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ZeroAvia rüstet 15 Cessna Caravan auf Wasserstoff um

Im Rahmen des ODIN-Projekts will ZeroAvia das wasserstoffbasierte Fliegen im Linienbetrieb testen. Die EU fördert das Vorhaben mit 21,4 Mio. Euro.

Von Dirk M. Oberländer
Cessna Caravan mit Brennstoffzelle von ZeroAvia Bild: ZeroAvia

ZeroAvia startet mit Projekt ODIN durch: 15 Cessna Caravan sollen ab 2028 in Norwegen mit Wasserstoff fliegen. Das Akronym ODIN steht dabei für „Operations to Decarbonize Interconnectivity in Norway“. Ziel ist der Aufbau eines emissionsfreien Linienverkehrs. Das Vorhaben umfasst nicht nur die Umrüstung der einmotorigen Propellermaschinen. ZeroAvia baut gleichzeitig an 15 norwegischen Flughäfen eine passende Tank- und Speicherinfrastruktur auf.

Die umgerüsteten Maschinen ersetzen klassische Turboprops auf Frachtverbindungen. Dabei sollen laut ZeroAvia bis zu 95 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden. Der verwendete ZA600-Antrieb nutzt Brennstoffzellen, um aus Wasserstoff Strom zu erzeugen. Als Abfallprodukt entsteht lediglich Wasserdampf.

Was leistet der ZA600 Wasserstoffantrieb?

Die Antriebseinheit ist für Turboprop-Maschinen mit bis zu 20 Sitzplätzen entwickelt worden und soll Turbinen in der Leistungsklasse der Pratt & Whitney PT6A-11 ersetzen. ZeroAvia nennt als potenzielle Muster für ein Retrofit Cessna 208B Grand Caravan, Donier 228 und die DHC-6 Twin Otter.

ZeroAvia ZA600 Antrieb mit Brennstoffzelle (Bild: ZeroAvia)

Der Wasserstoffantrieb ZA600 von ZeroAvia besteht aus einem Elektromotor zum Antrieb des Propellers und einer Brennstoffzelle. Das Aggregat leistet je nach Auslegung 500 bis 750 kW. Der Hersteller gibt den Zeitraum bis zum Maintenance overhaul mit 10000 Stunden an. Der Verbrauch liegt bei 25 bis 30 Kilogramm Wasserstoff in der Stunde.

Der ZA600 Wasserstoffantrieb wird seit 2024 in der Praxis getestet. Dazu rüstete ZeroAvia ein Triebwerk einer zweimotorigen Dornier 228 um. Die Zertifizierung läuft parallel in Zusammenarbeit mit der britischen Civil Aviation Authority (CAA) sowie der US-amerikanischen Federal Aviation Administration (FAA).

EU-Förderung als Strategische Technologie (STEP)

Die EU-Kommission fördert das Projekt mit 21,4 Mio. Euro im Rahmen des Projekts STEP – „Strategic Technologies for Europe Platform“. Der geplante Aufbau einer kleinen Linienflotte dient dabei nicht nur der Erprobung des neuen Antriebs. Zugleich soll auch ein wirtschaftlich tragfähiges Business-Model für den Einsatz emissionsarmer Antriebe in der Luftfahrt entwickelt werden. Noch ist unklar, welches Unternehmen als Betreiber der Flotte fungieren wird.

Val Miftakhov, CEO von ZeroAvia. (Bild: ZeroAvia)

„Dieses Projekt wird ein phänomenales Beispiel dafür liefern, wie ein skaliertes Netzwerk von Wasserstoff-elektrischen Flugzeugoperationen effizient lebenswichtige Güter zu Menschen und Unternehmen in ganz Norwegen bringt – ohne die typischen Umweltschäden“,

sagt Val Miftakhov, Gründer und CEO von ZeroAvia.

Über ZeroAvia

ZeroAvia entwickelt elektrische Antriebssysteme für die zivile Luftfahrt. Das Unternehmen hat Standorte in Großbritannien und den USA. Fokus ist der Einsatz von Wasserstoff-Brennstoffzellen in bestehenden Luftfahrzeugen sowie in neuartigen Konzepten – von eVTOLs bis zu Drohnen. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angeben derzeit rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Über den Autor
Dirk M. Oberländer

Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.

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