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Flugplatz Langeoog – EDWL

Wer auf die Nordseeinsel Langeoog fliegt, braucht nur einen kleinen Hüpfer vom Festland zu machen. Oder die Inseln einmal von Osten her nach der Eselsbrücke abzuzählen – „Welcher Seemann lag bei Nelli im Bett: Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist, Borkum“

Von Redaktion

Navigation ist also kein Thema für Langeoog, eher das Timing: Auf den Inseln wird meist Mittagsruhe gehalten. So macht auch der Flugplatz Langeoog zwischen 13 und 15 Uhr den Laden dicht. Um 19 Uhr ist endgültig Feierabend. Und gut gefüllte Tanks sind wichtig, es gibt nämlich keinen Sprit. Als ich an einem warmen Herbsttag meine Landegebühr zahle, schnuppert Flugleiter Alfred Feith den hochsteigenden Küchenduft der Flugplatzkneipe. „Seezunge“, meint er genießerisch und hängt das Mikofon zur wohlverdienten Siesta an den Nagel. Piloten haben sechs von sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln zur Auswahl, und jede macht es einem besonders schmackhaft. „Ich lande auf Langeoog, weil es den besten Kuchen gibt“, verrät ein Fluglehrer. Und wirklich, das Airport-Gebäck schmeckt klasse.

Zur Lockerung ein paar Schritte ins Dorf: überall beschauliche Urlaubsstimmung, Fahrräder und Fußgänger. Auf Langeoog brummen nur die Flugmotoren, Autos gibt’s nicht. Ruhe! Genau das ist der Kick für gestresste Urlauber. „Jede Familie hat ihre Insel, wir fahren nach Langeoog!“ Sylke, Mitte 40 und Hausfrau aus der niedersächsischen Provinz, schwört auf Strand und viel Sport. Seit ihrer Kindheit war sie schon rekordverdächtige 30 Mal hier. Ehemann Frank und die Söhne Robert und Hannes sind ebenfalls Langeoog-begeistert. Die Jungs toben sich gerade gegen die Schlagballer der Nachbarinsel Juist aus. Denn Sport ist ein wichtiger Faktor im Kurbetrieb, und die Insel steht mit vielen Aktivitäten vorbildlich da. Fast vergessen sind die vielen Jahrhunderte, in denen es nur Fischfang gab.

Auf Langeoog brummen nur die Flugmotoren – Autos gibt’s nicht

Die sturmfesten Bewohner hatten es schwer: Immer wieder drohten böse Fluten die kleine Gemeinde zu vernichten, die nur auf Dünen gebaut war. Nach einer solchen Katastrophe zu Weihnachten Anno 1717 war die Insel entvölkert. Erst Jahrzehnte später kehrten die Menschen zurück. Anfang des 19. Jahrhunderts begann sich ein zaghafter Badebetrieb zu entwickeln; das erste Gästehaus entstand 1863. Heute zählt die Insel jährlich stolze 150000 Besucher. Prominentester Dauergast: Lale Andersen, Sängerin des weltberühmten „Lili Marleen“-Liedes und schon zu Lebzeiten Langeoog-Legende. Ihre Fotos und Erinnerungsstücke kann man an vielen Stellen der Insel bestaunen. Die ersten Piloten schaukelten bereits 1929 Fracht und kühne Passagiere über die Insel – von einem Grasplatz direkt an den Bahngleisen. Diese Stelle liegt nicht weit vom heutigen Airport mit seiner modernen 600-Meter-Piste.

Noch immer zuckelt die bunte Inselbahn gleich hinter dem Flugplatzzaun entlang; man kann auch direkt vom Schiffsanleger zum „Terminal“ laufen. Wer eine Ehrenrunde um die knapp 20 Quadratkilometer große Insel fliegt, wundert sich: Gleich westlich des Flugplatzes liegt ein kugelrundes Waldgebiet. Es ist von genarbtem Beton umsäumt, drinnen erkennt man seltsam regelmäßige Wege und ein paar Lauben. Dies ist kein Naturpark oder Schrebergelände – hier gab’s mal einen Luftwaffen-Fliegerhorst, viel größer als der heutige Flugplatz. Mit dem Untergang des Dritten Reichs verschwanden auch die Flieger. Der Flugplatz wurde 1946 fein säuberlich umgepflügt, selbst die Rollwege bekamen alle paar Meter im Zickzackmuster ein Loch in den Beton gesprengt. Bäume wachsen daraus, nur ein paar Kasernengebäude überlebten und werden als Wohnhäuser und Schule genutzt.

Die ersten Piloten schaukelten bereits 1929 Fracht und kühne Passagiere über die Insel

Jahre später begann auf einem frisch angelegten Flugplatz gleich nebenan neues Leben. 1971 flogen 7322 Flugzeuge Langeoog an und beförderten dabei fast 10 000 Fluggäste. Heute macht der kleine Airport mit dem schmucken Tower und der geräumigen Gaststätte einen sympathischen Eindruck. Schon die Ankunft weckt Urlaubsstimmung: Per Funk wird man freundlich in eine Gras-Parkreihe gelotst. Im Hochsommer kann es zwar mal eng werden, Hektik kommt aber trotzdem nicht auf. Schließlich ist man auf ostfriesischem Boden und nicht auf Sylt oder Ibiza. Wie ostfriesisch sind denn die Bewohner? „Die fahren schwere Hollandräder und trinken lieber harte Sachen als Tee“, meint Frank anerkennend. Seine Frau Sylke bestätigt: „Die sind gut drauf, mit Inselkino, Chor und Laienspiel.“

Es gibt sogar eine Skigruppe! Damit lassen sich die langen Winter überstehen – immerhin 2100 feste Einwohner, darunter 245 Kinder, wollen sich schließlich nicht langweilen. Jetzt ist aber erstmal Genießen angesagt. Wir fliegen mit der Cessna den schneeweißen Sandstrand entlang. Gerade ist wieder ein Schiff mit bleichen Landratten eingelaufen. „Wenn die kommen, sackt die Insel immer ein paar Zentimeter ab“, zitiert Frank die Einheimischen. Bunte Strandkörbe leuchten um die Wette, Fahnen flattern. Am Kur- und Wellness-Center steht eine kleine Menschentraube. Es ist idyllisch, doch unsere Mägen beginnen zu knurren. Rein in die Platzrunde – Bootshafen, Eisenbahn, dann ein Wäldchen. Etwas windig heute. Wir schaukeln zur Landung und verzurren den Flieger. Möwen kreischen um die Wette; bald ist Abend. Was gäbe es auf Langeoog noch zu verbessern? Frank braucht nicht lange zuüberlegen. Eine Strandbar wie auf Mallorca, das wäre doch nett – bloß ohne Sangria aus Eimern. „Lieber dezent am Drink nippen und aufs Wattenmeer schauen.“ Wie einst Lili Marleen …

Langeoog – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Hindernisse gibt’s nicht, dafür sollte man wie auf allen Ostfriesischen Inseln Wohngebiete und Strand nicht direkt überfliegen und auf die Vogelschutzgebiete achten. Der Flugplatz ist zwischen Hafen und dem Ort Langeoog gut auszumachen. Die Platzrunde verläuft südöstlich in 800 Fuß. Funkhilfen: 209°/30 NM from DHE VOR 116.30; 041°/46 NM from EEL VOR 112.40
  • Aktivitäten: Der Wasserturm gilt als Wahrzeichen von Langeoog; im Erdgeschoss ist die Ausstellung „Trinkwasser für Langeoog“ untergebracht. Einen Besuch wert ist auch das Schifffahrtsmuseum mit Nordsee-Aquarium im Haus der Insel und das Heimatmuseum Seemannshus. Das Meerwasser-Erlebnisbad mit Sauna ist ganzjährig geöffnet.
  • Unterkunft: Die Kurverwaltung, Hauptstraße 28, 26465 Langeoog, Telefon 04972/6930 informiert über Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen in allen Preisklassen.

Text: Rolf Stünkel, fliegermagazin 12/2005