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Flugplatz Biberach – EDMB

Von der Buckelpiste zum Vorzeige-Strip mit traumhaften Avgas-Preisen: Biberach an der Riss lohnt eine Full-Stop-Landung – auch wegen der Schnitzel

Von Redaktion

Bis vor ein paar Jahren genoss Biberach an der Riss einen weit reichenden Ruf – allerdings keinen guten. Der Platz im Herzen Oberschwabens war vor allem für seine bucklige und tückische Graspiste bekannt. Die Runway zeigte einen derart schlechten Zustand, dass Flugzeugvercharterer in der Umgebung in ihren Mietverträgen zum Teil explizit eine Landung in EDMB verboten. Doch diese Zeiten sind längst passé. Der Verkehrslandeplatz, der vom Luftsportverein Biberach betrieben wird, hat 1999 einen 180-Grad-Turn hingelegt: Für 3,5 Millionen Euro wurde EDMB saniert. Piloten erwartet jetzt eine 980 Meter lange Asphaltbahn, auf der es sich gefahrlos starten und landen lässt. Seitdem hat kein Flugzeugvermieter mehr etwas dagegen, wenn seine Kunden auf einen Sprung nach Biberach wollen. Doch neben der neuen Runway gibt es in EDMB weit mehr, was die Taktfrequenz eines Fliegerherzens erhöht.

Allem voran: günstiges Benzin. Der Verein ist stolz darauf, Avgas fünf bis sieben Prozent billiger anbieten zu können als die benachbarten Plätze. „Da wir die Tankstelle selbst gebaut und finanziert haben, sind wir nicht an Agenturverträge gebunden“, sagt der Vorsitzende der Abteilung Motorflug, Adelmund Eckensberger. „Das gibt uns die Möglichkeit, günstiger einzukaufen.“ Seitdem freut sich Biberach über einen lebhaften Tanktourismus; selbst gewerbliche Flugschulen, die an anderen Plätzen in der Umgebung stationiert sind, kommen zum Tanken hierher. Und wegen der Schnitzel von „Frau Christine“. Christine Wroblewski ist erst seit einigen Monaten Pächterin des Flugplatzrestaurants, doch mittlerweile auch außerhalb von Pilotenkreisen für ihre Spezialität fast so etwas wie berühmt. „Sie macht die besten Schnitzel Süddeutschlands“, schwärmt Eckensberger. Für nur 6,50 Euro und – sehr exotisch im Spätzleland – mit Bratkartoffeln. Längst kommen auch Leute aus Biberach ins „Flughäfele“, nur wegen der Schnitzel von Frau Christine.

Günstiger Avgas-Einkauf: Seitdem freut sich Biberach über einen lebhaften Tanktourismus

Der Luftsportverein schätzt die Pächterin auch deshalb, weil sich die Öffnungszeiten des Flughäfeles nun endlich nach denen des Platzes richten. So muss niemand ohne sein „After Landing“ nach Hause gehen. Und: In der Landegebühr ist ein Gutschein für eine Tasse Kaffee im Restaurant enthalten. Doch erstmal steht ein Stadtbummel an, dafür sind wir ja schließlich hier. Um schnell in die Innenstadt zu gelangen, schnappt man sich am besten ein Fahrrad vom Flugleiter und radelt in wenigen Minuten in die City. Die Räder gibt’s gratis, etwa 20 Stück stehen am Flugplatz bereit. Biberach, 1083 erstmals urkundlich erwähnt, lockt mit einer gut erhaltenen mittelalterlichen Architektur. Der Marktplatz, Türme und Patrizierhäuser prägen die wunderschön erhaltene Altstadt.

Unter vielen historischen Gebäuden schlägt ein Herz aus Fachwerk, was die 31 000-Seelen-Gemeinde zur Station an der Deutschen Fachwerkstraße gemacht hat. Zu Biberachs echten Schätzen gehört der Weberberg, eine der letzten geschlossenen mittelalterlichen Zunftsiedlungen Deutschlands. Die Stadt im Risstal war einst eine Hochburg der Weber, und die konnten ein ganz besonderes Tuch herstellen: den Barchent. Dieses Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle machte das Schwabenstädtchen ziemlich bekannt. Denn für damalige Verhältnisse bot es herausragenden Tragekomfort. Im ausgehenden Mittelalter wurde der Biberacher Barchent auf allen wichtigen europäischen Märkten gehandelt und brachte Reichtum und Wohlstand in die Stadt. Die Weber hingegen, die den Stoff herstellten, hatten freilich meist wenig davon. Den Reibach machten Kaufleute und Fernhändler. Weberberg und Webermuseum geben einen interessanten Einblick in das Handwerk und die Lebensbedingungen der damaligen Zeit.

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Das Museum ist in einem der ältesten Bürgerhäuser Deutschlands untergebracht. Das Alter des Hauptbaus wurde mit Hilfe der Jahresringe der erhaltenen Holzbalken auf das Jahr 1318 geschätzt. Als Eigentümer seit dem 18. Jahrhundert sind Leinenweber, Zeugmacher, Obsthändler und Schuhmacher überliefert. Bis 1985 war es bewohnt, dann folgte von 1986 bis 1990 eine sorgfältige Sanierung, die das Haus in voller Pracht wiederauferstehen ließ. 1997 beschloss die Stadt, das Webermuseum dort unterzubringen. Überhaupt ist Biberach eine Stadt der Museen. Das Braith-Mali-Museum etwa, benannt nach den Tiermalern Anton Braith und Christian Mali, hat seinen Schwerpunkt in der Kunst des 17. und 19. Jahrhunderts mit einigen vollständig erhaltenen Künstlerateliers aus dieser Zeit.

Der so genannte Wieland-Schauraum im Obergeschoss des Webermuseums widmet sich dem Werk des Dichters Christoph Martin Wieland (1733 bis 1813). Einer der schönsten Markplätze Süddeutschlands liegt in Biberachs historischer Altstadt. Gesäumt von prächtigen Patrizierhäusern fühlt man sich fast wie in einem frühen Jahrhundert. Auch der Weiße Turm ist ein Zeuge sehr alter Zeiten: Er wurde im Jahr 1484 nach achtjähriger Bauzeit als Abwehr- und Wachturm vollendet. Bis zur Renovierung 1978 zeigte er Spuren einer Beschießung aus dem Dreißigjährigen Krieg. Heute geht es dort friedlicher zu: Das 41 Meter hohe Bauwerk beherbergt die Biberacher Pfadfinder.

Einen Abstecher wert ist das Jordanbad. Heute ein imposanter Wellness- und Gesundheitstempel, war es nach dem Krieg für einige Zeit ein Lager der United Nations Relief and Rehabilitation Administration, eine 1943 gegründete und von der UNO übernommene Organisation zur Hilfe für Flüchtlinge in Gebieten, die von den Alliierten befreit wurden. Heute ist das Bad mehr Fluchtpunkt für Wellness-Jünger und Wasserratten. Wer sonnige Tage lieber draußen an einem echten Strand verbringt, ist am nahe gelegenen Ummendorfer Baggersee besser aufgehoben. Man kann ihn über gut ausgebaute Wege bequem mit dem Fahrrad erreichen. Und falls es zum Baden schon allzu herbstlich ist: Die Radtour durch die sanfte Landschaft des Risstals lohnt sich allemal.

Biberach – Tipps und Infos

So kommt man hin: Biberach an der Riss liegt auf halber Strecke zwischen Stuttgart und Kempten im Südosten Baden-Württembergs. Navigationshilfe geben das Tango-VOR (112,50 MHz, TGO) oder das Kempten-VOR (109,60 MHz, KPT). Der Flugplatz ist schon von weitem gut sichtbar. Er liegt westlich der Stadt. Aus Lärmschutzgründen unbedingt exakt die Platzrunde einhalten.

  • Unterkunft: Stadt und Umland von Biberach bieten zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Der Brauereigasthof „Grüner Baum“ ist zugleich Hotel, mit schönem Biergarten und Kellerschänke. Doppelzimmer ab 79 Euro. Telefon 0 73 51/80 20 20, www.gruener-baum-biberach.de
  • Aktivitäten: Alles, wirklich alles über Knöpfe weiß das Internationale Museum der Knöpfe in Warthausen. Vom größten bis zum teuersten, vom Steinzeit-Knopf bis zum Knopf der Zukunft. Dem Museum angeschlossen ist das Knopf & Knopf-Erlebnishotel, dessen Zimmer nach unterschiedlichen Themen (Schloss-Kammer, Safari-Zimmer) gestaltet sind. Täglich außer montags 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 3,80 Euro. Telefon 0 73 51/1 89 34 0, www.knopfundknopf.com
  • Essen & Trinken: Eine ordentliche Brotzeit nach der Radtour gibt es im Landgasthof Lindenmühle. Die Burg der Herren von Linden wurde im Bauernkrieg zerstört, die Mühle blieb bis zu ihrer Stilllegung erhalten. Im Herbst kann man allabendlich das Naturschauspiel der Starenrast bestaunen. Telefon 0 73 55/4 88.

Text: Wolfgang Graf/cls, fliegermagazin 10/2006