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Flugplatz Eggersdorf – EDCE

Sie leisten sich die längste Graspiste Deutschlands, die Flieger in Eggersdorf-Müncheberg: stolze 2400 Meter. Und ein Fliegerdorf dazu

Von Redaktion

Wenn das keine Augen-Weide ist: Gras soweit das Auge reicht. Eggersdorf-Müncheberg, 30 Kilometer östlich von Berlin, liegt buchstäblich auf der grünen Wiese: Fast zweieinhalb Kilometer Rasen-Runway – das ist deutscher Rekord. Der Verkehrslandeplatz diente einst als Feldflugplatz der NVA-Luftstreitkräfte oder, ganz genau, als Ausweichflugplatz für den Geleitschutz von DDR-Staatsmaschinen. Auf seiner Grasbahn landeten und starteten sogar MiG-Jäger und Jagdbomber. Entsprechend gut ist der Pisten-Unterbau, der auch der Heavy-duty-Klasse gewachsen ist: „Bei uns ist sogar schon eine Transall gelandet“, sagt Ulrich Mohr, dessen zweites Zuhause am Flugplatz liegt. Was wörtlich zu nehmen ist.

Denn der Berliner Rechtsanwalt und Notar baute direkt neben der Bahn ein kleines Fliegerdorf. Insgesamt acht Bungalows sind 1998 hier entstanden – eine Art Flying Community nach amerikanischem Vorbild. „Meine Frau wollte nicht jedes Wochenende im Wohnwagen rumsitzen und mir beim Fliegen zusehen“, so Mohr. Also musste ein Häuschen her. Nach dem Motto „Klotzen, nicht kleckern“ baute der Anwalt nicht einen, sondern acht Bungalows, die vorn Wohnhaus und hinten Hangar sind. So kann man quasi aus dem Bett ins Cockpit fallen oder aus eben dem an den Abendbrottisch stolpern. Fünf der „Flugzeughallen mit Wohnmöglichkeit“ sind verkauft und bewohnt, die drei anderen noch zu haben. Es sind vor allem UL-Piloten, die das Fliegerdorf bevölkern – Eggersdorf hat trotz seiner Größe einen ultraleichten Schwerpunkt. Zwei UL-Flugschulen sind hier beheimatet, eine Echo-Klasse-Schule und natürlich ein Segelflugverein.

Halb Haus, halb Hangar – so wohnt man in Eggersdorf

Alle leben in friedlicher Eintracht mit jeder Menge gefiederter Fliegerkameraden, darunter sehr seltene und bedrohte Vögel. Der Artenreichtum ist immens. Überhaupt stehen in Eggersdorf Luftfahrt und Natur in bemerkenswertem Einklang miteinander. „Jedes Jahr kommt ein Storch zu uns und stolziert seelenruhig zwischen den Flugzeugen umher“, erzählt Ulrich Mohr. „Er lässt sogar rollende Flieger bis auf zehn Meter heran.“ Das Idyll zwischen Berlin und Frankfurt an der Oder hat militärischen Ursprung: Ab 1936 nutzte es die Luftwaffe, nach 1945 für kurze Zeit die Rote Armee. Doch bereits 1952 starteten die ersten Segelflieger. Sie durften gemeinsam mit Fallschirmspringern eines Ostberliner Sportklubs auch noch ihrem Hobby nachgehen, als die Nationale Volksarmee Eggersdorf als Ausweichflugplatz nutzte. Nach 1979 mussten die zivilen Flieger diesen Standort allerdings aufgeben.

Erst nach der Wende entstand hier wieder ein von Privatpiloten und kleinen Luftfahrtunternehmern vielseitig genutzter Platz. Gerhard Titow, langjähriger Bürgermeister von Eggersdorf und ambitionierter Segelflieger, stand ihnen zur Seite und half so manches Hindernis aus dem Weg zu räumen. Heute nutzen Piloten von Segel-, Motor- und UL-Flugzeugen den Platz ebenso wie Gleitschirm- und Drachenflieger. Die UL-Flugschule „Märkische Schweiz“, eine der ersten in Ostdeutschland, erfreut sich nach wie vor großen Zulaufs. Die dazugehörige Serviceabteilung montiert für Flight Design den in Kiew produzierten schnellen UL-Hochdecker CT. Das große, zwischen Wäldern und Feldern gelegene Fluggelände ist längst ein Geheimtipp unter Privatpiloten in Deutschland und in einigen Nachbarländern, weshalb in der Saison immer Gäste am Platz sind. Regelmäßig finden in EDCE Veranstaltungen statt, so zum Beispiel im vergangenen Jahr die 33. International Vintage Glider Club Ralley, das weltweit bedeutendste Treffen von Segelflugzeug-Oldtimern.

Gut feiern: Jedes Jahr eine „Dänische Woche“

455 Teilnehmer konnte der Brandenburgische Luftsportverband als Veranstalter begrüßen. 110 historische Segelflugzeuge waren zu bewundern – die ältesten fliegen seit 70 Jahren. Neben Windenschlepp kamen für den Flugzeugschlepp die in Eggersdorf montierten CT zum Einsatz. Auch Flieger aus dem hohen Norden kommen gern nach Eggersdorf: Jedes Jahr schwebt ein ganzer Schwarm dänischer UL-Piloten auf dem idyllischen Grasplatz ein – und weil Dänen bekannt dafür sind, dass sie gern und gut feiern, ist beidseits der Piste dann stets Party angesagt. Eggersdorf ist eine gute „Basis“ für Ausflüge in die Umgebung; zahlreiche Ziele sind leicht mit dem Fahrrad erreichbar. Im kleinen Städtchen Müncheberg, nur vier Kilometer vom Flugplatz entfernt, empfehlen sich mehrere Restaurants und Hotels.

Einen Besuch in der architektonisch interessanten Stadtpfarrkirche sollte man nicht versäumen, denn das aufwendig modernisierte Gebäude wird regelmäßig auch als Kulturstätte genutzt: Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen finden in dem altehrwürdigen Gemäuer einen passenden Rahmen. Der Kneippkurort Buckow, romantisch an mehreren Seen im Zentrum der Märkischen Schweiz gelegen, ist ein Ausflugsort, der bequem mit dem Fahrrad erreicht werden kann. Mit dem Auto sind es zehn Minuten. Buckow gehört zu den „Kultstätten“ von Anhängern Bertolt Brechts, denn hier verbrachte der Dramatiker mit seiner Frau Helene Weigel seine letzten Jahre. Das Brecht-Weigel-Haus bietet Interessierten Führungen an. Die hüglige Seen- und Waldlandschaft rund um Buckow, als Märkische Schweiz bezeichnet, lädt zu abwechslungsreichen Wander- und Fahrradtouren ein.

Da auf den kleinen Seen keine Motorboote fahren dürfen, haben sie fast alle eine ausgezeichnete Wasserqualität. Überhaupt findet sich in dem brandenburgischen Landstrich zwischen Frankfurt an der Oder und Berlin eine Vielzahl lohnenswerter Ausflugziele. Ein Besuch der Grenzstadt Frankfurt/Oder und des polnischen Slubice kann man mit einer Wanderung entlang der Oder verbinden. Der große Scharmützelsee mit Bad Saarow, südlich von Fürstenwalde gelegen, ist ebenfalls von Eggersdorf aus mit dem Fahrrad erreichbar. Wer direkt am Flugplatz wohnen möchte – eine Pension und ein Campingplatz sind vorhanden –, kann hier Natur pur erleben und die Seele baumeln lassen. „Die Artenvielfalt am Flugplatz und seiner unmittelbaren Umgebung ist beeindruckend“, weiß ein Pilot am Platz und schwärmt: „Sogar ein Seeadlerpaar fliegt hier, und wo sonst kann man manchmal mit Störchen im gleichen Aufwind kreisen?“

Eggersdorf – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Der Flugplatz Eggersdorf liegt im Nahverkehrsbereich Berlin (Airspace C), 20 Nautische Meilen östlich der Hauptstadt. Wer südlich an Berlin vorbeifliegt, hält sich an die A12 und schlägt über Fürstenwalde einen Kurs von 360 Grad ein. Als Navigationshilfe können das benachbarte VOR Fürstenwalde (113, 30 MHz) und das Klasdorf-VOR (115,15 MHZ) genutzt werden. EDCE hat eine Südplatzrunde.
  • Unterkunft: Direkt am Flugplatz liegen Pension und Campingplatz „Fliegende Kiste“, Telefon 03 34 32/7 33 73, Email: fliegkiste@aol.com
    In Müncheberg und Buckow gibt es zahlreiche empfehlenswerte Hotels und Pensionen aller Kategorien.
  • Aktivitäten: Informationen über Freizeitmöglichkeiten und Sehenswertes bei der Müncheberg Tourist Information, Ernst-Thälmann-Straße 101. Telefon 03 34 32/7 09 31, E-Mail: touristinfo@stadt-muencheberg.de, www.stadt-muencheberg.de
    Das Fremdenverkehrsamt Märkische Schweiz gibt Infos über die Kneipp-Gemeinde Buckow, Telefon 03 34 33/5 75 00, E-Mail: touristinfo@amt-märkischeschweiz.de, www. Buckow-online.de

Text: Hartmut Buch/Claudia Stock, fliegermagazin 9/2006