Flugplatz Tozeur – DTTZ
Wenn das Winterwetter auf die Seele drückt und das Verlangen nach Sonne übermächtig wird, ist der Flug nach Tunesien eine Alternative. Und dort muss es nicht immer Strand sein – auch die Wüste um die Oasenstadt Tozeur fasziniert
Warum nicht mal in den ersten Monaten des neuen Jahres statt nach Südfrankreich oder Spanien noch etwas weiter gen Süden fliegen? Tunesien lockt mit guter Infrastruktur für Piloten, moderaten Preisen, problemloser Verständigung auf Französisch oder Englisch und vor allem hervorragendem Flugwetter, wenn sich hierzulande noch Schnee und Regen abwechseln. Bereits der Flug über das Mittelmeer und die Küste von Nordafrika ist ein aufregendes Erlebnis. Über tunesischem Hoheitsgebiet wird vor allem innerhalb der letzten Flugstunde vor Tozeur die Landschaft immer wüstenähnlicher, und schließlich taucht der Chott Djerid auf: Der riesige Salzsee lässt Erinnerungen an Karl May wach werden, der dort in seinem Buch „Durch die Wüste“ 1000 Kamele verschwinden ließ. Bald danach sieht man die mehr als drei Kilometer lange Runway des International Airport, südwestlich davon sind die Stadt Tozeur und die Oase El Hamma du Djerid zu erkennen.
Der Anblick ist faszinierend, denn der Anflug auf den Airport wird durch keinerlei Hindernisse gestört. Nach dem Verlassen der Runway werden kleinere Maschinen zum Abstellplatz der Allgemeinen Luftfahrt geschickt – wo man normalerweise Cessna und Co, nicht aber zwei Jumbo-Jets erwartet: Die beiden irakischen Boeing 747 stehen seit dem Golfkrieg in Tozeur und werden dort wohl noch lange ihr Dasein fristen. Das Flughafenpersonal von Tozeur holt die Besucher zu Fuß vom Flugzeug ab und begleitet sie durch den Zoll. Die ganze Prozedur verläuft ohne Probleme, am einfachsten gelingt die Verständigung auf Französisch, aber viele Tunesier sprechen auch Englisch. Kleine Geschenke sind bei den Flughafenmitarbeitern hoch willkommen und sorgen für eine reibungslose Abfertigung von Pilot und Maschine.
Tozeur: kleinere Maschinen werden zum Abstellplatz der Allgemeinen Luftfahrt geschickt
Per Bus oder Taxi geht es dann zur ersten Erkundung in die Stadt. Ihre Geschichte reicht weit zurück: Tozeur war auf Grund seiner Lage im Südwesten Tunesiens zwischen Steppe und Wüste eine wichtige Station für die Karawanen, die von der Sahara zum Mittelmeer zogen. Besonders sehenswert ist deshalb das Museum Dar Cherait in Stadtmitte: Dort sind Kunsthandwerk, Waffen, Bücher, Kleider und Szenen aus dem Alltag der Karawanen zu sehen. Wen es aus der Stadt herauszieht, für den sind Ausflüge zu den Bergoasen ein Muss: Chebika ist ein Dorf aus Lehm und Stein, oberhalb eines Palmenhains an einen Berghang gebaut; Tamarez ein ehemaliger Bischofssitz aus dem 6. Jahrhundert. Als Ausgangspunkt für diese Ausflüge bietet sich das Hotel Palmyre an. Direkt an der Straße zum Flughafen gelegen überwältigt es mit seinem Blick auf die unmittelbar dahinter beginnende Wüste.
Touren kann man entweder im Tourist Office in der Stadt oder direkt im Hotel buchen. Mit einem allradgetriebenen Fahrzeug samt Führer geht es dann zur Wüstentour Richtung algerische Grenze. Dazu durchquert man zunächst die nahe gelegene Oase El Hamma du Djerid. In dieser intensiv genutzten Gartenlandschaft von rund 1000 Hektar wachsen vor allem Dattelpalmen, aber auch Granat- äpfel-, Feigen- und Zitronenbäume. Das kleine Paradies inmitten einer unwirklichen Umgebung wird von 200 Quellen und artesischen Brunnen bewässert. Einen enormen Kontrast zu dieser Oase erlebt man bei der Überquerung des Chott El-Garsa, der nahezu vegetationslos ist – weit und breit nur Sand und Steine. El-Garsa bildet zusammen mit dem Chott Djerid und dem Chott El-Fedjadj im Osten den größten Salzsee innerhalb der Sahara. Südlich davon geht die Steppe dann in richtige Wüste über.
Tunesien: Fliegen zwischen Steppe und Wüste
Bald ist das erste Etappenziel erreicht: Chebika, ein ehemaliger römischer Militärposten, heute ein kleines Lehmdorf, das sich an einen Berg schmiegt. Hier werden die Besucher von einem üppig fließenden Wasserfall überrascht, der die Oase mit dem kostbaren Nass versorgt. Weiter geht die Fahrt nach Tamarez, das frühere römische Ad Turres. Die Oase war bereits im 6. Jahrhundert Bischofssitz und liegt auf einem alten Reiseweg von Gafsa nach Tebessa in Algerien. Beeindruckend sind hier vor allem tief ausgewaschene Schluchten, an deren Felsrändern man mehr als 100 000 Jahre alte Fossilien finden kann.
Fast schon an der algerischen Grenze liegt die kleine Oase Mides, direkt am Rande zweier rund 60 Meter tief eingeschnittener Canyons. Die Flussläufe dieser Oase werden durch lange grüne Vegetationsstreifen markiert, die sie deutlich von der umgebenden Wüste abheben. Eine Fahrt in diesem überdimensionierten „Sandkasten“ und quer durch den unendlich erscheinenden Salzsee machen die Faszination der Wüste spürbar. Auch per Flugzeug lässt sich diese beeindruckende Natur erleben. Aber Vorsicht! In Tozeur gibt es kein Avgas, und bis zum nächsten Tankstopp in Monastir sollte die Reserve beim Rückflug immer locker ausreichen. Einige Tage bei milden Temperaturen und Dauersonnenschein lassen kaum vorstellbar erscheinen, dass zur gleichen Zeit nördlich der Alpen Schnee und Schmuddelwetter herrschen. Deshalb: Auf nach Tozeur – die Wüste lebt!
Tozeur: Tipps und Infos
- So kommt man hin: Für den Einflug nach Tunesien muss sowohl für VFR- als auch für IFR-Flüge einige Tage im Voraus eine Einfluggenehmigung beantragt werden. Das geht entweder über die deutsche Flight Service International GmbH, Telefon 07229/661466, oder per Fax auf Englisch direkt bei Ministère du Transport, Direction Générale de L’Aviation Civile, 13 Rue 8006 Monplaisir, 1002 Tunis, Fax 00216/11794227.
- Eine mögliche Route von Deutschland führt über Cannes/Mandelieu in Südfrankreich und die Pflichtmeldepunkte OMAR und MERLU im nördlichen Mittelmeer nach Figari auf Korsika. Von dort fliegt man zum militärischen Flughafen und Airport of Entry Cagliari/Elmas in Sardinien, wo die Zollabfertigung für den Flug nach Tunesien erledigt wird. Die Route führt über das südliche Mittelmeer bis Tunis/Carthage und von dort direkt nach Monastir/Habib Bourghiba. Beim Zwischenhalt in Monastir solllte getankt werden, da es nur dort und in Tunis Avgas gibt! Der Weiterflug nach Tozeur geht über die Pflichtmeldepunkte ARNEB, das BAN VOR und Gafsa. Der Flug wird zunächst von Tunis Information auf 128,90 MHz begleitet, dann von Tozeur Tower auf 118,20 MHz übernommen. Eingeflogen in die Kontrollzone wird über den nordöstlichen Einflugpunkt November und November 1, der über die Oase El Hama du Djerid führt.
- Unterkunft: Das Hotel Palmyre an der Straße zum Flughafen ist mit dem Taxi in wenigen Minuten zu erreichen. Vom Pool und den Terrassen hat man einen großartigen Blick direkt zur Wüste. Im Hotel können Ausflüge in die Umgebung mit einem Geländewagen gebucht werden. Der Preis einer Übernachtung beträgt etwa 120 Euro für das Doppelzimmer inklusive Frühstück (Telefon 00216/76 4520 20). Im südlichen Teil der Stadt in der Avenue Abou el Kacem ech Chabbi liegen die Hotels Continental (Telefon 00216/76 46 14 11, Doppelzimmer mit Frühstück etwa 45 Euro) und Oasis (Telefon 00216/76 452300, Doppelzimmer mit Frühstück etwa 70 Euro). Das Tourist Office von Tozeur ist werktags unter Telefon 00216/76 4540 88 zu erreichen
Text: Nikolaus Moser, fliegermagazin 2/2005