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Flugplatz Ampfing – EDNA

Am Sonderlandeplatz Ampfing-Waldkraiburg sind es keine 50 Meter von der Piste bis zum Badesee – nicht viele Plätze können das bieten. Wer lieber heiße Motoren und scharfe Kurven erfahren will, kommt auf der nahen Kartbahn voll auf seine Kosten

Von Redaktion

Wir fliegen rüber nach Ampfing zum Baden, kommst Du mit?“ An diesem schönen Sommertag greife ich den Vorschlag nur zu gerne auf, zumal die Badetasche ihren festen Platz im Kofferraum hat, gleich neben der Fliegertasche. Und so starten wir mit der Bravo Fox, der vereinseigenen C172 in Richtung Osten. Knapp 35 Nautische Meilen sind es von München-Oberschleißheim nach EDNA, reine Flugzeit gerade mal 20 Minuten. Nach dem Ausflug aus der Platzrunde über dem Autobahnkreuz München Nord (hier maximal 3500 Fuß) bleiben wir unter 4500 Fuß, über uns liegt der Luftraum C von München. Ein schadenfreudiger Blick auf den Stau auf der A99, der Ostumgehung München, dann wird es beschaulich.

Unter den Tragflächen zieht die oberbayerische Bilderbuchlandschaft vorbei, mit ihren Feldern, kleinen Wäldern, verstreuten Dörfern und einzelnen Gehöften. Doch die Muße währt nur kurz, der Grasplatz zwischen dem Flüsschen Isen und der Passauer Autobahn ist anhand des benachbarten Badesees gut auszumachen, und schon befinden wir uns im langen Endanflug auf die „09“. Ampfing ist der ideale Platz für Maschinen, die sich auf Graspisten wohlfühlen. Die großzügig angelegte Bahn (knapp 900 x 30 Meter) des 1972 gegründeten Flugplatzes geht auf die Zeit zurück, als Ampfing-Waldkraiburg zunächst Ausbildungsstätte der Bundeswehr und später eines der großen Fallschirmspringer-Zentren Deutschlands war.

Unter den Tragflächen zieht die oberbayerische Bilderbuchlandschaft vorbei

Doch mit der Luftraumstruktur um den neuen Münchner Flughafen kam das Aus für die Fallschirmspringer; für sie war an der Schwelle des Großflughafens kaum noch Platz: „Die Freigabe für die vertikale Nutzung zu bekommen wurde immer schwieriger“, sagt Geschäftsführer Hannes Graile, „ganz zu schweigen von der Durchführung von Wettbewerben bis hin zu den Deutschen Meisterschaften, die hier einst ausgetragen wurden.“ Nach und nach haben die umliegenden Flugschulen – Landshut, Augsburg, Salzburg – die sorgfältig gepflegte Graspiste für sich entdeckt. Die Ausbildung beschränkt sich nicht auf UL- und Echo-Maschinen, auch für Helikopter ist das insgesamt 16 Hektar große Flugplatzterrain ein ideales Übungsfeld.

Gepflegtes Grün: Ampfing war bis 2005 das deutsche Zentrum für
Fallschirmsport. Bei Privatpiloten ist EDNA nach wie vor sehr beliebt (Foto: Anne-Marie Ring)

Bis zu zehn Flugschulen, schätzt Hannes, peilen EDNA regelmäßig an, und auch heute, am „heiligen Sonntag“, ist eine Maschine in der Platzrunde – wir sind die Nummer 2 zur Landung. Die Wege sind kurz in Ampfing, nur eine Straße trennt den Flugplatz vom großen Badesee in der „Grünen Lagune“. Der große, naturnah angelegte Badeteich ist das Besondere an dieser parkähnlich gestalteten Erholungslandschaft. Bei freiem Eintritt ist das weitläufige Biotop ein beliebtes Ausflugziel. Und obwohl an Tagen wie diesem Hochbetrieb herrscht am Sprungsteg und an den Nass-Spielplätzen, kann man in aller Ruhe schwimmen: 5000 Quadratmeter Badesee sind nun mal riesig! Das Wasser hat genau die richtige Temperatur und fühlt sich auf der Haut angenehm weich an, das muss an der chemiefreien Aufbereitung im nochmal 1500 Quadratmeter großen Regenerationsbereich liegen.

Die Wege sind kurz in Ampfing, nur eine Straße trennt den Flugplatz vom großen Badesee in der „Grünen Lagune“

Das größte Naturschwimmbad in Bayern (und eines der drei größten in Deutschland) hat eine vollbiologische, natürliche Abwasserreinigung. Schwimmen macht hungrig. Wer sich nicht aus dem Picknickkorb oder im Biergarten verpflegt, kann sich im „Salut“ bedienen lassen. Die Speisekarte des Restaurants mit dem französischen Namen bietet typisch bayerische und italienische Klassiker, auf die es sich zu warten lohnt. Aber Vorsicht: Die große Pizza ist selbst für gestandene Mannsbilder eine Herausforderung. Jedenfalls hat der Kollege am Nachbartisch da ganz offensichtlich so seine Probleme. Die Fliegertasche weist ihn als Piloten aus, und so kommen wir ins Gespräch. Percy und sein Begleiter Wolfgang sind am Vormittag nach gut zweistündigen Flug mit einer DA20 von Wiener Neustadt aus in Ampfing gelandet, aber das eigentliche Ziel ihres Ausflugs war die Kartbahn.

Vom Flugplatz aus erreicht man sie mit einem der Leihfahrräder in etwa 20 Minuten. Die Outdoor-Rennstrecke ist mit einer Länge von 1063 Metern und zehn bis zwölf Metern Breite immer wieder der Austragungsort für Deutsche und Europa-Meisterschaften, und auch der ADAC bietet hier Fahrtrainings an. Wer sich als Amateur auf den anspruchsvollen Rundkurs begeben will, sollte sich zuvor gut informieren: Wenn die Profis ihre Runden drehen, gibt es keinen Platz für Sonntagsfahrer. Die beiden Österreicher hatten Glück, sie haben gerade noch die letzte Runde für Leihkarts erwischt. „Motorsportfeeling pur“, schwärmt Percy, „vom Asphalt trennen Dich nur ein paar Zentimeter, und von Deinem Vordermann oft noch weniger.“ Frei nach dem Motto: Wer bremst, hat schon verloren.

Bis zu zehn Flugschulen, schätzt Hannes, peilen EDNA regelmäßig an

Die Augen meines PICs fangen an zu leuchten – bin ich froh, dass die Bahn heute Nachmittag für Amateure geschlossen ist: Bei meinen zugegeben wenigen Erfahrungen mit Karts kam ich mir vor wie eine Wanderbaustelle auf der Autobahn zur Ferienzeit, da muss ich mich nicht unbedingt noch mal blamieren. Aber die Fahrräder übernehmen wir gern. Leider reicht die Zeit nicht mehr für eine Radtour auf der 32 Kilometer langen Kraiburger Inntal-Runde, die beim Haus der Kultur in Waldkraiburg beginnt und abseits von Straßen sehr nah am Fluss auf befestigten Wegen verläuft. Doch ein Abstecher ins nahe Ampfing (südlich des Platzes) beziehungsweise nach Zangberg (nördlich) wäre noch drin, bevor wir wieder in Richtung EDNX starten. Schade, dass unser Heimatplatz bereits um 19 Uhr schließt.

Rennpiloten: Wolfgang und Percy (von links) kommen aus Wiener Neustadt, um auf der Kartbahn einige schnelle Runden zu drehen (Foto: Anne-Marie Ring)

Also radeln wir nach Ampfing. Der Marktflecken ist eine sehr frühe Siedlung: Als „unser Dorf im Isengau“ wird sie bereits 788 im Güterverzeichnis des Bischofs Arno von Salzburg erwähnt. Die Vergangenheit der altbayerischen Gemeinde war nicht sehr bewegt, aber wer weiß, was die Zukunft bringt – vor rund 40 Jahren, zu Zeiten der ersten Ölkrise, hat man in unmittelbarer Umgebung Erdöl und Erdgas aufgespürt. Deswegen ziert seit 1979 ein Bohrmeißel das Ampfinger Wappen. Uns ist nach einer Erfrischung: Im Eiscafé herrscht Hochbetrieb.

Mit einer Portion Stracciatella in der Hand lässt es sich gut schlendern, vorbei am Kriegerdenkmal zum Kirchhof mit Kapelle, am gegenüberliegenden Eingang raus, ein kurzer Blick in die Kirche, vorbei am Ampfinger Hof, der mit einem schönen Biergarten lockt, zum traditionell geschmückten Maibaum. Die Beschaulichkeit hat was für sich, nur die vielen Münchner Kennzeichen auf dem Parkplatz weisen auf die gute Anbindung zur Bayerischen Landeshauptstadt hin. Dann mal viel Spaß bei der Rückfahrt, liebe Leute – man sieht sich, von oben.

Ampfing – Tipps und Infos

  • Der Flugplatz Ampfing im Landkreis Mühldorf ist ein Sonderlandeplatz.
  • Aktivitäten: fußläufig zur Grünen Lagune, einem Naturschwimmbad mit Beachvolleyballplatz, Kneippanlage und abwechslungsreich gestalteten Trocken- und Nass-Spielplätzen sowie Biergarten. Kartsportfans radeln mit dem Leihfahrrad (vorherige Reservierung angeraten) in 20 Minuten zur Kartbahn Ampfing. Ebenfalls mit dem Rad: die Kraiburger Inntal-Runde (32 Kilometer); sie ist eine Teilstrecke von Europas längstem Radweg. Profi- und Hobbygolfer finden im Golfclub Schloss Guttenburg, zehn Kilometer südöstlich von Ampfing, neben der 18-Loch-Anlage einen speziellen 6-Loch-Kurzplatz. Essen und Trinken: Direkt am Flugplatz bietet das Restaurant „Salut“ eine abwechslungsreiche Speisekarte.
  • Übernachtung: Bayerisch gediegen im Gasthof Hinterecker oder im „Ampfinger Hof“, Hotel & Restaurant „Fohlenhof“; weitere Adressen siehe www.ampfing.de/tourismus. Die Taxifahrt zur Kartsportbahn kostet zirka 15 Euro; Fahrräder können für5 Euro gemietet werden (Anzahl limitiert, Anmeldung erforderlich).

Text und Fotos: Anne-Marie Ring, fliegermagazin 6/2014