flugplaetze

Flughafen Barcelona – LELL

Spätestens mit dem Zuschlag für die Olympischen Spiele 1992 hat Barcelona sich den Ruf erworben, eine der faszinierendsten Metropolen Europas zu sein. Vor allem die architektonische Geschichte der Stadt hinterlässt einen bleibenden Eindruck

Von Redaktion

In knapp 100 Jahren hat sich ihr Stadtbild zweimal drastisch veränert: Barcelona, die Hauptstadt Kataloniens, gelegen zwischen Bergen und Meer, sieht sich nun einem erneuten Wandel gegenüber, denn einige Großprojekte stehen vor der Tür. Bis heute haben die berühmten Bauten des katalanischen Jugendstils, allen voran die Werke Antonío Gaudís, einen festen Platz im Barcelona der Moderne. Die Plaça de Catalunya im Herzen der Innenstadt ist ein idealer Ausgangspunkt für erste Erkundungen: Von hier aus starten die „Barcelona Walks“ und die „City by Bike“-Touren. Außerdem gibt’s auf der Plaça zwei Haltestellen der „Barcelona Bus Turistic“, die insgesamt drei Linien betreibt. Mit einem Tagesticket kann man sie nach Belieben nutzen. Die Busse fahren nahezu alle Sehenswürdigkeiten der Stadt an, und über Kopfhörer bekommen die Fahrgäste in acht Sprachen Infos zu den jeweiligen Plätzen, Gebäuden und geschichtlichen Hintergründen präsentiert.

Um das Stadtzentrum zu Fuß zu erkunden, sollte man sich zunächst einmal auf die weltberühmte Rambla begeben, den etwa zwei Kilometer langen Boulevard, der von der Plaça de Catalunya zum Hafen führt. Die Rambla gliedert sich in fünf Abschnitte – jede mit einer ganz eigenen Art von Sehenswürdigkeiten, Brunnen, einem Vogel- oder Spezialitätenmarkt und nicht zuletzt die am Hafen endende Rambla de Santa Mónica. Unzählige Kioske säumen die Meile, die von den unterschiedlichsten Straßenkünstlern belebt wird. Von der Rambla dels Caputxins bietet sich ein Abstecher auf die Plaça Reial an. Durch drei Torbögen hindurch gelangt man auf den rechteckigen, nach allen Seiten geschlossenen Platz, wo es etwas ruhiger zugeht. Mit seinen Arkaden, Palmen und Cafés lädt er zum Verweilen ein. Hat man das Ende der Rambla, den alten Hafenplatz, erreicht, steht man unmittelbar vor der anlässlich der ersten Weltausstellung 1888 errichteten Kolumbussäule.

Sabadell ist mit 100 000 Flug- bewegungen der meistfrequentierte AL-Airport in Spanien

Ein Aufzug bringt schwindelfreie Besucher auf die Aussichtsplattform in 60 Metern Höhe. Von hier aus ist der Blick frei über die Ramblas, das Barrío Gótico, die ursprünglich von einer Mauer begrenzte Altstadt, und die im Schachbrettmuster angelegte Stadterweiterung des Eixample mit der Sagrada Familia bis hin zum Montserrat-Gebirge. Auf der anderen Seite kann man das Auge über die Häfen, Anlegestellen der Fähren und Kais der Kreuzfahrtschiffe aufs offene Meer hinaus schweifen lassen. Barcelona ist die Stadt zwischen Bergen und Meer, und bis heute verabredet man sich an Plätzen auf der Berg- oder eben auf der Wasserseite. Wobei früher nur der Anblick des Meeres reizvoll war: Weil Kläranlagen fehlten und der Industriehafen direkt vor der Stadt lag, konnte man dort lange nicht schwimmen gehen. Das änderte sich mit der Olympiade 1992. Seither hat Barcelona einen feinsandigen, sauberen Strand direkt an einer fünf Kilometer langen Promenade.

Als die Stadt den Zuschlag für die Olympischen Spiele erhielt, begann eine Kampagne, die unter dem Motto „Barcelona posa ’t guapa – Barcelona, mach Dich schön“ zu einer Reihe von städteplanerischen Maßnahmen führte, von denen die bedeutendste die Neugestaltung der Hafenanlagen und des Arbeiterviertels Barceloneta ist. Seither kann man von der Kolumbusstatue über die Uferpromenade, die Moll de la Fusta, entlang des neuen Yachthafens dorthin spazieren. Gegenüber der Moll de la Fusta führt die neu angelegte Rambla de Mar mit einer wellenförmigen Zugbrücke zum Maremagnum, einem Freizeitkomplex mit Seewasser-Schauaquarium, Imax-Kino und Restaurants. Hier kann man leicht einen ganzen Tag verbringen. Etwas außerhalb des Stadtkerns lädt die weitläufige Gartenlandschaft des Park de la Ciutadella mit ihren Wasserspielen und dem zentralen See zum Spazierengehen ein. Auch der Park ist ein Vermächtnis der ersten Weltausstellung von 1888.

Klassik trifft ständig auf Moderne und sorgt am Hafen für architektonische Spannung

Seine Erbauung schildert der Schriftsteller und gebürtige Barcelonese Eduardo Mendoza im Roman „Die Stadt der Wunder“. Das Jahr 1888 gilt als Beginn des Modernisme, gerne bezeichnet als katalanischer Jugendstil, der im wirtschaftlich aufstrebenden Barcelona wie kaum irgendwo sonst Blüten getrieben hat – architektonische und finanzielle. Eine der wichtigsten Symbolfiguren dieser Zeit ist der berühmten Künstler und Architekt Antonío Gaudí. Ein Beispiel für sein künstlerisches Werk, welches bis heute das Stadtbild prägt, ist die Serpentinenbank nahe des Haupteingangs: Dem Besucher fällt diese wellenförmige, scheinbar unendlich lange, mit bunten Keramikscherben belegte Sitzbank sofort ins Auge. Von diesem ungewöhnlichen Platz aus hat man einen schönen Ausblick auf die unterhalb gelegene Stadt.

Wer mehr von Gaudís besonderen Bauwerken bewundern möchte, sollte den Stadtteil Eixample aufsuchen: Hier stehen unter anderem die Casa Battló, die Casa Milá und die Stiftungskirche La Sagrada Familia, deren Bau von Gaudí initiiert wurde, scheinbar aber eine endlose Geschichte ist. Alle drei Bauwerke tragen den Titel UNESCO-Weltkulturerbe. In der Nähe der unvollendeten Kathedrale wird nun trotz zahlreicher Proteste die Trasse für den Hochgeschwindigkeitszug AVE vorbeiführen. Rings um den künftigen Bahnhof ist bereits eine Hightech-Zone geplant, die Barcelona in die Zukunft katapultieren soll. Bereits heute markiert der blaue Torre Agbar, Sitz der Wassergesellschaft, als weithin sichtbares Symbol die Entwicklung einer neuen Silhouette: Knapp 145 Meter hoch, mit einer Fassade aus 60 000 Glaslamellen. Nicht alle Katalanen finden ihn so gelungen wie die Jury, die den Architekten Jean Nouvel dafür mit dem „Internationalen Hochhauspreis“ auszeichnete.

Zum feierlichen Abschluss eines gelungenen Aufenthalts bietet sich ein Besuch in der „Casa Calvet“ an, einem zum Restaurant umgebauten ehemaligen Wollkontor in der Calle Caspe. Von außen eher unscheinbar, ist die Inneneinrichtung von Antonío Gaudí noch im Original erhalten und in die neue Nutzung integriert. Das Essen ist unbeschreiblich, die Preise leider auch. Barcelona – mas qué mai! Das ist katalanisch und bedeutet soviel wie „mehr als alles“. Treffender kann man diese Stadt in drei Worten kaum beschreiben.

Barcelona – Tipps und Infos

So kommt man hin: Von Deutschland aus führt der Flug normalerweise zunächst durch das Rhônetal westlich an Lyon vorbei, dann Richtung Perpignan an der französischen Grenze. Für VFR-Flüge ist in Spanien ein Flugplan Pflicht (Abgabe 30 Minuten vor Abflug; spätestens jedoch vor Einflug in den spanischen Luftraum). Beim Grenzüberflug übernimmt Girona Approach auf 120,90 MHz den Funk; weiter geht es über das BAGUR-VOR und die bekannten Badeorte Palamos und Calella. Vom Calella-VOR aus ist die VFR-Transitroute um Barcelona herum obligatorisch, denn der Großflughafen Barcelona-El Prat ist weiträumig für VFR-Flüge gesperrt. Der General-Aviation-Flugplatz für Barcelona ist Sabadell (LELL), ein Industriestädtchen nahe der Metropole. Die Transitroute verläuft nord-/nordwestlich von Barcelona und führt über Sabadell und Villafranca weiter südlich nach Taragona zurück zur Küste.

Wegen der unmittelbaren Nähe zum internationalen Flughafen sollte der Anflug auf Sabadell präzise sein. Nach Funkkontakt mit Sabadell Tower auf 120,80 MHz (problemlos in Englisch) sollte man aus nordöstlicher Richtung kommend in maximal 4500 Fuß über den Pflichtmeldepunkt ECHO (zwei nahe beieinander stehende Funkantennen) anfliegen. Der Towerlotse integriert den ankommenden Verkehr in die belebte Platzrunde. Aufpassen: Nach der Landung muss die Runway so schnell wie möglich verlassen werden, so steht es explizit in der AIP! Das kann auch über den Taxiway geschehen, der genau mittig auf die Bahn stößt und nur in der ICAO Platzkarte verzeichnet ist, nicht aber im Jeppesen-Bottlang. Platzfremde Maschinen werden dann von einem Marshaller zum General Aviation Terminal geleitet.

Angesichts der Fülle an Informationen zu Barcelona ist es fast unmöglich, allgemein gültige Empfehlungen zu geben, deshalb einige persönliche Tipps. Jedem, der gerne liest, sind zur Einstimmung zwei Bücher zu empfehlen: „Die Stadt der Wunder“ von Eduardo Mendoza, ein um die Zeit der Ersten Weltausstellung von 1888 angesiedelter Roman, der die ungeheure Aufbruchstimmung zur Jahrhundertwende beschreibt. Zudem von Carlos Ruiz Zafón „Im Schatten des Windes“, eine Schilderung von der wirtschaftlichen Blüte der Stadt in dieser Jahrhundertwende bis hin zur düsteren Ära Francos. Es gibt inzwischen einen Reiseführer, der sich auf die bei Zafón genannten Straßen und Plätze bezieht. All jenen, die nicht so gerne lesen, sei als erste Anlaufstelle das Informationsbüro von Turisme de Barcelona an der Plaça de Catalunya empfohlen. Nirgendwo sonst findet man diese Fülle von Anregungen, Prospekten und dazu persönliche Beratung, auch in deutscher Sprache. Vorab-Information unter www.barcelonaturisme.com.

Restaurants: Wer in ein überwiegend von Barcelonesen frequentiertes Lokal geht, darf sich nicht wundern, wenn man dort zu „deutschen“ Essenszeiten alleine is(s)t. Zum Mittagessen geht ein Katalane frühestens um zwei Uhr nachmittags, Abendessen gibt’s ab 21.30 Uhr, und dazwischen Tapas, die typischen vielseitig belegten Häppchen, obwohl Tapas eigentlich nicht nach Barcelona gehören. Doch die Nachfrage von mehreren Millionen Touristen jährlich hat längst dazu geführt, dass jede Bar Tapas anbietet. Kein Geheimtipp, aber ein Erlebnis: Die Casa Calvet in der Calle Caspe 4, Telefon 0034/ 93 4124012 sorgt für das gastronomische Highlight eines Barcelona-Aufenthalts. Unbedingt reservieren! Und noch ein berechtigter Hinweis: Angesichts unzähliger Besucher ist die Metropole leider auch ein Eldorado für Taschendiebe. Egal, ob auf einem belebten Platz oder beim Spaziergang im Park, man sollte sich dessen jederzeit bewusst sein und nur das Nötigste an Geld und Papieren bei sich tragen.

Text: Anne-Marie Ring, fliegermagazin 5/2008