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Flugplatz Bopfingen – EDNQ

Eine pulsierende Metropole ist das kleine Bopfingen am Rande der Schwäbischen Alb wirklich nicht. Genau deshalb sollte man diesen Sommer mal hinfliegen!

Von Redaktion

Verfehlen kann man Bopfingen kaum. Solange nicht dichter Nebel ohnehin jeden VFR-Flug unmöglich macht, ist das Wahrzeichen der kleinen schwäbischen Stadt, der 668 Meter hohe, einem kleinen Vulkan ähnelnde Kegel des Bergs Ipf, bereits aus großer Entfernung zu sehen. Bopfingen liegt an der östlichen Grenze Baden-Württembergs, am Rand des beinahe 15 Millionen Jahre alten Meteoritenkraters „Nördlinger Ries“ mit über 20 Kilometer Durchmesser. Kommt man von Osten oder von Norden und fliegt in großer Höhe, so kann man an klaren Tagen deutlich die erhabenen Ränder des Kraters sehen. Er ist der größte noch nicht von der Erosion vollständig unkenntlich gemachte Einschlagskrater auf der Erde. Der kleine Flugplatz Bopfingen und die Stadt sind ein ideales Flugziel für einen sommerlichen Samstag – vor allem natürlich für Piloten aus Süddeutschland. Samstags ist der Platz in der warmen Jahreszeit ab 11 Uhr besetzt, zu anderen Zeiten sollte man sich vorher telefonisch anmelden.

Die 620 Meter lange Runway, die beiden Hangars der Fliegergruppe und der bleistiftdünne Einmann-„Tower“ liegen inmitten einer für die Schwäbische Alb typischen Wachholderheide. Im Frühling blühen hier Enzian, Lilien, Gold- und Silberdisteln; weidende Schafe einer nahen Schäferei sorgen für stets kurzes Gras. Hier neben dem Flugzeug das Zelt aufzubauen – diesen Gedanken hatte der Autor seit seinem ersten Besuch auf dem „Sandberg“, wie der Flugplatz bei Einheimischen heißt. Ideal ist es natürlich, so einen Wochenendtrip in die Schwäbische Alb mit dem Besuch des Bopfinger Fliegerfests zu verbinden, das in diesem Jahr am 27. und 28. Juni stattfindet – für Leser dieser Zeilen vielleicht gerade noch zu schaffen. Rundflüge mit einer Antonov, Fallschirmspringer, Kunstflugvorführungen (unter anderem von Angelika Heiß mit ihrer Extra 200 und Segelkunstflieger Martin Hofmann) sowie spektakuläre Modelljets stehen auf dem Programm.

Der kleine Flugplatz Bopfingen und die Stadt sind ein ideales Flugziel für einen sommerlichen Samstag

Am Fest-Wochenende bekommen die Camper am Platz dann am Sonntagmorgen mit etwas Glück sogar frische „Bräzle“, also Brezeln. Viel Luxus sollte man aber nicht erwarten. So gastfreundlich die Mitglieder des Clubs ihre Gäste bewirten und umsorgen, so spartanisch und einfach ist die Infrastruktur. Den Campern stehen zwar Duschen und Toiletten im Clubheim zur Verfügung, aber die nicht gerade überlange Bahn und der schlichte Platz, der kein Avgas anbietet, ist eher für die Träumer unter uns Piloten, nicht für die Business-Jockeys, also für Flieger, die einmal abseits geschäftiger Verkehrslandeplätze ein paar beschauliche Stunden in der Natur verbringen wollen. Das bedeutet nicht, dass man auf alles verzichten muss. 15 Minuten Fußweg sind es in den Ort hinunter, wo es alles für ein oder zwei Tage Aufenthalt ohne Langeweile gibt. Mehrere gute Gasthöfe nehmen zu moderaten Preisen Besucher ohne Zelt auf, einige Restaurants und Cafés versorgen Hungrige.

Camping erlaubt: Gleich neben ihrem Flugzeug können Piloten übernachten – ein tolles Abenteuer für Kinder (Foto: Alexis von Croy)

Keinesfalls sollte man sich bei einem Rundgang in der Stadt den auch über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus bekannten spätgotischen Flügelaltar in der Stadtkirche Sankt Blasius entgehen lassen, der 1472 vollendet wurde und die beinahe fünfeinhalb Jahrhunderte seit seiner Entstehung so gut wie unversehrt überstanden hat. Friedrich Herlin, der Nördlinger Meister, der das Prachtstück einst geschaffen hat, gehörte im 15. Jahrhundert zur künstlerischen Avantgarde und war stark von Rogier van der Weyden (1400 – 1464) beeinflusst, einem der größten Maler der Niederlande, bei dem Herlin vielleicht sogar gelernt hat. Noch mindestens drei Jahrhunderte älter sind die Überreste der beiden hochmittelalterlichen Burgen Flochberg am Ortsrand und Schenkenstein, etwas weiter außerhalb im Ortsteil Aufhausen gelegen. Fünf Kilometer außerhalb der Stadt gibt es im Ortsteil Baldern aber auch ein völlig intaktes Schloss aus dem 11. Jahrhundert zu besichtigen.

Ideal: Einen Wochenendtrip in die Schwäbische Alb mit dem Besuch des Bopfinger Fliegerfests zu verbinden

Schloss Baldern beherbergt eine der größten Waffensammlungen Deutschlands mit 800 Exponaten aus ganz Europa und dem Orient. Während der Saison von Mitte März bis Ende Oktober kann das Schloss (außer montags) besichtigt werden, auch Gruppenführungen sind möglich. In den ehemaligen Stallungen wurde ein stilvolles Café-Restaurant eingerichtet, in dem (nach Voranmeldung) als Landsknechte gekleidete Kellner zu historischer Musik nach historischen Rezepten zubereitete Spezialitäten servieren. In Balderns Schlosshof gibt es dazu einen schönen Biergarten. Im nahen Nördlingen, nur zwölf Kilometer östlich von Bopfingen, dreht sich im Rieskrater-Museum alles um die Geologie der Umgebung, die vom Meteoriten-Einschlag bestimmt ist. Hier stoßen Besucher auf ein Exponat, das man in der bayerischen Provinz (die Landesgrenze zu Baden-Württemberg verläuft zwischen Bopfingen und Nördlingen) nicht erwarten würden: ein echtes Stück Mondgestein, dem Museum von der NASA als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Einmann-Tower: Nicht mehr als ein Hochsitz mit Blechverkleidung ist der „Turm“ am Platz (Foto: Alexis von Croy)

Es gelangte 1972 mit Apollo 16 zur Erde und erinnert an das Geologie-Training der Apollo-Astronauten, das im Sommer 1970 wegen der interessanten geologischen Formationen im Nördlinger Ries stattfand. Eine Besteigung des Ipf gehört eigentlich zum Pflichtprogramm bei einem Besuch in Bopfingen. 210 Höhenmeter über der Stadt liegt das 2,3 Hektar große Gipfelplateau dieses „Zeugenberges“ – so heißen einzeln stehende Berge, die durch Erosion entstanden sind. Auf der Kuppe wurden mächtige bronzezeitliche Befestigungsanlagen aus dem zwölften Jahrhundert vor Christus entdeckt, aber auch griechische Tonfragmente aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus, die auf Handelsbeziehungen mit dem Mittelmeerraum schließen lassen – vor 2500 Jahren! Nach der Besteigung einer solch historischen Stätte blickt man dann ganz anders auf den Ipf, wenn er beim Heimflug unter den Flächen zurück bleibt.

Bopfingen – Tipps und Infos

So kommt man hin: Der Flugplatz Bopfingen liegt nur fünf Nautische Meilen nordöstlich des Verkehrslandeplatzes Aalen-Heidenheim (EDPA) am westlichen Rand des „Nördlinger Ries“ auf einem Hügel. Gut zur Navigation geeignet ist das Dinkelsbühl VOR (DKB), der Flugplatz liegt 18 Nautische Meilen südlich davon auf dem Radial 168. Der Berg Ipf direkt neben dem Platz ist kaum zu übersehen. Bopfingens Piste mit der Ausrichtung 07/25 hat eine Südplatzrunde in 2600 Fuß. Beachtet werden müssen vor allem die beiden Windräder nahe dem rechten Queranflug auf die „07“ sowie eine die Landebahn kreuzende Straße, die bei Flugbetrieb vom Flugleiter gesperrt ist.

Unterkunft: Die Fliegergruppe Bopfingen erlaubt ausdrücklich das Zelten neben dem Flugzeug. Im Vereinsheim stehen den Campern Toiletten und Duschen zur Verfügung. In Bopfingen selbst – zu Fuß 15 Minuten den Hügel hinunter – gibt es mehrere gutbürgerliche Pensionen und Hotels. Beispiele: Gasthof „Bären“ (ab 31 Euro, Tel. 073 62/72 67), „Zum Sonnenwirt“ (ab 52 Euro, Tel. 073 62/960 60) oder „Birntor-Keller“ (ab 25 Euro, Tel: 073 62/92 34 70), wo man tagsüber in einem schönen Biergarten oder abends in einem 800 Jahre alten staufischen Gewölbekeller gut essen kann – etwa Elsässer Flammkuchen. Weitere Informationen zu Gastronomie und Unterkunft findet man auf der Website der Stadt: www.bopfingen.de

Aktivitäten: Zum Berg Ipf, aber auch zu anderen regionalen Themen, gibt es Informationen im „Seelhaus“-Museum im Zentrum Bopfingens. Hier ist auch eine Ausstellung zur Entwicklung der kleinen Reichsstadt zu sehen. Stündlich fährt von Bopfingen aus ein Regionalzug nach Nördlingen. Dort ist vor allem ein Besuch der weltberühmten Altstadt und des Rieskratermuseums zu empfehlen, wo sogar ein echter Stein vom Mond besichtigt werden kann. Mit dem Taxi kostet eine Fahrt nach Nördlingen etwas über 20 Euro (Taxi Lorenz, Tel. 073 62/33 99)Sehenswert ist Schloss Baldern, fünf Kilometer außerhalb Bopfingens. Hier können Sie für fünf Euro eine interessante Schlossführung mitmachen oder den Park besichtigen. Informationen unter www.fuerst-wallerstein.de, Reservierungen für das Restaurant unter schloss-baldern@fuerst-wallerstein.de oder telefonisch (07 36/968 80).Am 27. und 28. Juni findet am Flugplatz das zweitägige Flugplatzfest in sehr netter Clubatmosphäre statt. An beiden Tagen kann von 8 bis 18 UTC kostenfrei gelandet werden.

Text und Fotos: Alexis von Croy, fliegermagazin 7/2009