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Flugplatz Soest/Bad Sassendorf – EDLZ

Nicht mehr Ruhrgebiet, noch nicht ganz Sauerland – irgendwo 
dazwischen und doch mittendrin liegt Soest. Die Stadt hat eine
lange Geschichte, und auch fliegerisch lohnt sich ein Abstecher

Von Redaktion

Am Eingang des Sauerlands, nahezu in der Mitte zwischen den Regionalflughäfen Dortmund-Wickede und Paderborn-Lippstadt, liegt der Sonderlandeplatz Soest/Bad Sassendorf (EDLZ). Wer den schlimmsten Fehler noch vor dem Anflug vermeiden will, sollte wissen: Das „E“ im Stadtnamen ist ein Dehnungs-E, man spricht „Soest“ also mit langem „Oooh“ – und auf gar keinen Fall mit „Ö“! Die Anfänge der Fliegerei gehen hier bis ins Jahr 1919 zurück, als sich der erste Soester Flugverein gründete. Viel mehr als ein „Vorfliegen“ vor dem Ulrichertor, südlich es historischen Stadtzentrums, ist allerdings aus der Anfangszeit nicht überliefert.

Vorwiegend militärische Fliegerei gab es in Soest vor und nach dem Zweiten Weltkrieg; bis 1971 war das heutige Flugplatzgelände eine Basis der Royal Canadian Army, später für das britische Militär. Das 3. Regiment des Army Air Corps war von 1978 bis 1993 mit mehreren Hubschrauberstaffeln in der Soester Börde stationiert, zuletzt mit den Aufklärungs- und Panzerabwehrhubschraubern Gazelle und Lynx. Lange Zeit nutzte die Flugsportgemeinschaft Soest e. V. (FSG) den Flugplatz zusammen mit den ansässigen Streitkräften; nach deren Abzug wurde die FSG Soest Flugplatzhalter. Der vor 65 Jahren als „Interessengemeinschaft Segelflug“ gegründete Verein mit heute 170 Mitgliedern bietet die komplette Palette des Luftsports an: Angefangen vom Segel- und Motorseglerflug über Motor- sowie UL-Flug bis hin zum Ballonfahren sind sämtliche Aviateure vertreten.

Wer den Flugplatz Soest/Bad Sassendorf aus der Luft besucht, fädelt sich in die südliche Platzrunde ein

In den 1999 neu erreichteten Hallen haben auch Gyrokopter, Oldtimer und Hubschrauber einen Platz gefunden. Nicht zuletzt bildet die FSG auch Fliegernachwuchs aus, ganz klassisch mit ehrenamtlichen Fluglehrern und Schulflugzeugen wie ASK 21 oder Cessna 152. Und sogar einen Fallschirmsportclub gibt es; 2014 feierte der örtliche Verein sein 20-jähriges Bestehen. Derzeit bringt eine Do-28 bis zu 15 Springer in zehn Minuten auf 4000 Meter Absprunghöhe. Bei Sprungbetrieb sorgt die großen Landewiese im Norden des Platzes für einen zügigen und reibungslosen Ablauf. Die eigentliche Landebahn mit Ausrichtung 07/25 ist mit 820 Metern großzügig dimensioniert und lässt sich aus der Luft östlich von Soest und nahe der Autobahn A44 leicht ausmachen.

Spurensuche: Der Verlauf des alten Stadtwalls um Soest ist aus der Luft gut zu erkennen (Foto: Johannes Kleine)

Da eine große deutsche Brauerei Teile des Flugplatzgeländes als Logistikstützpunkt nutzt, sind die im Freien lagernden Leerguttürme, überwiegend beige-gelbfarben, auch aus der Ferne gut zu erkennen und schon fast ein Erkennungszeichen. Auch wenn sich die größeren Nachbarflughäfen mit ihrem Luftraum im Lauf der Zeit doch etwas ausgedehnt haben, sind sie kein großes Hindernis für einen stressfreien Anflug auf EDLZ. Knapp zehn Kilometer entfernt liegt die Stadt Soest, einst eine der größten Hansestädte Europas. Auch heute bietet sie noch eine sehenswerte historische Altstadt mit verwinkelten Gassen und einer begehbaren Stadtmauer, dem Wall. Die zahlreichen Fachwerkhäuser mit vielen urigen Gaststätten und einer breit gefächerten Gastronomie machen Soest zu einem beliebten Ziel in der Region.

Gerade aus der Luft ist das Gesicht der Stadt mit den ringförmig verlaufenden Wallstraßen gut zu erkennen. Im November beheimatet die Stadt Europas größte Innenstadtkirmes, welche immer nach Allerheiligen ab Mittwoch bis Sonntag die „fünfte Jahreszeit“ einläutet. Nicht zu vergessen: In Soest wird seit 1993 auch ein eigenes Bier gebraut, das so genannte Zwiebelbier, benannt nach dem Brauhaus Zwiebel. Bei einem längeren Aufenthalt bieten thematisch gegliederte Stadtführungen einen spannenden Einblick hinter die Kulissen beziehungsweise hinter die Grünsandsteinmauern. Geschichte zum Miterleben gibt es alle zwei Jahre bei der „Soester Fehde“, einem Mittelalter-Festival mit internationaler Beteiligung, mitten in der Altstadt.

Mehrere hundert Teilnehmer in historischen Kostümen und Rüstungen sorgen dafür, dass die Kopfsteinpflasterstraßen wie einst mit Söldnern, Rittern, Gauklern und allerlei sonstigen bunten Gestalten bevölkert werden. Hintergrund des Spektakels ist die Auseinandersetzung der Stadt Soest mit dem Erzbischof Dietrich von Köln 1444 bis 1449. Den Höhepunkt der Fehde bildet der nachgestellte Sturm auf die Stadt von 1447 – in diesem Jahr fand die Neuauflage am ersten Wochenende im August statt. Soll es lieber ruhig zugehen, ist ein Besuch des fünf Kilometer entfernten Kurorts Bad Sassendorf empfehlenswert. Der Kurpark und die dortige Saline laden zum gemütlichen Spazierengehen ein.

Empfehlenswert: Besuch des fünf Kilometer entfernten Kurorts Bad Sassendorf

Wer den Flugplatz Soest/Bad Sassendorf aus der Luft besucht, fädelt sich in die südliche Platzrunde (1200 Fuß) ein; der Norden ist für die Fallschirmspringer reserviert. Gleich neben dem Turm finden hungrige Gemüter das Vereinsheim „Tante Ju’s Fliegertreff“, in dem für das leibliche Wohl gesorgt wird. Falls es nach Kaffee, Kuchen, Baguette oder frittierten Kartoffelstangen beim Abflug nicht gleich auf Heimatkurs geht, lohnt sich ein Blick aus der Vogelperspektive in den Süden, und damit in das Sauerland. Die von Hügeln geprägte und waldreiche Region bietet eine abwechslungsreiche Kulisse, an der sich das Auge kaum sattsehen kann. Auch wenn nach dem verheerenden Sturmtief Kyrill (2007) noch immer einige Lücken im dichten Grün klaffen, bleibt das „Land der tausend Berge“ hoffentlich noch lange in guter Erinnerung.

Alle gut gelaunt: Gruppenbild von 
den Soester Flugtagen 2015 (Foto: Johannes Kleine)

Dabei fallen nicht nur die mittlerweile recht ausgedehnten Ansammlungen von Windrädern auf, sondern auch einige Aussichtstürme. Inzwischen sind in der näheren Umgebung des Flugplatzes Soest/Bad Sassendorf drei solcher Türme aus dem Boden gewachsen: der 25 Meter hohe Küppelturm zwischen Arnsberg und Meschede, der 35 Meter hohe Lörmecketurm am höchsten Punkt des Arnsberger Waldes und zu guter Letzt der erst im Dezember 2014 freigegebene und rund 40 Meter hohe Turm am Südufer des Möhnesees. Bei Wanderern sind derartige Plattformen ein sehr willkommenes Ziel. Etwas näher am Platz, je nach Fluggerät nur knapp zwei bis fünf Flugminuten entfernt, liegt im Südwesten der Möhnesee, gleichermaßen aus der Luft wie am Boden ein sehr beliebtes Ausflugsziel.

Etwas näher am Platz liegt im Südwesten der Möhnesee

Im Jahr 2013 feierte man den 100. Geburtstag der 650 Meter langen und gut 40 Meter hohen Sperrmauer. Ein weiterer Jahrestag war das 70-jährige Gedenken an den kühnen wie militärisch sinnlosen britischen Luftangriff auf die Staumauer im Mai 1943. Nahe des Sees steht einer der so genannten Bismarck-Türme, die seinerzeit zu Ehren des „Eisernen Kanzlers“ und der Reichsgründung in ganz Deutschland entstanden. Insgesamt über 140 solcher Bauwerke sind über ganz Deutschland verteilt, mit dem Bau des hiesigen wurde 1914 begonnen. Der ausbrechende Erste Weltkrieg stoppte bis auf Weiteres die Vollendung. Fertiggestellt wurde der zwischenzeitlich schon zur Ruine verkümmerte Turm erst 20 Jahre später. Heute verschafft er Besuchern von seinem Standort Haarstrang einen Blick auf die Soester Börde, den Möhnesee und den Arnsberger Wald.

Ein Abstecher zum Flugplatz Soest/Bad Sassendorf lohnt sich auch wegen der Veranstaltungen auf dem Gelände: Erstmalig fand dort 2011 – und seitdem regelmäßig im Frühjahr – die Modellflugmesse ProWing statt. In dem zirka 3000 Quadratmeter großen Verkaufs- und Ausstellungszelt finden Modellbauer Produkte und neue Inspirationen; bei den Flugvorführungen draußen können Besucher die Agilität und Originaltreue der „kleinen Flugzeuge“ bestaunen. Nicht zu vergessen: In diesem Jahr haben nach fünf Jahren Pause auch die Soester Flugtage endlich wieder stattgefunden, vom 7. bis 9. August. Das war insofern passend, da die FSG Soest e. V. in diesem Jahr ihr 65-jähriges Bestehen feiert. Es ist halt immer etwas los, hier in der Soester Börde.

Text & Fotos: Johannes Kleine, fliegermagazin 10/2015