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Das ist die richtige Ausstattung für den Flugsimulator am PC
Zwar kann man schon mit dem bloßen Flugsimulator viel lernen. Aber für tiefere Trainingseffekte ist zusätzliche Hard- und Software sinnvoll, auch wenn die nicht immer günstig ist.

Grundsätzlich braucht es nicht viel, um aus der Flugsimulation am PC einen Nutzen zu ziehen. Um etwa leichter zu begreifen, warum ein Flugzeug überhaupt fliegt, wieso man Quer- und Seitenruder im Kurvenflug koordiniert, was beim Strömungsabriss passiert oder wie Navigationsverfahren ablaufen, muss man nicht gleich hunderte Euro in Spezialhardware investieren. Der Flugsimulator ist dann einfach eine praktische Ergänzung zu Lehrbuch und Tafel.
Ein schneller PC mit ordentlicher Grafikkarte, dazu Tastatur und Maus genügen. Wer aber auch praktische Übungen einflechten möchte oder – auch das gibt es unter »echten« Piloten immer öfter – einfach Spaß gefunden hat an detailreicher Simulatorfliegerei, wird sich bald nach realitätsnaher Hardware und nützlicher Zusatzsoftware umsehen.
Hardware für den Flugsimulator
Premium-Hardware für den Flugsimulator
Avionik für den Flugsimulator
Halterungen für den Flugsimulator
Software
Flugsimulator-Training
Hardware für den Flugsimulator
Hochwertige Hardware, die sich nicht nach Spielzeug anfühlt und auch mehrere Jahre lang zuverlässig funktioniert, hat ihren Preis. Alles fängt elementar an: mit einem Joystick oder einem Steuerhorn, dazu Seitenruderpedalen und einem Throttle Quadrant, also einer Nachbildung der Leistungshebel mit Knöpfen für Landeklappen oder Einziehfahrwerk.
Zwar sind aktuelle günstige Joysticks, etwa der Thrustmaster T16000M (zirka 65 Euro, auch im Airbus-Design als TCA Sidestick), heute langlebiger als preislich vergleichbare Sticks früherer Zeiten – kontaktlosen Hall-Effekt-Sensoren sei Dank.
Auch die nur etwa 110 Euro teuren Thrustmaster T.Flight-Ruderpedale sind »für zu Hause« in Ordnung. Aber der Gesamteindruck solcher Einsteigerprodukte bleibt doch recht verspielt. Ihre Präzision ist für ernsthafte Zwecke nicht hoch genug. Realitätsnähere Hardware bezieht man am besten bei spezialisierten Fachhändlern wie Aerosoft. Das fliegermagazin hatte die Möglichkeit, bei Aerosoft vor Ort einige Produkte auszuprobieren.
Honeycomb Yoke & Throttle
Honeycomb YokeMit den früher in der Simulatorszene verbreiteten Steuerhorn- und Throttle-Kombinationen, etwa von Saitek (später Logitech) oder CH Products, ist die aktuelle Honeycomb-Hardware qualitativ nicht vergleichbar – im positiven Sinn. Alles wirkt massiv und hochwertig. Das Steuerhorn namens »Alpha Flight Controls« ist leichtgängig in alle Richtungen und trotzdem präzise und stabil. Die Schalter sind teils etwas klein, aber qualitativ in Ordnung.
Der »Bravo Throttle Quadrant« macht ebenfalls einen guten Eindruck. Die Hebel sind konfigurierbar für verschiedene Funktionen (Leistung, Propellerverstellung, Gemisch, Klappen) und Flugzeugtypen vom Kleinflugzeug bis zum Airliner. Ein großes Trimmrad und ein stabiler Fahrwerkshebel gefallen. Autopilot-Knöpfe, frei konfigurierbare Schalter und Leuchtanzeigen machen Maus und Tastatur fast unnötig.
Premium-Hardware für den Flugsimulator
Honeycomb ThrottleKomplettiert wird ein Honeycomb-Cockpit durch die »Charlie Rudder Pedals«. Im Vergleich zu günstigeren Angeboten sind diese Pedale sehr massiv und aus Metall; hier muss man keine Angst haben, dass man durch zu beherzte Tritte ins Seitenruder etwas kaputt macht.
Diese Qualität hat ihren Preis: Alpha Flight Controls und Bravo Throttle Quadrant kosten jeweils 279,99 Euro; die Charlie Rudder Pedals liegen bei 369,99 Euro. Als Sparangebot gibt es bei Aerosoft die Simulatorsoftware X-Plane 12 (Einzelpreis 69,99 Euro) im Paket mit den Alpha Flight Controls und dem Bravo Throttle Quadrant für 499,99 Euro. Doch natürlich geht noch mehr. Der nächste Schritt ist die konkrete Nachbildung von Avionik.
RealSimGear
RealsimgearWenn die Avionik nicht mehr gemeinsam mit der simulierten Landschaft auf dem Bildschirm des PC dargestellt wird, sondern stattdessen auf Geräten, die wie die Avionik im Flugzeug aussehen und auch die gleichen Bedienelemente haben, steigert sich der Trainingseffekt enorm.
Das gilt allerdings auch für die Kosten. Eine Überlegung dazu: Ein einzelner Pilot schafft sich so etwas an, wenn er es möchte. Eine Haltergemeinschaft, ein Verein oder eine Flugschule dagegen können mit einem Simulator Einweisungen oder Auffrischungsschulungen für die in der Flotte verbaute Avionik sehr effizient anbieten – und für die Piloten günstiger als im echten Flugzeug. So lassen sich die Kosten schnell wieder amortisieren.
Realistische Avionik für den Flugsimulator
GarminDer Hersteller RealSimGear bietet Hardware für so bekannte Geräte wie Garmins GNS 430/530, die GTN-Familie und das G1000 an. Sie arbeiten zumindest mit jeweils einer gängigen Simulationssoftware problemlos zusammen.
Dabei hat keines der Geräte eigene Funktionalität – genau genommen sind sie nicht mehr als Bildschirme (teils als Touchscreen) mit Knöpfen und Drehreglern im Originalformat. Die Bildschirminhalte kommen direkt aus der Simulatorssoftware. Aber in der Praxis macht diese Hardware einen großen Unterschied, wie wir beim Ausprobieren selbst spüren konnten.
Vom Schreibtisch zum Cockpit
Die Darstellung ist hell und kontrastreich; die Bedienelemente wirken stabil und langlebig. Man hat das Gefühl, die Avionik wirklich zu kontrollieren. Es ist plausibel, dass sich die mit RealSimGear-Geräten erworbenen Kenntnisse viel leichter ins echte Cockpit übertragen lassen.
Ideal ist dabei natürlich der Einbau in ein richtiges Simulatorcockpit. Aber es werden auch Schreibtischhalterungen angeboten (einzeln und kombiniert, zwischen 49,99 und 249,99 Euro), die entweder hingestellt (ziemlich wackelig) oder festgeschraubt (stabil) werden können.
Praktische Halterungen für den Flugsimulator
Next Level RacingUm die vielen Komponenten eines Simulatorcockpits platzsparend zu integrieren, gibt es diverse Halterungen:
- Wheel Stand Pro für Honeycomb-Hardware ist mit 129,99 Euro eine preisgünstige Lösung, wenn kein integrierter Stuhl benötigt wird.
- Next Level Racing Flight Simulator Lite für 299,99 Euro hat einen integrierten Sitz und erinnert an einen Campingstuhl. Es kann platzsparend zusammengeklappt werden.
- Next Level Racing Flight Simulator Boeing Commercial Edition für 899,99 Euro hat eine offizielle Boeing-Lizenz, einen bequemen Sitzbezug im Boeing-Design und kann zusammen mit der Next Level Racing Motion Plus Plattform (3499 Euro) benutzt werden, wodurch das ganze Setup beweglich wird – zwar noch kein Full Flight Simulator, aber nahe dran.
Simulation und »echte« Luftfahrt
Schon seit vielen Jahren entwickelt und veröffentlicht Aerosoft Flugzeug- und Flughafen-Addons für die gängigen Simulatoren, Navigationsdaten und Karten (NavDataPro) sowie eigenständige Flug-, Bus- und Bahn-Simulationen. Das mittelständische Unternehmen hat seinen Sitz direkt am Flughafen Paderborn/Lippstadt (EDLP) und vertreibt außerdem Hardware rund um Simulation.
Jetzt ein besonderes Abo-Angebot zur Power Week sichern!Die im Artikel beschriebenen Geräte konnte das fliegermagazin bei Aerosoft in Augenschein nehmen. Daneben ist Aerosoft auch in Forschung und Entwicklung für die »echte« Luftfahrt aktiv. Derzeit arbeitet man etwa im Projekt FastGate mit dem Flughafen Paderborn/Lippstadt, dem Fraunhofer IEM und der Universität Paderborn an der Automatisierung von Abläufen auf dem Flughafen-Vorfeld. Dabei kommen Simulation und Wirklichkeit zusammen.
Der Flugsimulator als Trainingswerkzeug
Volker Brüggemann, bei Aerosoft Ansprechpartner für die kommerzielle Nutzung von Simulator-Hard- und Software, erklärte dem fliegermagazin bei einem Probeflug in Aerosofts Simulatorcockpit, dass es in Deutschland unter Privatpiloten – anders als in den USA – nach wie vor Skepsis gegenüber der Nutzung von Simulationen gibt. Aerosoft möchte daher »die Flugsimulation den Privatpiloten näherbringen«. Dazu gehöre auch, dass man vom Spielimage wegkommt, hin zu einer Nutzung als wertvolles Hilfsmittel zum Training.
Auf Messen wie der AERO in Friedrichshafen will Aerosoft »zeigen, dass es wirklich gute Hardware gibt, die kein Spielzeug mehr ist und mit der man sinnvoll trainieren kann«. Privat würden sich wohl nur Simulationsenthusiasten die nicht ganz günstige Hardware kaufen, aber für Flugschulen und Vereine biete so eine professionelle Ausstattung neue didaktisch-methodische Möglichkeiten.
Octavi
OctaviDer haptische Vorteil dieser Hardware von RealSimGear hat seinen Preis. Um der realistischen Bedienung von Avionik näherzukommen, ohne allzu tief in die Tasche greifen zu müssen, soll in Kürze das Produkt Octavi auf den Markt kommen. »The World’s Smallest Cockpit« ist die Vision des Octavi-Entwicklers Felix von Plehwe, der dem fliegermagazin sein Produkt in Paderborn vorstellte.
Von Plehwe ist selbst Cessna-172-Pilot in einem Verein und hat während seiner eigenen IFR-Ausbildung gemerkt, was ihm in den üblichen Simulatoren für ein effizientes Training fehlt. Das Ergebnis ist ein erstaunlich kleines und schon jetzt sehr wertig aussehendes Panel in Brieftaschengröße, mit dem GNS, GTN & Co. bequem bedient werden können. Die Avionik wird weiter auf dem Bildschirm dargestellt, lässt sich aber realitätsnäher bedienen als mit Maus und Tastatur.
Kompakte Bedieneinheit für den Flugsimulator
Octavi verfügt über einen Drehregler mit innerem und äußerem Rad, der je nach Situation zum Einstellen von COM/NAV-Frequenzen, zur Eingabe von Wegpunkten ins GPS oder zum Einstellen von HDG oder ALT des Autopiloten eingesetzt wird. Wichtige Knöpfe mit realistischer Anordnung und Beschriftung sind ebenso vorhanden wie Autopilot-Knöpfe, die sogar beleuchtet sind.
Felix von Plehwe strebt einen sehr erschwinglichen Preis bei hoher Qualität an, aber eine endgültige Entscheidung über Kosten und Vertriebsweg war bei Redaktionsschluss noch nicht gefallen.
Software für den Flugsimulator
Es gibt eine unüberschaubare Menge an Zusatzsoftware, die zusammen mit dem eigentlichen Simulator genutzt werden kann. Einiges davon ist auch für realitätsnahes Training brauchbar.
Echte Navigations-Apps nutzen
TabletDie bekannten Navigations-Apps wie Foreflight, SkyDemon oder Garmin Pilot können statt echter GPS-Signale und Verkehrsinformationen auch Signale von Microsoft Flight Simulator und X-Plane empfangen und darstellen. So lässt sich die gewohnte App auch im Simulatorcockpit verwenden – und der Umgang damit trainieren.
SkyDemon hat die X-Plane-Unterstützung eingebaut, Garmin Pilot ebenso. Zur Nutzung anderer Simulatoren sowie zur Verbindung anderer Apps kann zusätzliche Software nötig werden, die Simulator und App über ein gemeinsames WLAN-Netz verbindet. Die flexibelste Lösung dafür ist XMapsy v3 von Michael Kuhlke (17,84 Euro). Sie kann Simulatordaten im GDL90-Format an die App senden. Neben der Position des eigenen Flugzeugs kann dann auch künstlicher Flugverkehr innerhalb der Apps angezeigt werden. So kann geübt werden, wie man mit Traffic-Warnungen umgeht.
Flugfunk üben
Die Flugsimulatoren bringen eine künstliche Flugsicherung mit, die jedoch aufgrund fehlerhafter und unvollständiger Phraseologie weitgehend unbrauchbar ist. Dennoch kann man per Simulator funken üben. Dazu muss man sich online mit anderen Simulatorpiloten verbinden, die dann alle im gleichen virtuellen Luftraum unterwegs sind.
Die beiden großen kostenlosen Netzwerke dafür heißen VATSIM und IVAO. Sie werden ehrenamtlich betrieben. Den Teilnehmern wird dabei eine virtuelle Flugsicherung angeboten, deren Qualität naturgemäß schwanken kann. Theoretisch bieten die Netze eine weltweite Abdeckung, aber praktisch werden nicht immer alle Regionen bedient. Auch gibt es manchmal kleine Abweichungen zur Realität.
Flugsimulator-Training mit PilotEdge
Ein kostenpflichtiger Anbieter (19,95 bis 34,94 US-Dollar pro Monat) ist PilotEdge. Das Netzwerk ist zu den Servicezeiten zuverlässig besetzt. Die Fluglotsen dort unterliegen einer Qualitätssicherung. Auch die anderen Piloten haben in der Regel ein seriöses Interesse an der Luftfahrt.
PilotEdge wird jedoch nur für den westlichen Teil der USA angeboten. Das Netzwerk eignet sich daher besonders, wenn man sich auf eine fliegerische USA-Reise vorbereiten will – schon allein für die Gewöhnung an das amerikanische Englisch und die dort übliche Phraseologie.
FSFlyingSchool
Die FSFlyingSchool (29,95 bis 54,95 US-Dollar) ist ein virtueller Fluglehrer, der während der Simulatornutzung läuft und akustisch Tipps und Kritik äußert. Das Tool wird seit 2005 von dem Briten Jeff Preston entwickelt und regelmäßig aktualisiert. Preston betreibt die Flugsimulation seit 1983 und ist selbst Privatpilot; sein Ziel ist es, dass auch Simulatorpiloten ein Flugzeug richtig bedienen und eine gute »Airmanship« entwickeln.
Im E-Mail-Interview mit dem fliegermagazin schreibt Preston: »Wenn der Pilot nachlässig, langsam, grob, inkonsistent oder ungenau ist, wird FSFlyingSchool ihm das sofort rückmelden – und es wird zur künftigen Auswertung aufgezeichnet.« Über 70 Parameter werden konstant überwacht.
Virtueller Fluglehrer im Flugsimulator
Ein Test des Programms ist durchaus beeindruckend, wenngleich manche Hinweise des virtuellen Fluglehrers etwas mechanisch wirken können. Er ist auch nicht immer in der Lage, die aktuelle Phase des Flugs selbstständig zu erkennen – man kann aber mitteilen, ob man sich etwa gerade beim Takeoff, im Reiseflug oder im Anflug befindet. Nach mehreren Flügen werden Trends erkennbar, die im Pilotenbriefing ausgewertet werden.
»Darin«, so Preston, »wird auch erklärt, in welchen Bereichen ein Pilot sich verbessert oder verschlechtert, und in welchem Tempo.« Bei konsequenter Nutzung kann sich so das eigene Fliegen tatsächlich verbessern.
Das Produkt unterstützt im Microsoft Flight Simulator 100 verschiedene Flugzeuge. Bei X-Plane kann jedes Flugzeug hinzugefügt werden. Für manche Modelle, etwa die Cessna 172, gibt es »Detail Packs«.
Mehr als ein Spiel
Grundsätzlich gilt fürs Simulatorfliegen: Ein besonders starker Trainingseffekt stellt sich ein, wenn man sich auf ein Muster konzentriert, dies in hoher Qualität für den Simulator sowie mit passender Hardware besitzt und es regelmäßig online fliegt.
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