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Oldtimer-Fliegertreffen Hahnweide 2025: echte Originale
Super Wetter, eine starke Airshow und spannende Menschen auf wie neben der Piste prägen den zweiten Tag der Veranstaltung. Es ist spürbar: Die Classic-Szene hat das Oldtimer-Fliegertreffen schmerzlich vermisst.

Insider hatten uns gewarnt: Seid morgens früh auf dem Platz, sonst steht ihr ewig im Stau. So genießen wir frühmorgens den magischen Moment der noch fast menschenleeren Flightline. Doch Schwaben scheinen auch samstags nicht auszuschlafen. Denn bis zum Beginn der Airshow um 9.15 Uhr füllt sich der Platz blitzschnell.
Als Ex-Segelflieger fasziniert mich das Ensemble schnell hintereinander abhebenden Segelflugzeuge im Flugzeugschlepp. Selbst ein Schulgleiter SG-38, eigentlich entwickelt für Gummiseilstarts mit Muskelkraft, hängt am Schleppseil eines Tiefdeckers. Die Airshow bietet unzählige weitere Highlight darunter die Messerschmitt Me 109, North American Rockwell OV-10 Bronco und den Pionier des Düsenflugs, die Me 262.
Oldtimer-Fliegertreffen 2025: Highlights auf und neben dem Display
Das Programm wird clever unterbrochen für den einstündigen Zeitslot zur Anreise weiterer Teilnehmer. Zeit, sich etwas überraschen zu lassen. Wir nutzen die Gelegenheit, um Besucher nach ihren Eindrücken zu befragen. Inzwischen ist das Gelände mehr als gut gefüllt. Am westlichen Ende der Graspiste haben sich Spotter mit Campingstühlen und Teleobjektiven häuslich eingerichtet. Echte Festivalatmosphäre kommt auf.
Peter hat den weiten Weg aus Großbritannien auf sich genommen. Der passionierte Klassikfan lebt selbst nahe des Airports Luton und besucht Airshows in ganz Europa. Dabei ist er wie sich herausstellt in gewisser Weise Kollege. Denn er schreibt für eine Vereinszeitschrift über Luftfahrtklassiker.
Ein Blick auf die Abstellfläche
Während das Display den Flugzeugen vorbehalten ist, die aktiv an der Airshow teilnehmen, gibt es noch viele weitere Klassiker am Platz. Denn zahlreiche Pilotinnen und Piloten sind als Gäste mit dem eigenen Oldie angereist. Einige Zelten sogar direkt neben der eigenen Maschine. Eine harte Aufgabe, denn die vergangene Nacht war kalt. So viel Leidenschaft bleibt bei uns nicht unbemerkt. Wir lassen uns per Shuttle-Bulli an die Westseite des Platzes fahren. Und finden schnell Anschluss.
Phillipe Hauser ist aus der Schweiz mit seinem Sohn angereist. Unter der mächtigen Do 27 stehen gleich zwei Zelte. Das Flugzeug gehört dem Museum in Altenrhein. Trotz der gemütlich erscheinenden Anfluggeschwindigkeit von 130 km/h wird ein intensives Training benötigt, um die Spornradmaschine sicher bewegen zu können. Unterwegs heißt es immer wieder Landen zum Tanken. Denn bei einem Reiseverbrauch von um die 100 Liter sind die 220 Liter Tankvolumen schnell trocken geflogen.
Bald fällt uns ein lustiger Trupp von Zlin-Fans auf, die ebenfalls direkt am Flugzeug campieren. Sie sind sogar mit Fan-Hoodies ausgestattet. Am Arm prangt das Kennzeichen der jeweiligen Maschine. Als robust und problemlos beschreibt die Truppe ihre Alltagsklassiker. Dem recht hohen Verbrauch von 30 bis 40 Litern pro Stunde steht ein relativ günstiger Kaufpreis gegenüber. Perfekt für den Einstieg in die Szene, denken wir uns.
Den Profis über die Schulter schauen
Wir begeben uns zugegeben etwas schweren Herzes vom „Besucherparkplatz“ zurück auf die inzwischen randvolle Flightline. Die Flying Bulls lassen die Erde erzittern. Denn die Dreierformation aus Lockheed P-38 Lightning, Vought F4U Corsair und P-51D Mustang machen ordentlich Lärm. Die Warbirds faszinieren die Zuschauer und Spotter sichtlich. Speziell die extrem seltene Lockheed P-38 Lightning zieht die Blicke der Flugschaugäste magisch an. Dessen Pilot, Raimund Riedmann, wird nach der Landung umringt wie ein Popstar. Nach dem Autogrammkartenverteilen gelingt es uns, den sympathischen Tiroler für ein kurzes Gespräch zu gewinnen.
Er berichtet von Minuten vor der Show: „Wir setzen uns meist kurz vor dem Display-Fliegen noch einmal zusammen und gehen den Flug genau durch. Damit jeder weiß, was geflogen wird. Im Flieger gehen wir vor dem Start den Flug mental durch. Ab dem Punkt wo du Gas gibst, bist du im Airshow-Modus und du konzentrierst dich nur auf die Airbox und bekommst dann nicht mehr mit, wie viele Menschen da unten sind. Erst nach der Landung hast du wieder die Kapazität nach draußen zu schauen und hast eine Riesenfreude am Publikum.“
Wir schlendern noch etwas über das weiträumige Gelände. Die Veranstaltung hat einen ganz besonderen Charme. Denn bei aller Professionalität ist die Atmosphäre familiär. Die ansässigen Vereine sorgen für leckeres Catering zu günstigen Preisen. Man kommt mit Besuchern, dem Organisatoren und Display-Piloten schnell ins Gespräch. Die Stimmung ist entspannt und gut gelaunt. Oft hören wir den Satz: „Das wurde aber auch mal wieder Zeit“.
Auch Kollegen eines anderen Luftfahrt-Magazins, das hier großflächig Banner verteilt hat, grüßen uns – also hier auch nochmal Grüße nach Stuttgart. Leider müssen wir für heute langsam aufbrechen. Denn das „ländliche Internet“ verhindert das Live-Posting von Fotos. Aber morgen sind wir wieder an der Piste – versprochen.
Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.
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