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Flugplatz Suhl – EDQS


Im Süden des Thüringer Waldes liegt Suhl: Einst für seine Jagdwaffen und den Fahrzeugbau berühmt, gehören heute interessante Technikmuseen und ein idyllischer Flugplatz zu den Attraktionen des Städtchens

Von Redaktion

Der Flugplatz Suhl-Goldlauter liegt auf einer Anhöhe nordöstlich der Stadt zwischen den Hügeln der Umgebung. Aufgrund dieser Hindernissituation dürfen den Platz keine Anfänger ansteuern, und wegen der kurzen, ansteigenden Grasbahn sollte die Maschine vor allem an heißen Tagen nicht untermotorisiert sein. Baubeginn des Flugplatzes war 1969. Man wollte Ersatz für das Segelfluggelände Dolmar im 20 Kilometer entfernten Meinigen, wo sich zu DDR-Zeiten die sowjetischen Streitkräfte eingerichtet hatten. Der 1990 gegründete Verein hat heute 50 aktive Mitglieder aller Altersgruppen, im Club wird viel Wert gelegt auf Nachwuchsarbeit und Eigeninitiative. Fährt man nach dem Verzurren der Maschine vom Flugplatz aus hinunter ins Zentrum, bietet sich dem Besucher eine vielseitige und spannende Stadt: Die Geschichte Suhls ist seit Generationen durch das Waffengewerbe geprägt.


Die Tradition der Eisenverarbeitung reicht bis in die Frühgeschichte zurück. Gute Qualität und das reiche Vorkommen der Eisenerze begründeten die Ansiedlung dieses Handwerks im Mittelalter. Zunächst wurden Speerspitzen, Lanzen und Ritterrüstungen geschmiedet. Um 1500 gelangte die Technologie zur Herstellung von Pistolen und Gewehren nach Suhl. Im Mittelalter galt der Ort als Waffenschmiede Europas. Jagd- und Sportgewehre, die hier produziert werden, genießen auch heute noch Weltruf. Eine der bedeutendsten Sammlungen für Handfeuerwaffen ist im Museum zu sehen; die hierzulande einmalige Verbindung von traditioneller Handwerkskunst mit moderner Waffenproduktion sowie Schießsportfreizeitangebote sind charakteristisch für Suhl.

Segel- und Motorflieger teilen sich in Suhl gleichberechtigt den Flugplatz

Ausser Waffenfans kommen aber auch Naturfreunde und Wintersportler in der Region auf ihre Kosten: Der Rennsteig, einer der bekanntesten deutschen Wanderpfade, ist der Höhenweg des Thüringer Waldes und bildet eine natürliche Grenze zwischen Franken und Thüringen. Die Skiregion Suhl umfasst das Hauptmassiv des Thüringer Waldes mit Rennsteig und Vessertal, dieses wurde sogar als schönstes Tal Mitteldeutschlands ausgezeichnet. Rund 120 Kilometer gespurte Loipen und Skiwanderwege werden von Suhl aus in den Wintermonaten gepflegt. Für Schlitten-Liebhaber stehen zwei Rodelbahnen zur Verfügung. Zudem blickt Suhl auf eine über 100-jährige Tradition im Fahrzeugbau zurück. Angefangen hat alles im Jahre 1896 mit der Fertigung von Fahrrädern bei der Firma Simson. Im Laufe der Jahre entwickelte sich daraus ein blühendes Unternehmen für Motorräder und Pkw, wobei zu DDR-Zeiten der Schwerpunkt ausschließlich bei der Zweiradproduktion lag.

Mit der Zwangsversteigerung des Simson-Inventars 2004 endete diese Tradition. Auf über 1100 Quadratmetern Fläche und in 180 Exponaten lebt die Geschichte des Zweirad- und Automobilbaus im Fahrzeugmuseum auf, das im Sommer 2007 eröffnet wurde: Neben vierrädrigen Exponaten aus dem Rennsport finden sich hier auch berühmte Motorräder von AWO und Simson. Bei schönem Wetter lohnt sich nach dem Museumsbesuch ein ausgiebiger Bummel durch die Fußgängerzone und zu den zahlreichen Cafés. Wer allerdings richtigen Hunger hat, sollte Thüringer Spezialitäten am besten in den Gaststätten „Sohle“ oder dem „Malzhaus“ im Zentrum genießen. Sie wollen beim Essen lieber einen phantastischen Blick über die ganz Stadt genießen? Dann ist das Hotel Mercure die richtige Adresse: Vom Restaurant auf der Aussichtsplattform im obersten Stockwerk lässt sich die ganze Stadt wie aus der Vogelperspektive überblicken.

Suhl – Tipps und Infos

So kommt man hin: Der Platz liegt auf einer Anhöhe am Südwesthang des Thüringer Waldes. Von Norden kommend überfliegt man die Autobahn A4 Eisenach–Gera und unmittelbar vor der Stadt den großen Beerberg, mit 3228 Fuß höchster Punkt des Mittelgebirges im Westen. Direkt vor den Toren Suhls dient das Autobahndreieck Suhl-Nord als Orientierungshilfe. Aufgrund der besonderen Hindernissituation im An- und Abflug – im Osten ansteigendes Gelände auf 2338 Fuß, im Westen das Stadtgebiet – darf der Platz nur von Piloten mit mindestens 100 Flugstunden angeflogen werden. Alternativ kann ein Fluglehrer oder Einweisungsberechtigter den Piloten mit den besonderen Platzverhältnissen vertraut machen. Die 570-Meter-Grasbahn weist einen Höhenunterschied von 44 Fuß auf, im An- oder Abflug kann es durch die Hanglage zu Turbulenzen kommen. Von Dezember bis März ist die Grasbahn oft wegen Schnee nicht befliegbar!

Unterkunft: Vom eleganten Vier-Sterne-Hotel „Mercure“ direkt in der City über einsam am Wanderweg gelegene Pensionen unweit des Flugplatzes bis hin zur malerischen Ferienwohnung bietet Suhl für jeden Geldbeutel das Passende. Zahlreiche Unterkünfte und Privatquartiere liegen direkt im Herzen der Stadt. Privatzimmer bekommt man schon ab etwa 20 Euro pro Nacht. Infos bei Touristinfo Suhl, Telefon 0 36 81/ 72 00 52, www.ccs-suhl-gmbh.de

Aktivitäten: Eine der weltweit modernsten Wettkampfanlagen für alle Schießdisziplinen ist zu besichtigen, 1986 wurden hier die Weltmeisterschaft und danach viele Weltcups ausgetragen. Führungen können nach Voranmeldung gebucht werden. Das Waffenmuseum in der Stadtmitte, einziges Spezialmuseum seiner Art in Europa, bietet Einblicke in die Büchsenmachergeschichte aus sieben Jahrhunderten. Das Fahrzeugmuseum im Kongresszentrum ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und zeigt zahlreiche Mopeds, Motorräder und Autos, die in Suhler Fabriken seit 1896 hergestellt wurden. Informationen unter www.fahrzeug-museum-suhl.de
Im Erlebniszentrum Phänomania ist eine Interaktive Ausstellung zu sehen, die physikalische Phänomene erklärt. Infos zu allen Ausstellungen und Öffnungszeiten gibt die Touristinformation Suhl.

Text: Simon Krikava, fliegermagazin 10/2008