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Ein Doppeldecker mit Hanomag-Motor?

Ein Selbstbau-UL vom Typ Kiebitz ist auf der AERO 2023 der Star der Engine Area. Aber warum steht „Hanomag“ auf der Cowling?

Von Martin Schäfer
UL Kiebitz
Der ultraleichte Kiebitz von Burkhard Zach auf der Engine Area der AERO 2023 Bild: Lucas Böckler

Hanomag ist bekannt als Hersteller von Ackerschleppern. Wenig bekannt: Im Zweiten Weltkrieg hat Hanomag sogar Flugzeugmotoren hergestellt, jedoch in geringer Stückzahl. In aller Ehrlichkeit: Der Doppeldecker in der Engine Area powered by fliegermagazin der AERO 2023 hat natürlich keinen dieser Motoren. Es ist Selbstbau-UL vom Typ Kiebitz mit einem 80 PS starken Rotax 912.

Doch dieser Kiebitz, gebaut nach Plänen des Konstrukteurs Michael Platzer, hatte früher einen Nissan-Automotor. Dessen Logo wollte der Erbauer verdecken – und tat dies mit einem Hanomag-Emblem an der Stirnseite: eine Schwinge mit H in der Mitte. Daraus folgte die Idee des derzeitigen Besitzers Burkhard Zach, dem Konzept konsequent zu folgen. Also folgte das Original-Traktorschild von Hanomag links an der Cowling unten sowie die Beschriftung auf der Cowling. Als der Rotax-Motor den Nissan ersetzte, erhielt der neue Antrieb Ventildeckel mit Hanomag-Logo.

Was macht den Kiebitz von Burkhard Zach so besonders?

Burkhard Zach setzt seinen Kiebitz für lange Reisen in ganz Europa ein. Er kann mit einer Tankfüllung bis zu neun Stunden lang und damit 1000 Kilometer weit fliegen. Der längste Flug in dieser Maschine war der Weg nach Moskau mit sechs Stunden. Das Kühlsystem des Rotax ist so abgestimmt, dass bei -10 bis +48° Celsius Aussentemperatur die Öl- und Wassertemperatur im Optimalbereich bleibt. Im Winter kann der Motor via App ferngesteuert vorgeheizt werden. Heizelemente von Tanis Aircraft Heating bringen den Motor dann auf bis zu 20 Grad.

Ein wuchtiger Propeller Balancer (die schwarze Scheibe mit Ring hinter dem Propeller) wuchtet den Propeller in Echtzeit aus, dadurch hat der Motor die Laufruhe einer Turbine. Auch das das Cockpit ist mit moderner Technik ausgestattet und hat einen Künstlichen Horizont, Transponder und FLARM mit Hilfe eines AT1 von Air Avionics. Burkhard Zach zeltet auf seinen Reisen meist direkt neben der Maschine, seinen jüngsten Reisebericht (Rund Italien) finden Sie in fliegermagazin #5.2023.

Werkzeugwagen hat Hanomag-Schilder

Das Design des „Hanomag-Kiebitz“ ist klassisch: Der hölzerne Propeller ist mit fünf Klarlackschichten auf Hochglanz poliert. Fast alle Nieten haben exakt 40 bzw. 80 Millimeter Abstand. Und selbst der Werkzeugwagen ist konsequent mit Hanomag-Schildern ausgestattet.

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Über den Autor
Martin Schäfer

Was für den 1971 geborenen Westerwälder 1992 in Los Angeles mit der FAA-Lizenz begann, wurde pure Leidenschaft - die Aviatik. 1994 wurde der deutsche PPL in Siegerland (EDGS) anerkannt. Bevorzugt fliegt Martin Schäfer in den USA und Kanada. Nach Jahren in den visuellen Medien, sowie als internationaler Aviation-Portfolio-Manager für Großbanken in Zürich, London und Luxemburg, folgen nun der IFR in den USA und die Wasserflugberechtigung (SEP) in Kanada - sowie der Einstieg beim fliegermagazin.

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