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Aero 2022: Das sind die neuesten ein- und mehrmotorigen Flugzeuge

Eine Zweimot für vier Personen zu UL-Kosten? Damit wirbt Alpi Aviation. Auch Junkers Flugzeugwerke haben große Pläne. Eine Übersicht aller Neuheiten.

Von Redaktion
Alpi Aviation wirbt auf der Aero 2022 mit der neuen Pioneer Twin. Foto: Redaktion

Vom Zweisitzer bis zur Dreimot bot die Aero 2022 in Friedrichshafen neue Flugzeuge. Ganz klar: Die Hersteller hatten drei Jahre Zeit, neue Ideen und Entwicklungen zu verfeinern.

Das Team des fliegermagazins war auf der Aero 2022 unterwegs und hat alle Neuheiten in einer Übersicht zusammengetragen. Hierzu zählen auch neue Antriebskonzepte.

Neue Ein- und mehrmotorige Flugzeuge auf der Aero 2022 präsentiert

  • Tecnam P-Mentor
Das erste Exemplar der P-Mentor in Ryanair-Lackierung.

Aus der P2002 JF haben die Italiener ihren neuen Zweisitzer weiterentwickelt, der mit einem neuen Flügel und vielen Änderungen für die Schulung optimiert ist. Die P-Mentor hat einen Verstellpropeller, Garmin-G3X-Touch-Avionik, ein Rettungssystem und einen Hebel für die Simulation eines Einziehfahrwerks. Die Maschine wird von einem Rotax 915 iSc angetrieben und ist das erste IFR-zugelassene Flugzeug mit diesem Motor. Der ist besonders effizient und kommt ohne verbleiten Sprit aus, wirbt Tecnam. Auf der Messe wurde das erste Exemplar der P-Mentor in Ryanair-Lackierung an die Flugschule Bartolini Air übergeben, die Piloten für die Airline ausbildet.

  • Xaeros Hybrid 200

Der Österreicher Hans Schwöller stellte ein spannendes Antriebskonzept vor. Es kombiniert zwei Zweizylinder-Viertaktmotoren und einen Elektromotor samt Steuerungselektronik und Akkupack zu einem Block, der in etwa so groß ist wie ein herkömmlicher Flugmotor. Alle drei Motoren geben ihre Leistung an den Propeller ab, sind aber redundant und unabhängig nutzbar – fällt einer aus – oder sogar zwei, können die übrigen übernehmen. Der Parallel-Hybrid hat eine maximale Systemleistung von 200 kW/270 PS und eine maximale Dauerleistung von 118 kW/180 PS. Sein Akku reicht für etwa drei Minuten, sodass der Start im leisen Elektroflug erfolgen soll. Im Reiseflug übernehmen die beiden Kolbenmotoren, die aus Rotax-Teilen aufgebaut sind. In dieser Flugphase können sie über den als Generator fungierenden E-Motor auch den Akku wieder aufladen. Der Xaeros soll in vier Jahren marktreif sein.

Aero 2022: Aquila präsentiert Mockup der A 414

  • Aquila A414
Aquila will mit der A 414 ab 2024 eine viersitzige Einmot anbieten. Auf der Aero stand ein Mockup.

Bisher war der Hersteller aus Schönhagen bekannt für seine Zweisitzer – mit der A 414 will Aquila ab 2024 auch eine viersitzige Einmot anbieten. Der CfK-Rumpf des auf der Aero 2022 gezeigten Mockups stammt bereits vom Prototypen. Mit einem Rotax 915 sollen mehr als 130 Knoten Reisegeschwindigkeit erreicht werden. Der Erstflug ist für Ende des Jahres geplant, auch eine IFR-Zulassung ist beabsichtigt.

  • Twin von Alpi Aviation

Eine Zweimot für vier Personen zu UL-Kosten – damit wirbt Alpi Aviation. Die Pioneer Twin ist auf Basis des 2+2-Sitzers Pioneer 400 entstanden. Anders als Mitbewerber Tecnam mit seiner P2006T will Alpi mit der P-Twin nicht bei Flugschulen reüssieren – was mit einem Experimental auch illusorisch wäre. Zwei Rotax 912 ULS sollen der Twin in FL 100 eine Reisegeschwindigkeit von 146 Knoten ermöglichen, 200 Knoten mit dem alternativ vorgesehenen Rotax 915 iS. Die Reichweite wird mit 675/920 Nautischen Meilen beziffert. Zu den Stärken des Holzflugzeugs zählen aus Herstellersicht kurze Startstrecken und schnelles Reisen, ohne auf Komfort, Sicherheit und italienisches Design verzichten zu müssen.

  • Safran-Triebwerk für eDA40
Die Eckddaten der eDA40: 90 Minuten Endurcance, Ladezeit von 20 Minuten und 40 Prozent geringere Betriebskosten als die Kolbenmotor-Variante.

90 Minuten Endurance, eine Ladezeit von nur 20 Minuten und 40 Prozent geringere Betriebskosten als die Kolbenmotor-Variante – das sind die Eckdaten der eDA40. Jetzt steht auch der Lieferant für den Antrieb fest: Der Tiefdecker soll Safrans 130 kW starken EngineUS-Motor erhalten. Das Triebwerk hat eine integrierte Steuerelektronik und ist luftgekühlt. Safran rechnet mit der Zulassung des Antriebs bis Mitte 2023, spätestens Anfang 2024 soll nach Auskunft von Diamond-Chef Frank Zhang die eDA40 von der EASA zertifiziert sein. Derweil befindet sich der österreichische Hersteller auf Erfolgskurs: Trotz Coronakrise steigen die Auslieferungszahlen kontinuierlich, 2022 soll die 300-Stück-Marke durchbrochen werden.

Die Panthera wird ein Konkurrenzprodukt in der Klasse der Highend-Einmotorigen

  • Textron: Panthera im Fokus

Mit der Übernahme des slowenischen Elektroflugspezialisten Pipistrel und der Gründung seiner neuen Konzernsparte eAviation sorgte Textron kurz vor der Messe für Aufsehen. Erste Priorität für den US-Konzern hat aber, so CEO Rob Schollim Gespräch mit dem fliegermagazin, die Zulassung der Panthera, also ausgerechnet ein Modell aus dem Pipistrel-Portfolio, das von einem herkömmlichen Sechszylinder-Boxer angetrieben wird. Mit einer Reisegeschwindigkeit von bis zu 198 Knoten (bei 75 Prozent Leistung in Flugfläche 80) ist die Panthera ein künftiges Konkurrenzprodukt in der Klasse der Highend-Einmotorigen. Wie die Modelle von Mitbewerber Cirrus Aircraft bietet sie ein Gesamtrettungssystem. Die Panthera wurde erstmals 2012 auf der Aero Friedrichshafen vorgestellt.

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Pipistrel Panthera: Textron will schnelle Musterzulassung

  • Continental Aerospace Technologies

Anfang März war Karen Hong zu CEO & President des US-amerikanischen Motorenherstellers ernannt worden, nun kam sie erstmals zur Aero in Friedrichshafen. Und sie brachte gute Nachrichten mit: Der 300-PS-Diesel CD-300 hat jetzt eine verlängerte Laufzeit von 2000 Stunden. Bislang waren es 1200. Das Reduktionsgetriebe muss nun nicht mehr alle 600 Stunden ersetzt werden, sondern »on condition«. Der Sechszylinder, der im deutschen St. Egidien gebaut wird, treibt derzeit die Diamond DA50 RG an und ist in dieser Leistungsklasse der einzige Diesel-Kolbenmotor am Markt.

  • Junkers

Die vom früheren Rimowa-Besitzer Dieter Morszeck wieder ins Leben gerufenen Junkers Flugzeugwerke brachten gleich mehrere große Neuigkeiten mit auf die Messe. Im UL-Bereich waren A50 und A60 zu sehen. Doch Junkers denkt größer: Nach der F 13 will das Unternhemen auch die Tante Ju als Ju 52 NG (New Generation) wieder neu bauen. Die Dreimot soll von Zwölfzylinder-Dieseln des deutschen Herstellers RED Aircraft angetrieben werden. Sie leisten je 550 PS.

Junkers Flugzeugwerke haben auf der Aero 2022 ein Modell der Ju 52 NG ausgestellt.

Am Aero-Stand zeigte Junkers ein Modell mit veränderten Cockpitscheiben und auffälligen Lufteinläufen unter den Propellern. Auch der RED-Motor war dort ausgestellt. Die Ju 52 NG bekommt ein Glascockpit und wird bis zu 14 Passagiere transportierten. Mit 8,6 Tonnen Leermasse soll sie zwei Tonnen leichter sein als das historische Vorbild. Die Zulassung ist für 2026 geplant.

Frisian Air brachte einen Viersitzer mit zur Aero 2022 in Friedrichshafen

  • Sling Aircraft

Einen schicken Viersitzer brachte Frisian Air mit: die Sling TSI. Die Niederländer vertreiben in Europa den Ganzmetall-Tiefdecker des südafrikanischen Kitplane- Herstellers Sling Aircraft. Anders als in Deutschland können Viersitzer bei unseren Nachbarn als Experimental zugelassen werden. So hat es Stefan Kruse aus Frankfurter am Main gemacht. Nachdem er das Werk in Johannesburg besichtigt hatte, bestellte er einen Schnellbausatz (Bauunterstützung leistet Frisian Air).

Sling Aircraft Aero 2022Sling Aircraft Aero 2022
Frisian Air hat auf der Aero 2022 in Friedrichshafen einen schicken Viersitzer präsentiert.

Angetrieben wird die Sling TSI von einem Rotax 915 iS mit Constant-Speed-Prop. In 9500 Fuß erreicht sie damit 148 Knoten TAS Reisegeschwindigkeit. Bei 950 Kilogramm MTOM können 450 Kilo zugeladen werden. Garmin-Avionik und optionales BRS-Rettungssystem unterstreichen den modernen Charakter der Sling TSI.

Fotos: Sophie Linckersdorff (2), Peter Wolter, Felix Kästle

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