicklungen am neuen externen Standort der Premium-Hochschule RWTH in Aachen. Auf 80 Hektar entstehen Entwicklungsbereiche für Luftfahrtunternehmer. Viele davon sind aus der lokalen Kaderschmiede für die Tüftler-Elite der internationalen Luftfahrt. Die darin forschenden Hochschulen RWTH (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule) sowie das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) haben angefangen, das Areal auszubauen.

In der historischen Altstadt bieten sich immer wieder eindrucksvolle Blicke.

Ein Flugplatz gegen die fehlenden Entwicklungschancen in der Region

Die Region beklagte den Wegzug von Studenten nach absolviertem Studium, da lokale Anschlussperspektiven Mangelware sind. Das hat sich verändert. Gute Möglichkeiten werden mit viel Kapital aufgebracht, um neue und größere Einheiten am Platz anzusiedeln. Aeropark und Forschungshangar sind der Anfang. Die RWTH geniesst Weltruf. So wurde die Region zum Magnet für Studenten im Bereich der internationalen Luftfahrt. Spannende Aussichten für Luftfahrt-Enthusiasten, aber auch für anfliegende Besucher, die einen Blick hinter die Kulissen der Forschungsprojekte werfen möchten.

Leckeres gibts auch am Forschungsflugplatz

Der »Albatros«. Das gern und gutbesuchte Restaurant am Platz. Der überregionale Ruf macht hier die Reservierung dringend erforderlich. Besonders am Forschungsflugplatz ist die Möglichkeit zur Teilnahme am Up-set Prevention and Recovery Training. Kurz: UPRT. Seit Jahren ist die Ausbildung Bestandteil für Berufs- und Verkehrsflugzeugführer. Piloten trainieren bei extremen Flugbedingungen im Grenzbereich das Flugzeug wieder in Fluglage zu bringen. Die Flugschule Westflug ist bekannt für die langjährige Erfahrung in der Kunstflugausbildung. Perfekte Expertise für UPRT. In der Extra 330XL macht das besonders Spaß. Auch neue Elektro-Flugzeuge von Velis gehören zur modernen Flugschul-Flotte.

Leidenschaft fürs Fliegen und technische Entwicklung

Nicht zuletzt gibt es tolle private Oldtimer-Flugzeuge am Platz zu bewundern. Eine North American T-28 Trojan, fast ferig zusammengebaut steht direkt neben der Boeing Stearman, Piaggio 149, einer North American T6, einer RV7 und diversen Piper Cubs.

Lang, breit und schier endlos wirkt die neue Bahn 07 in EDKA.

Wem das alles nicht genug ist, der kommt für 35 Euro mit dem Taxi in die Stadt, alternativ kann man den Bus nehmen: Die nächste Haltestelle ist durch die Bautätigkeit einen Kilometer vom Flugplatz entfernt. Im Laufe der Zeit soll noch am Ende der Piste ein Mobility Hub entstehen, von wo aus man mit der Tram oder einem Zug schnell und günstig in die Stadt fahren kann. Ab dem Hauptbahnhof geht es dann zu Fuß weiter, um die westlichste Großstadt Deutschlands zu erkunden. Enge Gassen in der mittelalterlichen Altstadt, Cafés, Traditionsgeschäfte, das bekannte Studentenviertel sowie geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten laden zu einem abwechslungsreichen Städtetrip ein.

Neben dem Forschungsflugplatz hat Aachen mehr zu bieten als Printen

Die bedeutenden Sehenswürdigkeiten der europäischsten Stadt im Dreiländereck verbindet auch die Route Charlemagne, benannt nach Karl dem Großen. Besonders in den Wintermonaten hielt sich Karl der Große in seiner Aachener Kaiserpfalz auf, um dort in den heißen Quellen zu baden und seine Gicht zu kurieren. In den Jahren vor seinem Tod 814 machte er Aachen sogar zum Zentrum seines Reiches. Das Stadtmuseum am Katschhof ist das Centre Charlemagne und somit erste Anlaufstelle für Informationen zur Route und ihrer Geschichte. Die erste und sicherlich beindruckende Sehenswürdigkeit auf dieser Route ist der Aachener Dom.

Der Dom wurde daher als erstes deutsches Bauwerk von der UNESCO 1978 zum Weltkulturerbe erklärt. Ein Kreuzgang verbindet die Kirche unter anderem auch mit der heutigen Domschatzkammer, deren Schatzstücke fast lückenlos die Kunstepochen vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit widerspiegeln. Der Zugang zum Museum ist das »Kleine Drachenloch«, ein gotisches Portal gegenüber der Dominformation.

In nur zwei Minuten gelangt man zu Fuß vom Dom zum Rathaus. Besichtigen kann man die historischen Säale, den Granusturm und die Werkmeisterküche. Auf den Karls Spuren entdeckt man aber nicht nur bedeutende Geschichte: In den Carolus Thermen lässt sich auch das Spa und Thermalbad genießen. Die heißen Quellen sind seit mehr als 2000 Jahren bekannt und untrennbar mit dem Namen der Stadt verbunden: Der Stadtname Aachen lässt sich aus dem althochdeutschen Wort »ahha« für Wasser herleiten, mehr als 30 Thermalquellen mit bis zu 70 Grad heißem mineralreichen Wasser gibt es im Aachener Talkessel.

Die Cafés und Restaurants rund um den Dom.
Als Studentenstadt hat Aachen auch kulturell eine Menge zu bieten

Das im klassizistischen Stil erbaute architektonische Juwel, der Elisenbrunnen, der aus einer offenen Wandelhalle mit Säulenvorbau und zwei Pavillons besteht, ist eine weitere touristische Attraktion. Das Wasser aus der sogenannten Kaiserquelle soll sogar Heilkräfte haben.

Kurstadt im Dreiländereck

Aachen ist aber auch wegen seiner Leckereien einen Ausflug wert: Die Aachener Printen, kulinarisches Wahrzeichen der Domstadt, sind mehr als nur Weihnachtsgebäck. Die süßen Köstlichkeiten werden inzwischen in vierter und fünfter Generation rund ums Jahr von den Printenbäckern hergestellt. Und natürlich nicht zu vergessen: Der karnevalistische Orden wider den tierischen Ernst, dem sich in jedes Jahr ein Politiker stellt.

Herausforderung für die MRO. Die T-28 Trojan aus den USA in EDKA.

Gastronomie und Nachtleben findet man geballt im Studentenviertel, Quartier Latin oder Pontviertel genannt. Hier reihen sich zahlreiche Restaurants und Bars aneinander, auch Musik-Events finden überwiegend in diesem Viertel statt. Die Universität mit dem RWTH Aachen Campus ist direkt nebenan. Dessen Servicezentrum, das hypermoderne SuperC, ist auch Teil der Route Charlemagne und symbolisiert die Station »Wissen- schaft«. Im Westen also viel Neues, ein Wochenende ist zu knapp, um die Stadt rundum zu erkunden. Es lohnt sich daher, bei nächster Gelegenheit wiederzukommen – um zu sehen, wie der Forschungsflugplatz wächst.

Text: Heike Schweigert, Martin Schäfer

Als Aachener Spezialität sind die leckeren Printen das ganze Jahr über im Angebot, die traditionsreichen Bäckereien mit Shops in der Innenstadt machen keine Pause.

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