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Klassikwelt Bodensee: Eine Zeitreise durch die Lüfte!

Zurück in die Vergangenheit: Die Klassikwelt Bodensee lässt die klassische Mobilität wieder aufleben! Wir haben uns für euch umgesehen und berichten von den historischen Schätzen und seltenen Raritäten in der Luft.

Von Claudius Banani
Patric Leis mit seiner Pitts S1, die speziell als Kunstflugzeug konzipiert wurde. Der 365 Kilogramm leichte Kunstflug-Doppeldecker hat einen Lycoming Motor mit 160 PS. Bild: Claudius Banani

Die Klassikwelt Bodensee hat erneut ihre Besucher in vergangene Zeiten zurückversetzt. Vom 3. bis 5. Mai erlebten über 37.200 Besucher in Friedrichshafen eine faszinierende Zeitreise durch die klassische Mobilität zu Land, zu Wasser und auch in der Luft.

Mehr als 800 Aussteller, Clubs und Teilnehmer präsentierten in den vollen Messehallen und auf den Außenflächen ihre seltenen Raritäten. Ein besonderes Highlight waren die täglichen Airshows, die für Gänsehaut-Feeling sorgten, als einige der besten Piloten Deutschlands spektakuläre Flugmanöver vorführten.

Der Flugbetriebsleiter und Chefpilot der Flächenflugzeuge bei den Flying Bulls, Raimund Riedmann, vor der Corsair, mit welcher er Kunstflüge in Friedrichshafen auf der Klassikwelt vorführte.

Eine Vielzahl an historischen Flugzeugen: Raritäten der Luftfahrt

Bei strahlendem Frühlingswetter haben wir uns dann auf den Weg zur Klassikwelt Bodensee nach Friedrichshafen gemacht. Die Vorfreude auf eine Zeitreise durch die klassische Mobilität zu Land, Wasser und vor allem in der Luft war groß. Und wir wurden nicht enttäuscht! Schon beim Betreten des Messegeländes staunten wir über die Vielzahl an historischen Automobilen, Wohnwagen und Booten, die ausgestellt waren. Doch unser Fokus lag ganz klar auf den Flugzeugen, die auf der Klassikwelt Bodensee präsentiert wurden.

Als Luftfahrt-Enthusiasten waren wir besonders gespannt darauf, welche seltenen Raritäten wir in Friedrichshafen entdecken würden. Von alten Doppeldeckern bis hin zu historischen Verkehrsflugzeugen – die Klassikwelt Bodensee bot eine faszinierende Welt der Fliegerei. Wir hatten die Möglichkeit, uns die prächtigen Flugmaschinen aus nächster Nähe anzusehen und uns in die Zeit ihrer Entstehung hineinzuversetzen.

Ausgestellt ist auch ein Schnittmodell eines Daimler Benz DB 601 A 12-Zylindermotors mit 1 175 PS von 1939, der hauptsächliche Me 109 verbaut war. Das Besondere: er verfügt über einen Turbolader, der gleichbleibende Leistung bei größerer Flughöhe ermöglicht.

Klemm 25 der Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm: Klassikwelt Bodensee

Gleich aufgefallen ist uns der Stand der Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm, auf dem eine Klemm 25, Baujahr 1934, zu sehen war. Als Begleiter der Restaurierung einer Klemm 107 waren wir somit besonders gespannt auf das Flugzeug, das wir nun in Friedrichshafen bestaunen konnten.

Eines der bekanntesten und erfolgreichsten Flugzeuge seiner Zeit ist die Klemm 25. Sie wurde unter anderem für Schulungszwecke und für Kunstflüge genutzt. Das Exemplar, das auf der Klassikwelt Bodensee zu sehen war, ist ein echtes Schmuckstück und wurde liebevoll restauriert.

Klemm L 25 d VII von 1934

Begeisterung für die Geschichte der Luftfahrt: Historische Flugzeuge

„Die Klemm 25 ist nicht nur ein historisches Flugzeug, sondern durch ihren konsequenten Leichtbau auch ein Vorbild für die heutigen Ultraleichtflugzeuge“. Das sagt Edgar Müller vom Förderverein der historischen Luftfahrzeuge im Kreis Böblingen.

Viele Besucher interessierten sich für das Flugzeug und stellten Fragen zur Technik und zur Restaurierung. Die Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm war begeistert von der Resonanz und dem Interesse der Besucher. „Es ist toll zu sehen, wie viele Menschen sich für die Geschichte der Luftfahrt begeistern und wie wichtig es ist, diese historischen Flugzeuge zu erhalten und zu pflegen“, sagt Müller.

Klassikwelt Bodensee: Antique Aeroflyers stellen fünf Flugzeuge aus

Walter Klocker (v.l.), Uschi und Günther Kälberer, der Kern der Gruppe Antique Aeroflyers, vor einer Spartan C-3, ein Schul- und Reiseflugzeug von 1929. Sie ist eine von weltweit noch drei Exemplaren, diese ist das einzige weltweit, das noch fliegt. 

Die Antique Aeroflyers aus Mengen haben auf der Klassikwelt Bodensee eine beeindruckende Sammlung von flugfähigen Oldtimern ausgestellt. Mit einer Spartan C-3 von 1929, einer gleichaltrigen Brunner-Winkle Bird, einer Morane MS 317 von 1938, einer Ryan STA Special von 1937 und einer Taylorcraft L2-M von 1943 haben sie fünf Raritäten mitgebracht, die die Besucher in Staunen versetzten.

Doch nicht nur die Flugzeuge, sondern auch die Menschen dahinter faszinieren. Wir haben uns mit Uschi und Günther Kälberer sowie Walter Klocker unterhalten und mehr über ihre Leidenschaft erfahren.

Interessante Gespräche und positive Resonanz der Besucher

Günther und Uschi Kälberer vor der Ryan STA Special von 1937 mit 150 PS. Es handelt sich um das erste in Serie gebaute Flugzeug in Aluminium-Halbschalenbauweise. Sie ist die letzte existierende von fünf im Jahr 1937 an die mexikanische Luftwaffe gelieferte STA Special und hat in drei Hollywood Filmen mitgewirkt, Pilot war unter anderem auch Clark Gable. Sie wurde sechs Jahre restauriert. Die Oberfläche muss alle vier Wochen von Hand aufpoliert werden.

Uschi, eine der Pilotinnen, erzählt von den interessanten Gesprächen mit den Besuchern. Sie freut sich, ihnen die Geschichte der alten Flugzeuge näherzubringen. Günther, ein ehemaliger Militärflieger für die Phantom, ist begeistert von dem breit gestreuten Interesse der Besucher und der positiven Überraschung mancher, die noch nicht viel Berührung mit der Luftfahrt hatten.

Walter zeigt stolz zwei Flugzeugmotoren als Schnittmodelle, die das Innenleben aufzeigen. Bei den Antique Aeroflyers geht es nicht nur um das Sammeln von historischen Flugzeugen, sondern auch um das Fliegen und Erhalten der Kultur- und Technikgeschichte der Luftfahrt. Ein beeindruckendes Erlebnis für jeden Besucher, der sich für die Geschichte der Luftfahrt begeistert.

Walter Klocker erläutert das Schnittmodell des 14-Zylindermotors Bristol Hercules 759 von 1936 mit 2 050 PS und 38,7 Litern Hubraum. 

Corsair F4U4 der Flying Bulls mit Klappflügeln: Klassikwelt Bodensee

Die Flugvorführung der Corsair F4U4 bei der Klassikwelt Bodensee sorgte für Aufsehen und Begeisterung bei den Besuchern. Das von den Flying Bulls Salzburg restaurierte Flugzeug ist in Europa einzigartig. Es beeindruckt nicht nur durch sein einmaliges Flugbild, sondern auch durch den markanten Sound seiner Propellermaschine. Der Flugbetriebsleiter und Chefpilot der Flächenflugzeuge bei den Flying Bulls, Raimund Riedmann, war am Steuer des seltenen Flugzeugs.

In einem Gespräch betonte Raimund, dass historische Luftfahrzeuge für ihn und die Flying Bulls eine Herzensangelegenheit sind. Der frühere Chef der Flying Bulls war selbst ein leidenschaftlicher Pilot. Dies spiegelt sich auch in der kostenfreien Besichtigung des Hangar 7 wider. Die Flugvorführung der Corsair F4U4 bei der Klassikwelt Bodensee war somit nicht nur ein Highlight für die Besucher, sondern auch für die Flying Bulls selbst.

Die Klappflügel waren für die beengten Platzverhältnisse auf Flugzeugträgern notwendig, für die die Corsair konzipiert wurde. In Europa fliegen noch vier Exemplaren von circa fünfzehn weltweit.

Nur noch 10-12 flugfähige Exemplare der Havilland Dove 1.04 MK8

Eine weitere Rarität ist die de Havilland Dove 1.04 MK8 von 1949. Es ist eines der erfolgreichsten in Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg produzierten Flugzeuge und es gibt heutzutage nur noch 10 bis 12 Stück davon. Ausgestellt wird die Dove von Birgit und Christian Käufer, dem Inhaber der Flugschule TFC.

Christian ist schon seit vielen Jahren auf der Aero und der Klassikwelt. Er schätzt besonders den authentischen Mix aus Veranstaltung für Profis, Teileanbietern, Privatleuten und Enthusiasten. Die Besucher der Messe können sich auf eine seltene Gelegenheit freuen, dieses historische Flugzeug aus nächster Nähe zu betrachten.

Christian und Birgit Käufer mit ihrer de Havilland DH.104 MK8 Dove von 1949. Sie war eines der erfolgreichsten Flugzeugmodellen von Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg. 

Vater-Sohn-Duo Ralf und Nico Niebergall mit ihren Siai Marchetti SF-260

Das bekannte Vater-Sohn-Duo Ralf und Nico Niebergall sind auch auf der Klassikwelt Bodensee mit ihren Siai Marchetti SF-260 dabei. Ralf ist begeistert davon, dass er mit seinem Sohn Nico die hohe Kunst des Formationskunstflugs ausüben kann.

Seit zwei Jahren praktizieren sie diese Flugkunst und treten rund 20-mal im Jahr auf. Ihr Trainingsort ist der Flughafen Siegerland, wo sie mit Gaetano Barberi, einem Kunstflugpiloten der berühmten Patrouille Suisse, trainieren.

Nico und Ralf Niebergall mit einer der beiden Siai Marchetti SF-260, die für 6-fach positiv und 3-fach negative Belastung ausgelegt ist. Der 6-Zylinder-Boxermotor mit 263 PS ermöglicht eine Steiggeschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde und eine maximale Geschwindigkeit von 236 Knoten oder 440 Kilometer pro Stunde. 
 

Klassikwelt Bodensee: Premiere von Patric Leis mit der Pitts S1

Patric Leis ist zum ersten Mal mit seinem Kunstflug-Doppeldecker Pitts S1 dabei. Der Kunstflieger zeigte bei seiner Flugvorführung gerissene Rollen sowie Loopings. Der besondere Clou seiner Pitts: Sie ist klein und speziell als Kunstflugzeug gebaut, was ihr einzigartige Flugeigenschaften verleiht. Leis freute sich darauf, das Publikum mit seiner Kunstflugkunst zu begeistern.

Alles in allem war die Klassikwelt Bodensee ein unvergessliches Erlebnis, das uns in eine faszinierende Welt der klassischen Mobilität entführte. Wir sind begeistert von den seltenen Raritäten, die wir vor Ort entdecken durften. Und wir freuen uns bereits auf das nächste Jahr, wenn die Klassikwelt Bodensee erneut ihre Tore öffnet.

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Über den Autor
Claudius Banani

Claudius Banani ist Jahrgang 1969, hat seit 20 Jahren eine PPL- und seit zwei Jahren eine UL-Lizenz. Der studierte Betriebswirt ist in der IT-Branche sowie als freier Journalist tätig und ist im Süden Deutschlands zuhause. Besonders interessieren ihn Themen rund um Nachhaltigkeit.

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