Praxis-Tipp: Was tun bei GPS-Ausfall?

Die Anzahl von NOTAMs steigt, die vor Ausfällen oder Störungen des GPS-Empfangs warnen. Das gilt besonders an der Grenze zu Russland und Belarus, ebenso in Polen und Litauen in den Regionen nahe der Exklave Kaliningrad. Es sind nun mal leider Kriegszeiten … Sorgfältig zu unterscheiden ist dabei zwischen einem Signalausfall und der Vorspiegelung einer falschen Position („Spoofing“ genannt).

Wie auch die Erfahrungen unserer Reisegruppe im Baltikum im September 2023 zeigt, sollte man sich frühzeitig darauf vorbereiten, wie die Avionik im Flugzeug auf einen GPS-Ausfall reagiert. Und man sollte sich mit Szenarien beschäftigen, wie man ohne GPS navigiert.

GPS-Ausfall im Flug: Welche Auswirkungen gibt es bei modernen Glascockpits?

Gerade bei Flugzeugen mit hochintegrierten Glascockpits sind die Auswirkungen eines GPS-Ausfalls erheblich. Eine Vielzahl von Datenfeldern, die etwa die Groundspeed, den Wind oder anderen Verkehr anzeigen, können durch rote Kreuze ersetzt werden. Manche Avionik „koppelt“ die Navigation weiter mit, stellt also den Kursverlauf zumindest für eine gewisse Zeit auf der Moving Map so dar, als würde mit der zuletzt festgestellten Geschwindigkeit auf dem gleichen Kurs weitergeflogen. Andere Systeme verweigern sofort die weitere Anzeige der Position.

Das Verhalten sollte man vorher durch Handbuchstudium erkunden. Oft stellt die zertifizierte Einbau-Avionik höhere Ansprüche an die Integrität des GPS-Signals. Das kann zur Folge haben, dass dort bereits eine Signalstörung angezeigt wird, während die Navigations-App auf dem Tablet-Computer weiter normal funktioniert. Dennoch sind die dortigen Positionsangaben dann sicher mit etwas Vorsicht zu genießen.

Was sind alternative Navigationsmittel bei GPS-Ausfall im Flug?

Wer in betroffenen Regionen unterwegs ist, sollte alternative Navigationsmittel wie VOR-Empfänger mitlaufen lassen. Im Sichtflug ist ohnehin eine regelmäßige Beschäftigung mit den aus der Luft erkennbaren Landschaftsmerkmalen und ihrer Abbildung auf der Karte sehr zu empfehlen. In Instrumentenflugbedingungen und insbesondere bei IFR-Anflügen ist natürlich besondere Wachsamkeit erforderlich.

Thomas Borchert begann 1983 in Uetersen mit dem Segelfliegen. Es folgte eine Motorsegler-Lizenz und schließlich die PPL in den USA, die dann in Deutschland umgeschrieben wurde. 2006 kam die Instrumentenflugberechtigung hinzu. Der 1962 geborene Diplom-Physiker kam Anfang 2009 vom stern zum fliegermagazin. Er fliegt derzeit vor allem Chartermaschinen vom Typ Cirrus SR22T, am liebsten auf längeren Reisen und gerne auch in den USA.