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GAFOR: Die größten Irrtümer bei der Interpretation

Wenn der GAFOR MIKE oder X-RAY eingestuft ist, darf ich nicht fliegen! GAFOR und Flugwetterübersicht reichen für einen Streckenflug aus! Wahr oder falsch?

Von Redaktion
Satellitenbild mit Ceiling und daneben die GAFOR-Einstufungen.
Satellitenbild mit Ceiling und daneben die GAFOR-Einstufungen. Bild: Screenshot/www.dwd.de

Wer fliegen möchte, muss sich vorab über das Wetter informieren. Eine erste und schnelle Variante bietet der sogenannte GAFOR. Er hilft bei der Einschätzung, ob in allen durchflogenen Luftfräumen die meteorologischen Mindestbedingungen für den Sichtflug gegeben sind.

Doch bei der Interpretation des GAFOR kann es schnell zu Fehleinschätzungen kommen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) nennt die häufigsten Missverständnisse auf seiner Homepage.

Wie lese ich den GAFOR?

Wenn Sie generell wissen wollen, was der GAFOR überhaupt ist und wie man ihn ließt, schauen Sie sich gern den passenden Artikel dazu an:

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Farbenspiel: Die Abbildung zeigt die GAFOR-Einstufungen der 84 Gebiete. Die Angabe der Sichtflugmöglichkeiten erfolgt in fünf Kategorien, die jeweils eine eigene Farbe haben: CHARLIE (Blau= clear – frei) OSKAR (GRÜN= open – offen) DELTA (GELB= difficult –schwierig) MIKE (ORANGE= marginal – kritisch) X-RAY (ROT= closed – geschlossen).
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GAFOR: Wie lese ich die Wettervorhersage für den Sichtflug?


Für eine schnelle Wissensauffrischung: Es gibt gebietbezogene und streckenbezogene GAFOR-Vorhersagen. Es werden Aussagen über die zu erwartenden Sichtflugbedingungen getroffen. Es geht um die horizontale Sichtweite am Boden und tiefste Wolkenuntergrenze mit einem Bedeckungsgrad von mehr als vier Achteln (BKN oder OVC). Der GAFOR ist sechs Stunden lang gültig. Aufgeteilt in drei Intervallen je 2 Stunden. Tagsüber wird er alle drei Stunden aktualisiert.

Wenn der GAFOR MIKE oder X-RAY eingestuft ist, darf ich nicht fliegen!

Diese Interpretation ist nicht richtig. So heißt es beim DWD: „Im Luftfahrthandbuch AIP VFR werden die Piloten darauf hingewiesen, dass die vorhergesagten Stufen der Sichtflugmöglichkeiten im größten Teil der jeweiligen Gebiete vorherrschend sein sollen, kleinräumige oder kurzzeitige Abweichungen jedoch möglich sind.“ Ein passendes Beispiel gibt es als Erklärung dazu: Es wäre also im Extremfall denkbar, dass 51 Prozent eines GAFOR-Gebietes von Bodennebel betroffen sind, die restlichen 49 Prozent „Blue Skies“ vermelden. Somit wäre die richtige Einstufung X-RAY. Der Pilot, der im nebelfreien Gebiet unterwegs ist, dürfte sich vermutlich über die GAFOR-Vorhersage wundern. Wichtig: Der Pilot darf in den nebenfreien Gebiete starten und auf Strecke gehen, muss sich aber aus den Nebelgebieten fernhalten. Wer will, kann auch die Nebelfelder überfliegen, wenn man sich dabei an die Sichtflugregeln hält. Sich weitere Wetterinformationen einzuholen, ist laut DWD ratsam.

Ein weiteres Beispiel des Deutschen Wetterdienstes:
Der größte Teil des GAFOR-Gebietes 45 (Rhein-Main-Gebiet und Wetterau) ist nebelfrei, es hält sich allerdings noch ein Nebelgebiet in der Oberrheinischen Tiefebene. Dieses Nebelgebiet ist in der Abbildung 2 schematisch eingezeichnet.

Satellitenbild mit Ceiling. Foto: Screenshot/www.dwd.de
GAFOR-Einteilung. Foto: Screenshot/www.dwd.de

Ist Fliegen immer problemlos möglich, wenn der GAFOR OSCAR oder CHARLIE eingestuft ist?

Das stimmt so nicht, da es trotzdem auf der Flugstrecke zu Problemen kommen kann. So könnten in den unteren Luftschichten kräftiger Wind mit Turbulenzen auftreten. Auch vereinzelt Gewitter, die man umfliegen muss, sind denkbar.

Leider ist auch diese Einschätzung nicht ganz richtig. Selbst wenn alle Gebiete/Strecken entlang der Flugstrecke mit
CHARLIE eingestuft sind, so kann es folgende Probleme geben:
• Es treten vereinzelt Gewitter auf, die man umfliegen muss.
• Es herrscht ein sehr kräftiger Wind mit Turbulenz in den unteren Luftschichten.
• Es gibt noch Bereiche in einzelnen Gebieten, die schlechter sind als eingestuft.
Siehe hierzu das Nebelbeispiel in Punkt 1. Auch in Staulagen von Höhenzügen können die Bedingungen oft
schlechter sein als eingestuft. Ein Tipp vom DWD: Gern auch die Details zu den Vorhersagen anschauen. Als Zusatzinformation für die gleichen Zeiträume gibt es auch eine Angabe einer Wettererscheinung für jedes einzelne GAFOR-Gebiet.

Wie kann man sich die Differenzierung von MIKE und DELTA merken? Gibt es ein System?

Eine Eselsbrücke könnte helfen: Sehen Sie OSKAR als eine Null an. Wenn Sie in der vorgeschlagenen Reihenfolge anfangen zu zählen, dann sollte es leichter fallen, sich das Bild mit der Zählweise einzuprägen. Einfach rechts oben anfangen und dann im Zick-Zack-Kurs fortfahren.

Screenshot/www.dwd.de

Reicht der GAFOR als Flugwetterberatung aus?

Ob der GAFOR allein für eine Flugvorbereitung ausreicht? Eher nicht! Für das Platzrundentraining an einem Flugplatz mag es genügen, aber für einen kurzen Streckenflug je nach Wetterlage schon nicht mehr. Da sollten Wetterkarten, Niederschlagsradar, Windverhältnisse und Temperaturen sowie der Flugwetterbericht hinzugezogen werden. Erst in Verbindung mit weiteren Daten (Flugwetterübersicht, Low-Level SWC’s) wird der
GAFOR zu einem kompletten Paket, welches die SERA-2010 Vorgaben erfüllt.

Reichen der GAFOR und die Flugwetterübersicht für einen Streckenflug aus?

Der DWD sagt hierzu, dass das im Prinzip richtig ist. Allerdings müsse berücksichtig werden, dass bei der Einstufung D auch „difficult“ (schwierig) gemeint ist. Somit wird empfohlen, bei Bedingungen schlechter als OSCAR zusätzliche Flugwetterdaten anzusehen.

Ein Beispiel:

Eine winterliche Warmfront von Westen her verschlechtert die
Sichtflugbedingungen im Vormittagsverlauf erheblich. Aus dem linken Teil des Bildes kann man entnehmen, dass die Ceiling nach Südosten hin noch verbreitet über 5000 Fuß liegt. Auch dieser Fall zeigt, dass trotz X-RAY-Einstufung im Westen ein sicherer Flug durchgeführt werden kann, wenn rechtzeitig vor Beginn des Schneefalls startet.

Satellitenbild mit Wolkenhöhen und GAFOR-Einstufung. Screenshot/www.dwd.de Bild: Screenshot/www.dwd.de

Text/Quelle: isa/www.dwd.de



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