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Flugplatz Bornholm – EKRN

Wer auf die Landkarte schaut, würde die Insel Bornholm eher Schweden zurechnen, doch sie ist dänisch – auch wenn sie ein ganz anderes Flair hat, als man es von Dänemark erwartet

Von Redaktion

Attraktive Ziele für Auslandsflüge, die aber noch vor der eigenen Haustür liegen – da fallen norddeutschen Piloten Flugplätze in der Dänischen Südsee ein; vor allem Endelave, Femø & Co. bieten Inselidylle wie aus dem Bilderbuch. Auf Bornholm findet man ein etwas anderes, aber nicht weniger attraktives Dänemark. Die östlichste Insel des Königreichs liegt näher an Schweden und Deutschland als am Mutterland und unterscheidet sich nicht nur landschaftlich von ihren westlicheren Schwestern. Den Nordwesten umgibt kein flacher Strand, sondern eine schroffe Felsküste mit steilen Klippen. Dahinter prägen Wälder und Seen das Bild, und über allem thronen die imposanten Überreste der mittelalterlichen Burg Hammershus, Nordeuropas größter Burgruine. Der Flughafen liegt ein paar Kilometer südöstlich der Inselhauptstadt Rønne an der Westküste.

Seit 1969 gibt es eine 2000 Meter lange Asphaltbahn, die auch heute noch lang genug ist für die mehrmals täglich stattfindenden Linienflüge nach Kopenhagen. Sie werden von den Insulanern eifrig genutzt, die eine große Nähe und Verbundenheit zur Hauptstadt fühlen. Bei Ticketpreisen unter 100 Euro für Hin- und Rückflug und einer Flugzeit von 35 Minuten gönnen sich viele der 40 000 Bornholmer regelmäßige Abstecher dorthin.Wir stellen unser Flugzeug ab und verzurren es – ab geht’s ins Inselvergnügen. Vom Flughafen fahren während der Saison zwei Buslinien nach Rønne und zu mehreren Orten entlang der Küste. Im Terminal gibt es drei Autovermietungen und gleich vor dem Gebäude einen Taxistand. Wer wenig Zeit hat und viel von der Insel sehen möchte, sollte sich einen Mietwagen nehmen: Mit 588 Quadratkilometern ist Bornholm alles andere als klein und kann auch einen ein- oder zweiwöchigen Urlaub problemlos füllen.

Der Flugplatz liegt ein paar Kilometer südöstlich der Inselhauptstadt Rønne

Die ganze Schönheit der Insel erschließt sich einem jedoch am besten mit dem Fahrrad – bei 250 Kilometern Radwegen kein Problem. Bornholm spricht verschiedene Urlaubertypen an. Für Outdoor-Liebhaber ist die Insel ein Paradies, so gut wie alles ist hier möglich: klettern an den Klippen im Norden, im Kajak um die Insel paddeln, durch die Wälder joggen, per Mountainbike die Hänge stillgelegter Granit-Steinbrüche hinunterstürzen – oder gemächlich eine Runde golfen. Wer nur ausspannen und am Strand liegen möchte, ist hier genauso richtig. Die besten Stellen zum Sonnenbaden findet man im Süden der Insel, allen voran in Dueodde. Auf über 25 Kilometern von Boderne im Westen nach Snogebæk im Osten erstrecken sich weiße Dünen, eingerahmt von Kiefernwäldern zur einen Seite und kristallklarem Meer zur anderen.

Feinkörnig: Bornholms Strände sind berühmt für den feinen weißen Sand. Die schönsten Badebuchten sind im Süden (Foto: Michael Reichert)

Der Sand ist so weiß und fein, dass er früher in Sanduhren Verwendung fand. Kein Vergleich zu den oft steinigen Stränden anderer dänischer Inseln – nicht umsonst gilt Dueodde als einer der schönsten Strände Dänemarks. Familien mit kleinen Kindern schätzen die flach abfallenden Badestellen. Bornholm hat die meisten Sonnenstunden Dänemarks und wird von den Dänen daher Solskinsøen genannt, Sonneninsel. Was man auf einer dänischen Insel nicht unbedingt erwarten würde, ist gehobene Esskultur. Klar, auch auf Bornholm muss niemand auf Hotdog und Softeis verzichten. Doch Bornholm bietet mehr; der Trend zu Bio- , Öko- und regionalen Lebensmitteln hat sich hier längst durchgesetzt.

Strand von Bornholm: Der Sand ist so weiß und fein, dass er früher in Sanduhren Verwendung fand

Die gefühlte Nähe zu Kopenhagen hat eine Reihe gehobener, ambitionierter Restaurants entstehen lassen, die mit regionalen Zutaten experimentieren und sich von Ideen aus der Hauptstadt und der internationalen Haute Cuisine inspirieren lassen. Manche Lokale haben inzwischen sogar Ableger in der Hauptstadt, wie das Kadeau, das 2007 in Sømarken im Süden der Insel eröffnet wurde und dessen Kopenhagener Dependance 2013 seinen ersten Michelin-Stern erhielt. Die Lage in einem abgelegenen Strandpavillon zwischen Wald, Dünen und Meer spricht eindeutig dafür, die Gaumenfreuden am Ursprungsort zu genießen. Man muss allerdings bereit sein, 130 Euro für ein Menü auszugeben. Im Sommer wird die kulinarische Infrastruktur ergänzt durch so genannte Popup-Lokale, die nur begrenzte Zeit existieren.

Wenn zum Beispiel die luxuriöse Cocktailbar Ruby aus Kopenhagen im Juli und August ihre Zelte im Hafen von Listed im Nordosten Bornholms aufschlägt, dann hängt ein Hauch von Metropolen-Nachtleben in der Luft des kleinen Orts. Sogar Königin Margarethe war 2012 auf einen Besuch hier. Liebhaber von Kunsthandwerk und hochwertigen Designartikeln finden auf Bornholm zahlreiche Werkstätten von Schmuckdesignern, Keramikern, Bildhauern, Holzschnitzern und Malern. Weit verbreitet sind Glasbläsereien. Kunstkenner schätzen das Museum auf den Helligdomsklippen im Norden. Das futuristische Gebäude zeigt auf 4000 Quadratmetern Bornholmer Kunst vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis heute sowie eine große Sammlung von Kunsthandwerk, Keramik und Glas.

Mit der Fähre erreichbar: Die Schärengruppe markiert den östlichsten Punkt Dänemarks

Eine Besonderheit ist das Rinnsal, das durchs Gebäude fließt: Der Bach, der aus der nahe gelegenen Helligdomskilde (Heiligtumsquelle) entspringt, begleitet die Besucher auf ihrem Weg durch das Gebäude – eine originelle Idee. Die Felsenküste der Helligdomsklippen lässt sich außer aus der Luft bestens vom Wasser aus betrachten. Vom Ort Gudhjem startet ein Ausflugschiff zu einer einstündigen Küstenfahrt bis zu den Helligdomsklippen. Dabei nähert es sich den schönsten Felsen bis auf wenige Meter, sodass die Fahrgäste auch einen Blick in die tiefen Gesteinshöhlen werfen können. Die Fahrt endet an der Bootsanlegestelle unter dem Kunstmuseum, von wo aus man den Museumsbesuch anschließen oder einen Küstenspaziergang zurück nach Gudhjem unternehmen kann. Von dort fahren außerdem Fähren nach Christiansø, der Hauptinsel der Erbseninseln (Ertholmene). Die Schärengruppe markiert den östlichsten Punkt Dänemarks.

Runde Sache: Kirche Sankt Øls südlich von Allinge (Foto: Michael Reichert)

Im Sommer finden in den sehenswerten Rundkirchen Bornholms klassische Konzerte statt, zu denen Musiker aus ganz Europa anreisen. Akustik und Atmosphäre der Kirchen machen diese Konzerte besonders eindrucksvoll. Das dreitägige Wonderfestiwall, das im Freien vor der imposanten Kulisse der Ruine Hammershus stattfindet, lockt im August mit innovater Rockmusik, und in Allinge und Nexø gibt es renommierte Jazzfestivals. Nicht zuletzt werden den ganzen Sommer über in vielen Orten urige Hafenfeste gefeiert. Auch außerhalb der Touristensaison bietet die Inselhauptstadt spannende Konzerte, vor allem im Musikhuzet und im Raschs Pakhuz, wo Dänemarks beste Rock-, Blues- und Punk-Bands auftreten. Mit knapp 14 000 Einwohnern ist Rønne vielleicht keine Großstadt, doch unbestritten das kulturelle Zentrum. Sehenswert ist die Altstadt rund um den lebhaften Marktplatz.

Hier findet man auch ein eigenwilliges Werk des japanischen Künstlers June-Ichi Inoue, der bis zu seinem Tod 2009 auf der Insel lebte. Die Granitskulptur erinnert ein wenig an Stonehenge und ist gleichzeitig eine Sonnenuhr, die zur Sonnenwende die Mittagszeit anzeigt, indem das Licht genau durch den Schlitz des Kunstwerks fällt. Bevor es auf den Heimweg geht, sollte man noch eine Runde um Bornholm fliegen. Die Vielfalt der Landschaft, das Farbenspiel der Wälder, Felder und Wiesen, die Felsküste, der kilometerlange weiße Strand von Dueodde – all das entfaltet aus der Luft noch einmal eine ganz andere Wirkung. Und spätestens jetzt wird einem klar, dass ein Wochenende für Bornholm gar nicht ausreicht: Zu viel gibt es hier zu sehen, zu tun, zu essen und zu shoppen. Ein Tipp für Wiederholungstäter!

Bornholm – Tipps und Infos

  • Unterkünfte: Beliebteste Form der Unterkunft auf Bornholm sind Ferienhäuser. Es gibt etwa 4000, die meisten davon stehen im Süden, Südosten und an der Westküste bei Hasle. Im Norden dominieren Hotels und Pensionen. An mehreren Campingplätzen lassen sich kleine Ferienhütten mieten. In der Saison, Mitte Juni bis September, sollte man frühzeitig buchen. Eine Übersicht von Unterkünften gibt es auf www.bornholm.info/de und www.bornholm-ferien.de.
  • Essen und Trinken: Restaurant Kadeau, Baunevej 18,3720 Aakirkeby, www.kadeau.dk: gehobenes Essen auf Sterne-Niveau. Café Bay Frost, Strandstien 1A, 3740 Svaneke, www.sebastianfrost.dk: Kuchen, Kaffee, Champagner, Cocktails und Hafenblick. Hotel Stammershalle, Søndre Strandvej 128, 3760 Gudhjem, www.stammershalle-badehotel.dk: Das Hotelrestaurant ist mit einer Bocuse-Medaille ausgezeichnet. Nordbornholms Røgeri, Kæmpestranden 2, 3770 Allinge, www.nbr.dk: eine der besten Fischräuchereien der Insel; täglich großes Fischbuffet. Svaneke Bryghus, Svaneke Torv 5, 3740 Svaneke, www.svanekebryghus.dk: Mikrobrauerei mit angeschlossenem Restaurant.
  • Aktivitäten: Sport, Natur, Baden, Shopping, Kultur – alles ist möglich. Auch für Kinder ist genug im Angebot, etwa der Joboland Park in Svaneke (eine Kombination aus Vergnügungs-, Wasserrutschen- und Tierpark, www.joboland.dk) oder das Mittelalter-Center in Gudhjem (www.Bornholmsmiddelaldercenter.dk). Gute Informationsquelle ist die Website von Destination Bornholm, www.bornholm.info/de.

Text: Jan Fees; Fotos: Michael Reichert, Jan Fees, Sebastian Frost; fliegermagazin 6/2016