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Was kostet ein Flugschein für Hubschrauber?

Selbst Abheben im Drehflügler ist für viele ein Traum. Doch was kostete eine Hubschrauber-Lizenz und welche Ausbildungen gibt es?

Von Dirk M. Oberländer
UL-Tragschrauber
Welche Lizenz brauche ich für UL-Hubschrauber und UL-Tragschrauber? Bild: Helmut Mauch

In Deutschland gibt es gleich mehrere Lizenzen für Hubschrauber und Tragschrauber. Starten wir also mit einem kurzen Überblick, wie sich die verschiedenen Berechtigungen unterscheiden und was die Hubschrauber-Lizenzen kosten.

Die Privatpilotenlizenz für Hubschrauber (PPL-H) berechtigt dich Hubschrauber bis zu einem Abfluggewicht von maximal 5700 Kilogramm zu fliegen. Dafür sind mindestens 45 Stunden praktische Ausbildung und 100 Stunden Theorie fällig. Die Kosten hängen sehr vom Fluggerät ab. Meist wird mit zwei- oder viersitzigen Hubschraubern mit Kolbentriebwerk geschult. Hat der Hubschrauber einen stärkeren Turbinenantrieb, sind auch die Kosten höher. Flugschulen beziffern die Kosten auf 30000 Euro aufwärts. Bei der Schulung mit Turbinen-Hubschraubern werden mindestens 40000 Euro fällig. Die Lizenz ist in allen EASA-Staaten gültig. Alle Details zur PPL-H Ausbildung findest du in unserem Artikel Hubschrauberfliegen lernen.

Die Lizenz für Leichthubschrauber (LAPL-H) berechtigt zum Fliegen von Hubschraubern mit einem Abfluggewicht von höchstens 2000 Kilogramm. Die Praxisausbildung umfasst mindestens 40 Flugstunden, bei der Theorie gibt es keine Unterschiede zum PPL-H (ebenfalls 100 Stunden). Die Kosten liegen daher etwas niedriger. Ab ca. 27000 Euro geht es los. Die LAPL-H hat Vorteile für Pilotinnen und Piloten, die schon UL-Hubschrauber fliegen dürfen. Denn bei der Umschulung kann praktische Flugerfahrung anerkannt werden. Die LAPL-H ist eine europaweit gültige Lizenz. Alle Details zur LAPL-H Ausbildung findest du in unserem Artikel Hubschrauberfliegen lernen.

Eine Gewichtsklasse tiefer gibt es die nationale Lizenz für UL-Hubschrauber oder UL-Tragschrauber. Damit dürfen zweisitzige Drehflügler bis zu einem Abfluggewicht von maximal 600 Kilogramm geflogen werden. Die Theorie umfasst 60 Stunden. In der Praxisschulung sind bei UL-Tragschraubern mindestens 30 Stunden vorgeschrieben, bei UL-Hubschraubern sind wenigstens 40 Stunden abzufliegen. Pilotinnen und Piloten, die schon eine Lizenz für Flächenflugzeuge haben, sind im Vorteil. Denn dann können in Theorie und Praxis Inhalte angerechnet werden. Die Kosten für die Lizenz für UL-Tragschrauben starten bei rund 10300 Euro- Eine Lizenz für UL-Hubschrauber kostet ab 18000 Euro. Um alle Details zur UL-Lizenz zu erfahren, lese den Artikel hier einfach zu Ende.

Ausbildung für UL-Hubschrauber und UL-Tragschrauber

Klären wir zuerst: Wo liegen die Unterschiede zwischen UL-Tragschraubern und UL-Hubschraubern? Während die Rotoren von Hubschraubern ständig durch den Motor angetrieben werden, haben die von Tragschraubern nur in der Startphase eine Verbindung zum Motor. Danach wird der Rotor vom Fahrtwind in Rotation gehalten. Deshalb haben Tragschrauber eine zusätzlichen Schubpropeller. Der große Unterschied: Hubschrauber können in der Luft stehen und senkrecht starten und landen. Tragschrauber benötigen immer eine Seitwärtsbewegung. In Deutschland sind UL-Tragschrauber deutlich stärker vertreten als UL-Hubschrauber.

Deshalb gibt es die für UL-Hubschrauber und UL-Tragschrauber eigene Lizenzen. Das maximal zulässige Abfluggewicht mit zwei Personen, Gepäck und Treibstoff liegt bei 600 Kilogramm. Vorsicht: Ältere Drehflügler haben oft noch ein niedrigeres Gewichtslimit. Das gilt natürlich auch für einsitziges Gerät.

Der Theorieunterricht für die Lizenz

Bei beiden Lizenzen sind die gleichen Inhalte vorgeschrieben. Der Unterricht umfasst 60 Stunden und kann auch als Fernlehrgang absolviert werden. Diese Fächer gehören dazu:

  • Luftrecht
  • Flugfunk
  • Navigation
  • Meterologie
  • Verhalten in besonderen Fällen
  • Menschliches Leistungsvermögen
  • allgemeine Luftfahrzeugkenntnisse, Technik und ggf. pyrotechnische Einweisung

Am Ende steht eine Theorieprüfung, abgenommen vom Prüfungsrat (Multiple-Choice-Verfahren). Wenn das Luftfahrzeug mit einem Rettungsgerät ausgestattet ist, muss noch eine pyrotechnische Einweisung absolviert werden. Diese darf durch die Ausbildungsleitung der Flugschule erfolgen. Der Erwerb eines Funksprechzeugnis ist nicht vorgeschrieben, aber sinnvoll. Denn das ermöglicht den Einflug in kontrollierte Lufträume – zum Beispiel um größere Flugplätze herum.

Praxisausbildung für UL-Helikopter

Die Mindeststundenzahl liegt bei 40 Stunden auf UL-Helikoptern. Im Flugtraining müssen folgende Inhalte enthalten sein:

  • mindestens zehn Flugstunden im Alleinflug mit 20 Alleinstarts
  • Starts und Landungen auf verschiedenen Flugplätzen
  • mindestens 10 Außenlandeübungen mit Fluglehrer
  • mindestens ein Überlandflug mit Fluglehrer über eine Gesamtstrecke von 150 Kilometer mit Zwischenlandung
  • mindestens drei Allein-Überlandflüge über jeweils 50 km
  • theoretische und praktische Einweisung in besondere Flugzustände sowie in das Verhalten bei Notfällen

Zum Abschluss gibt es einen Prüfungsflug mit Prüfungsrat an Bord.

Praxisausbildung für UL-Tragschrauber

Die Mindeststundenzahl liegt bei 30 Stunden auf UL-Tragschraubern. Im Flugtraining müssen folgende Inhalte enthalten sein:

  • mindestens 5 Flugstunden im Alleinflug mit 20 Alleinstarts
  • mindestens 150 Starts und Landungen
  • mindestens 10 Flugstunden mit Fluglehrer vor dem ersten Alleinflug
  • Starts und Landungen auf verschiedenen Flugplätzen
  • Außenlandeübungen mit Fluglehrer
  • Mindestens zwei Überlandflüge mit Fluglehrer über jeweils eine Gesamtstrecke von 200 Kilometern mit Zwischenlandung
  • Mindestens drei Überlandflüge alleine über jeweils 50 Kilometer mit Zwischenlandung auf einem anderen Flugplatz
  • Theoretische und praktische Einweisung in besondere Flugzustände sowie das Verhalten bei Notfällen gemäß Flughandbuch

Zum Abschluss gibt es einen Prüfungsflug mit Prüfungsrat an Bord.

Für Flugzeugpiloten: So funktioniert die Umschulung

Pilotinnen und Piloten, die schon eine Lizenz für Flächenflugzeuge, Segelflugzeuge, Hängegleiter/Gleitsegler oder Motorschirme/Motorschirm-Trikes besitzen, müssen in der Theorie nur die Hub- beziehungsweise Tragschrauber-spezifischen Inhalte nachholen. Die Prüfung in diesen Fächern darf die Ausbildungsleitung der Flugschule abnehmen.

Bei der Praxisausbildung müssen alle Inhalte für UL-Hubschrauber oder UL-Tragschrauber abgeflogen werden. Je nach Talent des Flächenpiloten lassen sich aber Flugstunden anrechnen, sodass die Mindeststundenzahl sinkt. Die Anrechnung der praktischen Flugzeiten ist von der bestehenden Lizenz abhängig.

Eine gute Übersicht zu den diversen Umschulungswegen bietet der DAeC auf seiner Website. Abgeschlossen wir die Umschulung mit einem Prüfungsflug mit Prüfungsrat.

Was kostet die Lizenz?

Die Schulungskosten und Landegebühren variieren stark vom Fluggerät und dem gewählten Flugplatz. Wir setzen hier Mittelwerte aus der Recherche bei mehreren Anbietern an.

Kosten für UL-Tragschrauber: Für den Verwaltungsaufwand nehmen Flugschulen eine Grundgebühr von um die 800 Euro. Die Theoriekosten liegen bei rund 750 Euro, die Flugstunde mit Lehrer liegt zwischen 165 bis 220 Euro. Pro Landung sind 3 bis 5 Euro zu kalkulieren. Dazu kommen Lehrmaterialen und Karten mit ca. 140 Euro. Für die Prüfung in Theorie und Praxis werden rund 180 Euro fällig – plus die Charterkosten für den Prüfungsflug. Eine komplette UL-Tragschrauberausbildung kostet Fußgänger damit zwischen 10300 bis 12000 Euro.

Kosten für UL-Helikopter: Bei Verwaltungs-, Theorie- und Prüfungskosten gibt es keine Unterschiede zum UL-Tragschrauber. Allerdings sind UL-Helikopter im Betrieb deutlich teurer. Eine Schulungsstunde schlägt mit um die 500 Euro zu Buche. Eine komplette UL-Helikopterausbildung als Fußgänger kostete ab circa 18000 Euro aufwärts.

Das Medical: Die Kosten für die Gesundheitsuntersuchung beim Flugmediziner und Augenarzt (Erstuntersuchung bzw. bei starken Veränderung der Sehstärke auch bei Verlängerungsuntersuchungen) kommen bei beiden Ausbildungen noch hinzu. Beim Fliegerarzt werden ca. 200 bis 250 Euro fällig, der Augenarzt ist mit 130 bis 160 Euro meist etwas günstiger.

Vielleicht stellen die Verbände ja in dieser Saison mehr neue Hub- und Tragschrauber-Lizenzen für ULs aus als 2024 – da waren es nur 44.

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Über den Autor
Dirk M. Oberländer

Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.

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