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Flugplatz Barth – EDBH

Fast wie im Dornröschenschlaf liegt er da: der Flugplatz Barth in Mecklenburg-Vorpommern. Doch ganz in der Nähe gibt es jede Menge Attraktionen: traumhafte Landschaften, endlose Strände, viel Natur und Erholung pur

Von Thomas Borchert

Planen Sie beim Anflug nach Barth gleich mindestens zehn Minuten mehr ein! Wer von Süden kommend direkt in Barth landet, lässt sich eine der großen Attraktionen der Gegend entgehen – und dazu noch eine, die sich aus der Luft besonders gut bewundern lässt: die Boddenlandschaft an der mecklenburg-vorpommerschen Ostseeküste. Also nutzen Sie das Privileg des Piloten und fliegen Sie an Barth vorbei weiter nach Norden, bitte oberhalb 2000 Fuß, denn das ausgedehnte Küstengebiet steht nicht nur unter Naturschutz, es wird auch zweimal im Jahr – zwischen März und April sowie von September bis Oktober – von tausenden Kranichen besucht. Ein Midair wäre im Tiefflug also durchaus wahrscheinlich und bei der Größe der Tiere auch gefährlich. Gleich nördlich des Flugplatzes beginnt die Boddenlandschaft. Bodden werden die flachen Lagunen genannt, die hier mit der Ostsee nur über enge Durchflüsse verbunden sind. So ist ein einmaliges Biotop entstanden, dessen Besuch sich auch am Boden lohnt.

Exklusiv: Nur aus der Luft ergeben sich solche Anblicke der Boddenlandschaft um Barth (Foto: Peter Prast)

In Schattierungen von Blau, Gelb und Grün gehen hier Wiesen und Wasser ineinander über – aus der Luft ein einmaliger Anblick. Weiter seewärts ziehen sich die langen Sandstrände der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst die Küste entlang, deren Landmasse die Bodden von der Ostsee trennt. Bei guter Sicht ist im Westen Rostock zu erkennen, nach Osten zieht sich die Mischung von Wasser und Land bis nach Hiddensee und Rügen. Und im Norden, hinter dem blauen Meer – ja, das sind tatsächlich die weiß leuchtenden Kreidefelsen von Møn in Dänemark. Satt gesehen? Dann zur Landung zum Ostseeflughafen Barth-Stralsund, dessen Name deutlich höhere Landegebühren vermuten lässt als tatsächlich verlangt werden. Wenn zuvor Sightseeing möglich war, ist davon auszugehen, dass Sie den GPS-Instrumentenanflug zur 1200 Meter langen Bahn nicht brauchen. Im gerade erst neu eröffneten Terminalgebäude begrüßen Sie freundliche Mitarbeiter des aufstrebenden Flugplatzes, auch ein Restaurant gibt es.

Ostseeflughafen Barth-Stralsung: Der Name klingt nach höheren Landegebühren als tatsächlich verlangt werden

Für Tagesbesucher bieten sich zwei gute Möglichkeiten an, vom Platz weg zu kommen. Beide Varianten kann man durch Vorbestellung beim Flugplatz wesentlich vereinfachen. Die eine ist die Nutzung eines Mietwagens, der direkt an den Platz geliefert wird. An der Stadt Barth vorbei fährt man durch die Boddenlandschaft 17 Kilometer weit ins Ostseeheilbad Zingst. Dort ist der Weg zum langen Strand leicht zu finden. Die andere Option ist die Vorbestellung von Leihfahrrädern beim Flugplatz. Etwa vier Kilometer sind es von dort bis nach Barth. Die Stadt liegt direkt am Bodden und ist mit vielen historischen Gebäuden und der alles überragenden frühgotischen Backstein-Kirche sehenswert. Im kleinen Hafen fährt in regelmäßgen Abständen die Fähre nach Zingst – und sie nimmt Fahrräder mit.

Malerisch: Der Zingster Hafen liegt nicht auf der Ostsee-, sondern auf der Boddenseite des Orts (Foto: Uwe Engler)

45 Minuten dauert die Dampferfahrt über den Bodden, die allein schon ein Highlight ist. Dann legt das Schiff im Boddenhafen von Zingst an. Die Stadt Zingst breitet sich quer über die Halbinsel aus, von der Boddenseite bis an die Ostsee. Sehenswert sind die weißen Kapitänshäuser, die ein bisschen größer sind als die Häuser der Umgebung. Auch hier steht dem Badevergnügen nichts im Weg. Die letzte Fähre geht um 17 Uhr, wer später los will, muss an der Landstraße entlang zurück radeln.

Eigentlich ein ideales Tor zur Ostsee: Nur scheinbar liegt der Flugplatz Barth weit vom Meer entfernt

Nichts gegen einen Tagesausflug, doch eigentlich wird man der Umgebung von Barth erst gerecht, wenn man ein paar Tage bleibt. Es gibt so viel zu sehen! Zu allererst natürlich den Strand samt Sonne und Meer – wenn das Wetter mitspielt. Die Orte auf der seeseitigen Halbinsel, allen voran Zingst, eignen sich dafür als Ausgangsbasis. In deren Nähe ist viel Betrieb mit Gastronomie und Strandkorbvermietung. Doch etwas weiter entfernt gibt es auch einsame Strandabschnitte, die man für sich hat. Keine Frage: Die Gegend ist wie gemacht für die Erkundung mit dem Fahrrad, das Wegenetz ist bestens  ausgebaut. Vom Ort Zingst in Richtung Osten geht es sofort in die Natur: Sundische Wiesen und Pramer Ort sind die Namen der Gebiete auf der Landzunge.

Ganz neu: Stolz ist man in EDBH auf das gerade eröffnete Terminalgebäude (Foto: Klaus Petersen)

Der Weg führt zwischen Heidelandschaft und Feuchtwiesen hindurch und eröffnet immer wieder tolle Ausblicke auf den Bodden. Auch die Kraniche, die hier auf ihrem Zug zwischen Norden und Süden gleich zweimal rasten, lassen sich in Frühjahr und Herbst von hier aus beobachten. Am Pramer Ort ist dazu eine Beobachtungsstation eingerichtet. Von Zingst Richtung Westen kann man – ebenfalls auf gut ausgebauten Fahrradwegen – den Nachbarort Prerow erreichen. Gleich dahinter erstreckt sich ein besonderes Naturschutzgebiet: der Darßer Ort. Die Nordspitze der Halbinsel bildet eine verwunschene Landschaft aus Sandbänken und Dünen am Meer, an die sich weiter südlich ein urwüchsiger Wald anschließt. Das Gebiet ist für Autofahrer so gut wie nicht zugänglich – und umso mehr ein Paradies für Spaziergänger und Radfahrer. Nur scheinbar liegt der Flugplatz Barth weit vom Meer entfernt. Eigentlich ist er ein ideales Tor zur Ostsee – und auf dem Weg dorthin gibt es die faszinierenden Bodden als Bonus.

Barth – Tipps und Infos

  • Unterkunft: Die Gegend bietet für Touristen viele Optionen; Hotels und Pensionen holen in der Regel ihre Gäste nach Absprache vom Flugplatz ab. Uns gefällt in Zingst das Hotel Marks, direkt am Boddenufer gelegen (www.hotel-marks.de), sowie das Hotel Am Strand an der Seestraße (www.amstrand.de), gleich hinter dem Ostsee-Deich. Zehn Prozent Preisnachlass für Piloten gibt es bei Petersens Kate, einem Reethäuschen für vier Personen, sowie im Birkennest, einer Ferienwohnung unterm Reetdach für vier Personen. Beide lassen sich unter den genannten Namen mit dem Zusatz Zingst googlen.
  • Aktivitäten: Strand und Natur sind die Hauptattraktionen der Umgebung, die besonders gut für Fahrradausflüge geeignet ist. Historische Gebäude bieten sowohl Barth als auch Zingst. In Barth ist die frühgotische Backstein-Kirche sehenswert, in Zingst bietet sich das Heimatmuseum an. Nur 30 Kilometer entfernt ist die Hansestadt Stralsund mit historischem Stadtkern gut zu erreichen. Besonders bei schlechtem Wetter ist das Ozeaneum dort einen Besuch wert.

fliegermagazin 8/2012