Anne Hennig eröffnet Flugschule am Flugplatz Schönhagen
Einst Deutschlands jüngste Motorfluglehrerin, gründet Anne Hennig nun ihre eigene Flugschule – und verwirklicht ihren Traum von der Ausbildung angehender Profis.

Anne Hennig war einst Deutschlands jüngste Motorfluglehrerin. Heute leitet sie gemeinsam mit ihrem Vater die Flugschule Hans Grade am Flugplatz Schönhagen (EDAZ).
Nun hat sie sich zusätzlich mit der Gründung einer eigenen Flugschule, der Flugschule Anne Hennig, ganz aktuell einen Traum erfüllt. Im Interview erzählt sie, warum sie das Fliegen liebt, welche Herausforderungen sie dafür meistern musste und was sie antreibt, von nun an auch künftigen Verkehrspiloten in die Luft zu verhelfen.
Anne Hennig im Interview:
fliegermagazin: Anne, warum hast Du eine eigene Flugschule gegründet?
Anne Hennig: Ich hatte schon länger den Gedanken, dass es am Flugplatz Schönhagen wieder eine Verkehrspilotenschule geben sollte. Die Nachfrage nach weiterführenden Berechtigungen war zwar da, und ich hatte Ideen, aber die Bürokratie in Deutschland macht vieles zäh.
Anfang dieses Jahres führte mich eine glückliche Fügung zu einer Flugschule in Österreich, und nach wenigen Gesprächen war klar, dass wir einen gemeinsamen Weg gehen wollen. In all den Jahren mit der Flugschule Hans Grade gab es zwar mehrere Möglichkeiten, auch die ATPL-Ausbildung aufzunehmen. Jedoch haben wir uns immer wieder bewusst dafür entschieden, dass die Flugschule eine reine PPL-Schule bleibt.
Neugründung der Flugschule Anne Hennig (FAH)
Also war klar: Es wird eine zusätzliche Flugschule geben – die Flugschule Anne Hennig (FAH). Die FAH fungiert als deutscher Standort dieser österreichischen Verkehrspilotenschule und arbeitet als solche in behördlichen Angelegenheiten mit Austro Control zusammen.
Wie ergänzen oder unterscheiden sich die Flugschule Anne Hennig und die Flugschule Hans Grade konkret voneinander?
Die FAH spezialisiert sich auf die weiterführenden Berechtigungen wie BIR, CBIR, CPL und ATPL. Dementsprechend gibt es auch Ergänzungen in der Flotte, wie beispielsweise ein zweimotoriges Flugzeug. Selbstverständlich wird es die Flugschule Hans Grade für die Privatpilotenausbildung weiterhin geben, und ich bleibe dort Geschäftsführerin. Im Kern verfolgen beide Schulen das gleiche Ziel, nur in unterschiedlichen Ausbildungsbereichen: Menschen mit Leidenschaft fürs Fliegen auszubilden.
Träume werden Realität: Flugschule Schönhagen
Wo siehst Du deine Flugschule in einigen Jahren? Was soll Deinen Flugschülern in Erinnerung bleiben?
Ich sehe sie als einen Ort, an dem Träume Realität werden. Ich möchte, dass Menschen sich noch in vielen Jahren daran erinnern, wie sie hier ihren ersten Solo geflogen sind, wie sie das erste Mal Wolken von oben gesehen haben. Mein Wunsch ist, dass die Flugschule Anne Hennig ein etablierter Name wird, eine Flugschule, die für Qualität, Begeisterung und eine familiäre Atmosphäre steht und Piloten von morgen ausbildet.
Ich möchte, dass die Flugschüler hier nicht nur das Fliegen lernen, sondern auch eine großartige Zeit haben. Ein Kunde sagte einmal: »Was ihr hier verkauft, ist Glück.« Das zu hören, ist natürlich besonders berührend. Denn das ist genau das, was wir vermitteln möchten: Freude, Abenteuer, persönliches Wachstum.
Anne über ihre Ausbildung zur Fluglehrerin
Warum bist Du Fluglehrerin geworden?
Oh, das war ein gefühlter Sprung ins kalte Wasser. Nach dem Abitur war ich gerade 18 und habe als Mitarbeiterin bei der Flugschule Hans Grade angefangen. Dort war von Anfang an klar: Wenn ich wirklich etwas mitgestalten will, brauche ich eine Lehrberechtigung. Also habe ich erst die Ausbildung zur UL-Fluglehrerin gemacht, mit 19 dann auch die für den Motorflug.
Es war ein großer Ansporn für mich, in der Firma meines Vaters mitzuwirken, und durchaus auch sein Wunsch, dass ich die Voraussetzungen dafür mit einer Lehrberechtigung schaffe. Gerade am Anfang musste ich viel an mir arbeiten, Unsicherheiten ablegen und lernen, wie ich mir das Gehör meiner Flugschüler verschaffe.
Herausforderung: Flugschule Schönhagen
Man stelle sich das vor: Ich saß als junge Frau nach dem Abitur mit gestandenen Menschen, oft Männer in beruflichen Führungspositionen, im Flugzeug und musste ihnen sagen, was sie dort zu tun hätten und wie sie etwas besser machen konnten.
Das war zum Teil sowohl für die Männer, als auch für mich eine neue Erfahrung und Herausforderung. An einer Flugschülerin bin ich damals fast verzweifelt. Es ist mir zu der Zeit nicht gelungen, den sprichwörtlichen Knoten in ihrem Kopf zu lösen. Aber mit jedem weiteren Schüler wurde es leichter.
Ängste überwinden, Vertrauen entwickeln
Wie hat sich Dein Blick auf das Fliegen verändert, seit Du andere Menschen zu Piloten ausbildest?
Früher war Fliegen für mich ein persönliches Abenteuer – mein eigenes Glück. Heute ist es das Glück, das ich weitergeben kann. Als Fluglehrerin habe ich gelernt, dass Fliegen viel mehr ist als nur Technik und Handwerk. Jeder Flugschüler bringt seine eigene Geschichte mit, seine eigenen Stärken und Schwächen.
Fliegen lernen bedeutet auch, Ängste zu überwinden, Vertrauen zu entwickeln – in die Maschine, in die Technik und vor allem in sich selbst. Ich sehe so oft Flugschüler, die anfangs unsicher sind. Und dann kommt dieser Moment: der erste Alleinflug.
Erster Alleinflug: Flugschule Schönhagen
Das ist der erste große Schritt, zum Pilot in Command heranzuwachsen und wirklich als angehender Pilot selbstständig zu agieren. Und wenn sie dann mit einem breiten Grinsen aus dem Flugzeug steigen, weiß ich: Das ist der Grund, warum ich das mache.
Kannst Du den Moment erinnern, als Du selbst soweit warst?
Mein erster Alleinflug war im Segelflugzeug, da war ich 15. Es war ein ganz besonderer Moment, denn mein eigener Vater hat mich ausgecheckt. Meine Mutter hat sich hinter einem Bulli versteckt und wollte nicht hinschauen. Ich erinnere mich noch genau daran: Die Mischung aus Vorfreude, Respekt und einer gesunden Portion Nervosität war riesig.
Anne über ihre Erfahrungen im Alleinfliegen
Als ich dann in der Luft war, hat sich alles ganz natürlich angefühlt – als ob genau das mein Platz sei. Eine ganz andere Erfahrung war mein erster Flug mit einem Motorflugzeug, einer Piper PA-18. Die Freigabe des Fluglehrers zum Alleinfliegen kam völlig überraschend, und in dem Moment dachte ich nur:
»Ich bin noch nicht bereit dafür.«
Also ist es an dem Tag auch nicht passiert. Ich musste erst eine Nacht darüber schlafen, mir selbst bewusst machen, dass ich das kann – und dann, am nächsten Tag, war es soweit. Der Moment, in dem ich dann tatsächlich gestartet bin, war unbeschreiblich.
Nachhaltig fliegen – Flugschule Schönhagen
Was würdest Du jemandem raten, der darüber nachdenkt, Fliegen zu lernen?
Mach es! Lass dich nicht von Zweifeln oder Herausforderungen abhalten. Es wird Momente geben, in denen du denkst: »Das ist alles viel zu viel oder zu schwer.« Aber der Moment, in dem du das erste Mal alleine abhebst, ist jede Mühe wert. Fliegen ist nicht nur eine Fähigkeit. Es ist eine Art, die Welt zu sehen. Und es verändert dich für immer.
Was möchtest Du in der Luftfahrt verändern?
Ich will, dass Fliegen für mehr Menschen zugänglich wird. Es darf nicht nur eine Frage des Gelds sein, ob man seinen Traum verfolgen kann. Ich möchte Menschen Mut machen, diesen Weg zu gehen – auch denen, die vielleicht nicht das klassische Piloten-Profil mitbringen. Und ich wünsche mir, dass wir nachhaltiger fliegen.
Neue Wege – umweltfreundlichere Antriebe
Die Luftfahrt verändert sich, neue Technologien kommen. Wir sollten Teil dieser Veränderung sein. Ich träume davon, dass wir in einigen Jahren mit umweltfreundlicheren Antrieben fliegen, dass wir neue Wege finden, die Faszination des Fliegens mit Verantwortung zu verbinden.
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