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Isabella lernt fliegen: Ist ein Ende in Sicht?

Seit einem Jahr ist Online-Chefredakteurin Isabella Sauer nun Flugschülerin. Was läuft gut, was weniger gut? Hat sie sich die PPL-Ausbildung so vorgestellt?

Von Isabella Sauer
Freude pur! Rückblick: Am 26. April 2023 sitzt Flugschülerin Isabella Sauer gut gelaunt im Schulflugzeug. Es ist ihre erste Flugstunde.

Was hast du gesagt? »Vergaservorwärmung, Landeklappen zehn Grad, Funken und das Rausschauen natürlich nicht vergessen! Gegenverkehr?« Ich fühle es noch ganz genau, diese Überforderung während der ersten Flugstunden in »meiner« D-ELOT. Wie schnell ich die Worte und Anweisungen meiner Fluglehrer innerhalb weniger Sekunden vergessen hatte. Und noch dazu dieser Geruch! Zugegeben, seitdem liegt ein Deo in der Mittelkonsole meines Autos. Adrenalin pur!

Mittlerweile sieht das Leben als Flugschülerin zum Glück schon anders aus. Und das tolle ist, dass ich mich seit November sogar schon Pilotin schimpfen darf, denn am 13. November 2023 habe ich meinen ersten Soloflug gemeistert – dieser Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben! Was war ich stolz auf mich, als ich zurück in den Verlag fuhr und strahlend über den Flur zu meinen Kollegen lief.

Prioritäten zwischen Beruf und Privatleben anders setzen

Ganz anders sieht es jetzt aus, wenn ich an das Theorielernen denke. Da bin ich bisher weniger stolz auf mich. Am 26. April letzten Jahres hatte ich meine erste Flugstunde. Damit fiel auch der Startschuss, für den Flugschein zu lernen. Jetzt, zehn Monate später, habe ich leider immer noch nicht die Theorieprüfung abgelegt, und das Sprechfunkzeugnis wartet auch noch auf mich. Ich ärgere mich darüber!

Als Zwischenfazit meiner Ausbildung kann ich also ganz klar sagen: Ich hätte mich am besten schon vor meiner ersten Flugstunde mehr mit dem Lernstoff beschäftigen, oder in den vergangenen Monaten meine Prioritäten zwischen Beruf und Privatleben anders setzen sollen.

Treuer Begleiter: Dieser kleine Bären- Pilot baumelt an Isabellas Flugtasche. Er ist das Geschenk eines befreundeten Piloten der LSG Hanns Klemm. Foto: Isabella Sauer

Ein Problem in der Flugausbildung: sich selbst im Weg stehen

Hatte ich das Vorhaben unterschätzt? Das würde ich wiederum nicht sagen! Ich hatte einfach nur keine Vorstellung davon, wie umfangreich das notwendige Wissen ist – und wie schwer es mir fällt, wieder zu lernen. Manchmal denke ich auch daran, wie hilfreich es gewesen wäre, schon als Kind oder Jugendliche einen Bezug zum Fliegen gehabt zu haben. Aber es hilft ja nichts, ich muss der Realität ins Auge sehen und nun Gas geben. Schließlich möchte ich im Sommer fertig sein und die Welt auf ganz besondere Weise entdecken!

Übrigens: Dieses über sich selbst ärgern kann ich so richtig gut. Mein Fluglehrer Dennis sagte mir mal, dass man mich zehn Mal loben muss, bis ich dann endlich einsehe, dass ich wirklich etwas gut gemacht habe. So stehe ich mir also vermutlich selbst am meisten im Weg. Der Drang nach Perfektion kann echt nervig sein! Aber ich möchte eben auch nicht nur stumpf den Stoff auswendig lernen, sondern ihn auch verstehen.

Beim Autoführerschein ist es meiner Meinung nach anders. Wenn ich da eine Panne habe oder die Motorkontrollleuchte warnt, fahre ich rechts ran und rufe den Pannendienst. In der Luft kann ich das nicht so einfach, da muss ich selbst reagieren können und im besten Fall eine Idee haben, wie ich ein Problem lösen kann.

Passende Ausrüstung: Peter Boneto vom Pilotshop Eisenschmidt berät Isabella in Sachen Equipment.

Gemeinsam lernt es sich besser für die PPL

Zurückschauen ist also nicht von Vorteil, dafür aber der Blick nach vorne: Es hat leider viel zu lange gedauert, aber mittlerweile habe ich einen netten Flugschüler kennengelernt, mit dem ich mich jetzt regelmäßig treffe, um die Zwischentests des Fernlehrgangs-Anbieters durchzuackern.

Spaß beim Lernen: Gemeinsam macht die Theorie gleich viel
mehr Spaß, sind sich die Flugschüler Isabella und Ronald einig.

Außerdem besuche ich seit Februar mehrmals in der Woche einen Online-Sprechfunk- Kurs von Fluglehrerteam.de, wo an vier Tagen in der Woche ein Flug simuliert wird. So bin ich mehr oder weniger »gezwungen« mitzumachen, und kann hoffentlich bald meine Scheu ablegen, vor und mit fremden Menschen per Funk zu kommunizieren. Bemerkung am Rande: Ich habe übrigens keine Ahnung, warum es mir so schwer fällt zu funken. Als Journalistin bin ich ja nicht gerade auf den Mund gefallen …

Und was tue ich noch, um mehr Theorie zu lernen? Ich baue mir mehrere kleine Zeitfenster für die Theorie in meinen Alltag ein. So fahre ich beispielsweise so oft es geht mit der Bahn, wenn ich am Wochenende verreise, oder animiere meinen Partner, gemeinsam mit mir zu büffeln, da er sich auch für das Thema Luftfahrt interessiert.

Nach wie vielen Landungen hatte ich meinen ersten Soloflug?

Was ich schon häufiger gefragt wurde, aber tatsächlich bisher nicht beantworten konnte: Nach wie vielen Flugstunden oder Landungen hast du deinen Soloflug gemacht? Ich habe es erst jetzt nachgeschlagen, da ich irgendwann für mich selbst wusste, dass ein Vergleich nichts bringt – nur unnötiges Verrückt machen! Wann jemand seinen ersten Soloflug hat, hängt schließlich von vielen Faktoren ab. Einer davon ist ganz klar das Wetter, dazu kommt die private sowie berufliche Situation.

So hatte ich zum Beispiel im September mehrere Flugstunden hintereinander, etliche Platzrunden gedreht und gedacht, jetzt kann der Soloflug nicht mehr weit sein. Und was geschah? Eine Woche Dienstreise, zweieinhalb Wochen zu schlechtes Wetter für Solo-Platzrunden, Augenentzündung. Vier Wochen vergingen so in Windeseile, es gab keine einzige Flugstunde, dafür war die »Routine« wieder weg.

Und trotzdem sage ich jetzt ganz ehrlich, was ich in meinem Flugbuch stehen habe: 160 Landungen und 24 Stunden Flugzeit. Es ist eben so, wie es ist. Dafür sitzt der Abfangbogen jetzt so, dass ich (und mein Fluglehrer) zufrieden bin.

Fliegen ist ein Gefühl von Freiheit

Welche Erkenntnisse nehme ich aus meiner bisherigen Ausbildungszeit noch mit? Ganz eindeutig: Fliegen macht Spaß! Es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl von Freiheit, die Welt einfach mal aus einer ganz anderen Perspektive zu erblicken, aber auch die Möglichkeit zu haben, viel schneller an ein Ziel zu kommen. Und auch wenn ich hier so oft über das Theorielernen klage, freue ich mich umso mehr, wenn ich es dann geschafft und mir neues Wissen angeeignet habe.

Letztlich ist es doch auch immer wieder befriedigend, wenn man sich fortbildet. Und wenn man dann auch noch ein neues Hobby oder gar eine weitere Leidenschaft dazu gewinnt – oder nicht? Bisher schlug mein Herz immer für den Journalismus, so wusste ich doch schon als Kind, dass ich eine »Karla Kolumna« werden möchte. Jetzt bekomme ich die Gelegenheit, das Fliegen zu lernen und beides miteinander zu verbinden.

Auf großer Reise: Mehrfach begleitete Isabella mit Chefredakteur Thomas Borchert Leserreisen. Im Bild fliegen die beiden mitten über der Nordsee.

Dieser Gedanke bringt mich auf ein weiteres Stichwort hinsichtlich meines Zwischenfazits: Dankbarkeit! Ich hatte während meiner Ausbildungszeit immer wieder Momente, in denen ich kurz innehielt und einfach dankbar für den gerade erlebten Augenblick war. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Rückfahrt mit dem Auto von der Flugschule in die Redaktion. Während ich die Musik ganz laut aufdrehte, musste ich breit grinsen und dachte: »Ich habe gerade bei strahlendem Sonnenschein Hamburg von oben gesehen und noch dazu die Maschine fast selbstständig gelandet. Wahnsinn! Dass ich das erleben darf!« Nicht jeder, der davon träumt Pilot zu werden, kann sich diesen Wunsch erfüllen.

Ich bin dankbar für jeden erlebten Moment in meiner Ausbildung

Ein großes Dankeschön geht aber auch an Sie, liebe Leser, denn von Tag eins meiner Ausbildung begleiten Sie mich. Egal ob als Leser im Heft, auf unserer Website oder über unseren Social- Media-Kanälen. Ich bekomme sehr viele Rückmeldungen, Ratschläge, Tipps und konstruktive Kritik. Ich muss gestehen, dass ich zu Beginn der Berichterstattung etwas aufgeregt war und mich fragte, wie unsere Leserschaft das Projekt und mich als Person annehmen wird.

Ich hatte mir aber ein persönliches Ziel gesetzt: mir selbst treu zu bleiben und eine authentische Berichterstattung abzuliefern. Rückblickend kann ich für mich sagen, dass ich das gut gemeistert habe. Und so freue ich mich riesig auf die bevorstehenden, gemeinsamen Monate, auf die neuen und alten Herausforderungen, auf die Höhen- und Tiefflüge in Sachen Lernen, die Begegnungen mit anderen Flugschülern, Piloten und Luftfahrtenthusiasten, auf lehrreiche Flugreisen, spannende Filmdrehs für unseren Youtube-Kanal und ganz besonders auf die nächsten Flugstunden!

Denn nun steht ein weiteres Zwischenziel an: fremde Flugplätze anfliegen und am Verkehrsflughafen Hamburg landen. Beides kann ich mir bisher nur schwer vorstellen, aber auch das wird schon bald möglich sein!

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Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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