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Offene Deutsche Hubschraubermeisterschaft 2022: Das sind die Ergebnisse

Im Juli hat der spannende Wettkampf auf dem Regio Airport Mengen stattgefunden. Ein Junior-Team überraschte die Jury.

Von Redaktion
Offene Deutsche Hubschraubermeisterschaft
Spannung bei der Offenen Deutschen Hubschraubermeisterschaft: Ruedi Boser und sein Co Stefan Meier beim Start zum Slalom. Den Eimer befüllt die Crew direkt aus der Wassertonne. Foto: Constantin Chryssantis

Die Offene Deutsche Hubschraubermeisterschaft (ODHM 22) wurde vom Deutschen Hubschrauber Club (DHC) am 16. und 17. Juli unter extremer Hitze, aber überaus erfolgreich, auf dem Regio Airport Mengen ausgetragen.

Dabei erflogen sich die amtierenden Deutschen Hubschraubermeister Rübner/Wolff erneut den Titel. Gesamtsieger des zweitägigen Wettbewerbs wurde das Team Boser/Meier aus der Schweiz.

Regio Airpport Mengen erneut Austragungsort der Offenen Deutschen Hubschraubermeisterschaft

Der überaus Hubschrauber-freundliche Flugplatz in Mengen war nach 2019 erneut Austragungsort für den internationalen Vergleich unter Helikopter-Sportlern. Das Teilnehmerfeld war angesichts der jüngsten Kostenentwicklung zuerst auf acht Teams aus der Schweiz und aus Deutschland begrenzt; der technische Ausfall eines Helikopters kurz vor dem Start zwang schließlich zwei Teams in die Zuschauerrolle.

Den Auftakt des Wettbewerbs, der aus vier der Rettungsfliegerei entliehenen Aufgaben besteht, machte der Precision Hover.
Hierbei schwebt der Helikopter vorwärts, seitwärts und rückwärts entlang eines Korridors, und muss dabei auf einer exakten Höhe gehalten werden. Zwei unter der Maschine befestigte Ketten zeigen den Schiedsrichtern an, ob die Höhe auch eingehalten wird. Eine zwei Meter lange Kette darf den Boden nie berühren, die andere misst drei Meter und darf den Boden nicht verlassen. 360-Grad-Drehungen an den jeweiligen Ecken dürfen 15 Sekunden nicht unterschreiten, müssen aber zügig und gleichmäßig sein.

Als Junior gilt, wer weniger als 250 Flugstunden hat

Bereits hier zeigten die späteren Gesamtsieger der ODHM 22, Ruedi Boser und Stefan Meier (auf Robinson R44), ihr ausgesprochen hohes Leistungsniveau. Sie erreichten 296,1 Punkte von möglichen 300 Punkten. Andreas Rübner/Holger Wolff (R44) folgten auf dem zweiten Rang mit 275,8 Punkten.


Die Deutschen Hubschraubermeister 2022  Rübner/Wolff auf Erfolgskurs. Der Kegel landet exakt in der Mitte der 30 cm breiten Luke. Foto: Constantin Chryssanthis

Ganz knapp dahinter schuf sich das Juniorenteam Lena Maier/Michael Schauff (R44) mit 275 Punkten eine hervorragende Ausgangsposition. Als Junior werden übrigens Piloten mit weniger als 250 Flugstunden als verantwortlicher Pilot gewertet; Alter von Pilot oder Copilot sind dabei nicht relevant.

Schiedsrichter aus England, Frankreich, Irland und der Schweiz angereist

Vor der „Kulisse“ einer für den späten Freitagnachmittag angekündigten  Gewitterfront entschied sich die Wettkampfleitung unter dem Schweizer Bruno Imholz und Chef-Schiedsrichter Lothar Oehler für Starts zur Navigation um die Mittagszeit. Der Kurs war ausgelegt auf eine Flugzeit von gut 40 Minuten, je nach Leistung der Helikoptermuster R44 und Cabri G2.

Auf dem anspruchsvollen Kurs mussten Bodenmerkmale und Zeichen gefunden und in die Navigationsunterlagen eingetragen werden. Beim Erreichen des Platzes galt es zwei Reissäckchen in Zielkreise zu werfen und nach Durchfliegen einer Ein-Minuten-Box einen Kegel in eine 30 cm große Dachluke zu versenken, auf Zeit, versteht sich, und unter den wachen Augen zahlreicher national wie international erprobter Schiedsrichter; sie kamen aus England, Frankreich, Irland, der Schweiz und aus Deutschland.

Disziplin Fender Rigging am zweiten Wettkampftag Offenen Deutschen Hubschraubermeisterschaft

Mit 294,6 Punkten flogen auch hier Boser/Meier auf den ersten Rang, gefolgt von Rübner/Wolff (278,9 ) und Maier/Schauff (274,9). Auf Rang vier flog das am Regio-Airport ansässige Team Hartmut Hopf/Michael Rautenberg (R44) mit 228,9 Punkten. Erfreulich besonders für den Copiloten, denn die Navigation war bisher immer seine „Horror“-Disziplin. Er profitierte, ebenso wie die Junioren-Teams Pfeifer/Winter und Maier/Schauff vom intensiven Training mit DHC-Nachwuchstrainer Mario Fuß.

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Wettkampftag zwei: Fender Rigging. Bei dieser Disziplin müssen Bojen aus unterschiedlichen Höhen in Tonnen abgesenkt werden. Die Seile mit den Bojen sind vier, sechs und acht Meter lang. Die Zeitvorgabe ist äußerst knapp bemessen, nur ein guter Flug-Rhythmus sorgt für eine hohe Punktewertung.

Spannende Meisterschaft: Junioren-Team fordert die Titelverteidiger heraus

Bei auffrischendem Wind, der von den Teams alles abverlangte, schafften Boser/Meier 298,6 Punkte, und lagen damit ziemlich nahe am Optimum von 300. Weniger gut lief es für die Titelverteidiger, die hier nicht vorn mithalten konnten (281,6 Punkte). Lena Meier und Michael Schauff erflogen sich überraschende 295,6 Punkte und sorgten für die nötige Spannung im Hinblick aufs Siegertreppchen. Die Schweizer Werner Büchi/Werner Glatthardt (R44) kamen auf 290,1 Punkte.

Bei ihrer ersten Meisterschaft erreicht die Nachwuchs-Crew Pfeifer/Winter auf einer Cabri G2 den vierten Platz im Gesamtklassement. Foto: Constantin Chryssanthis

Nun musste der Slalom entscheiden. Würde das Junioren-Team den Deutschen Meister entthronen können? Während Maier/Schauff zum ersten Mal gemeinsam einen Wettbewerb flogen bilden Rübner/Wolff seit vielen Jahren eine eingespielte Einheit.   

Slalom-Pacours: Sieben Tore müssen in vorgegeben Richtung durchflogen werden

Entscheidung beim Slalom. Der Parcours umfasst sieben Tore, die in einer erst kurz vor dem Start bekannt gegebenen Richtung durchflogen werden müssen. Dabei führt der Copilot einen mit Wasser gefüllten Eimer, der am Ende auf einem Target (60 cm Durchmesser) abgesetzt werden muss. Wasserverlust auf dem Weg, zu hohes Durchfliegen der Tore und die Ablagedistanz vom Tisch-Mittelpunkt sind Kriterien für Punktabzüge.

Rübner/Wolff spielten ihre große Erfahrung im Slalom aus und durchflogen den Parcours temperamentvoll und nahezu fehlerfrei. Mit 295,4 Punkten wurden sie klare Slalom-Sieger, während der Vorsprung von Boser/Meier schmolz. Dem Schweizer Spitzenteam unterliefen ein paar Fehler, so dass sie am Ende nur 290,9 Punkte verbuchen konnten. Das reichte jedoch für den Gesamtsieg bei der ODHM 22. Den drittbesten Slalom flog die jüngste Crew: Noah Pfeifer/Dominik Winter erreichten (auf Cabri G2) 279,2 Punkte und holten im Gesamtklassement deutlich auf.

Juniorteam wird als Nachwuchsteam vom Deutschen Hubschrauber Club gefördert

Letztlich wurden sie mit Platz vier in der Gesamtwertung und mit dem zweiten Platz bei den Junioren belohnt. Das junge Team (22 und 18 Jahre) hat viel Potenzial und wird bereits jetzt als Nachwuchsteam vom Deutschen Hubschrauber Club gefördert. 275,8 Punkte im Slalom reichten für das einzige Mixed-Team Maier/Schauff nicht aus, um Rübner/Wolff noch abfangen zu können. Sie wurden Deutsche Vizemeister 2022, dazu Juniorenmeister und landeten in der Punktewertung auf dem hervorragenden dritten Platz.

Bei der Siegerehrung konnten Rübner/Wolff neben dem Ehrenpreis des DAeC-Präsidenten (übereicht von Arnold Grubek, Vorsitzender der DAeC Motorflugkommission) und dem Meister-Wanderpokal (ein Huey-Heckrotorblatt) auch einen besonderen Preis entgegen nehmen. Sie waren völlig überrascht, als ihnen DHC-Präsident Michael Schauff zwei hochwertige Bose-Headsets überreichen konnte.                                                         

Rangliste Offene Deutsche Hubschraubermeisterschaft 2022

Die Sieger und Platzierten der ODHM 22 mit dem Gesamtsieger (mitte), dem Deutschen Meister (links) und dem Juniorenmeister (vorne). Bis auf ein Team flogen alle Crews auf der Wettbewerbs-erprobten Robinson R44. Foto: Constantin Chryssantis
  1. Ruedi Boser/Stefan Meier, 1180,2 Punkte
    (Ehrenpreis des Schweizerischen Helikopter Verbands)
  2. Andreas Rübner/Holger Wolff, 1131,7 Punkte
    (Ehrenpreis des DAeC-Präsidenten)
  3. Lena Maier/Michael Schauff, 1121,3 Punkte
    (Ehrenpreis der HeliFlight)
  4. Noah Pfeifer/Dominik Winter, 981,0 Punkte
    (Ehrenpreis Wendt Maschinenbau)
  5. Werner Büchi/Werner Glatthardt, 861,6 Punkte
    (Ehrenpreis Luftsport Verband Bayern)

Hartmut Hopf/Michael Rautenberg, 856,8 Punkte
(Ehrenpreis DAeC Motorflugkommission

Text: Renate Strecker & Fotos: Constantin Chryssantis 

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