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Mehr Frauen in die Luftfahrt: Interview mit Katherine Moloney

Mit Elevate(her) gründete Katherine Moloney eine Initiative für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Luftfahrt. Sie vernetzt weltweit Pilotinnen, Technikerinnen und Nachwuchstalente. Ein Gespräch über Leidenschaft, Herausforderungen und große Visionen.

Von Isabella Sauer
Katherine Moloney ist Gründerin und CEO von Elevate(her) Aviation. Sie begann mit 18 Jahren zu fliegen, nachdem sie während ihrer Arbeit im Lager bei Transair Flight Equipment eine Hubschrauber-Schnupperstunde absolviert hatte.
Katherine Moloney ist Gründerin und CEO von Elevate(her) Aviation. Sie begann mit 18 Jahren zu fliegen, nachdem sie während ihrer Arbeit im Lager bei Transair Flight Equipment eine Hubschrauber-Schnupperstunde absolviert hatte. Bild: Privat

Mit der Initiative Elevate(her) wurde 2023 eine internationale Plattform ins Leben gerufen, die sich für mehr Sichtbarkeit und Repräsentanz von Frauen in der Luftfahrt einsetzt. Ziel ist es, Mädchen und Frauen weltweit für die Branche zu begeistern, ihnen Zugang zu Netzwerken und Informationen zu ermöglichen und langfristig die Strukturen der Luftfahrt inklusiver zu gestalten. Mittlerweile zählt Elevate(her) Tausende Mitglieder in mehr als 60 Ländern und arbeitet mit namhaften Partnern wie British Airways, Virgin Atlantic oder Tecnam zusammen.

Wir haben mit der Gründerin von Elevate(her), Katherine Moloney, gesprochen – über ihre persönliche Reise in die Luftfahrt, die Herausforderungen auf dem Weg zur Pilotin und darüber, wie sie mit ihrer Organisation die nächste Generation von Frauen in Cockpits, Kontrolltürmen und Hangars bringen möchte.

Persönliches & Inspiration: Katherine Moloney

Was hat dich inspiriert, mit dem Fliegen anzufangen – und wie bist du ursprünglich zur Luftfahrt gekommen?

Mein Weg in die Luftfahrt begann kurz nach der Schulzeit, als ich bei einer Firma für Luftfahrtausrüstung am Brighton City Airport zu arbeiten anfing. Zunächst war ich im Lager beschäftigt, wo ich Luftfahrtprodukte zusammenstellte und verpackte. Durch den täglichen Kontakt mit einer Vielzahl von Gegenständen aus der Luftfahrtausrüstung wuchs meine Neugier auf die Welt der Luftfahrt.

Nachdem ich meinem Vater von meinem Interesse erzählte, ermutigte er mich, einen Schnupperflug zu buchen. Ich entschied mich für eine Hubschrauberstunde – gedacht nur als einmaliges Erlebnis. Weiterführende Pläne hatte ich damals nicht. Doch dieser eine Flug hatte eine tiefgreifende Wirkung auf mich und veränderte die Richtung meines Lebens völlig.

Mit 19 Jahren erwarb ich meine Privatpilotenlizenz für Hubschrauber (PPL-H) und mit 23 erweiterte ich sie um die Lizenz für Flächenflugzeuge.

Während dieser Zeit blieb ich bei derselben Firma tätig und übernahm verschiedene Aufgaben – im Einzelhandel, Marketing, Vertrieb sowie als Repräsentantin auf Luftfahrtmessen. Diese Erfahrung war unschätzbar: Sie vertiefte nicht nur meine Leidenschaft fürs Fliegen, sondern öffnete mir auch die Augen für die vielen spannenden Karrierewege in der Luftfahrtindustrie.

Gab es einen bestimmten Moment oder ein Vorbild, das dich auf diesen Weg gebracht hat?

Der entscheidende Moment für mich war während meines allerersten Schnupperflugs, als ich die Steuerung selbst übernehmen durfte. Dieses Erlebnis hat meinen Blick völlig verändert – zum ersten Mal sah ich es als ein reales und erreichbares Ziel, Pilotin zu werden. Bis dahin war mir das nie in den Sinn gekommen, doch dieser Moment entfachte eine tiefe Leidenschaft und brachte mich auf den Weg, den ich heute gehe.

Was waren die größten Herausforderungen während deiner Pilotenausbildung?

Fliegen zu lernen ist zweifellos herausfordernd, und jeder Schüler hat seine eigenen Hürden zu überwinden. Für mich war die größte persönliche Herausforderung das Selbstvertrauen. Wirklich daran zu glauben, dass ich im Stande bin, Pilotin zu werden, musste ich erst für mich selbst entdecken.

Ich habe verstanden, dass Selbstvertrauen nichts ist, womit man einfach geboren wird – es wächst mit der Zeit. Jeder kleine Meilenstein, jeder Fortschritt, half mir, nicht nur Vertrauen in mich selbst zu entwickeln, sondern auch Widerstandskraft und Selbstständigkeit.


Über Elevate(her)

Was hat dich motiviert, Elevate(her) zu gründen, und was sind die Hauptziele der Plattform?

Elevate(her) ist eine globale Organisation, die sich dafür einsetzt, den Anteil von Frauen in der Luftfahrt weltweit zu erhöhen. Wir sind stolz, Tausende Mitglieder aus 64 Ländern zu haben, unterstützt von einem engagierten Team aus 24 Freiwilligen. Wichtig ist uns: Die Mitgliedschaft ist lebenslang kostenlos – wir sind überzeugt, dass niemand für den Zugang zu Informationen oder einer unterstützenden Community bezahlen sollte.

Meine Motivation entsprang meinen eigenen Erfahrungen während der Ausbildung. Ich habe in dieser ganzen Zeit keine einzige andere Frau in der Luftfahrt getroffen. Zwar hatte ich großartige männliche Ausbilder und Mentoren, die mich unterstützten, aber ich wünschte mir eine Verbindung zu gleichgesinnten Frauen, die die besonderen Erfahrungen in dieser Branche nachvollziehen konnten.

2022 organisierte ich schließlich ein kleines Event und lud alle Frauen aus der Luftfahrtbranche ein. Die Resonanz war unglaublich – die Energie im Raum war elektrisierend, die entstandenen Verbindungen sehr inspirierend. An diesem Tag wurde mir klar, dass ein echter Bedarf für so einen Raum existierte. Das war der Startschuss für Elevate(her). Offiziell starteten wir mit unserer Auftaktveranstaltung im Mai 2023 – und wachsen seither stetig.

Wie waren bisher die Reaktionen – von Frauen in der Luftfahrt, Schulen oder der Branche?

Die Reaktionen auf Elevate(her) waren überwältigend positiv. Wir sind zutiefst dankbar für die Begeisterung und Unterstützung sowohl von Frauen in der Luftfahrt als auch von Organisationen und Branchenführern. Für mich zeigt diese starke Resonanz klar, dass immer mehr Frauen und Mädchen eine Karriere in der Luftfahrt anstreben.

Wir arbeiten außerdem mit großartigen Partnern zusammen, die unsere Mission teilen – darunter Tecnam, Avincis, Cirrus, NATS, Draken, British Airways und Virgin Atlantic. Ihre Unterstützung war entscheidend dafür, dass wir wachsen und mehr angehende Pilotinnen weltweit erreichen konnten.

Kannst du eine oder zwei Geschichten erzählen, die dich besonders bewegt haben?

Es ist wirklich schwer, nur eine Geschichte auszuwählen – es gab so viele bewegende Momente. Besonders emotional war ein Erlebnis dieses Jahr auf der AERO Friedrichshafen. Zum ersten Mal haben wir dort den greifbaren Einfluss von Elevate(her) gespürt.

Elevate(her) auf der AERO 2025 – Inspiration für Besucher und überwältigendes Feedback an die Initiative. Bild: Elevate(her)

Während der Messe kamen Frauen und Mädchen zu unserem Team und erzählten, wie Elevate(her) sie auf ihrem Weg unterstützt und inspiriert hat. Ihre Geschichten zu hören – manche ganz am Anfang, andere, die große Hürden überwunden hatten – war unglaublich kraftvoll und berührend.

Solche Momente bestätigen, warum wir tun, was wir tun. Zu sehen, wie die Organisation durch die Menschen lebendig wird, die sie unterstützt, ist zutiefst erfüllend – und motiviert uns, weiter aufzubauen, zu vernetzen und uns für unsere globale Community einzusetzen.


Vision & Community

Was müsste sich deiner Meinung nach in der Luftfahrtindustrie ändern, damit sie inklusiver wird?

Inklusivität in der Luftfahrt ist ein komplexes Thema mit vielen Ebenen. Bei Elevate(her) konzentrieren wir unsere Strategie auf zwei entscheidende Bereiche: Mädchen in die Luftfahrt zu bringen und Frauen in der Luftfahrt zu halten. Beide sind unverzichtbar, wenn wir den Anteil von Frauen in Luftfahrtberufen weltweit ernsthaft erhöhen wollen. Jede dieser Phasen bringt eigene Herausforderungen mit sich, und es ist entscheidend, die Ursachen der Barrieren an jedem Punkt zu verstehen.

Eine wesentliche Veränderung, die ich mir wünsche, ist ein Ansatz an der grundlegenden Infrastruktur der Branche – beginnend mit den Basics. Dazu gehört, dass Frauen Zugang zu sicherer, passender und geeigneter Schutzausrüstung, Uniformen, Equipment und Einrichtungen in allen Luftfahrtrollen haben. Das mag wie eine Kleinigkeit wirken, doch es beeinflusst die täglichen Arbeitsbedingungen und das Gefühl, dazuzugehören, enorm.

Unsere aktuelle Forschung (auf der Website von Elevate(her) verfügbar) zeigt deutliche Lücken in diesen Bereichen, die zum Verlust von Talenten im gesamten Prozess beitragen können. Wenn wir mehr Frauen in der Luftfahrt halten wollen, müssen wir ein Umfeld schaffen, das nicht nur ihren Einstieg ermöglicht, sondern auch sicherstellt, dass sie die nötigen Ressourcen und eine passende Arbeitskultur haben, um langfristig erfolgreich zu sein. So behalten wir nicht nur ihr Talent und Wissen, sondern fördern auch die Entstehung von Vorbildern, die künftige Generationen inspirieren.

Wie können junge Frauen und Mädchen in die Luftfahrt einsteigen, auch wenn sie keinen familiären Bezug dazu haben?

Eine tolle Frage – und die gute Nachricht ist: Man braucht keinen familiären Hintergrund in der Luftfahrt, um einzusteigen! Es gibt viele Wege für junge Menschen, die Luftfahrt zu entdecken und erste Kontakte in der Branche zu knüpfen.

Bild: Elevate(her)

Ein guter erster Schritt ist die Auseinandersetzung mit der Online-Luftfahrt-Community. Auf Social Media gibt es zahlreiche inspirierende Frauen in der Luftfahrt, die offen über ihre Wege berichten und gerne Ratschläge geben. Auch Karrieremessen sind eine wertvolle Möglichkeit, Fachleute kennenzulernen, Fragen zu stellen und verschiedene Laufbahnen zu entdecken.

Webinare sind eine weitere hervorragende Ressource – Elevate(her) bietet eine Reihe von Webinaren auf unserer Website an, die Themen von Ausbildung bis Karriereentwicklung abdecken und hilfreiche Einblicke geben.

Für diejenigen, die praktische Erfahrung sammeln wollen, empfehle ich immer einen Schnupperflug oder das Segelfliegen. Segelflug ist besonders zugänglich und viele Vereine heißen junge Menschen schon früh willkommen.

Am wichtigsten ist: Keine Scheu haben, Fragen zu stellen und Interesse zu zeigen. Die Luftfahrt-Community ist unglaublich leidenschaftlich – und die meisten teilen ihr Wissen und unterstützen andere nur zu gerne bei ihrem Einstieg.

Gibt es für 2025 spezielle Initiativen, Stipendien oder Events bei Elevate(her)?

Wir haben 2025 bereits viele Veranstaltungen durchgeführt und tolle Initiativen gestartet – zum Beispiel unsere British Airways Stipendien, was sehr aufregend war. Außerdem haben wir in Deutschland soziale Events mit der inspirierenden Raja Katz organisiert. Wir veranstalten Networking-Events, Treffen und Webinare – alle mit dem Ziel, Frauen in der Luftfahrt weltweit zu informieren und zu inspirieren. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte: einfach unseren Newsletter abonnieren oder uns auf Instagram folgen!


Pläne für die Zukunft

Was sind deine nächsten Schritte – als Pilotin und mit Elevate(her)?

Bei Elevate(her) richten wir unsere nächsten Schritte an unserer Community aus. Wir sind entschlossen, unsere Forschung fortzusetzen und Umfragen durchzuführen, um die Bedürfnisse, Herausforderungen und Ziele von Frauen in der Luftfahrt besser zu verstehen. Diese Erkenntnisse helfen uns, sinnvolle Initiativen zu gestalten und uns für echte Veränderungen in der Branche einzusetzen.

Für mich persönlich liegt meine Leidenschaft in der Allgemeinen Luftfahrt. Ich möchte weiter lernen und möglichst viele Facetten der Luftfahrt erkunden. Ob es darum geht, neue Flugzeugtypen zu fliegen, zusätzliche Berechtigungen zu erwerben oder mein Wissen zu vertiefen – ich suche ständig nach neuen Wegen, mich als Pilotin weiterzuentwickeln und diese Reise mit anderen zu teilen.

Wo siehst du dich selbst und die Plattform in fünf Jahren?

Eine schwierige, aber spannende Frage! In fünf Jahren hoffe ich, dass Elevate(her) messbare Auswirkungen auf die weltweite Repräsentation von Frauen in der Luftfahrt zeigt. Unser Ziel ist, dass sich unsere Initiativen nicht nur in Statistiken, sondern in realen Geschichten von Frauen widerspiegeln, die in die Branche eingestiegen und dort geblieben sind, weil sie sich gesehen, unterstützt und gestärkt fühlten.

Ich stelle mir vor, dass Elevate(her) als globale Plattform weiterwächst, unsere Reichweite vergrößert, Partnerschaften vertieft und neue Initiativen startet, die Barrieren beim Einstieg und Aufstieg in der Luftfahrt abbauen.


Persönliche Note

Wenn du einem Mädchen, das vom Fliegen träumt, nur einen einzigen Rat geben könntest – welcher wäre das?

Mein Rat wäre: Fang einfach an – egal, wie klein der erste Schritt wirkt. Ob das ein Schnupperflug ist, der Beitritt zu einer Luftfahrtgruppe oder einfach Fragen zu stellen: Diese kleinen Anfänge können zu großartigen Chancen und Erfolgen führen.

Was bedeutet Fliegen für dich – in einem Satz?

Ganz einfach: Fliegen ist Freiheit und eröffnet eine neue Perspektive.

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Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit Mai 2025 hat sie eine Privatpilotenlizenz (PPL).

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