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Fliegerlegende Walter Eichhorn gestorben

Der Ex-Lufthansa-Kapitän flog legendäre Flugzeuge wie die Messerschmitt Bf 109 und gründete mit Sohn Toni das Kunstflugduo „Die Eichhörner“.

Von Dirk M. Oberländer
Walter Eichhorn in der Me 109.
Walter Eichhorn in der Me 109. Bild: fliegermagazin

Wenn Walter Eichhorn in seiner Extra 300LT mit 200 Knoten und 4g Beschleunigung Figuren in den Himmel malte, erschien Alter relativ. Denn zu diesem Zeitpunkt war die Fliegerlegende bereits über 80 Jahre alt. „Canadian Air Force Fitness Program“, antwortet er einst schmunzelnd auf die Frage nach seinem Geheimnis. Die Leidenschaft fürs Fliegen begleitet ihn seit frühester Kindheit – und hat ihn auf eine einmalige Reise durch sieben Jahrzehnte Luftfahrtgeschichte geführt.

Geboren wurde Walter Eichhorn 1936. Aufgewachsen ist er auf dem ehemaligen Reichsluftwaffenflugplatz Jever, wo er schon als kleiner Junge den Messerschmitts nachsah. Mit 19 wanderte er nach Kanada aus. Dort verdiente sein Geld als Lkw-Mechaniker – und investierte jede freie Minute in den Traum vom Fliegen.

Walter Eichhorn kaufte eine PT-26 Cornell

1960 hob er zum ersten Alleinflug ab. Noch während seiner Ausbildung kaufte er sein erstes eigenes Flugzeug, eine PT-26 Cornell. Kurz darauf lernte er seine Frau Liesel kennen – auch sie war als Deutsche nach Kanada ausgewandert.

Der Beginn einer steilen Fliegerkarriere

Bald arbeitete der junge Deutsche als Absetzpilot für Fallschirmspringer und erwarb parallel seine Berufspilotenlizenz. Sein Talent sprach sich herum – 1964 reiste er als Pilot der kanadischen Fallschirmnationalmannschaft zur WM nach Deutschland. Wie der Zufall so wollte, erfuhr Walter Eichhorn, dass die Lufthansa ein Auswahlverfahren für zukünftige Linienpiloten abhält. Er nahm teil und war erfolgreich. 1966 begann seine Karriere bei der Airline, die ihn über die Boeing 727 bis zum Kapitän auf der 747 führte. Auch auf den damals ganz neuen Airbus-Maschinen flog der junge Flugkapitän.

Neben der Linienfliegerei blieb Walter Eichhorn immer seinem Hobby treu: dem Fallschirmspringen. Mit „Walters Vögeln“ gründete er eine eigene Formation, die sogar an Weltmeisterschaften teilnahm. Über 2000 Mal sprang er aus dem Flugzeug – oft mit einem von Frau Liesel gepackten Schirm.

Unvergessen bleibt seine Liaison mit der Bf 109. Möglich machte das Hans Dittes, der ihm eine restaurierte Hispano Aviación 1112M-1-L anvertraute. Die Einweisung übernahm niemand Geringerer als Jagdflieger-Ass Erich „Bubi“ Hartmann. Mit über 350 Stunden und 800 Starts zählt Walter Eichhorn bis heute zu den erfahrensten 109-Piloten weltweit. Auch Hollywood klopfte an. So sieht man die Flugkünste Eichhorns unter anderen im vom Tom Cruise produzierten Film „Stauffenberg – Operation Walküre“ .

Ruhestand gab es nur vom Linienfliegen

Auch ausgemusterte Kampfjets entdeckt der Ex-Flugkapitän für sich. In den 2000er-Jahren steuerte er eine L-29 Delfin, später eine Galeb und schließlich eine eigene, aufgerüstete L-29 mit Viper-Triebwerk. Als einer von Wenigen flog der Hesse damit auf kurzen Graspisten von Segelfluggeländen. Im Jahr 2011 war Schluß mit dem privaten Kampfjet-Fliegen. Denn neue Vorschriften machen den Weiterbetrieb für Walter Eichhorn unmöglich.

Doch das hieß mitnichten, dass nun Schluß war mit der Kunstflug und Beschleunigung. Denn zum 80. Geburtstag beschenkte sich der Jubilar mit einer Extra 330L und die gab es gleich im Doppelpack. Denn gemeinsam mit seinem Sohn Toni flogen beiden als „Die Eichhörner“ in Formation Kunstflug. Ab 2018 gehörte der Unruhesständler zum Kreis der 103 Ausnahmepiloten, die Mitglied der Living Legends of Aviation sind.

Am Sonntag, 25. Mai 2025, verstarb Walter Eichhorn im Alter von 88 Jahren und mit über 20000 Flugstunden Erfahrung auf rund 60 verschiedenen Mustern. Auch im fliegermagazin war er oft Teil unserer Berichterstattung. Wir vermissen eine Legende.

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Über den Autor
Dirk M. Oberländer

Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.

Schlagwörter
  • Walter Eichhorn
  • Me 109
  • Kunstflug