Hubschrauber fliegen lernen: Wie funktioniert die Ausbildung?
Wie lerne ich Hubschrauber fliegen? Alle Infos über Ausbildung, Mindestalter, Prüfungen und Kosten

Hubschrauber faszinieren viele Menschen. Im Gegensatz zu Flächenflugzeugen können die Fluggeräte in der Luft stehen und mit minimalem Platzbedarf senkrecht starten und landen. Wie werde ich eigentlich Hubschrauberpilot oder Hubschrauberpilotin?
Es gibt in Deutschland vier verschiedene Flugscheine für Hubschrauber. Hier wollen wir uns mit den beiden größeren Lizenzen beschäftigen. Der Privatpilotenschein für Hubschrauber (PPL-H) erlaubt das Fliegen von Hubschraubern mit einer Abflugmasse von maximal 5700 Kilogramm. Der Leichthubschrauberschein (LAPL-H) ist dagegen auf die Abflugmasse von höchstens 2000 Kilogramm und vier Sitzplätze beschränkt. Beides sind EASA-Lizenzen die weltweit, beziehungsweise europaweit, gültig sind.
Eine Möglichkeit, noch kostengünstiger Helikopter zu fliegen, ist die national gültige UL-Lizenz für Hubschrauber oder Tragschrauber. Diese berechtigt zum Fliegen zweisitziger Luftfahrzeuge mit höchstens 600 Kilogramm Abflugmasse. Für diesen Flugschein gibt es einen eignen Artikel über UL-Tragschrauber und UL-Hubschrauber.
Hubschrauber fliegen lernen: allgemeine Voraussetzungen
Das Mindestalter beim Ausbildungsbeginn liegt bei 16 Jahren. Die praktische Prüfung kann mit 17 Jahren abgelegt werden. Flugschüler benötigen mindestens ein Tauglichkeitszeugnis der Klasse 2. Bei der Anmeldung zur Ausbildung müsst ihr einige Unterlagen mitbringen:
- Erklärung über Strafverfahren
- Beantragung der Zuverlässigkeitsüberprüfung (ZÜP)
- Auskunft Kraftfahrtbundesamt (Punktestand)
- Nachweis Erste-Hilfe-Kurs
Hubschrauber-Pilotenschein: So läuft die Theorie
Die Theorieausbildung zum Hubschrauber fliegen lernen umfasst 100 Stunden Unterricht. Sie kann in Präsenz an der Flugschule oder als Fernlehrgang mit zusätzlichem Präsenzunterricht absolviert werden. 12 Fachgebiete werden in der Theorie bearbeitet:
- Allgemeine Luftfahrzeugkenntnisse
- Instrumentenkunde
- Masse und Schwerpunkt
- Flugplanung und Überwachung
- Flugleistung
- Menschliches Leistungsvermögen
- Meteorologie
- Allgemeine Navigation
- Funknavigation
- Betriebliche Verfahren
- Aerodynamik
- Sprechfunkverkehr
Die praktische Ausbildung bei der Privatpilotenlizenz für Hubschrauber
Zum Pflichtprogramm der PPL-H gehören 45 Flugstunden – wovon bei mindestens 25 Flugstunden ein Fluglehrer oder eine Fluglehrerin an Bord ist. Auch Soloflüge im Umfang von minimal 10 Flugstunden gehören zur Ausbildung. Im Flugtraining werden zunächst Basiskenntnisse wie Starten, Landen, Platzrunden und Notverfahren geübt.
Später lernst du komplexe Flugtechniken wie Steilkurven und Fliegen im schrägen Gelände. Auf den Überlandflügen lernst du Navigieren nach Karte, die Nutzung von Funkfeuern (Funknavigation/Radionavigation) und das Fliegen nach Instrumenten (kurzzeitig ohne Außensicht).
Hubschrauber fliegen lernen: Welche Prüfungen muss ich bestehen?
Zuerst steht die Theorieprüfung an. Diese umfasst Multiple-Choice-Fragen aus allen Fachgebieten. Die Prüfung wird bei der zuständigen Landesluftfahrtbehörde abgelegt. Zum Abschluss der Praxisausbildung wird ein Prüfungsflug mit einem Flugprüfer geflogen. Dieser dauert in der Regel etwa zwei Stunden. Zusätzlich stellt der Prüfer oder die Prüferin mündlich Fragen.
Außerdem ist es sinnvoll, die Flugfunkprüfung zu absolvieren. Ein Beschränkt gültiges Sprechfunkzeugnis (BZF) in Deutsch oder Englisch berechtigt dich zum Einflug in kontrollierte Lufträume. Ohne das Dokument heißt es sonst: Kein Einflug möglich. Zur Prüfungsvorbereitung gibt es Online-Kurse oder Unterricht an der Flugschule. Die Prüfung besteht aus einem Multiple-Choice-Test und praktischem Funken.
Was kostet der Helikopter-Pilotenschein?
Die Kosten variieren stark mit dem gewählten Fluggerät. Weit verbreitete Muster sind der Robinson R22 (zweisitzig) und der Robinson R44 (viersitzig). Beide Hubschrauber werden von Kolbentriebwerken angetrieben. Wählt man einen Hubschrauber mit Turbinenantrieb, steigen mit der Leistung auch die Kosten.
Die Schulungskosten liegen bei Einhaltung der Pflichtstunden zwischen 30000 bis 35000 Euro auf Hubschraubern mit Kolbenantrieb. Eine Schulung auf Turbine geht bei rund 40000 Euro los. Die Flugschulen weisen oft externe Kosten nicht aus. Kalkuliert daher besser ein Polster für Kosten wie:
- amtliche Gebühren
- Funkkurs BZF 1 (Englisch) oder BZF 2 (Deutsch) und Funkprüfung
- Tauglichkeitszeugnis (bei Erstuntersuchung: Flugmediziner & Augenarzt)
- theoretische und praktische Prüfung
- Charter-Kosten für den Prüfungsflug
Erleichterungen bei der LAPL-H
Als Alternative bietet sich die LAPL-H (Light Aircraft Pilot Licence) an. Hier ist die praktische Ausbildung mit 40 Mindeststunden weniger umfangreich – Inhalte wie Funknavigation und die Einführung in den Instrumentenflug fehlen. Dabei ist die maximal Abflugmasse auf 2000 Kilogramm und vier Sitzplätze beschränkt. Ein Nachteil der LAPL-H ist die Passagiermitnahme: Als Pilot oder Pilotin musst du nach Scheinerhalt mindestens zehn Flugstunden solo fliegen. Die PPL-H berechtigt direkt nach der Prüfung zur Passagiermitnahme.
Wem Hubschrauber mit zwei Sitzen und einer Abflugmasse von höchstens 600 Kilogramm ausreichen, der kann auch über die oben erwähnte UL-Lizenz für Helikopter nachdenken. Die Ausbildung ist weniger umfangreich und spart Kosten.
Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.
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