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Flugplatz Mengen – EDTM

Das hört sich komisch an?
 Mit ein bisschen Phantasie ist dies im baden-württembergischen Mengen unweit
des Bodensees durchaus vorstellbar. Denn wo jetzt Kalksteinfelsen in den Himmel ragen, war vor Millionen Jahren das riesige Jurameer – der damalige Meeresgrund ist heute die Erdoberfläche

Von Redaktion

Landschaft aus Feuer, Eis und Wasser: Wo sich die Donau in der weiten Talebene der oberschwäbischen Landschaft mit Ablach und Ostrach trifft, liegt der Verkehrslandeplatz Mengen-Hohentengen. Wer hier rastet, schwärmt schnell von der abwechslungsreichen Landschaft, die man auf dem Flug dort hin in sich aufsaugen kann. Dazu ist der Platz direkt an der 10000-Einwohner-Stadt Mengen einfach und schnell zu finden: Er bietet ein NDB und die asphaltierte 1566-Meter-Bahn ist aus der Luft gut zu erkennen. Bereits vor 25 Jahren wurde die Flugplatzgesellschaft Mengen-Hohentengen gegründet. Landkreis und Kommunen halten zusammen etwa ein Viertel, den Rest private Gesellschafter. Die Zahl der Flugbewegungen hat trotz der günstigen Lage in den vergangenen Jahren abgenommen, die Boomzeiten sind auch hier vorbei. So kam man 2004 erstmals auf die Idee, eine UL- und VLA-Messe zu veranstalten, um wieder Leben an den Ex- Fliegerhorst zu bringen.

Schließlich sind am Platz bekannte UL-Firmen wie Comco Ikarus, Ikarusflug Ultraleichtflugzeuge und Wezel Flugzeugtechnik zuhause. Jetzt soll die Messe alle zwei Jahre im Wechsel mit der AERO in Friedrichshafen stattfinden. Direkt neben dem Flugleiterbüro liegt das Flugplatz-Restaurant mit Café-Terrasse und Spielplatz. Außerdem gibt es einen Campingplatz auf dem Gelände, und das geplante Flugplatzhotel soll das Angebot abrunden. Damit ist alles an Grundinfrastruktur vorhanden, was man für einen Zwischenstopp braucht. Mengen empfiehlt sich aber nicht nur deshalb für einen Aufenthalt: Piloten, die Ausflüge an den Bodensee, in den Schwarzwald oder die Alpen planen, sind hier bestens aufgehoben. Gleich nach dem Start erkennt man die hier noch schmale Donau. Dem Flussverlauf zu folgen lohnt sich sowohl in der Luft als auch am Boden. Denn die junge Donau hat es auf ihrem Weg zum Schwarzen Meer nicht leicht, ein stattlicher Wasserarm zu werden. Schon nach wenigen Kilometern machen ihr bei Immendingen die Tücken des Karsts zu schaffen.

Mengen: Heimat einer UL- und VLA-Messe

Die Schichten des Weißen Juras sind hier so zerklüftet und löchrig, dass der Fluss einen Großteil seines Wassers in den Untergrund verliert. In jeder Sekunde verschwinden an der Donauversickerung etwa 10 000 Liter Wasser in den unterirdischen Höhlensystemen der verkarsteten Juraschichten. Versuche mit Farbstoffen haben ergeben, dass das Wasser an anderer Stelle wieder auftaucht: In der Aachquelle. Da die Aach in den Bodensee fließt und von dort in die Nordsee, ist dies der Beweis für ein seltenes Natur-Phänomen: Der Rhein überlistet hier die europäische Wasserscheide, indem er die Donau unterirdisch anzapft. Bei niedrigem Pegelstand im Sommer oder im Herbst lässt sich dieses Naturschauspiel an der Versickerungsstelle sehr schön aus der Luft beobachten. Aber Vorsicht! Beim Donau-Bummel nicht vergessen: Zwischen Sigmaringen und Albstadt befindet sich das militärische Luftbeschränkungsgebiet ED-R 132A, das den Überflug erst ab einer Höhe von 18000 Fuß MSL gestattet.

Wer von Mengen Kurs Südwesten hält, dem fallen recht schnell eine Reihe abgeflachter Kegel auf – die Hegau-Berge. Die markanten Formen bestehen aus den Schlotfüllungen der Vulkane, widerstandsfähigem Phonolit und Basalt. Die weicheren Mantelschichten aus vulkanischen Tuffen und Molasse haben Wind und Wetter im Laufe der Jahrmillionen abgetragen, so dass die typischen Kegel herausgebildet wurden. Auf diesen standen im Mittelalter Burgen und Festungen, wovon noch heute Ruinen zeugen. Direkt am Fuße eines dieser Kegel, dem Hohentwiel bei Hilzingen, liegt das Gelände der Segelfliegergruppe Singen. Hier dürfen alle zwei Jahre auch Motorflieger landen: Die Oldtimerflugtage Hilzingen, in diesem Jahr 16./17. September, sind über Deutschland hinaus bekannt. Zehn Minuten weiter mit Südkurs: der Bodensee. Die Wasserfläche des „Schwäbischen Meeres“ wird als so genanntes Kondominium von den Anrainerstaaten verwaltet, sodass alle drei Länder dort gleichzeitig Hoheitsrechte ausüben. Aber keine Angst, das ist nicht weiter kompliziert.

Von Mengen mit Kurs Südwesten: eine Reihe abgeflachter Kegel – die Hegau-Berge

Bei einem Einflug in die Schweiz muss man allerdings beachten, dass die Eidgenossen das Schengen-Abkommen nicht unterzeichnet haben. Einflug also nur über Zollflughäfen mit Flugplan. An den Bodensee-Airports Friedrichshafen und Altenrhein (CH) geht es unbürokratischer zu, weil hier ein Abkommen gilt: Direkte Flüge zwischen beiden Flughäfen sind ohne Flugplan nach vorheriger Ankündigung möglich. Aber aufpassen: Rings um Friedrichshafen ist Transponderpflicht! Ein Tourismusmagnet und größte Insel im Bodensee ist die Reichenau. Seit dem Jahr 2000 steht sie mit ihrer Abtei auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Das Kloster Reichenau ist über einen Damm mit dem Festland verbunden. Von der temperaturausgleichenden Wirkung des Sees profitieren vor allem Obst- und Gemüseanbau und die Blumeninsel Mainau.

Einen wohlklingenden Schlussakkord auf der Sternreise rund um den Flugplatz Mengen spielt der Schwarzwald Richtung Westen. Hier herrschen zu wechselnden Jahreszeiten oft nur Delta- und Mike-Bedingungen auf der GAFOR-Karte. Der Schwarzwald ist geologisch betrachtet wie eine vernarbte Wunde: Granite und Gneise aus den Tiefen sind durch die Erosionskräfte vom Deckgebirge entblößt und von einem Eispanzer zu gerundeten Kuppen modelliert worden, der vielerorts kleine, kreisrunde Seen geschaffen hat: Titisee und Schluchsee sind die bekanntesten von ihnen und beliebte Ausflugsziele. Auch ein fliegerischer Abstecher zum benachbarten Feldberg, dem höchsten Gipfel des Schwarzwaldes, empfiehlt sich: Bei klarer Sicht sind bereits von hier aus die Alpen gut zu erkennen.

Mengen- Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Der Platz im Süden der Donau und östlich der Stadt Mengen ist einfach zu finden. Beim Start auf der „26“ das Überfliegen von Mengen vermeiden! Funkhilfen: MEG NDB 401 direkt am Platz; 173° 34 NM from TGO VORTAC 112,50
  • Unterkunft: Wer es einmal anders möchte: Ferienwohnung auf dem Bauernhof inmitten schönster Natur und mit vielen Tieren für die ganze Familie, Telefon07576/341.
  • Aktivitäten: Der Naturpark Obere Donau wurde 1980 gegründet. Dem Wanderer erschließt sich die Landschaft auf 3500 Kilometer markierten Wegen. Das Naherholungsgebiet Zielfinger Seen am Rande des Naturparks Obere Donau ist ein ideales Ziel für einen Tagesausflug mit der ganzen Familie. Schwimmen, Tauchen, Surfen oder einfach nur am Strand liegen. Eine Dampflokfahrt mit den Eisenbahnfreunden Zollernbahn ist immer ein Erlebnis. Es werden verschiedene Strecken angeboten, die im Sommer von der Schwäbischen Alb bis an die Schweizer Grenze reichen. Informationen unter www.eisenbahnfreunde-zollernbahn.de

Text: Wolfgang Graf, fliegermagazin 1/2006